www.wikidata.de-de.nina.az
Die Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik AG Schlieren Zurich SWS lokal und umgangssprachlich Wagi war ein Schweizer Hersteller von Schienenfahrzeugen und Aufzugsanlagen mit Sitz in Schlieren im Kanton Zurich Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik AG Schlieren ZurichLogoRechtsform AktiengesellschaftGrundung 18 Mai 1895Auflosung 31 August 1985Auflosungsgrund Schliessung der ProduktionSitz Schlieren Schweiz SchweizMitarbeiterzahl 1 100Umsatz 11 5 Mio CHFBranche Schienenfahrzeuge AufzugsanlagenStand 1949 Plakette der Wagi Schlieren am historischen Tramwagen Ce 2 2 Lisbethli aus dem Jahr 1900 Tram Museum Zurich Prioritats Aktie uber 500 Franken der Schweiz Wagons Fabrik AG vom 20 Januar 1902Ein 1920 fur die Elektrischen Strassenbahnen im Kanton Zug gebauter WagenRohbau eines Wagenkastens in StahlleichtbauweiseIndische Reisezugwagen die auf den Technologietransfer von Schlieren zuruckgehenVon Schlieren entwickelter Schweizer Standardwagen fur StrassenbahnenIn den 1970er Jahren gebauter Schlafwagen fur den internationalen Verkehr in Europa Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Grundung 1 2 Produktion wahrend der Blutejahre 1 3 Ubernahme durch Schindler 1 4 Schliessung der SWS 2 Historisches Erbe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Grundung Bearbeiten Nachdem der 1822 im aargauischen Riniken geborene Johann Caspar Geissberger nach seiner Lehre zum Huf und Wagenschmied seine Wanderjahre unter anderem in Deutschland und Frankreich verbracht hatte begann er 1850 in Zurich bei der Stadelhofer Schmiede des 1842 verstorbenen Gabriel Vogel zu arbeiten 1858 machte er sich mit seinem Einzelunternehmen J C Geissberger Wagenfabrikant an der Seefeldstrasse in Riesbach selbstandig bereits 1870 konnte er an der Wiesenstrasse 6 12 seine neue Wagenfabrik beziehen fur deren Bau er Bruchsteine des ersten Zurcher Bahnhofs von 1847 verwendet hatte Im vaterlichen Betrieb wurden auch die Sohne ausgebildet Caspar 1857 1929 als Sattler Robert 1860 1945 als Wagner beiden erteilte Vater Johann 1890 Einzelprokura Die Stadt war mittlerweile gewachsen Riesbach wurde 1893 eingemeindet und Platz fur den Ausbau der Wagenfabrik war rar Hingegen war im selben Jahr das Konzessionsgesuch fur die Limmattal Strassenbahn eingereicht worden und in Schlieren war gunstiges Bauland mit Bahnanschluss fur Industriebetriebe verfugbar wohin 1898 schliesslich auch das stadtische Gaswerk verlegt werden wurde 1895 beantragte Geissberger beim Schlieremer Gemeinderat den Kauf von 40 000 Quadratmetern Land sudostlich des Bahnhofs fur den Neubau eines zeitgemassen Fertigungsbetriebs fur Wagen und Waggons Nach Abschluss des Kaufvertrags im Mai 1895 wurde bereits mit dem Bau von Lagern und Werkstatten begonnen die unter anderem Sagerei Schreinerei Schmiede Schlosserei und Sattlerei umfassten und ab Marz 1896 schrittweise in Betrieb genommen wurden Aufgrund der grossen Investitionen wurde das bisherige Einzelunternehmen im Oktober 1896 in die Kommanditgesellschaft Geissberger amp Cie umgewandelt Diese Kommanditgesellschaft wurde bereits Ende 1899 wieder aufgelost und durch eine neue Aktiengesellschaft ersetzt die Schweizerische Wagen und Waggonfabrik A G welche im Handelsregister den Zusatz ehemals Geissberger amp Cie fuhrte weniger formell wurden