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Sozialer Wohnungsbau in Berlin bezeichnet den staatlich geforderten Bau von Wohnungen in Berlin fur soziale Gruppen die ihren Wohnungsbedarf aufgrund ihres geringen Einkommens nicht am freien Wohnungsmarkt decken konnen Dabei erhoht der Staat durch Subventionen das private Angebot von erschwinglichen Wohnungen Private Bauherren gewerbliche oder gemeinnutzige Wohnungsbauunternehmen und auch Genossenschaften konnen Fordermittel in Anspruch nehmen Obergrenze der Mietforderung ist die Sozialmiete Diese liegt unter der Kostenmiete die zur Deckung der laufenden Aufwendungen unter Berucksichtigung der tatsachlichen Finanzierungskosten einschliesslich der offentlichen Baudarlehen erforderlich ist Um die Differenz zwischen Sozial und Kostenmiete auszugleichen erhalten Bauherren beziehungsweise Eigentumer finanzielle Unterstutzung beispielsweise durch Zuschusse oder zinsvergunstigte Darlehen Damit sind sie verpflichtet gunstigen Wohnraum sozial Schwachen anzubieten Sind die Fordermittel getilgt entfallen Belegbindung als auch die Bindung an die Sozialmiete Haus in der Hufeisensiedlung die zwischen 1925 und 1933 als Projekt des sozialen Wohnungsbaus errichtet wurdeSozialer Wohnungsbau ist zu unterscheiden von staatlichem Wohnungsbau bei dem die offentliche Hand baut selbst Wohnungen erwirbt und sie zu vergunstigten Konditionen anbietet Diese Praxis charakterisierte die Wohnungsbaupolitik der DDR in der der Wohnungsbestand staatlicher Kontrolle unterlag Aus diesen Grunden kann im oben genannten Sinn erst seit der Wiedervereinigung von sozialem Wohnungsbau in den ostlichen Bundeslandern und Ost Berlin gesprochen werden Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie des sozialen Wohnungsbaus in Berlin 1 1 Vorgeschichte 1 2 Sozialer Wohnungsbau nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Ausgewahlte Projekte 2 1 Hansaviertel 2 2 Gropiusstadt 2 3 Markisches Viertel 2 4 Falkenhagener Feld 2 5 Wohnblock 103 2 6 Wohnregal Admiralstrasse 2 7 Heinrich Boll Siedlung Berlin Pankow 3 Forderung des sozialen Wohnungsbaus in Berlin 4 Konsequenzen des Ausstiegs aus dem sozialen Wohnungsbau 5 Wiederbeginn mit dem sozialen Wohnungsbau 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseChronologie des sozialen Wohnungsbaus in Berlin BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Der soziale Wohnungsbau hat seine Wurzeln im 19 und fruhen 20 Jahrhundert In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts fuhrte der Zustrom von Arbeitskraften aus landlichen Regionen in vielen europaischen Stadten zu erheblichen Wohnraummangel Eine staatliche Wohnungspolitik und Wohnungsbauforderung fehlten und kommunale Forderungen setzten nur zogerlich ein 1889 ermoglichte das Genossenschaftsgesetz die Grundung von Genossenschaften mit beschrankter Haftungspflicht Verschiedene Wohnungsbaugenossenschaften schufen in Berlin von 1890 bis 1915 ohne direkte staatliche Hilfe jahrlich rund 5 000 Wohnungen die trotz des sozialen Engagements das Wohnungsproblem jedoch nicht wesentlich abmilderten Prototypen der Genossenschaftswohnungen in Berlin sind verschiedene innerstadtische Blockbauweisen sowie Gartenstadte und Wohnhofe mit geringerer Bauhohe und dichte Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte