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Die Ernst Reuter Siedlung ist eine Wohnsiedlung im Berliner Ortsteil Berlin Gesundbrunnen des Bezirks Mitte die als das erste Demonstrativbauvorhaben der Nachkriegszeit die von Abriss und Neubau gepragte Stadterneuerung in West Berlin einleitete Sie ist ein gelistetes Baudenkmal 1 Theodor Heuss Weg Juli 1955 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ausgangssituation nach Kriegsende 1 2 Entstehung und Architektur 2 Heutige Situation 3 Verkehrsanbindung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAusgangssituation nach Kriegsende Bearbeiten Nachdem in Berlin die Trummer abgeraumt und die grossten Kriegsschaden beseitigt waren beschrankte sich der Wohnungsbau in den ersten Nachkriegsjahren auf notdurftige Reparaturen bestehenden Wohnraums zumal es an Material und Fachleuten mangelte Nach der Spaltung der Gesamtberliner Stadtverwaltung war West Berlin baupolitisch bis 1952 in der Defensive Wahrend der Berlin Blockade kam hier die Wohnungsbautatigkeit wegen fehlender Baustoffe weitgehend zum Erliegen und nach Beendigung der Blockademassnahmen im Mai 1949 geriet West Berlin in eine ausserordentlich tiefe Wirtschaftskrise die mit einer extrem hohen Arbeitslosenquote 1950 1951 ca 30 und einem enormen Defizit des offentlichen Haushalts verbunden war und auch die Bauwirtschaft erfasste Die wohnungspolitische Ausgangslage West Berlins war 1949 schlichtweg katastrophal Die ohnehin vorhandene Wohnungsnot verscharfte sich noch durch die Zunahme der Bevolkerung die sich als Folge der Abwanderung zahlreicher Menschen aus der DDR und Ost Berlin ergab Offentliche Mittel fur den Wohnungsbau von privatem Kapital ganz zu schweigen waren kaum verfugbar amerikanische Finanzhilfen im Rahmen des Marshallplans setzten erst 1950 ein Auf der anderen Seite gab es im Ostteil der Stadt praktisch keine Arbeitslosigkeit im Baugewerbe und hier wurde schon fruh und mit hohem Bautempo das psychologisch wichtige Grossvorhaben der Bebauung der Stalinallee als bedeutendstes Projekt des Nationalen Aufbauprogramms Berlin 1952 in Angriff genommen Die Situation einer mehr oder weniger improvisatorischen Finanzierung und unzureichenden Bautatigkeit in West Berlin konnte erst mit dem 1952 einsetzenden sozialen Wohnungsbau uberwunden werden Erst mit der Ubernahme des Ersten Wohnungsbaugesetzes wurde auch West Berlin ab 1952 in das Finanzsystem der Bundesrepublik Deutschland und die Mittelverteilung des Bundes fur den Wohnungsbau einbezogen Damit waren die Weichen fur den Beginn des Wiederaufbaus auch in West Berlin gestellt Diese Art des in West Berlin dominierenden offentlich geforderten Wohnungsbaus wurde von konservativer bzw wirtschaftsliberaler Seite in Verkennung seines wirklichen Charakters als eine quasi staatswirtschaftliche Betatigung erster Ordnung ja geradezu als Sozialisierung angesehen die eine neue soziale Landschaft schaffe eine Gesellschaft der klassenlosen Mitte 2 Entstehung und Architektur Bearbeiten nbsp Ernst Reuter Siedlung Berlin Gesundbrunnen Scheibenwohnhaus nbsp Ernst Reuter Buste am Theodor Heuss Weg Juli 1955Die Siedlung zwischen Acker und Gartenstrasse befindet sich auf dem einstigen Gelande der dort seit 1874 ansassigen Eisengiesserei Keyling amp Thomas ehemals die grosste ihrer Art in Berlin 3 Die Gebaude waren im Zweiten Weltkrieg zerstort worden weshalb hier ein grosseres zusammenhangendes Grundstuck zur Verfugung stand das nur einem Eigentumer gehorte und auch noch direkt an der Sektorengrenze lag Auf einem Teil des Nachbargrundstucks befand sich Meyers Hof dessen letzte noch bestehende Reste im Oktober 1972 gesprengt wurden Deshalb wurde das Gelande fur die bauliche Ost West Konkurrenz unmittelbar an der Sektorengrenze fur den Bau der Ernst Reuter Siedlung ausgewahlt Sie kann als erste West Berliner Antwort auf die Bebauung der Stalinallee in den Jahren 1953 1955 angesehen werden Auf dem Grundstuck errichtete die Thomashof Grundstucks AG nach dem Abriss der kriegsbeschadigten Gebaude 1953 1955 die Siedlung nach einem Entwurf von Felix Hinssen und Peter Matischiok Nach dem Leitbild einer aufgelockerten durchgrunten Stadt entstanden 423 Wohneinheiten mit uberwiegend zwei Zimmern in Zeilenbauten mit funf sieben und neun Geschossen sowie einem funfzehngeschossigen Punkthochhaus das allein 58 Wohnungen aufweist Sie bildeten einen starken Kontrast zu dem benachbarten Meyers