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Der bronzene Siebenarmige Leuchter aus dem 12 Jahrhundert gehort zu den wertvollsten Ausstattungsstucken des Braunschweiger Doms Vergleichbare Leuchter sind nur noch im Essener Munster im Stift Klosterneuburg und im Mailander Dom zu finden Der Siebenarmige Leuchter Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Demontage in der Barockzeit 2 2 Wiederaufstellung und mehrfache Restaurierung 3 Symbolik 3 1 Menora 3 2 Jessebaum 3 3 Siebenzahl 4 LiteraturBeschreibung BearbeitenDer bronzene Leuchter besteht aus 74 Einzelteilen hat eine Hohe von 4 80 m eine Spannweite von 4 30 m und wiegt uber 400 kg Er ruht auf vier liegenden Lowen die jeweils einen Flugeldrachen tragen Zwischen den Drachen befinden sich durchbrochene Fullungen aus Ranken und Figurenschmuck als Nachschopfungen des 19 Jahrhunderts Der Leuchterstamm und die S formigen Arme sind durch Knaufe unterteilt Der zweite und dritte Schaftknauf tragen Emailplatten auf denen die vier Evangelisten Ornamentbander und als Hinzufugung von 1896 die vier Winde dargestellt sind Die Art der Ausfuhrung lasst eine Kolner Werkstatt als Herstellungsort der romanischen Grubenschmelzplatten vermuten Am Ende des Stammes und der sechs Arme befindet sich jeweils ein lilienformiger achtblattriger Kerzenteller nbsp Emaille Arbeiten am Leuchter nbsp nbsp Lowenfigur als Fuss des LeuchtersGeschichte BearbeitenDer Entstehungszeitpunkt des Leuchters ist nicht schriftlich uberliefert Er gilt wie der 1188 geweihte Marienaltar als Stiftung Herzog Heinrichs des Lowen fur seine 1173 erfolgte Kirchengrundung die Stiftskirche St Blasius und Johannes d T Aufgrund von Materialanalysen und stilistischer Ahnlichkeiten mit dem Marienaltar und dem Braunschweiger Lowen ist die Entstehung des Leuchters in einer Bronzegiesserwerkstatt im Braunschweiger Raum wahrscheinlich Urkundlich genannt wird er erstmals im Jahre 1196 als sich Ludolf von Volkmarode verpflichtete fur die Wachskerzen dieses Leuchters zu sorgen Sein Standort befand sich zu dieser Zeit vor dem im selben Jahr geweihten Kreuzaltar und hatte durch seine direkte Nachbarschaft zum Grabmal Heinrichs des Lowen 1195 und seiner Ehefrau Mathilde 1189 quasi die Funktion eines Totenleuchters Diesen im 13 Jahrhundert durch die Braunschweigische Reimchronik bestatigten Platz behielt er fur die kommenden Jahrhunderte Demontage in der Barockzeit Bearbeiten Unter den Herzogen Rudolf August und Anton Ulrich wurden ab 1687 bzw um 1700 gravierende Umgestaltungen des Dominneren durchgefuhrt Dabei wurde die Lettneranlage abgebrochen und eine zweilaufige Treppe eingebaut Im Jahre 1728 wurde ein barocker Hochaltar durch Anton Detlev Jenner errichtet Spatestens zu diesem Zeitpunkt wurde der Siebenarmige Leuchter abgebaut da er die Sicht auf den neuen Altar einschrankte Er wurde im Kapitelhaus eingelagert wodurch er vor dem Abtransport als napoleonische Beutekunst im Jahre 1806 bewahrt werden konnte Christoph Friedrich Gorges 1852 nahm im Jahre 1815 eine Bestandsaufnahme des Leuchters vor Dabei stellte er 67 Einzelteile fest wobei die Fullungen zwischen den Drachenfussen ebenso wie die tragende Eisenstange fehlten Wiederaufstellung und mehrfache Restaurierung Bearbeiten Gorges und der Braunschweiger Hofbaurat Krahe setzten sich fur die erneute Aufstellung des Leuchters ein der im April 1830 seinen neuen Standort unter dem ostlichen Vierungsbogen fand In den Jahren 1895 bis 1897 erfolgte eine Restaurierung wobei auch die verlorenen Rankenfullungen zwischen den Drachen durch den Hildesheimer Bildhauer Friedrich Kusthardt ersetzt wurden Eine neue Aufstellung vor den Stufen zum Chorjoch wurde 1938 durchgefuhrt Im Rahmen der nationalsozialistischen Entfremdung des Domes zur nationalen Weihestatte wurde der Leuchter 1940 durch Stoffbahnen