www.wikidata.de-de.nina.az
Die Siedlung Schillerpark ist eine Wohnsiedlung im Englischen Viertel des Berliner Ortsteils Wedding Sie wurde in den 1920er Jahren nach Planen des Architekten Bruno Taut errichtet und gilt als das erste grossstadtische Wohnprojekt ausserhalb des Bereichs privater Unternehmer im Berlin der Weimarer Republik Sie war auch eine der fruhen genossenschaftlichen Siedlungen des Berliner Spar und Bauvereins der die Siedlung seit 1924 errichten liess Im gewerkschaftlich genossenschaftlichen Verbundmodell ubernahm die GEHAG die Baubetreuung die Bauausfuhrung die Bauhutte Berlin Die Siedlung zielte auf eine asthetische bautechnische und inhaltliche Neubestimmung des Wohnungsbaus 1 Seit 7 Juli 2008 zahlt die Siedlung Schillerpark zusammen mit funf anderen Siedlungen der Berliner Moderne zum UNESCO Welterbe 2 3 Gebaude Bristolstrasse 1 3 und 5 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Geschichte der Siedlung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Innenhof der Hauser Bristolstrasse 1 und 3 sowie Dubliner Strasse 62 und 64Erste Plane zur Errichtung einer Wohnsiedlung an der nordostlichen Seite des Schillerparks im Wedding wurden bereits im Jahr 1914 nach Fertigstellung der Parkanlage entwickelt dann aber nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht weiter umgesetzt Erst 1924 standen nach Einfuhrung der Hauszinssteuer im Deutschen Reich genugend finanzielle Mittel zur Verfugung um im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus neue Wohnsiedlungen zu errichten Die Wohnungsbaugenossenschaft Berliner Spar und Bauverein beauftragte den Architekten Bruno Taut der bereits vor dem Krieg fur die Errichtung der Gartenstadt Falkenberg verantwortlich war mit der Planung einer Siedlung am Schillerpark entlang der Bristolstrasse Wahrend das ursprungliche Konzept von 1914 eine Blockrandbebauung vorgesehen hatte entschied sich Taut bei dem neuen Entwurf fur eine offene Bauweise aus zwei bis viergeschossigen Hausergruppen Die im Stil des Neuen Bauens entworfenen Gebaude waren an die Arbeiten des niederlandischen Architekten J J P Oud angelehnt die Verwendung von dunkelroten Backsteinen zur Fassadengestaltung erinnerte an die Amsterdamer Schule Weisse und blaue Putzflachen setzten nach aussen hin nur wenige farbliche Akzente Die Flachdacher der Wohnanlagen zahlten zu den ersten in Berlin Der Bau der Siedlung musste gegen erhebliche Einwande gegen seine moderne Gestaltung seitens des Bezirksamtes Wedding und des Bauamtes durchgesetzt werden wurde jedoch vom Stadtbaurat der Stadt Berlin Martin Wagner unterstutzt Besonders die Flachdacher stiessen auf Widerstand traditionellerer Auffassungen der Architektur In drei Bauphasen entstanden zwischen 1924 und 1930 insgesamt 303 Wohnungen In der ersten Bauphase von 1924 bis 1925 entstanden dreispannige Gebaude die um einen Wohnhof gruppiert waren In den spateren Bauphasen gab es nur noch zwei Wohnungen je Etage und Eingang wodurch die Aussenansicht der Gebaude gleichmassiger und ruhiger wurde Alle Gebaude wurden mit Badezimmern und Balkonen oder Loggien ausgestattet fur das Waschen der Kleidung wurde ein gemeinschaftliches Waschhaus errichtet Die 1 1 2 bis 4 1 2 Zimmer Wohnungen waren grosszugig geschnitten selbst die 1 1 2 Zimmer Apartments waren rund 40 m gross 4 Der Hofbereich wurde vermutlich nach Planen von Taut durchgehend begrunt und mit Kinderspielplatzen ausgestattet Zur Siedlung Schillerpark zahlte auch ein Kindergarten Geschichte der Siedlung BearbeitenDie Siedlung wurde anfanglich wegen seiner uber die ortlichen okonomischen Moglichkeiten derer fur die sie eigentlich gedacht war hinausgehenden Mietkosten uberwiegend von hoher qualifizierten Arbeitern Angestellten Beamten und Funktionaren der Gewerkschaften bewohnt zum Teil auch von Kunstlern und Intellektuellen Allerdings entsprach auch Tauts nicht unaufwendige Architektur trotz ihres Anspruchs eine neue Volkswohnung zu gestalten seiner gleichzeitig geausserten Absicht jegliche Armeleutekunst zu vermeiden 5 Wegen des hohen Anteils von Mitgliedern der linken Parteien mehrheitlich der SPD aber auch der KPD wurde die Siedlung im Berliner Volksmund bald als Rote Bonzenburg bezeichnet Dem entsprach zum Beispiel die Reservierung des dritten Baublocks der Siedlung