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Unter dem Gattungsbegriff Parteienspiele von lateinisch pars Teil versteht die Spielwissenschaft einfache Spielformen an denen zwei oder mehr Gruppen von Spielern Spielparteien beteiligt sind die sich aus einer grosseren Spielgemeinschaft ausgliedern Sportwissenschaft 1 und Spielpadagogik 2 unterscheiden dabei zwischen Parteienspielen und Mannschaftsspielen Handelt es sich um Ballspiele unter Parteienbildung spricht man von Parteiballspielen Die Parteienbildung kann uber eine Wahl uber eine Zufallseinteilung oder auch uber praformierte Einheiten Klassen Gruppen geschehen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Struktur 3 Beispiele 3 1 Ball uber die Schnur 3 2 Treibball 3 3 Jager und Hasen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelbelegeEntstehung BearbeitenParteienspiele haben ihren Ursprung in den volkstumlichen Spielen die in zahlreichen Formen und Varianten in fast allen Regionen der Erde durch die Spielforschung nachgewiesen wurden 2 Sie sind aus dem griechisch romischen Kulturkreis uberliefert finden sich aber auch im alten Agypten bei den Maya und Azteken in Mittelamerika oder bei den Papua in Neuguinea Im europaischen Mittelalter als nichtsnutzig und gottlos verboten erlebten sie unter den Philanthropen in der Neuzeit im Ruckgriff auf die griechische Antike eine Auferstehung und in den Jahnschen Turnspielen eine Hochblute 3 Seitdem haben sie sich uber wechselvolle Zeiten unter spezieller Wertschatzung im Nationalsozialismus erhalten und gehoren heute zum festen Bestandteil des Spiellebens in Schulsport Vereinen und Freizeitaktivitaten Die spezielle Gattungseinteilung und Spielbezeichnung erfolgte erst im Zuge der Systematisierung des Spielbestands durch Spielpadagogen wie Vieth Pestalozzi Frobel 4 Guts Muths 5 und Jahn 6 Struktur BearbeitenParteienspiele erhielten ihren Namen nach der formalen Einteilung der Mitspieler fur das Spielgeschehen Sie sind einfach strukturiert Wenige Regeln genugen fur ein funktionierendes Spiel Im Unterschied zu den Mannschaftsspielen verzichten Parteienspiele auf eine differenzierte Aufgabenteilung und Funktionszuweisung der Mitspieler Spielparteien stellen lediglich kleine Gemeinschaften dar die sich in verschiedenen Spielfeldern gegenuberstehen und auf ein sie verbindendes Spielziel ausgerichtet sind Sie treten gemeinsam gegen eine andere Spielpartei im Spiel an um sie nach vereinbarten Regeln zu besiegen Dabei kommen Parteienspiele im Gegensatz zu den starker ausdifferenzierten Mannschaftsspielen ohne ausgeklugelte Strategien und Trainingsmassnahmen aus Sie erfordern keine Spezialfertigkeiten und stellen keine hohen technischen Anforderungen Jeder kann deshalb nach einer kurzen Regelabsprache und Zielvorgabe sofort mitspielen und sich einbringen Spielfeldmasse Spielgerate Regelwerk Teilnehmerzahl Ablaufvarianten sind nach Bedarf und Ubereinkommen jederzeit veranderbar 2 Formal stehen sich die Parteien in getrennten Feldern unmittelbar oder auch in Dreiecks Vierecks oder Kreisform gegenuber Beispiel Ball uber die Schnur Sie konnen sich auch aus entgegengesetzten Richtungen bekampfen Beispiel Treibball Es gibt keine kodifizierten international gultigen Spielregeln Ein Schiedsrichter ist meist verzichtbar In der Sportwissenschaft in der Sparte Kleine Spiele oder Turnspiele Osterreich eingeordnet dienen sie bisweilen dem Einuben allgemeiner Grundfertigkeiten wie dem Fangen und Werfen dem Reagieren und Ausweichen oder dem Laufen und Koordinieren Sie werden im Sportbereich