Berlin erstmals ein System offentlicher Wohnungsbauforderung und ein funktionierendes Kreditwesen Es grundeten sich leistungsfahige Wohnungsbau Unternehmen die im Wesentlichen als Kapitalgesellschaften agierten Sie wurden durch Kommunen und Lander von Gewerkschaften und gesellschaftlichen Institutionen sowie als Werkswohnungsbaugesellschaften von Industrie und Wirtschaftsunternehmen errichtet Nach 1918 etablierten sich acht stadtische Wohnungsbauunternehmen in Berlin die bis 1936 selbststandig arbeiteten und sich spater als Gemeinnutzige Siedlungs und Wohnungsbaugesellschaft GSW zusammenschlossen Die GSW wurde 1924 durch die Stadt Berlin und den preussischen Staat gegrundet und ist derzeit das grosste Wohnungsunternehmen in Berlin Zur gleichen Zeit bauten verschiedene Gewerkschaften die Deutsche Wohnungsgesellschaft DEWOG sowie die Gemeinnutzige Heimstatten Spar und Bau Aktiengesellschaft GEHAG auf Favorisiert wurde ein rationeller und sozialer Massenwohnungsbau Bereits in den Notjahren bis 1923 entstanden 500 000 Neubauwohnungen 1924 bis 1932 weitere zwei Millionen uberwiegend mit offentlicher Forderung Berlin realisierte in den 1920er und fruhen 1930er Jahren eine Reihe von international bedeutenden Arbeitersiedlungen so zum Beispiel die Hufeisensiedlung Britz die Gartenstadt Falkenberg die Weisse Stadt die Grosssiedlung Siemensstadt die Wohnstadt Carl Legien und die Siedlung Schillerpark Diese sechs sogenannten Siedlungen der Berliner Moderne sind seit 2008 in die UNESCO Welterbe Liste aufgenommen Sozialer Wohnungsbau nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Ernst Reuter Siedlung Juli 1955Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Deutschland akute Wohnungsnot Der Wohnungsbau stand von nun an bis in die 1970 1980er Jahre ganz oben auf der Liste politischer Prioritaten Die Verabschiedung des Ersten Wohnungsbaugesetzes 1950 stellt den Beginn des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland dar Dieses Gesetz galt ab 1952 auch fur West Berlin 1 Gemeinnutzige Gesellschaften sollten durch offentliche Mittel erschwingliche und bedarfsgerechte Mietwohnungen fur breite Schichten der Bevolkerung verwirklichen Die ersten Projekte die in West Berlin entstanden waren 1955 die Ernst Reuter Siedlung in Berlin Gesundbrunnen und 1956 die Otto Suhr Siedlung in Berlin Kreuzberg Das zweite Wohnungsbaugesetz von 1956 zielte dahingegen darauf ab das Einzeleigentum insbesondere von einkommensschwacheren Bevolkerungsschichten zu fordern Alle Bauherren auch Privatpersonen hatten Zugang zu den Wohnungsbaufordermitteln In den 1960er Jahren begann Berlin mit dem Bau von modernen Grosssiedlungen unter anderem Markisches Viertel und Gropiusstadt die im Rahmen staatlicher Forderprogramme als sozialer Wohnungsbau realisiert wurden In den 1970er Jahren verschoben sich Neubauaktivitaten des sozialen Wohnungsbaus starker auf kleinere Einzelvorhaben Abweichend vom Hochhaus Konzept der Urbanitat durch Dichte und autogerechten Stadt wie im Markischen Viertel und in der Gropiusstadt wurde die High Deck Siedlung errichtet Das ursprunglich als innovativ beurteilte stadtebauliche Konzept einer funktionalen Trennung von Fussgangern und Autoverkehr mit hochgelagerten begrunten Wegen den namensgebenden High Decks erwies sich allerdings schnell als