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Die Weinlage Sonnenhalden mit Weinbergen in Tubingen Hirschau und Unterjesingen zahlt zum Bereich Oberer Neckar des Weinbaugebietes Wurttemberg Sie ist grosslagenfrei Weinlage Sonnenhalden bei Tubingen Unterjesingen Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Zur Geschichte des Weinbaus in und um Tubingen 3 Okonomische Fakten 4 Statistische Daten 5 Tubinger Weinbau und dessen Besonderheiten 5 1 Steillagen 5 2 Kellerwirtschaft 5 3 Qualitat 5 4 Querreihen 5 5 Die Beinle mussen Hosen anhaben 5 6 Pilzresistente Reben 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeographische Lage BearbeitenDie Lage wird grosstenteils von Ammer und Neckar umschlossen Sie liegt sudlich der Eisenbahnstrecke Ammertalbahn Ammern der Weststadt von Tubingen und nordlich der L 371 und Hirschau Die hochste Erhebung ist mit 474 4 m u NN der Spitzberg dessen Kuppe allerdings bewaldet ist Kleinere Parzellen befinden sich noch nordlich von Unterjesingen 1 Zur Geschichte des Weinbaus in und um Tubingen Bearbeiten nbsp Weinlese im Weinberg der Tubinger Gartenstrasse 7 Foto Paul Sinner 1875 Uber Jahrhunderte war der Weinbau in Tubingen der wirtschaftlich bedeutendste Erwerbszweig der Bevolkerung Die damaligen Weingartner wurden als Gogen oder Raupen bezeichnet Noch heute erzahlt man sich sogenannte Gogen Witze die besonders derb sind und das harte und beschwerliche Leben der damaligen Bevolkerung ausdrucken Heute spielt der Weinbau in Tubingen nur noch eine geringe Rolle Ende des 15 Jahrhunderts wurde auf fast 400 Hektar Wein von hoher Qualitat angebaut 2009 waren es in der Nahe der Innenstadt von Tubingen noch zwei Wein war wichtig fur die Grundversorgung und Teil der Entlohnung Im 16 Jahrhundert der Hauptzechperiode des deutschen Volkes hatte das Evangelische Stift einen Weinvorrat von 72 000 Litern Fur Studenten gab es am Tag einen dreiviertel Liter fur Erwachsene das Doppelte 2 300 Jahre Niedergang folgten Das hatte zum einen klimatische Grunde als eine kleine Eiszeit die Temperaturen sinken liess aber auch politische In der Reformation wurden die Kloster aufgehoben die als Grundherren einen ertragreichen Weinbau organisierten Der drastische Bevolkerungsruckgang wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs von 450 000 auf 160 000 in Wurttemberg setzte die Abwartsspirale fort Kaffee Tee Bier und Apfelmost machten dem Wein seine Rolle streitig 2 Mit zunehmend besseren Verkehrsverbindungen die den Import wohlschmeckenderer Weine forderten wurde der Weinbau wirtschaftlich immer uninteressanter 3 nbsp Aufgelassener Weingarten in Tubingen Weststadt Neuhalde im Westhang des Schnarrenbergs Immer mehr Rebflachen wurden anderweitig bepflanzt zum Beispiel als Streuobstwiesen Sie lieferten den Most fur den Eigenverbrauch In den 1840er Jahren wurde in Tubingen der Hopfenanbau eingefuhrt 1845 Grundung der Hopfenbau Gesellschaft der in den ersten Jahren zwar auf den fruher ungenutzten Flachen am Olersbach praktiziert wurde aber schon bald sich auf fruhere Weinberge verbreitete 4 Trotz des Preisverfalls konnten sich die Weingartner den eigenen Wein nicht mehr leisten Das fuhrte zu dem ungleichen Verhaltnis Oberstadt und Unterstadt und