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Als Stuckgarten wird die Westterrasse des Heidelberger Schlosses bezeichnet Der Name leitet sich von den Kanonen her die dort in der Fruhen Neuzeit aufgestellt waren und die heute veraltet auch als Stucke bezeichnet wurden Anfangs rein fur Verteidigungszwecke genutzt erfolgte im fruhen 17 Jahrhundert der Umbau zu einer Gartenanlage Der Zugang wird durch das Elisabethentor markiert das um 1615 als Geschenk fur die Kurfurstin Elisabeth Stuart entstand Wahrend der Nutzungszeit des Schlosses bestand im Stuckgarten ausserdem ein Vogelhaus das spater zur Orangerie umgebaut wurde von dem heute aber nur noch Grundmauern sichtbar sind Heute dient der Stuckgarten vor allem als Aussichtspunkt fur die Schlossbesucher von dem aus bei klarer Sicht ein Blick bis in den Pfalzerwald jenseits der Rheinebene moglich ist Der Stuckgarten verbindet den Schlossvorhof im Suden mit dem Dicken Turm im Norden Ostlich befindet sich als tiefer Einschnitt in den Schlossberg der Hirschgraben nach Westen ragt der Stuckgarten auf steilen Stutzmauern uber der Heidelberger Altstadt auf Luftbild des Heidelberger Schlosses zentral im Vordergrund der StuckgartenPlan des Heidelberger Schlosses von 1891 ganz rechts der Stuckgarten markiert als Westwall Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Elisabethentor 3 Vogelhaus Orangerie 4 Gedenktafel am Dicken Turm 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Stuckgarten entstand in der Renaissance als der pfalzische Kurfurst Ludwig V ab 1524 westlich des Schlosses einen kunstlichen Erdwall aufschutten liess auf den eine Terrasse zur Aufstellung von Kanonen gesetzt wurde Ludwig gehorte zu den Kurfursten die aus der mittelalterlichen Burg oberhalb Heidelbergs eine reprasentative Festung machten die gleichzeitig den leistungsfahigeren Waffen gewachsen sein sollte die es seit Einfuhrung des Schiesspulvers gab 1 Auf der Westseite wurde der Stuckgarten durch das sogenannte Rondell gesichert einen funfstockigen Rundturm den der Schlossbaumeister Lorenz Lechler entwarf nbsp Stuckgarten mit Rondell Elisabethentor und Vogelhaus radiert von Matthaus Merian 1645Bereits der ab 1610 regierende Kurfurst Friedrich V gab der Terrassenanlage jedoch einen neuen Zweck indem er sie in einen Lustgarten umwandeln liess und damit die Verteidigungskraft des Schlosses schwachte Diese Entwicklung stand im Zusammenhang mit seinem fruhabsolutistischen Reprasentationswillen fur den die prachtvolle Zurschaustellung des herrscherlichen Reichtums wichtiger war als die Sicherung der Residenz gegen potenzielle Angreifer Das Rondell wurde zu diesem Zweck um ein Stockwerk verkleinert sodass es nun auf derselben Hohe abschloss wie die Terrassenanlage und nicht mehr daruber hinausragte Die Terrasse wurde mit Zierbeeten ausgefullt durch die hindurch eine Allee auf den Englischen Bau zulief Parallel zu den Umbauarbeiten am Stuckgarten entstand sudlich und ostlich des Schlosses der Hortus Palatinus als bedeutend grossere Gartenanlage Fur die Gestaltung des Stuckgartens wie auch des Hortus Palatinus wurden die englischen Architekten Inigo Jones und Salomon de Caus entscheidend die Friedrich V bei seinem Aufenthalt in England 1612 1613 kennengelernt hatte Bei dieser Reise auf die britischen Inseln hatte Friedrich zudem seine Heirat mit