gescheitert Einen Hohepunkt des sozialen Wohnungsbaus in Berlin stellen die Projekte dar die Berlin im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1984 87 IBA Berlin 1987 verwirklichte Unter den Schlagworten Behutsame Stadterneuerung und Kritische Rekonstruktion wurden zahlreiche Wohnbauten fur sozial Schwache realisiert Damit manifestierte sich eine Abkehr von den stadtebaulichen Vorstellungen die zu den Grosssiedlungen der fruheren Jahre fuhrte Diese entstanden aus der Vorstellung heraus dass das stadtische Umfeld klar in Zonen mit unterschiedlichen Funktionen Arbeiten Wohnen Freizeit etc einzuteilen sei Seit den 1970er Jahren wuchs jedoch die Kritik an solchen Modellen zunehmend Stadtplaner erhoben die raumliche Durchmischung von Arbeitsplatz Wohnort Konsum und Freizeitangeboten zum Ideal wie sie sich in den Zentren europaischer Stadte uber Jahrhunderte hinweg etabliert hatte So erfuhren mit der IBA 1987 innerstadtische Strukturen als Wohnort fur sozial schwache Bewohner eine Neuentdeckung Dabei entstanden auch ressourcenschonende und umweltvertragliche Bauten so etwa das Solarhaus Lutzowstrasse im Stadtteil Tiergarten ein fruhes Beispiel eines Mehrfamilienhauses als Energiespargebaude In den 1990er Jahren wurde die Forderung des sozialen Wohnungsbaus zunehmend reduziert wodurch immer weniger Projekte realisiert wurden 2002 stellte der Senat den sozialen Wohnungsbau in Berlin ganzlich ein Ausgewahlte Projekte BearbeitenHansaviertel Bearbeiten nbsp Walter Gropius HausIm vom Krieg vollstandig zerstorten Hansaviertel in Berlin Tiergarten entstanden im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 Interbau Wohneinheiten fur jeweils 5 000 Menschen versehen mit einer notwendigen Infrastruktur Ein Grossteil der rund 1 200 Wohnungen wurde durch Forderprogramme des sozialen Wohnungsbaus realisiert Das neue Hansaviertel entstand als Gegenentwurf zu den damaligen Neubauten der Stalinallee heute Karl Marx Allee Mit ihnen realisierte die DDR im Osten Berlins Massenwohnungsbau der sich an sowjetischer Monumentalarchitektur orientierte Anstelle eines kilometerlangen schnurgeraden Prachtboulevards entstand im Hansaviertel ein locker bebautes Viertel im Stil der Nachkriegsmoderne 53 Architekten aus 13 Landern darunter international renommierte Vertreter wie Alvar Aalto Egon Eiermann Oscar Niemeyer und Walter Gropius entwarfen Hoch und Flachbauten die von zahlreichen Grunflachen umschlossen werden Das Hansaviertel gilt als ein Vorzeigeprojekt moderner Stadtplanung und Architektur und wurde 1995 vollstandig unter Denkmalschutz gestellt Gropiusstadt Bearbeiten nbsp GropiusstadtGropiusstadt wurde von dem Bauhaus Architekt Walter Gropius entworfen und ist eine von sechs nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten West Berliner Grosswohnsiedlungen Die Satellitensiedlung mit 18 500 Wohnungen von denen 90 Prozent als Sozialwohnungen errichtet wurden entstand 1962 bis 1975 im Berliner Bezirk Neukolln Der Architekt plante kreisrunde Baukorper die sich mit Wohnvierteln Einfamilienhausern und grossen Grunflachen fur die Naherholung abwechseln Mit dem Mauerbau anderten sich die Planungen und die Bauvorhaben wurden deutlich verdichtet Auf 264 Hektar sollten fast 19 000 Wohneinheiten fur mehr als 50 000 Menschen entstehen Grunflachen wurden