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Regelspiel ist ein Begriff der Spielwissenschaft Er bezeichnet eine Spielform bei der die Bedingungen des Spiels vorher vereinbart werden und ihre Einhaltung uberwacht wird 1 Inhaltsverzeichnis 1 Phanomen 2 Voraussetzungen 3 Entwicklung 4 Beispiele 5 Probleme 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweisePhanomen BearbeitenBeim Regelspiel handelt es sich um ein Spielgeschehen bei dem verbindliche Vorgaben die Ablaufe bestimmen Der Sinn besteht bei Singularspielen darin eine selbst gesetzte Aufgabe und deren Bedingungen zu erfullen Der Spielende will sich an den eigenen Vorgaben messen Bei Gemeinschaftsspielen und Wettspielen gilt es vergleichbare Voraussetzungen fur die Spielenden zu schaffen damit ein faires Spielen zustande kommt Voraussetzungen BearbeitenDas Regelspiel setzt bereits ein bestimmtes kognitives Entwicklungsniveau und eine gewisse Charakterfestigkeit voraus Der Spielende muss den Sinn von Regeln im Spiel verstehen deren Gultigkeit akzeptieren und zu ihrer Einhaltung bereit sein Im Gemeinschaftsspiel muss er dazu aktiv und passiv kommunizieren konnen Dazu ist die Befahigung zu einem Perspektivwechsel notig welche die alternativen Folgen von Regelverletzungen zu erkennen erlaubt Zudem muss eine Bereitschaft gewachsen sein das Gewinnstreben und Siegenwollen der Regeltreue unterzuordnen und sich an Abmachungen zu halten Das wiederum setzt die Entwicklung eines gewissen Masses an Frustrationstoleranz voraus die ein ehrenhaftes Verlierenkonnen beinhaltet Der Anspruch an die kognitive Kompetenz der Spielenden ist umso hoher je komplexer und komplizierter sich das Regelwerk darstellt das es im Spiel zu beherrschen gilt Entwicklung BearbeitenSpielkompetenz ist keine naturgegebene und jedem verfugbare Leistungsfahigkeit Sie muss im Laufe des Lebens und mit dem Wachsen an Spielerfahrung erworben werden Der franzosische Spielforscher Jean Piaget sieht dabei Parallelen und gegenseitige Einflussnahmen zwischen der Spielentwicklung und der Entfaltung der Denkstrukturen des Kindes Er kennzeichnet die zu durchlaufenden Stadien mit den Stichworten Sensumotorik Vorstellung und Uberlegung 2 Diese Stadien der spielerischen Entwicklung verlaufen in drei Phasen die er jeweils mit der fortschreitenden Intelligenzentwicklung gekoppelt sieht Auf einer ersten fruhkindlichen Intelligenzstufe bestimmt vor allem die sinnenhafte Erfahrungssuche angeregt uber die Funktionslust das Spielgeschehen Sie aussert sich etwa im sogenannten Ubungsspiel des Kleinkinds Dieses macht zunehmend dem sogenannten Symbolspiel Platz bei dem der Umwelt bestimmte Rollen zugeteilt und Rollen selbst ubernommen werden Erst in einer dritten Phase der Spiel und Intelligenzentwicklung die in das Erwachsenenspiel mundet wird das Kind allmahlich fahig den Sinn von Regeln voll zu begreifen sie auch selbst zu setzen und streng zu uberwachen Es beginnt die reife Phase des Regelspiels Ab dem siebten Lebensjahr gewinnt das Regelspiel an Bedeutung und das Reproduzieren von Szenen des realen Lebens Das Kind wird zu sozialen Beziehungen fahig und lernt Abmachungen einzuhalten wie sie in Brettspielen Kartenspielen Ballspielen unverzichtbar sind 3 Die Spielwissenschaftler Siegbert A Warwitz und Anita Rudolf sehen die Entwicklung vom einfachen Ubungs und Funktionsspiel zum anspruchsvollen Regelspiel uber Piaget hinaus als charakteristisch fur jeden Kompetenzerwerb in einer neuen Spielform noch bei Erwachsenen Sie fuhren dazu etwa das Beispiel eines Gleitschirmfliegers an der sich zunachst beim Aufziehen seines Schirms am Boden und Manovrieren im Wind spielerisch mit