auch die Bezeichnungen Wagen und Wagonsfabrik Geissberger respektive Kombinationen davon verwendet Hauptaktionare waren Johann Caspar Geissberger zugleich Generaldirektor Sohne Caspar und Robert zugleich technische Direktoren Schwiegersohn E Guhl Geissberger zugleich kaufmannischer Direktor sowie drei weitere Kapitalgeber Innerhalb des jungen Unternehmens kam es bereits 1900 zu Differenzen der grossere Wagenbau lag praktisch brach da der Absatz von Kutschen stockte wahrend der kleinere Waggonbau mit dem Herstellung von Tramwagen kaum nachkam Auch boykottierten Wagner die Wagenfabrik und verweigerten die Abnahme der in grossen Stuckzahlen fur den Weiterverkauf hergestellten Wagenrader Mit 79 Jahren zog sich J C Geissberger 1901 aus dem operativen Geschaft und dem Verwaltungsrat zuruck Das Unternehmen wurde im November 1901 de facto aufgetrennt indem die Sohne aus der Direktion der Wagi austraten die Abteilung Luxus und Geschaftswagenbau samt Domizil an der Wiesenstrasse zuruckkauften und fortan als Einzelunternehmen C amp R Geissberger Wagenfabrik tatig waren Das Unternehmen welches nur die abgespaltene Wagi umfasste wechselte das Domizil und wurde in Schweizerische Wagons Fabrik A G in Schlieren Zurich umbenannt woraus sich die weniger formelle Bezeichnung Schweizerische Wagonsfabrik Schlieren SWS herleitet Produktion wahrend der Blutejahre Bearbeiten Mit dem Ruckzug der Familie Geissberger und dem Ausstieg aus dem Wagenbau ubernahm Josef Koch die Leitung des Unternehmens 1901 dem er bis 1942 als Direktor vorstand Unter seiner Leitung wurde umgehend der Bau der Montagehallen I und II in die Wege geleitet 1903 bestellten die neugegrundeten Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei SWS Personenwagen 1906 verliess bereits der 1000 Eisenbahnwagen das Werk und 1909 wurde der 2000 Wagen an die SBB abgeliefert Damals wurden auch Strassenbahn Fahrzeuge teilweise zusammen mit der Maschinenfabrik Oerlikon hergestellt Darunter beispielsweise der weit verbreitete Schweizer Standardwagen 1923 wurde in Zusammenarbeit mit BBC zwei Lokomotiven der Klasse 1020 nach Japan geliefert eine Seltenheit denn die Fabrik war kaum im Lokomotivbau tatig 1917 wurde das Aufzugsgeschaft der Aufzuge und Raderfabrik Seebach AG ubernommen und 1928 der Name des Unternehmens in Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik AG Schlieren Zurich geandert In der Zeit des 1 Weltkrieges betatige sich die SWS auch im Flugzeugbau und es entstand mit der SWS C 1 ein damals sehr modernes und aerodynamisch hervorragend ausgelegtes Flugzeug Dieses wurde von Flugzeugkonstrukteur und Einflieger Adolf Schaedler am 7 Marz 1919 erfolgreich eingeflogen Es folgen weitere Fluge in denen er u a 7300 Meter Hohe erreichte Im April 1920 wird das Flugzeug infolge einer Notlandung wegen Aussetzen des Motors ernstlich beschadigt wegen Streichung der Militarkredite gibt er einen Monat spater die SWS C 1 auf Das Buch Diesseits der Schallmauer Aus den Anfangen der Schweizer Aviatik Verlag Willi Weinhold St Gallen 1958 schildert die damals sehr umkampfte Entwicklung der Schweizer Militarflugzeuge aus erster Hand Der Auftrag einer Studie fur eine Serie neuer Reisezugwagen mit vermindertem Wagengewicht gegenuber den schweren Stahlwagen die 40 bis 45 Tonnen wogen einer um 5 km h hoheren Kurvengeschwindigkeit bei gleich