deutlich reduziert und statt der ursprunglich geplanten maximal funf Geschosse entstanden wesentlich hohere Gebaude 1986 wurden Massnahmen zur Aufwertung des Wohnumfeldes vorgenommen so die Neugestaltung des offentlichen Raumes die Einrichtung eines Jugendclubs und eines Quartiersmanagements Markisches Viertel Bearbeiten nbsp Markisches Viertel Foto 1970 Das Markische Viertel wurde 1963 bis 1974 als Satellitenstadt im Bezirk Reinickendorf errichtet und umfasst circa 17 000 Wohnungen fur 50 000 Bewohner Die 3 2 km grosse Trabantenstadt mit ihren bis zu zehnstockigen Wohnblocken erstreckt sich im Durchmesser uber zwei Kilometer Das Markische Viertel ist die erste grosse Neubausiedlung des damaligen West Berlins Im Jahr 1962 beauftragte der Berliner Senat die Architekten Hans Christian Muller Georg Heinrichs und Werner Duttmann mit einer stadtebaulichen Gesamtkonzeption fur das Gebiet Uber zwanzig in und auslandische Architekten planten die zahlreichen Gebaude und schufen abwechslungsreiche Haus und Wohnungsformen die grossere Flachen mit Einfamilienhausern umrahmen Das Markische Viertel zeichnet sich durch seine vielen Wasser und Grunflachen sowie seine vielfaltige Infrastruktur aus Die Siedlung hatte zu Beginn einen schlechten Ruf der jedoch durch Erganzung und Ausbau der Infrastruktur und der Gebaude verbessert werden konnte Falkenhagener Feld Bearbeiten nbsp Falkenhagener Feld1965 wurde mit dem Bau der stadtischen Grosssiedlung Falkenhagener Feld im Bezirk Spandau begonnen Eine Fertigstellung erfolgte erst in den 1990er Jahren Das Areal ist charakterisiert durch ein Mosaik aus mehrstockigen Gebauden mit vielen Frei und Grunflachen Insgesamt leben in dieser Siedlung 21 000 Menschen in 10 500 Wohnungen Aufgrund der Verscharfung von sozialen Problemen wurde durch den Bezirk ein Quartiersmanagement ins Leben gerufen um soziale Konflikte zu vermeiden und nachteilige Folgen des wirtschaftlichen und demographischen Wandels zu beheben Wohnblock 103 Bearbeiten Im Rahmen der IBA 1987 begann ein Modellprojekt im Block 103 Oranienstrasse in Kreuzberg mit der Sanierung von 23 Hausern nach okologischen Gesichtspunkten Die Arbeiten wurden in Kooperation mit den Bewohnern geplant und durchgefuhrt Ziel des okologischen Projektes war es in einem innenstadtischen Altbauquartier hausubergreifend die Wohnqualitat das Wohnumfeld und die technische Infrastruktur nachhaltig zu verbessern Gleichzeitig sollte die Kombination verschiedener okologisch wirksamer Massnahmen die Umweltbelastung und den Verbrauch von Energie und Wasser reduzieren Wohnregal Admiralstrasse Bearbeiten nbsp Wohnregal an der Admiralstrasse 16Ein weiteres Projekt der IBA 1987 liegt in der Admiralstrasse in Kreuzberg Das Wohnregal wurde als Gegenentwurf zum Eigenheim im Grunen vom Berliner Architekt Peter Sturzebecher konzipiert Die Ausfuhrung dieses Projektes gliederte sich als Selbsthilfeprojekt in die drei Phasen gemeinsam Planen gemeinsam Bauen gemeinsam Wohnen Der siebengeschossige soziale Mietwohnungsbau in Grunderzeit Fassadenarchitektur weist einige Besonderheiten auf ein Gerust mit Rankenpflanzen als Fortsetzung von Loggia und Terrasse sowie eine begrunbare Dachflache Heinrich Boll Siedlung Berlin Pankow Bearbeiten Die Heinrich Boll Siedlung in Berlin Pankow wurde 1995 1999 erbaut und setzt