fur Gewerkschaftsfunktionare Im erstgebauten Bereich an der Dubliner Strasse gab es vorher schon eine Zelle der KPD die politische Agitation unter den Dauerbewohnern der gegenuberliegenden Laubenkolonie Freudental betrieb Ihr stand eine Mehrzahl von SPD Funktionaren gegenuber 6 In der KPD war die Siedlung als Wohnort ihrer Mitglieder wegen der privilegierten Situation durchaus umstritten Sie nutzte aber dennoch den dem ersten Baublock gegenuberliegenden nicht gartnerisch sondern im Sommer als Planschbecken benutzten grossen Randbereich des Schillerparks 1927 fur ein Jahrestreffen des Roten Frontkampferbundes In der Zeit des Nationalsozialismus waren viele der ursprunglichen Siedlungsbewohner von Vertreibung Gefangnis und Konzentrationslagern betroffen sie wurden durch systemnahe Neumieter ersetzt Der Plan einer Anpassung an die Asthetik der neuen Machthaber durch Ersetzung der Flachdacher durch konventionelle Dachformen kam jedoch nicht mehr zur Ausfuhrung nbsp Ruckansicht der Hauser an der Corker Strasse 33 35Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Siedlung zerstort Ihr Wiederaufbau wurde 1951 von Max Taut geleitet dem Bruder des 1938 verstorbenen Bruno Taut Dabei wurden ein markantes Eckhaus an der Bristol Dubliner Strasse des erstgebauten Hauserblocks durch Max Tauts Aufstockung auf vier Stockwerke verandert Eine Erweiterung der Siedlung erfolgte zwischen 1954 und 1959 durch den Architekten Hans Hoffmann der die neuen Gebaude an den von Taut entwickelten Stil anpasste Allmahlich erfolgte eine Veranderung des Bewohnerprofils durch einen Anstieg des Durchschnittsalters sowie durch kleinere Wohnungen bei gleichzeitiger Weiterentwicklung der Raumanspruche auch der Berliner Bevolkerung Der Charakter zahlreicher Balkone wurde von den Wohnungsmietern durch eine Verglasung verandert und dadurch die Einheitlichkeit des ursprunglichen Designs zuruckgenommen Die Siedlung wurde zuletzt im Jahr 1991 saniert aktuell werden die rund 570 Wohnungen von der Berliner Bau und Wohnungsgenossenschaft von 1892 verwaltet Sowohl die Gebaude als auch die Aussenanlagen stehen unter Denkmalschutz Das erfordert unter anderem eine gartnerische Pflege der Innenhofbepflanzung der Siedlung Bilder von 1954 1955 nbsp Aufbauprogramm 1955 Corker Strasse nbsp Neubau Bristolstrasse 1954 nbsp Baustelle Bristolstrasse 1954 nbsp Barfus Ecke Bristolstrasse 1954Literatur BearbeitenJorg Haspel Annemarie Jaeggi Siedlungen der Berliner Moderne Deutscher Kunstverlag Munchen 2007 ISBN 978 3 422 02091 7 Unda Horner Die Architekten Bruno und Max Taut Zwei Bruder zwei Lebenswege Gebruder Mann Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 7861 2662 1 Kurt Junghanns Bruno Taut 1880 1938 Architektur und sozialer Gedanke 3 Auflage E A Seemann Verlag Leipzig 1998 ISBN 3 363 00674 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siedlung Schillerpark Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesdenkmalamt Berlin Siedlung Schillerpark In berlin de Abgerufen am 5 Marz 2019 Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste Berliner Forum Geschichte und Gegenwart e V Siedlung Schillerpark In welterbe siedlungen berlin de Abgerufen am 5 Mai 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Zwischen Tradition und Innovation 100 Jahre Berliner Bau und Wohnungsgenossenschaft von 1892 In Klaus Novy et al Hrsg Wohnreform in Berlin 1 Auflage Band 1 Edition Hentrich Berlin 1992 ISBN 3 89468 031 8 S 75 79 Presseerklarung der deutschen UNESCO Kommission vom 7 Juli 2008 Senat verspricht Dieses deutsche Welterbe ist in besten Handen In Berliner Morgenpost 8 Juli 2008 Uberalterte Oase im sozialen Brennpunkt In die tageszeitung 23 Juni 2008 Kurt Junghanns Bruno Taut 1880 1938 Architektur und sozialer Gedanke 3 Auflage E A Seemann Leipzig 1998 ISBN 3 363 00674 8 S 67 68 Hilde Benjamin Georg Benjamin Eine Biographie 3 Auflage Hirzel Leipzig 1987 ISBN 3 7401 0105 9 S 160 52 56 13 35 Koordinaten 52 34 N 13 21 O Siedlungen der Berliner Moderne Gartenstadt Falkenberg Tuschkastensiedlung Siedlung Schillerpark Grosssiedlung Britz Hufeisensiedlung Wohnstadt Carl Legien Weisse Stadt Schweizer Viertel Grosssiedlung Siemensstadt Ringsiedlung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siedlung Schillerpark amp oldid 233461919