bleibendem oder verbessertem Komfort erteilte der Zugforderungs und Werkstattendienst der SBB im Jahre 1932 an die Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik Schlieren Mit dem Auftrag lag ein Grundkonzept des Obermaschineningenieurs der Schweizerischen Bundesbahnen Walter Muller und dessen Sektionschef fur den Wagenbau Fritz Halm vor Diese konnten die SWS insbesondere den technischen Direktor Karl Fuchslin und den Chefkonstrukteur Robert Muller mit ihrer Idee uberzeugen Karl Fuchslin fuhrte die statischen Berechnungen durch eine zur damaligen Zeit aufwendige Arbeit Robert Muller war der Konstrukteur Es entstand der erste Leichtstahlwagen SBB in Schlieren In den ersten Nachkriegsjahren folgte ein weiterer Meilenstein Durch einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen den Indischen Staatsbahnen und der Konzernleitung in Schlieren konnte 1949 unter der damaligen Leitung des Projektverantwortlichen der SWS Heinrich Saxer Konig ein Grossauftrag in Indien realisiert werden Schlieren war massgebend an der Projektierung und der Umsetzung einer neuen Waggonfabrik in Perambur beteiligt 1955 konnte die Integral Coach Factory ICF ihren Betrieb in Indien aufnehmen Die Indischen Staatsbahnen bestellten im Vorfeld rund 200 Reisezugwagen in Schlieren Bereits 1951 lieferte die SWS einen Spezial Tiefladewagen mit rund 130 Tonnen Tragkraft an die Indischen Staatsbahnen 1952 brachte Schlieren den Variotron Antrieb fur Aufzuge auf den Markt Es handelte sich um den ersten elektronisch regulierten Aufzug der Welt Dieses System beschleunigte und verzogerte den Lauf des Aufzugs stufenlos und kontrollierte die Geschwindigkeit nach einem genau vorgeschriebenen Programm In die Jahre 1957 bis 1958 fallen zwei gewichtige Ereignisse 1957 lieferte Schlieren erstmals die Monotron Aufzugssteuerung Monotron kann als ein Markstein des Aufzugbaus betrachtet werden Gleichzeitig handelte es sich um einen ersten Erfolg gemeinsamer Forschung von Schindler und Schlieren Noch auf Basis der Variotron Steuerung lieferte Schlieren 1958 einen Personen Schnellaufzug fur das Atomium in Brussel das anlasslich der Weltausstellung Expo 58 gebaut wurde Es war der damals schnellste Aufzug der Welt mit einer Geschwindigkeit von 5 m s nbsp Wagi Areal um 1925 nbsp Wagi Areal um 1970Ubernahme durch Schindler Bearbeiten 1956 wurde bekannt dass die Pars Finanz AG der damalige Mutterkonzern der im Aufzugbau und Wagonsbau tatigen Schindler Gruppe 30 des Aktienkapitals aufgekauft hatte An der Versammlung wurde ebenfalls beschlossen die bisherigen Inhaberaktien in Namensaktien umzuwandeln Das Aktienkapital wurde neu von 6 Millionen Schweizer Franken auf 7 5 Millionen Schweizer Franken erhoht Die Wagi wurde 1960 komplett ubernommen und als Konzerngesellschaft in den Schindler Konzern integriert Als 1980 1981 der schweizerische Schienenfahrzeugbau umstrukturiert wurde spezialisierte sich die SWS auf Komponentenfertigung sowie Umbauten und Revisionen im Aufzugsbau auf Normturen und kabinen Schliessung der SWS Bearbeiten Der Verwaltungsrat der Schindler Holding teilte am 16 Mai 1983 der Belegschaft der SWS den Beschluss mit die Wagi aus wirtschaftlichen Grunden innert zwei Jahren zu schliessen und das Areal zu verkaufen Trotz lautstarkem Protest der betroffenen 740 Arbeitnehmer und breiter Unterstutzung durch Bevolkerung