sich aus 17 Hausern mit insgesamt 450 Wohneinheiten zusammen Mit diesem sozialen Miet Wohnungsbau realisierte die GSW auf einem ehemaligen Gartnereigelande ein Zukunftsmodell fur kostengunstiges und okologisches Bauen Die Hofe zwischen den Hausern sind stark begrunt und die Wohnungen ausgestattet mit einer Terrasse Balkon Wintergarten oder einer Loggia Bei der Heinrich Boll Siedlung wurde erstmals im Berliner Geschosswohnungsbau die Brettstapelbauweise eingesetzt die okologisch und okonomisch einige Vorteile bietet Fur ein gesundes Wohnklima sorgen Wandheizung Lehmputz und Naturfarben Forderung des sozialen Wohnungsbaus in Berlin BearbeitenDas Land Berlin konnte den gesetzlich geforderten Wohnraum fur Sozialschwache nicht aus eigenen Haushaltsmitteln bereitstellen Zur Entlastung ist daher der soziale Wohnungsbau in Berlin seit 1972 nicht unmittelbar und ausschliesslich durch die offentliche Hand finanziert worden sondern in einer Offentlich Privaten Partnerschaft Berlin mobilisierte im Rahmen des sogenannten Ersten Forderwegs mit steuerlichen Vergunstigungen besonderen Krediten und Burgschaften Anleger aus dem gesamten Bundesgebiet in den sozialen Wohnungsbau in Berlin zu investieren Private Kapitalanleger haben die Bauvorhaben als Bauherren durchgefuhrt und zur Finanzierung des Bauvorhabens Bankkredite aufgenommen Von 1972 bis 1976 gab es eine Grundforderung uber 15 Jahre und eine Anschlussforderung uber weitere 15 Jahre Gefordert wurden nicht die direkten Baukosten sondern die Kreditkosten der Eigentumer Der Eigentumer Fondsgesellschaft erhielt von der Investitionsbank Berlin vormals Wohnungsbaukreditgesellschaft WBK Aufwendungshilfen in Hohe der jahrlichen Einnahmedefizite zwischen der Kostenmiete und der Sozialmiete Die Kostenmiete errechnete sich aus den Kosten des Eigentumers fur Fremdkapitalverzinsung Eigenkapitalverzinsung Bewirtschaftungskosten und Abschreibung nach II Berechnungsverordnung Seit dem Jahre 1976 wurden die Aufwendungshilfen zu 2 3 als Zuschuss und zu 1 3 als Darlehen gewahrt Auch diese Aufwendungshilfen wurden fur 15 Jahre Grundforderung und nach Uberprufung fur weitere 15 Jahre Anschlussforderung bewilligt Grunde fur die Anwendungshilfen waren zum einen die hohen Bodenpreise und Baukosten in Berlin die zu einer Kostenmiete von 18 m fuhrten Um die Mieten tragbar zu machen musste die Kostenmiete durch Subvention finanziert werden Zum anderen hatte das Land Berlin aufgrund seiner damaligen Insellage und der damit verbundenen Gefahr des Eigentumsverlustes und der unsicheren Rendite bei langfristigen Investitionen fur die nachrangigen Kredite 1 b Darlehen eine Burgschaft geleistet Der Bund hat dieser Burgschaft eine Ruckburgschaft in Hohe von 50 Prozent genehmigt Sozialer Wohnungsbau in Berlin Anzahl errichteter Wohnungen nach dem ersten Forderweg 2 Forderzeitraum Art der Forderung Anzahl Wohnungen1952 1968 Baudarlehen 272 0001969 1971 Annuitatshilfe fur 30 Jahre 0 27 0001972 1976 Aufwendungsdarlehen Grundforderung und Anschlussforderung jeweils 15 Jahre 0 49 0001977 1997 Aufwendungshilfen Grundforderung und Anschlussforderung jeweils 15 Jahre 1 3 Darlehen 2 3 Zuschuss 0 69 0001989 1997 Baudarlehen zuzuglich Aufwendungsdarlehen und Aufwendungszuschusse 0 12 000Summe 429 000 nbsp Gedenkstein Am Gemeindepark 24 in Berlin