dem Bild von den raubauzigen Gogen oder Raupen Auch heute noch findet man an den Hauswanden der Altstadthauser noch vereinzelt Weinstocke Die Reben dieser sogenannten Semsakrebsler rankten an den Fenstersimsen in die Sonne und ihre Wurzeln versorgten sich aus der Abortgrube mit Nahrstoffen Als Mitte des 19 Jahrhunderts die Rebkrankheiten dazukamen hatte die Verelendung einen Hohepunkt erreicht Der versuchte Sturm auf die Schweickhardtsche Muhle 1847 war der einzige Aufstand Andere Auswege waren stiller Auswanderung oder der Raupentod der Selbstmord 2 Spatestens seit dem Jahr 1484 existiert in Tubingen die Urbansbruderschaft Tubingen e V 5 Seit 1879 gibt es die Tubinger Weingartner Genossenschaft fruher Tubinger Kelternverein Damals zahlte der Verein 493 Mitglieder im Jahr 2004 zum 125 Jubilaum waren es noch 39 von denen 14 ihren eigenen Wein anbauten 3 Okonomische Fakten BearbeitenDie grosse Armut der Gogen hatte mehrere Ursachen Zum einen ist im Raum Tubingen die Erzeugung hochwertiger Weine aufgrund der Bodenbeschaffenheit nur mit Schwierigkeiten moglich wodurch niemals hohe Preise fur Tubinger Wein zu erzielen waren Auch die heute von Hobbywinzern oder im Nebenerwerb angebauten Reben erreichen trotz moderner Hilfsmittel und Kunstdungung meist keine hohe Qualitat Zum anderen sorgte die in Wurttemberg ubliche Realteilung fur Bewirtschaftungsflachen die uber die Generationen immer kleiner wurden Im 19 Jahrhundert stand einer Gogenfamilie im Durchschnitt eine Flache von lediglich 3 bis 5 Morgen ca 1 bis 1 5 Hektar zur Verfugung was zur Ernahrung einer Familie kaum ausreichte Eine Ausweitung der Rebflachen war nicht moglich da nur die ohnehin schon vollstandig genutzten Sudhange fur den Weinbau geeignet waren Daruber hinaus lebten die Tubinger Weingartner bis 1848 in mittelalterlich feudalen Strukturen Die bewirtschafteten Flachen waren Eigentum der Feudalherren Die Weingartner mussten von ihrer Ernte 25 als Pachtzins an den Feudalherren abfuhren Dazu kam die Abgabe des Zehnten an den Landesherrn und eine Abgabe von 5 fur die Benutzung der Kelter Dieser Zustand anderte sich erst mit der Weinzehntablosung ab 1848 Die bewirtschafteten Flachen wurden sukzessive in das Eigentum der Weingartner uberfuhrt Die Gogen erhielten das Land aber nicht geschenkt sondern mussten es bis 1873 durch fixe Ratenzahlung an den ehemaligen Feudalherren auslosen Aber auch in den Jahren danach lebten die meisten Gogen in grosser Armut da sich an den ungeeigneten Boden und den zu kleinen Anbauflachen nichts geandert hatte Ausserdem wurden gegen Ende des 19 Jahrhunderts aufgrund der verbesserten Transportwege vermehrt hochwertige Weine in den Raum Tubingen eingefuhrt so dass der Tubinger Wein immer weniger Kaufer fand Daher gaben fast alle Gogen den Weinanbau in den nachfolgenden Jahrzehnten auf oder betrieben ihn nur noch im Nebenerwerb Statistische Daten Bearbeiten nbsp Schmiedtor Kelter am Tubinger Kelternplatz 1902 In den Jahren 1875 bis 1877 hatte Tubingen etwa 10 471 Einwohner darunter 888 Studenten Es gab 462 Weingartner 691 Handwerker und 95 Handler also 1148 Gewerbetreibende Diesen standen 365 Beamte 21 Freiberufler und 368 Rentner und Pensionare gegenuber 6 Die Weine aus dem Kreis