und Politik konnte der Schliessungsentscheid nicht abgewendet werden Hingegen setzte der Boykott von Kanton und Stadt Zurich den Konzern so weit unter Druck dass die Konzernleitung im Juli 1983 einwilligte an der Arbeitsgruppe Offene Planung SWS teilzunehmen und sich aktiv um die Erhaltung respektive Ansiedelung industriell gewerblicher Arbeitsplatze auf dem rund 126 000 Quadratmeter grossen Areal zu bemuhen Ende 1984 konnten sich Schindler die Gemeinde Schlieren und der Kanton Zurich auf den Verkauf an sieben Parteien einigen womit auch die Sistierung diverser Auftrage wieder aufgehoben wurde Die Gemeinde Schlieren genehmigte die Neuparzellierung des Areals dessen Erschliessung durch offentliche Strassen zulasten Schindler zu erstellen war dies betraf insbesondere die neu zu erstellende Wagistrasse wie auch den Ersatzneubau der Gasometerbrucke Ende August 1985 erfolgte die Schliessung der Wagi Auf dem Werksgelande das innert kurzester Zeit eingeebnet wurde entstand ein grosser Neubau fur eine Druckerei der Neuen Zurcher Zeitung NZZ in weiteren Neubauten siedelten sich insbesondere neue Kleinbetriebe an Historisches Erbe BearbeitenThomas Stauber und Georges Peier sammeln seit Jahren Unterlagen wie Schemas technische Zeichnungen Prospekte Mitarbeiterzeitungen sowie Gegenstande die aus der damaligen Fabrikation der Wagi stammen 1 2007 grundeten sie zusammen die IG Historic Schlieren die der Vereinigung fur Heimatkunde Schlieren VHS angegliedert ist 2016 wurde die IG in einen Verein umgewandelt 2 Im September 2017 wurde das WAGI Museum Schlieren eroffnet 3 nbsp Vereinsmitglieder nach der Restaurierung eines Tiefgangwagens nbsp Der 1913 erbaute Tiefgangwagen der SBB im MuseumLiteratur BearbeitenAdalbert Stager 40 Jahre Wagenbau 10 000 Schienenfahrzeuge 1901 1941 Schweizerische Wagons u Aufzugefabrik 1941 Funfzig Jahre Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik A G Schlieren Zurich 1899 1949 Orell Fussli Zurich 1950 Georges Baumgartner Urs Stolz Die Geschichte der Wagons und Aufzugefabrik Schlieren D WAGI 1895 1985 Schlieren 1986 Andres Furger Die Wagenfabrik Geissberger in Zurich 1850 58 1927 2021 erganzte Neufassung PDF 66 9 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik Schlieren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik AG Schlieren Wagi Museum Schlieren Abgerufen am 6 Mai 2021 deutsch Bilddatenbank der Schweizerischen Gesellschaft fur Eisenbahngeschichte SGEG Abgerufen am 7 Januar 2018 deutsch Bilddatenbank mit teilweisem SWS Fotoarchiv Reto Weiss Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik SWS In Historisches Lexikon der Schweiz Wagi Museum Schlieren In YouTube Abgerufen am 7 Januar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Florian Niedermann Wagi Schrott aus der ganzen Welt gesammelt In az Limmattaler Zeitung 1 November 2012 limmattalerzeitung ch abgerufen am 7 Januar 2018 Stefan Nidegger Die Wagonsfabrik Schlieren lebt weiter In az Aargauer Zeitung aargauerzeitung ch abgerufen am 7 Januar 2018 Stefan Nidegger Eine Hommage an die Wagonsfabrik Schlieren In az Limmattaler Zeitung limmattalerzeitung ch abgerufen am 7 Januar 2018 Normdaten Korperschaft GND 1085970353 lobid OGND AKS VIAF 144861106 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizerische Wagons und Aufzugefabrik AG Schlieren Zurich amp oldid 236361821