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Schweizerblut war der Name eines Basler Rotweines der in St Jakob an der Birs bis in die zweite Halfte des 19 Jahrhunderts angebaut und ausgeschenkt wurde Der Wein der seinen Namen in Anspielung auf die 1444 dort zwischen Eidgenossen und Franzosen geschlagene Schlacht trug war uberregional bekannt und ist sogar literarisch verarbeitet worden Ausflugler beim Wirtshaus von St Jakob bei Basel 1787 Inhaltsverzeichnis 1 Anbau 2 Bekanntheit 3 Benennung und Traditionen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAnbau BearbeitenDer Weinbau in und um Basel hatte seit dem Mittelalter eine lange Tradition und bis ins 18 Jahrhundert grosse Bedeutung sowohl wirtschaftlich Wein als Grundnahrungsmittel als auch fortifikatorisch vor den Stadtmauern unregelmassig angepflanzte Rebstocke als Angriffserschwernis Den Zenit erreichte er im 17 Jahrhundert im 18 Jahrhundert galt der einheimische Wein bereits als eher minderwertig und als Getrank der einfachen Leute Die Basler Oberschicht liess sich ihren Wein aus dem Elsass dem Markgraflerland und aus anderen Regionen der Schweiz kommen nbsp Karte von St Jakob aus dem Jahr 1657 Der als Scherkessel bezeichnete Rebacker ist links von der Legende als eingefasstes und von einem Abhang durchzogenes Feld zu erkennen Bei St Jakob an der Birs durfte der Weinbau neuzeitlichen Ursprungs sein Ein Rebacker ist erstmals auf den Kartenbildern des Georg Friedrich Meyer aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts nachweisbar Es handelte sich anfangs um ein Feld von eineinhalb Jucharten Grosse das von einer hohen Mauer umfasst war Diese wurde nach ihrem durch Baufalligkeit bedingten Einsturz am Ende des 18 Jahrhunderts nicht wieder aufgebaut sondern durch eine Hecke ersetzt die weniger Schatten warf und bessere Bedingungen fur den Weinanbau schuf Zum Weinbau des Guts St Jakob das dem Basler Waisenhaus gehorte kamen noch weitere Grundstucke im Umfang von insgesamt rund zehn Jucharten hinzu Da der Flachenertrag von Rebland hoher war als bei anderen Bepflanzungen und der Handel mit Eigengewachs keinen Zunftbeschrankungen unterlag stellte dies fur das Waisenhaus eine lohnende Kapitalanlage dar Angebaut wurde von Weisswein ein Vielfaches mehr als von Rotwein Die Weinernte des Jahres 1802 zum Beispiel betrug 16 Saum roten Weines und 80 Saum weissen Weines Die Aufsicht uber den Weinbau in St Jakob fuhrte der Pachter des Wirtshauses von St Jakob Um den eigentlichen Anbau kummerten sich vier bis funf Rebleute sowie deren Familien also einer fur jeweils rund zwei Jucharten Der Lohn bestand in Geld und Naturalien Weisswein und Getreide kostenlose Logis und Befreiung von Frondiensten Der Verdienst aus dieser Anstellung wird zwar als gut gewertet doch begann im 19 Jahrhundert ein schleichender Niedergang Es wurde immer schwieriger geeignetes und williges Personal fur den Weinbau zu finden und ab 1835 wurden die ersten Rebstocke entfernt Spatestens an der Wende zum 20 Jahrhundert horte der Weinbau bei St Jakob auf zumal auch der Siedlungs Strassen und Eisenbahnbau die Landwirtschaft zunehmend beeintrachtigte Bekanntheit BearbeitenIn Basel war das Schweizerblut der bekannteste einheimische Wein auch wenn die Probleme aufgrund des begrenzten Ertrags bekannt waren Offenbar musste auswartiger Rotwein hinzugekauft werden um den Weinausschank im Wirtshaus von St Jakob zu ermoglichen Unverkennbar malizios hiess es in der Historisch topographischen Beschreibung der Stadt Basel von W Th Streuber aus dem Jahr 1856 Der zu St Jakob als Schweizerblut verabreichte rothe Wein durfte meistentheils gerade aus dem Lande stammen woher 1444 die Feinde der Schweizer gekommen sind In Merck s Warenlexikon von 1884 wurde das Baseler Schweizerblut zu den bekanntesten Schweizer Weinen gezahlt 1 Wahrscheinlich hatte der Rotwein mit dem bemerkenswerten Namen seit dem eidgenossischen Schutzenfest und der 400 Jahr Feier der Schlacht bei St Jakob von 1844 uber die Region hinaus Aufmerksamkeit gefunden Er war im Gegensatz zum als Most getrunkenen Weisswein ein Lagerwein und galt als qualitativ gut Gottfried Keller erwahnte ihn als Hochzeitsgabe seiner Novelle Das Fahnlein der sieben Aufrechten mit folgenden Worten Im Keller liegt mir wohlverspundet ein Fass vierunddreissiger Rotwein sogenanntes Schweizerblut das ich vor mehr als zwolf Jahren selbst in Basel gekauft habe Bei eurer Massigkeit und Bescheidenheit wagte ich noch nie den Wein anzustechen und doch liegt er mir im Zins um die zweihundert Franken die er gekostet hat denn es sind gerade hundert Mass Ich gebe euch den Wein zum Ankaufspreis das Fasschen werde ich so billig als moglich anschlagen froh wenn ich nur Platz gewinne fur verkauflichere Ware und ich will nicht mehr von hinnen kommen wenn wir nicht Ehre einlegen mit der Gabe 1920 erwahnte der amerikanische Autor Edward Alexander Powell in seiner Reiseerzahlung The New Frontiers of Freedom immer noch das Schweizerblut bezog es aber auf den Wein aus Murten und die Schlacht bei Murten aus dem Jahr 1476 Benennung und Traditionen BearbeitenDer ursprungliche Name des ummauerten Rebackers der wie ein angrenzendes Feld hiess war Scherkessel Der Flurname leitet sich moglicherweise von den Bezeichnungen Scher fur den Maulwurf und Kessel fur die Maulwurfsbauten ab In den Akten des Basler Waisenhauses tauchen auch nur die Begriffe Scherkessel und Scherkesselwein auf Schweizerblut als Ubername fur den Wein ist jungeren Datums und hat seine Wurzeln wohl in der Fruhphase der nationalen Geschichtsschreibung die im 18 Jahrhundert begann Aus der steinernen Einfassung des Rebackers schloss man dass hier der Ort war wo die eidgenossische Truppe in der Schlacht bei St Jakob an der Birs von 1444 fast ganzlich umgekommen war gemass Uberlieferung hatte an den Mauern des Siechenhauses von St Jakob der Endkampf stattgefunden Unmittelbar neben dem Scherkessel befand sich ein weiterer Rebacker der seinen Namen Im Delphin nach dem franzosischen Dauphin dem feindlichen Heerfuhrer trug Der Namensgeber des Schweizerbluts wird in dem Basler Philologie und Geschichtsprofessor Johann Jakob Spreng vermutet der 1748 die erste offentliche Gedachtnisrede auf die Schlacht von St Jakob hielt 1750 fuhrt der Lokalhistoriker Daniel Bruckner in seiner Beschreibung historischer und naturlicher Merkwurdigkeiten der Landschaft Basel aus Es seyn zwar schon manche Gelehrte und nicht Gelehrte auf St Jakob gekommen und werden villeicht noch manche dahin wandeln wir lassen denenselben ihren Trunk Scherkessel oder Schweizerblut alldorten oder was sie wollen gut schmacken Unter diesem Namen wird allhier derjenige kostliche rote Wein verstanden der in dem ummauerten Rebacker zu St Jakob wachst allwo damals die Schweitzer so tapfer gefochten davon auch der einte Name gekommen Mit dem Wein von St Jakob verbanden sich zahlreiche Brauche Den Insassen des benachbarten Siechenhauses wurden wahrend der Zeit der Lese traditionsgemass Geld und Naturalien verabreicht doch mussten sich diese von den Rebackern und den Trotten fernhalten Am Rudolfstag dem 17 April gingen Basler Burger nach St Jakob um dort den Wein zusammen mit Nasen einer einheimischen Karpfenart zu konsumieren Ein weiterer Ausflug geschah jeweils am 26 August als Jahrestag der Schlacht Aus den benachbarten Orten Munchenstein und Muttenz zogen wahrend der Fasnacht die jungen Manner nach St Jakob wo sie Wein und Brot erhielten Die Gemeindevorsteher und Burger von Munchenstein erhielten nochmals Wein beim alljahrlichen Bannritt Fur das Weidrecht der Schafer von St Jakob erhielten die Gemeinden Muttenz Munchenstein und Reinach regelmassig Wein und Schafskase Schliesslich wurde der Wein von St Jakob auch jeweils bei der Erneuerung des nahegelegenen Galgens den Zimmerleuten aus Munchenstein verabreicht Literatur BearbeitenPaul Koelner Schweizerblut Zur Geschichte des Weinbaus zu St Jakob an der Birs Basel 1944 Stefan Hess Der Weinberg des Herrn Burgermeister In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 98 Band 1998 S 35 48 doi 10 5169 seals 118400 Einzelnachweise Bearbeiten Wein In Merck s Warenlexikon 3 Aufl 1884 ff S 613 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizerblut amp oldid 224625479