mit Hakenkreuzen und Reichsadler verhangt und 1942 schliesslich zusammen mit dem Imervard Kreuz in die Krypta gebracht Im Jahr darauf wurde er im Goslarer Rammelsberg vor Bombenangriffen in Sicherheit gebracht und nach Ende des Zweiten Weltkriegs am 20 August 1945 zurucktransportiert Bis zum 4 November 1945 wurde der Leuchter vor dem ostlichen Bogen der Vierung aufgebaut 1954 wurde eine Stabilisierung durch Einbau eines eisernen Tragerohrs erforderlich In diesem Jahr fand der Leuchter seinen heutigen Standort in der Vierung auf dem Hohen Chor Eine weitere Restaurierung wurde 1984 nach Auftreten mehrerer Risse durchgefuhrt Im Mai 1992 wurde der Leuchter zerlegt und statisch gesichert Von April bis November 1997 wurde er erneut zerlegt und gereinigt Symbolik BearbeitenMenora Bearbeiten In Ausgestaltung und religioser Symbolik bezieht sich der Braunschweiger Leuchter auf die judische Menora den Siebenarmigen Leuchter des alttestamentlichen Salomonischen Tempels der im 2 Buch Mose 37 17 24 genannt wird Vermittelt durch die Buchmalerei fand der Siebenarmige Leuchter Eingang in die christliche Kunst In der Zeit der Karolinger entstanden Nachbildungen dieses judischen Tempelgerats dessen altestes erhaltenes Exemplar der Essener Leuchter aus der Zeit um 1000 ist Moglicherweise wollte Heinrich der Lowe seine Kirchengrundung als Abbild des salomonischen Tempels verstanden wissen worauf Parallelen der von ihm gestifteten Kunstwerke zur alttestamentlichen Tempelausstattung hindeuten Jessebaum Bearbeiten Durch mittelalterliche Theologen wie Rupert von Deutz wurde der Siebenarmige Leuchter im christlichen Sinn als Abbild Christi neu interpretiert Der Leuchter mit seinen pflanzenartigen Verzierungen wachst wie ein Baum Jessebaum in die Hohe welcher der Wurzel Jesse entspringt Nach der Weissagung des Propheten Jesaja 11 1 3 entspringt der radix Jesse Wurzel Stamm des Isai die virga Spross auf deren flos Blute Jesus Christus der siebenfache Geist Gottes ruhen wird Ebenso ist die Deutung des Leuchters als lignum vitae als Holz des Lebens oder Lebensbaum moglich der Auferstehung und Ewiges Leben symbolisiert Siebenzahl Bearbeiten Die Siebenzahl besitzt in der christlichen Symbolik eine grosse Bedeutung und verweist unter anderem auf die Vollendung der Schopfung Sie schliesst die Zahlen Vier vier Evangelisten und vier Winde auf den Emails und Drei ein In der Offenbarung des Johannes erscheint Christus mit sieben goldenen Leuchtern die die sieben Gemeinden symbolisieren an die Johannes schreibt Christus tragt in der Vision die Schlussel des Todes und der Holle Diese Symbole fur die Auferstehung korrespondieren mit dem ursprunglichen Standort des Leuchters neben dem Grab des Stifterpaares und seiner Funktion als Totenleuchter Die Siebenzahl lasst sich weiterhin verbinden mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes und den sieben Sakramenten ebenso wie mit den alttestamentlichen sieben Saulen der Weisheit Spr 9 1 Literatur BearbeitenPeter Bloch Siebenarmige Leuchter in christlichen Kirchen In Wallraf Richartz Jahrbuch 23 1961 S 55 190 Cord Meckseper Hrsg Stadt im Wandel Ausstellungskatalog Band 2 Edition Cantz Stuttgart 1985 ISBN 3 922608 37 X S 1154 1155 Lexikon des Mittelalters Bd dtv Munchen 2003 ISBN 3 423 59057 2 Sp 1839 1840 Jochen Luckhardt Franz Niehoff Hrsg Heinrich der Lowe und seine Zeit Herrschaft und Reprasentation der Welfen 1125 1235 Band 1 Katalog Braunschweig 1995 ISBN 3777469009 S 195 200 Monika Soffner Der Braunschweiger Dom Passau 1999 ISBN 3896434993 S Hans Pfeifer Der siebenarmige Leuchter im Dome zu Braunschweig In Zeitschrift fur christliche Kunst 1898 S 33 34 und 47 48 52 264281 10 524169 Koordinaten 52 15 51 4 N 10 31 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siebenarmiger Leuchter Braunschweig amp oldid 219953126