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Dieser Artikel erlautert die Spielregeln bei Gesellschaftsspielen Zu den Spielregeln im Sport siehe Wettkampfregel zum franzosischen Spielfilm von Jean Renoir aus dem Jahr 1939 siehe Die Spielregel Unter Spielregel verstehen Spielwissenschaft und Spielpadagogik eine verpflichtende Vorgabe die den Ablauf eines Spiels regelt Inhaltsverzeichnis 1 Kennzeichen 2 Inhalt von Spielregeln 3 Beispiele 4 Sinn von Spielregeln 5 Spezielle Spielregeln 6 Regelfahigkeit 7 Spielregel und Regelspiele 8 Metaphorische Verwendung 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 Siehe auch 12 WeblinksKennzeichen BearbeitenEine Spielregel kann sich als eine vor Beginn des Spiels miteinander festgelegte Ubereinkunft oder als eine kodifizierte Normensetzung darstellen an die sich alle Mitspieler zu halten haben Zuwiderhandlungen gelten als Regelverstosse und werden nach dem ebenfalls vereinbarten Reglement geahndet Mitspieler die haufiger oder sogar mutwillig gegen die Regeln verstossen beschadigen das Spiel und gelten entsprechend als Spielverderber 1 Kodifizierte Regeln die meist in schriftlicher Form vorliegen sind absolut bindend Das gilt z B fur fast alle Spiele die in Turnierform bzw als nationale und internationale Wettkampfe ausgetragen werden etwa die grossen Sportspiele Fussball Handball Eishockey oder Schach Bei offenen Spielen mit mehreren Varianten bei informellen Gesellschaftsspielen bei Strassenspielen oder samtlichen Spielen im padagogischen Bereich konnen die Spielenden andererseits die Regeln entsprechend den aktuellen Gegebenheiten etwa Ort Zeit Spielerzahl und Vorlieben miteinander aushandeln und flexibel verandern So bekommt etwa das bekannte Gesellschaftsspiel Mensch argere Dich nicht einen anderen verbindlicheren Regelcharakter wenn es nicht in einer lockeren familiaren Feierabendgestaltung sondern auf Landes und Weltmeisterschaften in einem hochrangigen Wettspiel mit Leistungscharakter organisiert wird 2 Inhalt von Spielregeln BearbeitenJe nach Spielart und Spielgedanke lassen sich unterschiedliche Festlegungen treffen sogar neue Spiele aus einer Spielidee entwickeln Dabei kann etwa die Veranderung folgender Komponenten fur Abwechslung im Spielgeschehen und zur Anpassung an die speziellen Spielbedurfnisse dienen 3 Spielgerat Ort und Masse des Spielfeldes Zeitrahmen Spielgedanke Spielziel Wettspiel Gewinnspiel Kooperationsspiel u a Anzahl und Zuordnung der Mitspieler im Spielgeschehen Charakter der Aktionen Einzelspiel Partnerspiel Parteien Mannschaftsspiel Spieleinleitung Spielablaufe Spielende Sanktionen bei SpielverstossenFlexible Regelanderungen haben vor allem im padagogisch orientierten oder zu medizinischen bzw psychologischen Zwecken eingesetzten Spiel eine grosse Bedeutung So kann beispielsweise der Wettkampfcharakter und damit verbundene Stress durch eine Partnerkonstellation gemildert konnen jungeren Mitspielern Sonderkonditionen eingeraumt konnen Spielstrafen der Mentalitat der Spielenden angepasst werden Beispiele BearbeitenSpiele lassen sich in vielfaltigen Formen abwandeln Beispiele dafur sind etwa die Parteienspiele Ball uber die Schnur und Volkerball Ball uber die Schnur oder Schnurball ist ein Bewegungsspiel das sich an jedem Ort mit jeder Art Mitspieler als Partnerspiel oder in grosseren Parteiengruppierungen mit unterschiedlichem Spielgerat unter verschiedenen Leistungsanspruchen vom einfachen Kleinkinderspiel am Wohnzimmertisch bis zum hochrangigen Sportspiel in Form eines Volleyball Faustball oder Tennisspiels durchfuhren lasst wenn das Regelwerk dazu entsprechend verandert wird 4 5 6 Volkerball oder Zweifelderball ist ein Ballspiel das mittels entsprechender Regelvarianten eine veranderte Zahl von Mitspielern unterschiedliche Ballformen Spielfelder und Spielfeldgrossen