Hof in der Ackerstrasse mit rund 300 Kleinwohnungen Die Gebaude mit wenig gegliederten Fassaden und uberstehenden Flachdachern wurden in traditioneller Mauerwerkstechnik aufgefuhrt verputzt und einheitlich weiss gestrichen Balkons und zur Halfte in die Fassade eingelassene Loggien wechseln mit regelmassig aufgereihten Fenstern Die verglasten Balkonturen fullen die gesamte Balkonbreite und Raumhohe aus Die Siedlung wird durch die Privatstrasse Theodor Heuss Weg zwischen Garten und Ackerstrasse erschlossen 1 Ernst Reuter besuchte im Juli 1953 die Baustelle zwei Monate vor seinem Tod An der feierlichen Einweihung am 18 Juli 1954 nahm Bundesprasident Theodor Heuss 1884 1963 teil Die Siedlung die ursprunglich Thomashof heissen sollte erhielt den Namen des am 29 September 1953 verstorbenen Regierenden Burgermeisters Ernst Reuter 1889 1953 Zum Andenken an Ernst Reuter wurde 1955 eine von Harald Haacke gestaltete Buste aufgestellt die die Witwe Hanna Reuter 1899 1974 in Anwesenheit von Bundesprasident Theodor Heuss enthullte Die Erschliessungsstrasse erhielt ca 1954 den Namen Theodor Heuss Weg 4 Heutige Situation BearbeitenDer Gebaudekomplex zwischen Feldstrasse und Lazarus Stiftung wurde zu beiden Seiten in den 1970er und 1980er Jahren erweitert der westliche Teil von der DEGEWO nach einem Entwurf der Architekten Werner Weber und Helmut Ollk In nachster Nahe liegt der Park auf dem Nordbahnhof und die Gedenkstatte Berliner Mauer Die Ackerstrasse ist inzwischen ein Verkehrsberuhigter Bereich wahrend die Gartenstrasse nach dem Mauerfall eine vielbefahrene Durchgangsstrasse geworden ist Durch den Bau der Mauer geriet der gesamte Ortsteil Gesundbrunnen in eine isolierte Randlage was sich an der Schliessung der zahlreichen Geschafte und des Kaufhauses in der Brunnenstrasse zeigte Ganz besonders betraf dies die Gartenstrasse die am aussersten Rande Gesundbrunnens liegt dem auch noch das drei Meter uber dem Strassenniveau liegende Gelande des Nordbahnhofs gegenuber lag das Teil der Grenzanlagen war Mit dem Fall der Mauer anderte sich dies schlagartig das Gebiet der Siedlung lag nun wieder im Zentrum Berlins Verkehrsanbindung BearbeitenBei der Errichtung der Siedlung war der in Ost Berlin gelegene Nordbahnhof der Nord Sud S Bahn der nachste S Bahnhof Die U Bahnhofe Voltastrasse und Bernauer Strasse der heutigen U Bahn Linie U8 sind etwa 700 m entfernt ebenso die U Bahnhofe Schwartzkopffstrasse und Naturkundemuseum ehemals Nordbahnhof der heutigen U Bahn Linie U6 die durch den Stettiner Tunnel erreichbar waren Mit dem Mauerbau waren der S Bahnhof und die U Bahnhofe der U Bahn Linie 6 nicht mehr erreichbar sodass nur die Bahnhofe der U Bahn Linie 8 zur Verfugung standen Daneben befuhr und befahrt auch eine Buslinie die Gartenstrasse Der S Bahnhof Nordbahnhof wurde am 1 September 1990 wieder eroffnet Die Bernauer Strasse wird von der Strassenbahnlinie M10 erschlossen die bis zum Hauptbahnhof fuhrt Literatur BearbeitenMatthias Donath Gabriele Schulz Bezirk Mitte Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen Hrsg Landesdenkmalamt Berlin Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Berlin Michael Imhof Verlag Petersberg 2004 ISBN 3 937251 26 X S 93 Dieter Hanauske Wohnungspolitik im Kalten Krieg Zum Wohnungsbau in Ost und West Berlin 1949 1961 In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 2001 ISSN 0944 5560 luise berlin de Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Ernst Reuter Siedlung In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Band 1 A bis N Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theodor Heuss Weg Berlin Gesundbrunnen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag 09030326 in der Berliner Landesdenkmalliste Aufschwung West Die Ernst Reuter Siedlung berlin streetEinzelnachweise Bearbeiten a b LDL Berlin Ernst Reuter Siedlung Dieter Hanauske Wohnungspolitik im Kalten Krieg In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 2001 ISSN 0944 5560 S 35 51 luise berlin de Hier S 39 Jorn Bier Meyer s Hof in der Ackerstrasse 132 133Jorn Bier In facebook com 30 Dezember 2019 abgerufen am 15 Februar 2020 Luftbild von Meyer s Hof mit der benachbarten Eisengiesserei AG Theodor Heuss Weg In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert 52 536183 13 386272 Koordinaten 52 32 10 3 N 13 23 10 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Reuter Siedlung amp oldid 232188604