LankwitzIm Rahmen des Ersten Forderweges investierten insgesamt 12 000 mittelstandische Anleger aus den alten Bundeslandern in der Form geschlossener Immobilienfonds in den sozialen Wohnungsbau Berlins Ab 1991 wurde der soziale Wohnungsbau in Berlin in erster Linie uber den Zweiten Forderweg unterstutzt Zielgruppe des Zweiten Forderweges waren Personen die eine Sozialwohnung bewohnten aufgrund eines gestiegenen Einkommens jedoch im Laufe der Zeit die Bemessungsgrenze uberschritten hatten Um diese zu einem Umzug zu bewegen vereinbarten Senat und Bauherren Forderungen deren Hohe sich an objektbezogene Kosten und einer Kostenmiete orientierte Ab 1995 gab es im Zweiten Forderweg nur noch eine Pauschalforderung die wiederum 1998 von der Einkommensorientierten Forderung EOF abgelost wurde Dabei stellte der Eigentumer beziehungsweise die Hausverwaltung bei der Investitionsbank Berlin fur den Mieter einen Antrag und reduzierte die Miete um die Hohe des Zuschusses Die Einfuhrung der EOF bedeutet gleichzeitig die Einstellung des Ersten Forderweges Ab dem Jahr 2002 entfiel auch die EOF Aufgrund der desolaten Haushaltslage des Landes Berlin berief der Senator fur Stadtentwicklung Peter Strieder 2002 eine Expertenkommission zur Einsparung von Aufwendungen im sozialen Wohnungsbau ein Zu diesem Zeitpunkt lag in Berlin ein Wohnungsuberschuss von 100 000 Wohnungen vor Da ein zukunftiger Mangel an einfachen Wohnungen als sehr unwahrscheinlich eingestuft wurde sollten nach Auffassung der Kommission auch Einsparungslosungen in Betracht gezogen werden die ein Auslaufen der Wohnungsbindungen vorsehen Eine Einstellung der Forderung kann in diesem Kontext als klare und harte Entscheidung interpretiert werden mit der der Senat von Berlin seine Entschlossenheit demonstriert die Haushaltskrise zu bewaltigen 3 Die Expertenkommission diskutierte verschiedene Modelle fur einen Ausstieg aus der Anschlussforderung des Ersten Forderweges Eine Variante war die Einstellung der Forderung im sozialen Wohnungsbau Diese Position mit dem vermeintlich hochsten Einsparpotenzial setzte sich durch Im Februar und Marz 2003 beschloss der Senat Wowereit II den Totalausstieg aus der sogenannten Anschlussforderung fur den sozialen Wohnungsbau und damit das Ende der Belegsbindungen Die Forderjahrgange fur 1972 bis 1986 erhielten also eine Anschlussforderung die Jahrgange 1987 bis 1997 gingen hingegen leer aus Die bis dahin geltenden Anschlussforderrichtlinien 1996 wurden mit Wirkung vom 1 Januar 2003 ausser Kraft gesetzt Von der Entscheidung sind 659 Gesellschaften mit insgesamt 25 731 Wohnungen betroffen Finanzsenator Thilo Sarrazin wich damit von der Empfehlung der Expertenkommission ab Nach Aussagen der Kommission solle der Ausstieg aus dem bisherigen System mit einem Harteausgleich fur die Mieter und dem Angebot von offentlich rechtlichen Vertragen an die Eigentumer zur weitgehenden Vermeidung von Insolvenzen kombiniert werden Finanzsenator Sarrazin SPD versprach 2 5 Milliarden Euro Einsparungen bis zum Jahr 2029 Stadtentwicklungssenator Peter Strieder SPD zweifelte in der Diskussion um den Ausstieg die Hohe der Einsparungen an Nach seinen Berechnungen sei der Totalausstieg sogar um 84 Millionen Euro teurer als der von ihm favorisierte Ausstieg mit modifizierter Forderung Zudem verausserte