Tubingen teilen sich wie folgt auf 60 Rotwein Schwarzriesling Spatburgunder und Blauer Portugieser 30 Weisswein Kerner und Muller Thurgau Der Rest ist Rose Weissherbst und Schillerwein Im Jahr 1999 bearbeiteten 273 Winzer im Kreis Tubingen knapp 33 ha Rebflache 3 Davon in Unterjesingen 9 98 ha Hirschau 7 47 ha Wurmlingen 4 07 ha Breitenholz 3 45 ha Wendelsheim 3 44 ha Tubingen 1 93 ha Rottenburg 1 81 ha Entringen 0 44 ha Pfaffingen 0 14 haBereits 1880 war die Hopfenanbauflache mit 948 Morgen grosser als die Weinanbauflache mit 330 Morgen Mehr als die Halfte des Ackerlands gehorte den Gogen der Rest gehorte dem evangelischen Stift Handwerkern Handlern alteingesessenen Professorenfamilien die die Gogen fur den Wein und Hopfenanbau als Tagelohner beschaftigten 7 Im Kreis Tubingen gibt es heute ca 200 Hektar fur den Weinbau geeignete Rebflachen die in den ortlichen Rebenaufbauplanen ausgewiesen sind Tatsachlich mit Reben bestockt waren 2004 noch 29 26 ha weitere 6 47 ha gerodete Rebflachen konnen wiederbestockt werden und fur 1 2 ha wurden Neuanpflanzungsrechte zugeteilt Ortliche Schwerpunkte sind Unterjesingen Hirschau Wurmlingen Wendelsheim und Breitenholz Daneben wird Wein auch in Rottenburg Tubingen Entringen und Pfaffingen angebaut 8 Tubinger Weinbau und dessen Besonderheiten BearbeitenSteillagen Bearbeiten Die Reblagen sind uberwiegend durch Trockenmauern terrassierte Steillagen deren Bewirtschaftung arbeitswirtschaftlich sehr aufwendig ist Daraus ergibt sich dass die durchschnittlich bewirtschaftete Flache mit 12 ar sehr niedrig und die Zahl der Betriebe mit 273 sehr hoch ist Etwa die Halfte aller Weinbaubetriebe erzeugen Wein ausschliesslich zur Selbstversorgung Nur acht Betriebe bewirtschaften Rebflachen mit einem Umfang von mehr als 30 ar Diese erwerbsorientierten Weingartner sind auf arbeitswirtschaftlich gunstigere Verhaltnisse angewiesen d h eine Bearbeitung im Direktzug oder mindestens mit Seilzug muss moglich sein 8 Kellerwirtschaft Bearbeiten Die uberwiegende Menge des baden wurttembergischen Weines wird in genossenschaftlichen Kellern ausgebaut Diese Moglichkeit besteht fur die Tubinger Weingartner nicht d h jeder Weingartner ist gleichzeitig sein eigener Kellermeister Dies ist aufwendig hinsichtlich Zeitaufwand und technischer Ausstattung und stellt hohe Anforderungen an den Informationsstand Im Ergebnis fuhrt es zu einer sehr grossen Vielfalt an verschiedenen Weinen und Qualitaten Qualitat Bearbeiten Etwa jeder achte Betrieb im Kreis Tubingen stellt zumindest einen Teil der erzeugten Weine bei der Staatlichen Lehr und Versuchsanstalt in Weinsberg zur Qualitatsweinprufung an in der Regel mit sehr gutem Erfolg Neben dem einfachen Qualitatswein sind auch Pradikatsstufen wie Kabinett und Spatlese vertreten 2003 wurde erstmals ein heimischer Eiswein gelesen Es existiert auch ein aus Tubinger Wein hergestellter Sekt Schloss Hohentubingen der in einigen Lokalen in der Altstadt erhaltlich ist nbsp Weinberge in der Gartenstrasse beim Wohnhaus von Karl Heigelin 1868 Im Vordergrund die Badeanstalt von Julius Haller Querreihen Bearbeiten Der grosste Fehler bei der hiesigen Erziehung schrieb Johann Philipp Bronner 1837 ist aber der dass die Zeilen oder Rebstocke alle