der englischen Konigstochter Elisabeth Stuart in die Wege geleitet Zu dem grossen Aufwand den er fur seine Braut betrieb zahlt auch die Errichtung des Elisabethentors am Stuckgarten An dieses Prunktor schloss ein Vogelhaus an sodass der Stuckgarten anders als heute nicht zum Schlossvorhof hin offen war Dies anderte sich erst im 19 Jahrhundert mit dem Abriss des Vogelhauses Als der Dreissigjahrige Krieg auf Heidelberg ubergriff erwiesen sich die um das Schloss aufgefuhrten Terrassen als hinderlich fur die Verteidigung Da sich von diesen Terrassen aus das Schloss wie auf einem Prasentierteller anbot wurden eiligst oberhalb des Gartens Walle und Schanzen errichtet Zerstorerischer wirkte sich auf Heidelberg letztlich aber der Pfalzische Erbfolgekrieg am Ende des 17 Jahrhunderts aus bei dem Stadt und Schloss zweimal von franzosischen Truppen eingenommen und verwustet wurden Bei der zweiten Einnahme im Jahr 1693 wurden auch die beiden monumentalen Festungsturme am Stuckgarten das Rondell und der Dicke Turm gesprengt wodurch jeweils die eine Halfte der beiden Turme zur Stadt hin wegbrach nbsp Die verfallene Terrasse des Stuckgartens um 1825 1830 Gemalde von Christian Philipp Koester im Museum Georg Schafer nbsp Blick durch den als Touristenziel eingerichteten Stuckgarten nbsp Blick vom Stuckgarten uber den Hirschgraben auf die zentralen Bauten des Schlosses links hinten der Englische Bau nbsp Heutiger oberer Abschluss des halb weggesprengten Rondells nbsp Westliche Stutzmauer des Stuckgartens mit dem Dicken Turm im Hintergrund und davor den Mauerzugen des RondellsElisabethentor Bearbeiten nbsp ElisabethentorDen Eingang vom Schlossvorhof zum Stuckgarten bildet das Elisabethentor Es steht dem Englischen Bau gegenuber nahe am Hirschgraben und ist neben dem Englischen Bau und dem Theater im Dicken Turm einer der Umbauten die Friedrich V zu Ehren seiner Gemahlin Elisabeth Stuart vornehmen liess Das Tor soll eine Uberraschung fur die junge Ehefrau gewesen sein und wurde angeblich in einer einzigen Nacht des Jahres 1615 als Geschenk anlasslich ihres 20 Geburtstags errichtet Doch gibt es keinen urkundlichen Beleg dafur Es tragt die in Stein geschlagene lateinische Widmung FRIDERICVS V ELISABETAE CONIVGI CARISS IMAE A NN0 C HRISTI MDCXV F ACIENDUM C URAVIT Friedrich V liess das Tor seiner vielgeliebten Gemahlin Elisabeth im Jahre des Herrn 1615 errichten Das Elisabethentor wurde wie die meisten Bauwerke des Schlosses aus rotem Sandstein im Stil eines Triumphbogens errichtet und ist das erste Monument des Barock auf dem Heidelberger Schloss Architekt des Tors war Salomon de Caus einer der beiden Architekten die mit Elisabeth nach Heidelberg gekommen waren Die Sudseite ist die Schauseite dort tragen zwei Doppelsaulen das Gebalk und den Giebel Dieser ist als gesprengter Giebel ausgefuhrt also in der Mitte unterbrochen wobei die inneren Ecken der beiden Teilgiebel mit Voluten verziert sind Die vier Saulen des Elisabethentors sind als Baumstamme dargestellt um die sich Efeu rankt Im Laub ist allerlei Getier versteckt Frosch Kafer Schnecke Eidechse oder Eichhornchen Vogelhaus Orangerie BearbeitenDirekt neben dem Elisabethentor stand das Vogelhaus das den sudlichen Abschluss des Stuckgartens bildete Die Orangerie das ehemalige Vogelhaus wurde Anfang des 18 Jahrhunderts bis zum Burggraben