auch zur Entspannung oder zur Vorbereitung auf die Grossen Sportspiele Fussball Handball Eishockey etc eingesetzt Einzelne Parteiballspiele wie etwa das Volleyballspiel haben sich unter dem Einfluss des aus England kommenden Sportgedanken Leistung Uberbietung Konkurrenz zu den arbeitsteiligen sogenannten Sportspielen und Mannschaftsspielen weiterentwickelt Beispiele BearbeitenAn Beispielen werden die sehr unterschiedlichen Spielgedanken der unter der Gattung Parteienspiele zusammengefassten Spielformen deutlich Ball uber die Schnur Bearbeiten Ball uber die Schnur ist ein weit verbreitetes vielfaltig modifizierbares Parteienspiel 7 Eine Schnur trennt Spielfelder und Spielparteien Jede der Spielparteien agiert von dem eigenen Territorium aus indem sie den Ball uber die Schnur in das gegnerische Feld spielt Dabei lasst der einfache Spielgedanke eine Fulle von Spielvarianten zu Ball uber die Schnur kann ebenso am Strand wie im Wasser auf der Wiese oder in der Halle gespielt werden Es konnen Medizinballe aber auch Volleyballe oder Luftballons als Spielgerat dienen Die Schnur kann niedriger oder hoher gespannt werden Die Parteien konnen gegen eine oder gegen mehrere Gegenparteien antreten Das Spiel lasst sich als Miteinander der Parteien Ball hoch halten oder als Gegeneinander Ball im gegnerischen Feld an den Boden bringen gestalten Es konnen sich Alt und Jung Madchen und Buben am Spiel beteiligen Treibball Bearbeiten Beim Treibball versuchen zwei Parteien in Gegenuberstellung und im Wechsel mit einem Ball die jeweils andere Partei durch moglichst weite Wurfe hinter eine vorher festgelegte Linie zu treiben Der Ball darf dabei gefangen werden was einen Raumgewinn fur den Ruckwurf einbringt Jager und Hasen Bearbeiten Der Name des Spiels charakterisiert bereits die Spielparteien und den Spielgedanken Die Gruppe der Spielenden teilt sich in Jagende und Gejagte Die Hasen werden durch Abschlagen erlegt bzw gefangen Jede Partei wird im Wechsel zur Jager und zur Hasenpartei Fur den Sieg zahlt der Zeitfaktor Jagdsieger ist die Partei die in der kurzeren Zeit die Hasen fangt Auch dieses Parteienspiel lasst zahlreiche Varianten zu Siehe auch BearbeitenVolkerballLiteratur BearbeitenFriedrich Frobel Theorie des Spiels Langensalza und Berlin 1931 J Ch F Guts Muths Spiele zur Ubung und Erholung des Korpers und Geistes Hof 1796 8 Auflage 1893 Friedrich Ludwig Jahn E Eiselen Die Deutsche Turnkunst Berlin 1816 Neubearbeitung v W Beier Berlin 1960 Peter Rothig Robert Prohl Hrsg Sportwissenschaftliches Lexikon 7 Auflage Verlag Hofmann Schorndorf 2003 Walter Stuhlfath Volkstumliche Turnspiele und Scherzubungen aus allen deutschen Gauen Verlag Beltz Langensalza 1928 mit einem Geleitwort v F L Jahn Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 ISBN 978 3 8340 1664 5 Einzelbelege Bearbeiten P Rothig R Prohl Hrsg Sportwissenschaftliches Lexikon Schorndorf 7 Auflage 2003 a b c S A Warwitz A Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 W Stuhlfath Volkstumliche Turnspiele und Scherzubungen aus allen deutschen Gauen Langensalza 1928 F Frobel Theorie des Spiels Langensalza und Berlin 1931 J Ch F Guts Muths Spiele zur Ubung und Erholung des Korpers und Geistes Hof 1796 8 Auflage 1893 F L Jahn E Eiselen Die Deutsche Turnkunst Berlin 1816 Neubearbeitung v W Beier Berlin 1960 S A Warwitz A Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 4 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2016 S 164 167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parteienspiele amp oldid 224330639