verkehrt gefuhrt sind Nach der naturlichen Regel sollen sie nach der aufsteigenden Richtung des Berges gefuhrt werden hier ist aber gerade das Umgekehrte beobachtet die Bogen sind namlich alle so gestellt dass sie eine ziemlich geschlossene grune Wand bilden die immer quer uber den Weinberg lauft 9 Deshalb sieht man die Querreihen heute noch an der Wurmlinger Kapelle 10 Die Beinle mussen Hosen anhaben Bearbeiten Mitte des 19 Jahrhunderts war eine Eigentumlichkeit des Beschnitts dass nach dem Bluhen die unnotigen Triebe nicht ganzlich entfernt sondern nur abgezwickt oder am Gelenk abgebrochen wurden so dass die Schenkel ganz grun mit Trieben bedeckt blieben Man kannte daher das Sprichwort die Beinle mussen Hosen anhaben 9 Uberhaupt liebte man das Bedecken mit Laub man stellte die Bogen meistens quer uber so dass sie eine geschlossene grune Wand bildeten wodurch aber eine nachteilige Beschattung des Bodens entstand Die Schosse wurden in der Regel nur relativ wenig beschnitten und es wurde mehr Laubwerk an den Stocken gelassen als in anderen Gegenden Man hielt das fur notig weil man der schwacheren Triebkraft weniger zumuten zu durfen meinte und andererseits den Reben Schutz gegen die rauen Winde lassen wollte 11 Pilzresistente Reben Bearbeiten In den Weinbergen im Tubinger Buckenloh wachsen noch alte pilzresistente Reben z B die Oberlin Noir Mit dem Anbau von pilzresistenten Sorten wie Merzling Johanniter und Regent wurde im Kreis Tubingen schon vergleichsweise fruh begonnen Damit kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zur Regulierung des Pilzbefalls deutlich vermindert werden 8 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich A Cornelssen Das grosse Buch vom deutschen Wein Seewald Verlag 1977 ISBN 3 512 00416 4 S 141 a b c Susanne Feldmann Tubingen und der Wein 2005 a b c Der Wein und Tubingen Memento vom 14 Mai 2011 im Internet Archive Das andere Tubingen Kultur und Lebensweise der Unteren Stadt im 19 Jahrhundert Tubingen TVV 1978 S 75 77 Urbansbruderschaft Tubingen e V Memento vom 5 Dezember 2011 im Internet Archive Martin Biastoch Tubinger Studenten im Kaiserreich Franz Steiner Verlag 1996 Seite 20 Martin Biastoch Tubinger Studenten im Kaiserreich Franz Steiner Verlag 1996 Seite 180 a b c Wein Most und Besenfuehrer des Landratsamts Tubingen Abteilung 40 Landwirtschaft Baurecht und Naturschutz 2008 1 2 Vorlage Toter Link www ammerbuch de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 2 1 MB a b Johann Philipp Bronner Der Weinbau in Sud Deutschland Der Weinbau im Konigreich Wurttemberg Winter Verlag 1837 Abt 2 Seite 31 Flaschenetiketten der Weine Rote Kapelle und EcoRouge von Anton Brenner 1 2 Vorlage Toter Link static twoday net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 82 kB Karl Klupfel Max Eifert Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universitat Tubingen Band 1 Verlag L F Fues 1849 Weblinks BearbeitenTagblatt Artikel zur Weinbaugeschichte Otto Buchegger Der Wein und Tubingen auf Tuepps Genauer Umriss der Weinlage Tubinger Sonnenhalden Genauer Umriss der Weinlage Unterjesinger Sonnenhalden48 522545 9 052032 Koordinaten 48 31 N 9 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnenhalden amp oldid 234776816