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Sitt al Mulk arabisch ست الملك DMG Sitt al Mulk Herrin des Reiches 1 September Oktober 970 in al Mansuriya 5 Februar 1023 in Kairo war eine Angehorige der Dynastie der Fatimiden und von 1021 bis 1023 die Regentin ihres Kalifats Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Regentschaft 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Sitt al Mulk deren personlicher Eigenname in der Geschichtsschreibung ungenannt blieb wurde im September Oktober 970 noch in Afrika arab Ifriqiya heute Tunesien wahrscheinlich in der Residenzstadt al Mansuriya als Tochter des Prinzen Nizar geboren des spateren Kalifs al Aziz 2 Ihre Mutter die Prinzessin des Aziz sayyida al ʿAziziya ist namentlich unbekannt geblieben aber da sie oft als Sohnesmutter umm walad bezeichnet wird durfte sie dem Vater auch einen Sohn geboren haben der wohl fruh verstorben ist Die Mutter ist 995 in Kairo verstorben der neuen Residenzstadt der Fatimiden in Agypten in die der Hof 973 ubergesiedelt war 3 Zu ihrem Vater dem seit 975 regierenden Kalif al Aziz soll Sitt al Mulk in einem engen Vertrauensverhaltnis gestanden haben Auf seine Veranlassung hin wurde ihr ein eigener Palast in Kairo errichtet der von einem eigens gebildeten Garderegiment bewacht wurde uber dessen Befehlsgewalt sie allein verfugte Gegenuber ihrem Vater erwirkte sie die Begnadigung des um das Jahr 990 in Ungnade gefallenen christlichen Wesirs Isa ibn Nasturus 4 Wie bei den Fatimiden ublich ist Sitt al Mulk als weibliche Dynastieangehorige nie verheiratet worden allerdings scheint sie sich in einen Vetter einen Sohn des Prinzen Abdallah verliebt zu haben Beim Tod des Vaters 996 in Bilbeis unternahm sie einen Staatsstreichversuch um ihren Vetter auf den Kalifenthron zu heben doch wurde dieses Vorhaben von dem aufmerksamen Eunuchen Bardschawan vereitelt der sie unter Hausarrest stellte 5 Trotz alledem blieb sie auch weiterhin einflussreich und reichbegutert Allein die ihr zufliessende Apanage fur das Jahr 999 belief sich auf 100 000 Dinar was ihr Unabhangigkeit und den Unterhalt eines eigenen Hofstaates garantierte 6 In den ersten Jahren der Selbstherrschaft des al Hakim ab 1000 bemuhte sich Sitt al Mulk um ein einvernehmliches Verhaltnis zu ihrem etwa funfzehn Jahre jungeren Halbbruder dem sie eine Vertraute und eine oft konsultierte Beraterin war Doch ab dem Jahr 1013 begann sich dieses Verhaltnis zu wandeln nachdem erstmals auch einige Vertrauensleute der Prinzessin der Ungnade und dem Richtschwert ihres Bruders anheimgefallen waren 7 In selbem Jahr nahm sie ihren Neffen Prinz Ali und dessen Mutter in ihren Palast auf angeblich nachdem sich der Terror ihres Bruders auch gegen den eigenen Harem gerichtet habe dem mehrere Konkubinen und Kinder zum Opfer gefallen sein sollen 8 Offenbar wurde Sitt al Mulk in jener Zeit das Haupt einer Oppositionsbewegung die sich gegen die Entgegenkommenspolitik ihres Bruders gegenuber den Sunniten seiner Diskriminierung der Christen Duldung von ketzerischen Missionaren innerhalb der ismailitischen Schia und gegen die von ihm verfugte doppelte Nachfolgeregelung wandte die nicht die Nachfolge seines Sohnes im Kalifat und Imamat vorsah sondern die zweier Cousins Regentschaft Bearbeiten Am 13 Februar 1021 verschwand al Hakim nach einem nachtlichen Ausritt in die weitlaufige Umgebung Kairos Und nachdem man seine blutdurchtrankten Kleider gefunden hatte wurde er zunachst noch hinter verschlossenen Palastmauern fur tot erklart Sofort ubernahm Sitt al Mulk das Heft des Handelns indem sie die vermeintlichen Morder ihres Bruders exekutieren liess Danach setzte sie die Nachfolge ihres fast sechzehnjahrigen Neffen Prinz Ali durch der bis dahin acht Jahre in ihrer Obhut gelebt hatte Den fur das Imamat designierten Prinz Abbas notigte sie mit dem Schwert uber dem Haupt zur Aufgabe seiner Anspruche und den fur das Kalifat vorgesehenen Prinz Abdarrahim liess sie in Damaskus gefangen nehmen und spater im Kerker toten 9 Die Festpredigt zum Schlachtopferfest am 27 Marz 1021 wurde noch im Namen al Hakims abgehalten aber noch am Nachmittag desselben Tages wurde sein Tod offentlich verkundet und Prinz Ali unter dem Herrschernamen der erscheint um die Religion Gottes zu erhohen aẓ Ẓahir li ʾIʿzaz Din Allah zum neuen Kalif inthronisiert 10 Kurz darauf liess Sitt al Mulk auch den fur das Amt des Wesirs vorgesehenen Kutama Berber Ibn Dawwas exekutieren den sie beschuldigte der fuhrende Kopf hinter der Ermordung ihres Bruders gewesen zu sein Tatsachlich aber hat dieser Verdacht bei einigen zeitgenossischen Beobachtern wie dem Richter al Qudai gest 1062 auf der Prinzessin selbst gelegen die um ihr eigenes Leben furchtend den Entschluss zum Staatsstreich durch die Beseitigung ihres Bruders gefasst habe 11 Das Fur und Wider dieses Verdachts ist ein vieldiskutierter Aspekt ihrer Biographie geblieben Jedenfalls hatte sie in den Wochen nach ihrer Machtubernahme noch etwaige Gegner beseitigen lassen bis ihre Regentschaft im Namen ihres Neffen unumstritten war Die Politik der Regentin Sitt al Mulk stand im Geist der Revision der Herrschaft ihres Bruders indem sie seine puritanisch anmutenden Sittengesetze zurucknahm die von ihm betriebene Diskriminierung der Christen beendete und die Vormachtstellung der ismailitischen Schia unter Zuruckweisung der Sunna im fatimidischen Staatscharakter erneuerte 12 Insgesamt knupfte sie damit an die Politik ihrer Vorvater an wofur sie das Lob der zeitgenossischen Kommentatoren erlangte 13 Zu den von ihr getroffenen Massnahmen zahlt auch die beginnende Verfolgung der Anhanger der Religion des Einzigkeitsbekenntnisses die als Drusen bekannt wurden deren Lehre in den vergangenen Jahren unter stillschweigender Duldung al Hakims in Konkurrenz mit der ismailitischen getreten war und deshalb nun als haretisch eingestuft wurde Die Mission der drusischen Lehre wurde in Kairo schnell unterbunden so dass sie sich im Untergrund in Alexandria neu formieren musste Spater wanderte ihre vergleichsweise kleine Anhangerschaft von Agypten in die Berge des Libanon aus wo sie von der Regierung in Kairo weitgehend unbehelligt fortbestehen konnte Ein weiteres zentrales Anliegen der Sitt al Mulk war die Wiederaufnahme von diplomatischen Beziehungen zum Byzantinischen Reich Seit der fatimidischen Annexion Aleppos im Jahr 1015 das zuvor ein byzantinisches Vasallenfurstentum war waren die Kontakte zu Konstantinopel abgebrochen und der Handel zwischen den Reichen unterbrochen Seit dem Sommer 1021 stand Kaiser Basileios II mit Heeresmacht wieder in Kleinasien weshalb eine militarische Konfrontation mit diesem drohte Einstweilen aber widmete sich der Kaiser der Bekampfung des georgischen Konigs Giorgi I der als potentieller fatimidischer Verbundeter neutralisiert werden sollte Nach einem ersten Sieg des Kaisers uber den Georgier entsandte Sitt al Mulk im Herbst 1021 eine Delegation in dessen Lager zu Trapezunt deren Leitung sie dem Patriarchen Nikephoros von Jerusalem anvertraute Ein Bestandteil des zu verhandelnden