den technischen Moglichkeiten und seinen eigenen Fertigkeiten vertraut macht bevor er sich anspruchsvollere spielerische Moglichkeiten wie den Wingover oder die Steilspirale beim Fliegen in der Luft erschliesst 4 Beispiele BearbeitenZu den Regelspielen gehoren samtliche Spiele bei denen bestimmte technische und regulatorische Voraussetzungen gelten oder Abmachungen getroffen werden die einzuhalten sind damit das Spiel gelingen kann und Sinn macht Schon das Kind als Einzelspieler das mit einem Ball an der Wand spielt oder Kastchen hupft stellt sich Aufgaben setzt sich Grenzen bestimmt Fehlermoglichkeiten und erlegt sich Folgen auf die zu tragen sind wenn der Fehlerfall eintritt Alle anspruchsvollen Spiele wie Brettspiele Kartenspiele Rollenspiele Verkehrsspiele Sportspiele Kampfspiele Planspiele Kriegsspiele Kooperativspiele oder Friedensspiele folgen einer bestimmten Aufgabenstellung basieren auf Regeln sind als sogenannte Regelspiele konzipiert Diese Art von Spiel macht nur bei regelkonformem Verhalten als Einzelspieler Parteienspieler oder Mannschaftsspieler Sinn Probleme Bearbeiten In den selbstgeschaffenen Regelspielen jungerer Kinder wird auf die Beachtung der Spielregel ebenso grosser Wert gelegt wie in den traditionsgebundenen Spielen des Schulkindes 5 Obwohl das Kind jedoch bereits im Grundschulalter grundsatzlich verstehen kann dass Regeln ein Spiel konstituieren und Regelverstosse die Fairness verletzen und das Spiel sogar zerstoren oder sinnlos machen konnen kommt es unter dem Drang unbedingt gewinnen zu wollen haufig zu Mogeleien um die eigenen Siegeschancen zu verbessern Selbst Jugendliche und Erwachsene sind bei ubersteigertem Ehrgeiz und unbedingtem Siegeswillen nicht davor gefeit sich unlautere Vorteile im Spiel verschaffen zu wollen 6 Bewusste Regelverletzungen kennzeichnen nach Piaget ein schwerwiegendes Fehlverhalten da freiwillig eingegangene soziale Vereinbarungen denen man sich zuvor unterworfen hat aus Eigennutzdenken gebrochen werden 7 Hier kommt der Spielpadagogik ein bedeutsames Erziehungsfeld zu In den grossen Sportspielen erhalten neutrale Schiedsrichter bei Spielfesten die Spielleiter die Aufgabe die Regeltreue der konkurrierenden Parteien oder Mannschaften zu uberwachen und Verstosse gegen das Reglement unnachsichtig zu ahnden Die Spieldidaktik befasst sich mit dem Problemkomplex wie Regelwidrigkeiten entstehen wie sie von Erziehern und Trainern einzuordnen sind und wie im speziellen Fall ohne Moralisieren damit umgegangen werden kann Literatur BearbeitenJean Piaget Nachahmung Spiel und Traum Stuttgart 1975 Arnulf Russel Das Kinderspiel Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 ISBN 3 5340 7051 8 S 96 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 ISBN 978 3 8340 1664 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Regelspiel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Ulrich Heimlich Einfuhrung in die Spielpadagogik 3 aktualisierte und erweiterte Auflage UTB Bad Heilbrunn 2015 S 294 Jean Piaget Nachahmung Spiel und Traum Stuttgart 1975 S 150ff Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 S 13 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Wie Spielen entsteht und warum Menschen spielen In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 S 8 Arnulf Russel Das Kinderspiel Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 S 96 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Mogeln In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2021 S 256 259 Jean Piaget Nachahmung Spiel und Traum Stuttgart 1975 S 149 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regelspiel amp oldid 226576424