oder verschiedene Spielgedanken als Wettspiel oder Kooperationsspiel zulasst Es kann als Urlaubsvergnugen am Strand gespielt zu padagogischen Zielvorstellungen genutzt aber auch als hochklassiges Meisterschaftsspiel ausgetragen werden 7 Die Ressentiments 8 gegen dieses sehr alte Strassenspiel erweisen sich als abwegig und unberechtigt wenn es Spielleiter und Spielende kraft erworbener Kompetenz verstehen das Spiel zu entideologisieren und die gegebenen Moglichkeiten einer flexiblen Gestaltung des Spielgedankens und der Spielregeln wahrzunehmen 9 10 11 Sinn von Spielregeln BearbeitenKomplexe Spielformen konstituieren sich durch Regeln die einen Rahmen des erlaubten Handelns schaffen und die formalen Ablaufe festlegen Die Regelvorgabe soll fur alle Mitspieler gleiche Chancen sicherstellen Regelverstosse durfen keinen unlauteren Vorteil ermoglichen sondern mussen im Gegenteil durch festgelegte Sanktionen zu Nachteilen fuhren So bestehen eindeutige Bedingungen fur einen fairen Wettbewerb und der Spielerfolg muss reell erspielt werden Spiele um Meisterschaften auf hohem spielerischem Niveau charakterisieren sich daher durch ein minutios ausgearbeitetes verbindliches Regelwerk dessen Einhaltung durch einen Spielleiter oder Schiedsrichter uberwacht wird 12 Spezielle Spielregeln BearbeitenSpiele vom Typ Nomic erlauben explizit die Anderung von Spielregeln durch die Spieler Es handelt sich hierbei um selbstreferenzielle Spiele Ziel mancher Spiele ist es die Spielregel die nur dem Spielfuhrer bekannt ist durch Versuch und Irrtum erst herauszufinden Beispiel Eleusis bzw New Eleusis von Robert Abbott Regelfahigkeit BearbeitenKleinkinder spielen noch ohne feste Regeln Ihr Spiel konzentriert sich auf das blosse Wahrnehmen Ausprobieren und Geniessen von Funktionen Sie streben noch keine reflektierten Spielziele an sondern folgen einfach ihrem angeborenen Spieltrieb Die Spielwissenschaft spricht daher von sogenannten Funktionsspielen 13 Die Fahigkeit Regeln zu verstehen und einzuhalten ist nicht von Natur aus gegeben sondern muss lernend zu einer Fertigkeit ausgebildet werden Sie wachst normalerweise mit zunehmendem Alter in einem padagogisch begleiteten Sozialisationsprozess Im Laufe des Grundschulalters entsteht nach Einsiedel ein Regelbewusstsein das sich zunachst als heterogene Moral d h von aussen herangetragene moralische Spielgestaltung herausbildet 14 Diese wird nach Warwitz Rudolf mit zunehmender Bewusstseinsreife nach und nach durch eine autonome Moralvorstellung abgelost die das Verandern und eigenstandige Setzen von Regeln fur das eigene Spiel ermoglicht Mit etwa zehn Jahren haben Kinder den Entwicklungsstand erreicht mit dem sie Spielregeln in ihrem Sinn voll begreifen konnen 15 Mit diesem Begreifen verbindet sich die Erkenntnis dass Regeln ein Wesenselement anspruchsvollen Spielens sind und ihre Einhaltung fur das Gelingen eines sozial vertraglichen fairen Spiels unerlasslich sind Spielregel und Regelspiele BearbeitenIm Laufe der Spielentwicklung beim Kinde gehen die einfacher strukturierten Funktions Symbol und Rollenspiele allmahlich in die komplexen Regelspiele uber Das Spielmotiv erschopft sich nicht mehr im Prozess des Spielens Als weiterer Anreiz tritt der Wunsch hinzu im Spiel ein Ergebnis zu erzielen Es ist kennzeichnend fur das Regelspiel dass in ihm eine Aufgabe enthalten ist 16 Indem sich das Kind im Spielgeschehen bestimmten Regeln unterwirft sich Grenzen setzt innerhalb derer es agieren darf erhoht es die Spielanspruche Dies geschieht zunachst rein intuitiv Bis zu einer echten Verinnerlichung der Regeln Warwitz Rudolf bedarf es noch eines weiteren vor allem padagogisch didaktisch begleiteten kognitiven und moralischen Reifungsprozesses 17 Metaphorische Verwendung BearbeitenDer Begriff Spielregel wird auch ausserhalb eines