der Senat Berlin zahlreiche Sozialwohnungen aus dem eigenen Bestand seit dem Mauerfall mehr als 310 000 Wohnungen durch den Verkauf von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Das sind mehr als die Halfte der ehemals 585 000 kommunalen Wohnungen So wurde 2004 die GSW mit einem Bestand von 65 000 Wohnungen an ein internationales Konsortium zum Preis von 405 Millionen Euro verkauft Die Kostenmieten liegen in Berlin heute oberhalb der Vergleichsmieten 4 Konsequenzen des Ausstiegs aus dem sozialen Wohnungsbau BearbeitenDas Land kann Belegs und Mietbindungen ohne finanzielle Aufwendungen nur bei offentlichen Wohnungsbaugesellschaften erreichen und muss bei privatisierten Gesellschaften Belegungsrechte einkaufen Somit verringert sich die Anzahl von Sozialwohnungen in der Regel nach der Privatisierung von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Der Ausstieg aus dem sozialen Wohnungsbau wird zu einer Verknappung von gunstigem Wohnraum fur Sozialmieter fuhren Die Investitionsbank Berlin prognostiziert in ihrem Wohnungsmarktbericht von 2006 dass der Bestand an Sozialwohnungen in Berlin bis 2016 um rund 40 Prozent zuruckgehen wird Die Verknappung geht einher mit einem Anstieg der Mieten in bisherigen Sozialwohnungen Von 11 500 Wohnungen bei denen Ende 2007 die Grundforderung ausgelaufen ist haben zum 31 Dezember 2007 mehr als 70 Prozent eine Mieterhohung erhalten Mieterschutzende Massnahmen in Form von Mietausgleich und Umzugshilfen belasteten den Berliner Haushalt bislang um mehr als 4 Millionen Euro Mit dem Stopp der Forderung verlieren die Anleger nicht nur ihre ursprunglich erbrachte steuerlich geforderte Einlage sondern mussen jetzt nochmals einen Betrag aufbringen der ihrem aufgebrachten Eigenkapital in etwa nochmals entspricht Abhangig von der Rechtsform des Immobilienfonds sind erhebliche steuerliche Nachforderungen zu erfullen erhaltene Liquiditatsausschuttungen zuruckzuzahlen bzw Bankkredite aus der personlichen Haftung der Anleger heraus zu begleichen Es besteht eine akute Insolvenzgefahr fur die Fonds und fur die privaten Anleger Im Rahmen der Anschlussforderung hat das Land Berlin fur mehrere Milliarden Euro Ausfallburgschaften im sozialen Wohnungsbau gezeichnet Die 2002 vom Senat eingesetzte Expertenkommission geht bei der Insolvenz von 290 Gesellschaften davon aus dass Burgschaften in Hohe von 900 Millionen Euro in Anspruch genommen werden Fur diese Burgschaften gibt es Ruckburgschaften des Bundes uber 50 Prozent des Betrages Der Bund hingegen hat Ende August 2007 die Erstattung des Bundesanteils in einem Prazedenzfall abgelehnt Wegen des Ausstiegs des Landes Berlins aus der Anschlussforderung so die Begrundung sei der Bund zur Auszahlung nicht mehr verpflichtet Dagegen hat das Land Berlin im Jahre 2008 geklagt Das Land Berlin hat sowohl vor dem Landgericht Berlin 5 als auch vor dem Kammergericht Berlin 6 seine Klage verloren Die Nichtzulassungsbeschwerde des Landes Berlin hat der Bundesgerichtshof abgewiesen 7 Im Falle von Zwangsversteigerungen von Objekten erhalt der Ersteher das Objekt und das Grundstuck muss jedoch an den Erbbaurechtsgeber keine Erbbauzinsen zahlen 134 vom Forderungsstopp betroffene Objekte befinden sich im Treuhandvermogen der Stadt Berlin Im Mai 2008 waren 25 Insolvenzverfahren uber Objekte