byzantinisch fatimidischen Ausgleichs sollte der von Sitt al Mulk zugesicherte Wiederaufbau der Grabeskirche zu Jerusalem sein Die Verhandlungen mit Byzanz zogen sich noch uber den Tod der Regentin hinaus doch hatten sie im Ergebnis eine Verlangerung des schon seit 1001 bestehenden Waffenstillstandes zwischen den beiden Grossmachten um ein weiteres Vierteljahrhundert bewirkt Laut dem zeitgenossischen Beobachter al Musabbihi gest 1029 hatte Sitt al Mulk bereits im Jahr 1022 ihre Macht weitgehend an eine intrigante Clique neuer Hofbeamten um ihren Sekretar al Dschardscharai eingebusst 14 Am 5 Februar 1023 verstarb sie im Alter von zweiundfunfzig Jahren an einer Diarrhoe 15 Literatur BearbeitenUberblickswerke Delia Cortese Simonetta Calderini Women and the Fatimids in the World of Islam Edinburgh University Press 2006 Heinz Halm Die Kalifen von Kairo Die Fatimiden in Agypten 973 1074 C H Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 48654 1 Yaacov Lev State amp Society in Fatimid Egypt Leiden 1991 Fatima Mernissi Herrscherinnen unter dem Halbmond Die verdrangte Macht der Frauen im Islam Herder Spektrum 5478 Herder Freiburg Breisgau u a 2004 ISBN 3 451 05478 7 Spezielle Literatur Heinz Halm Le destin de la princesse Sitt al Mulk In Marianne Barrucand Hrsg L Egypte fatimide son art et son histoire Paris 1999 S 69 72 Heinz Halm Prinzen Prinzessinnen Konkubinen und Eunuchen am fatimidischen Hof In Maurice A Pomerantz Aram A Shahin Hrsg The Heritae of Arabo Islamic Learning Studies Presented to Wadad Kadi BRILL Leiden Boston 2015 S 91 110 Yaacov Lev The Fatimid Princess Sitt al Mulk In Journal of Semitic Studies Bd 32 1987 S 319 328 Yaacov Lev The Fatimids and Byzantium 10th 12th Centuries In Graeco Arabica Bd 6 1995 S 190 208 Maria Rustow A petition to a woman at the Fatimid court 413 414 a h 1022 23 c e In Bulletin of the School of Oriental and African Studies Bd 73 2010 S 1 27 Paul E Walker The Fatimid Caliph al Aziz and his daughter Sitt al Mulk a case of delayed but eventual succession to rule by a woman In Journal of Persianate Studies Bd 4 2011 S 30 44 Belletristik Johanna Awad Geissler Die Schattenkalifin Droemer Munchen 2007 ISBN 978 3 426 19763 9 Anmerkungen Bearbeiten Sitt ist die vulgar arabische Form fur Sayyidat Vgl Lev 1987 S 320 Vgl Halm 2015 S 100 Cortese Calderini S 95 f Oft wird Sitt al Mulk als Vollschwester des al Hakim genannt da sie von dem Chronisten Yahya al Antaki unzutreffend als Nichte der christlichen Wurdentrager Orestes und Arsenios bezeichnet wird Die christlich melkitische Mutter des funfzehn Jahre jungeren al Hakim durfte allerdings erst nach der Ubersiedelung des Hofes nach Kairo in den Harem aufgenommen worden sein Ausserdem lebte sie noch im Jahr 1008 09 Vgl Halm 2003 S 221 Vgl Lev 1987 S 320 Halm 2003 S 128 Vgl Lev 1987 S 321 Halm 2003 S 168 Vgl Lev 1987 S 322 Halm 2003 S 183 Vgl Cortese Calderini S 123 Vgl Lev 1987 S 323 Vgl Halm 2003 S 308 Vgl Lev 1987 S 325 Halm 2003 S 307 Vgl Lev 1987 S 323 ff Halm 2003 S 299 302 Vgl Halm 2003 S 309 Vgl Lev 1987 S 327 Vgl Lev 1987 S 328 Vgl Halm 2003 S 311 Die von Rustow S 11 angestellte Vermutung von einer Vergiftung entbehrt einer Bestatigung in den Uberlieferungen Normdaten Person GND 133121380 lobid OGND AKS VIAF 28251271 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mulk Sitt al KURZBESCHREIBUNG Regentin der FatimidenGEBURTSDATUM 970GEBURTSORT IfriqiyaSTERBEDATUM 5 Februar 1023STERBEORT Agypten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sitt al Mulk amp oldid 230596977