Spielrahmens im Sinne einer allgemein anerkannten Verhaltensnorm oder Konvention verwendet In dieser ubertragenen Bedeutung wird beispielsweise von der Geltung oder der Einhaltung von Spielregeln gesprochen wenn damit ausgedruckt werden soll dass die ublichen Gepflogenheiten in einem Bereich oder einer Einrichtung Demokratie Diplomatie Firma usw einzuhalten sind Nach Jean Piaget 18 zeigt sich das Entdecken der Regelbedurftigkeit im allgemeinen sozialen Umgang eng mit den Erfahrungen des einzelnen Kindes im anspruchsvoller werdenden Spiel verbunden Literatur BearbeitenWolfgang Einsiedler Das Spiel der Kinder Zur Padagogik und Psychologie des Kinderspiels 3 Auflage Bad Heilbrunn 1999 Erwin Glonnegger Das Spiele Buch Brett und Legespiele aus aller Welt Herkunft Regeln und Geschichte Otto Maier Verlag Ravensburg 1988 ISBN 3 9806792 0 9 Johan Huizinga Die Spielregeln In Ders Homo ludens Vom Ursprung der Kultur im Spiel Rowohlt Hamburg 1956 S 18 19 Jean Piaget Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde Klett Stuttgart 1969 ISBN 978 3 608 94371 9 Manfred Polzin Wesen und Bedeutung der Regelspiele In Ders Kinderspieltheorien und Spiel und Bewegungserziehung Minerva Munchen 1979 S 122 127 Arnulf Russel Das Kinderspiel Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 ISBN 3 5340 7051 8 S 96 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 ISBN 978 3 8340 1664 5 Einzelnachweise Bearbeiten Johan Huizinga Die Spielregeln In Ders Homo ludens Vom Ursprung der Kultur im Spiel Rowohlt Hamburg 1956 S 18 19 Erwin Glonnegger Das Spiele Buch Brett und Legespiele aus aller Welt Herkunft Regeln und Geschichte Otto Maier Verlag Ravensburg 1988 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Spielkreativitat In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen Verlag Schneider 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 ISBN 9783834016645 S 161 167 Ingeborg Weber Kellermann Regine Falkenberg Was wir gespielt haben Erinnerungen an die Kinderzeit Frankfurt Main 1981 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Ball uber die Schnur In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 S 162 166 Deutscher Volleyball Verband Hrsg Volleyball Training amp Coaching Vom Jugend zum Leistungsvolleyballer Meyer amp Meyer Aachen 2017 Walter Stuhlfath Volkstumliche Turnspiele und Scherzubungen aus allen deutschen Gauen Beltz Langensalza 1928 Peter Kolakowski Volkerball Ein Spiel das Mobbing und Rassismus fordert Deutschlandfunk Kultur 13 Februar 2022 Hannes Soltau Nicht das Spiel ist das Problem 1 Deutscher Sportlehrerverband Mobbing durch Volkerball Mobbing durch Volkerball dslv saar de 4 Juni 2019 Siegbert A Warwitz A Rudolf Volkerball In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Schneider Baltmannsweiler 2021 S 142 f Manfred Polzin Wesen und Bedeutung der Regelspiele In Ders Kinderspieltheorien und Spiel und Bewegungserziehung Minerva Munchen 1979 Jean Piaget Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde Klett Stuttgart 1969 Wolfgang Einsiedler Das Spiel der Kinder Zur Padagogik und Psychologie des Kinderspiels 3 Auflage Bad Heilbrunn 1999 S 135 S 136 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 S 252 Manfred Polzin Wesen und Bedeutung der Regelspiele In Ders Kinderspieltheorien und Spiel und Bewegungserziehung Minerva Munchen 1979 S 122 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Spielprobleme In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen Verlag Schneider 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 S 249 261 Jean Piaget Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde Klett Stuttgart 1969 Siehe auch BearbeitenRegelwerkWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Spielregel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spielregel amp oldid 235834273