des Liegenschaftsfonds Berlin anhangig Die unabhangige Wirtschaftsprufungs Gesellschaft Dr Rover amp Partner KG kommt zu dem Ergebnis dass durch die Entscheidung des Senats die Anschlussforderung zu stoppen keine Gelder eingespart werden sondern mit Mehrbelastungen in dreistelliger Millionen Euro Hohe zu rechnen ist Der Unterschied besteht im Wesentlichen in einer hoheren Anzahl von Privatinsolvenzen 35 Prozent der GbR Gesellschafter nach der Schatzung von Dr Rover im Gegensatz zu 10 Prozent bei der Expertenkommission und einem niedriger angesetzten Verkaufserlos im Falle einer Zwangsversteigerung 13 fache Nettokaltmiete bei Dr Rover im Gegensatz zur 15 facher Netto Kaltmiete bei der Expertenkommission Das Bundesverwaltungsgericht hat 2006 die Klage einer Fondsgesellschaft gegen den Beschluss des Berliner Senates abgewiesen Eine anschliessende Verfassungsbeschwerde wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht angenommen Die Entscheidung uber die Annahme einer Individualbeschwerde durch den Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte steht noch aus Wiederbeginn mit dem sozialen Wohnungsbau BearbeitenDurch die Wohnungsknappheit in Berlin begann der Senat 2015 den sozialen Wohnungsbau in Berlin wieder zu fordern Nachdem zunachst in sehr begrenztem Masse neuer Wohnraum gefordert wurde wurden die Mittel durch den Mietenvolksentscheid Berlin aufgestockt Literatur BearbeitenHiram Kumper Dieter Wegener Berliner Wohnungsbau 1909 In Ernst Ehrhardt Dombaumeister Ein Architektenleben zwischen Preussen und Bremen Bremen Edition Temmen 2022 S 191 ff Claus Steffan Michael Prytula Okoprojekte der Internationalen Bauausstellung Berlin 1984 87 Seminarunterlagen im Fachgebiet Gebaudetechnik und Entwerfen TU Berlin WS 2003 2004 Endbericht Expertenkommission zur Anschlussforderung im offentlich geforderten Wohnungsbau im Land Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Abteilung IV 27 Januar 2003 Weblinks Bearbeitenkottiundco files wordpress com PDF 2 4 MB kottiundco files wordpress com PDF 1 5 MB Broschure zum sozialen Wohnungsbau Berlin Nichts lauft hier richtig Informationen zum Sozialen Wohnungsbau in Berlin In nichts laeuft hier richtig de 13 November 2012 abgerufen am 2 Marz 2019 Kabinettsprotokolle Online B Resonanz des Lucke Plans 2 24 3 In bundesarchiv de 27 Januar 2010 abgerufen am 2 Marz 2019 Marietta Schwarz Licht Luft Raum Aus In dradio de 27 Marz 2008 abgerufen am 2 Marz 2019 Sozialer Wohnungsbau Wegfall der Anschlussforderung Land Berlin In stadtentwicklung berlin de Abgerufen am 2 Marz 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Hanauske Wohnungspolitik im Kalten Krieg zum Wohnungsbau in Ost und West Berlin 1949 1961 In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 2001 ISSN 0944 5560 luise berlin de Anlegerinitiative Berlin Auszug aus dem Endbericht der Expertenkommission zur Anschlussforderung im offentlich geforderten Wohnungsbau im Land Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Abteilung IV 27 Januar 2003 S 54 Jan Kuhnert Olof Leps Neue Wohnungsgemeinnutzigkeit Springer S 266 doi 10 1007 978 3 658 17570 2 springer com abgerufen am 27 Februar 2017 AZ 2 O 217 08 AZ 22 U 196 09 AZ XI ZR 399 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialer Wohnungsbau in Berlin amp oldid 229904409