vergrossert indem das Elisabethentor mit einbezogen wurde Das Orangeriehaus sollte in ein zweistockiges Gasthaus mit einer Wohnung fur den Wirt umgebaut werden was vom kurpfalzischen Hof abgelehnt wurde Heute zeigen nur noch Reste an der westlichen Mauer sowie die Steinplatten im Boden die Ausmasse an Die Pflanzen der Orangerie sollen im Jahr 1725 ins Schloss Schwetzingen gebracht worden sein Die Genehmigung fur den Abbruch der Orangerie wurde anlasslich eines Besuches des Kurfursten im Jahr 1805 erteilt Danach wurden der Stuckgarten der Schlossvorhof und der Terrassengarten zu einer Gartenanlage zusammengefasst und als offentlicher Park fur die Bevolkerung freigegeben nbsp Ehemaliges Standort des Vogelhauses im Stuckgarten nbsp Mauerrest des fruheren VogelhausesGedenktafel am Dicken Turm Bearbeiten nbsp Inschriftstein vor dem Dicken TurmAm Friesenberg auf der Ostseite des Schlosses befand sich auch der Schiessstand der kurfurstlichen Artillerie Kurfurst Karl vergnugte sich haufig mit Schiessen aus den Geschutzen Ein Inschriftstein aus dem Jahr 1681 links vor dem Dicken Turm verweist auf seine Sonderleistung auf die er offensichtlich sehr stolz war ANNO MDCLXXXI DEN XXII JANUARI VON SCHLOS AUF DISEN ORT HAT WIEDER ALLES HOFFEN AUS STUCKEN CHURFURST CARL MIT KUGEL KUGEL TROFFEN Diese Inschrift soll an eine Schiessleistung des Kurfursten Karl am 22 Januar 1681 erinnern der angeblich von zwei einander gegenuber aufgestellten Geschutzen Stucken Kugeln gleichzeitig abfeuern liess die sich in der Luft trafen Dieser Stein wurde spater in den Stuckgarten versetzt damit ihn mehr Menschen zur Kenntnis nehmen konnten Literatur BearbeitenJulian Hanschke Schloss Heidelberg Architektur und Baugeschichte Karlsruhe 2015 ISBN 978 3 00 050927 8 Adolf von Oechelhauser Die Kunstdenkmaler des Amtsbezirks Heidelberg Kreis Heidelberg Die Kunstdenkmaler des Grossherzogtums Baden 8 2 Mohr Tubingen 1913 besonders S 412 415 und 496 498 Digitalisat Burkhard Pape Das Heidelberger Schloss und seine Befestigungen Imhof Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 534 6 Heiko P Wacker Das Heidelberger Schloss Burg Residenz Denkmal Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 2012 ISBN 978 3 89735 721 1 Gerhard Walther Der Heidelberger Schlossgarten Winter Heidelberg 1990 ISBN 3 89426 011 4 Wolfgang Wiese Karin Stober Schloss Heidelberg Fuhrer Staatliche Schlosser und Garten Baden Wurttemberg Deutscher Kunstverlag Munchen 2005 ISBN 3 422 03107 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stuckgarten Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Stuckgraben auf der Website des Schlosses Informationen zum Stuckgarten und zum Hirschgraben auf der Website des Netzwerks kulturer be Schloss Heidelberg auf Schlosser und Burgen in Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Zum baugeschichtlichen Kontext der Entstehung Stephan Hoppe Die Architektur des Heidelberger Schlosses in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts Neue Datierungen und Interpretationen In Volker Rodel Red Mittelalter Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit Schatze aus unseren Schlossern Band 7 Regensburg 2002 S 183 190 und S 205 210 Digitalisat 49 41 8 7143333333333 Koordinaten 49 24 36 N 8 42 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stuckgarten amp oldid 236988738