www.wikidata.de-de.nina.az
Als Schutzwald wird im Allgemeinen vor allem der Bergwald oberhalb von Dorfern Strassen und Schienen in Berggebieten bezeichnet der Talbewohnern Schutz vor Steinschlag Erdrutsch und Lawinen bildung bietet Schutzwald ist jedoch nicht nur fur die unmittelbare Umgebung wichtig da der Wald im Berggebiet Hochwasser und Uberschwemmungen im Unterland verhindert Schutzwald in den Steilhangen uber AdelbodenFast zerstorter SchutzwaldIm Forstrecht gehoren zu den Schutzwaldern auch Walder in Steillagen ausserhalb von Berggebieten Strassenschutzwald Erosionsschutzwald auf labilen Standorten z B Flugsand oder an Gewassern Uferschutz Neben dem unmittelbaren Schutz des Bodens auf dem sie stehen haben Schutzwalder auch Schutzfunktionen gegenuber umliegenden Siedlungen z B Larmschutzwald Gewassern Grundwasserschutz und Wasserruckhaltung also die Vermeidung von Hochwasserspitzen oder Kulturpflanzen so schutzt z B Wald oberhalb von Weinbergen diese vor abfliessender Kaltluft Neben diesen verschiedenen auf Dauer angelegten Schutzwaldtypen gibt es auch sogenannten temporaren Schutzwald Hierbei handelt es sich um bestimmte Waldbestande die anderen Bestanden in Hauptwindrichtung vorgelagert sind Sie schutzen die benachbarten Waldbestande vor Sturmschaden und durfen daher nicht ohne weiteres eingeschlagen werden Vom Schutzwald zu unterscheiden ist geschutzter Wald der seinerseits besonderen Schutz geniesst z B naturschutzrechtlich geschutzte Waldgesellschaften Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Schweiz 3 Deutschland 3 1 Bayern 3 2 Sachsen 4 Osterreich 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDer ideale Schutzwald gegen Lawinen und Steinschlag ist ein lockerer Mischwald mit Baumen unterschiedlicher Altersstufe die in Rotten wachsen Baumgruppen mit Baumen verschiedenen Alters Einzelne Baumarten haben unterschiedliche Vor und Nachteile im Schutzwald Beispielsweise wachsen Fichten schnell und sind zunachst unempfindlicher gegen Steinschlagsverletzungen andererseits wurzeln sie flach was sie fur Sturmschaden anfallig macht und nach Beschadigungen des Stammes entwickelt sich rasch Rotfaule die den Baum schwacht Weisstannen haben tiefe Wurzeln und sind gegenuber Sturmen weniger anfallig in der Jugendphase jedoch bei hohen Wildbestanden stark verbissgefahrdet Bergahorn wurzelt sogar in Gerollhalden die sich bewegen ist aber gegen starken Frost empfindlicher als Nadelbaume Schutzwald ist bei weitem der kostengunstigste Schutz gegen Lawinen Selbst im extremen Lawinenwinter von 1999 gab es in der Schweiz keinen Lawinenanriss in einem Schutzwaldgebiet Der Wald verhindert die Bildung einer gleichmassigen Schneeschicht da der Schnee zuerst zuruckgehalten wird und dann paketweise von den Asten auf den Boden fallt Die Kosten fur die Pflege eines existierenden Schutzwaldes wahrend 100 Jahren betragen weniger als 200 000 Euro pro Hektar Geht der Schutzwald beispielsweise durch Sturm verloren muss durch Naturverjungung Aufforstung und falls notig Lawinenverbauungen fur Ersatz der Schutzwirkung gesorgt werden Auch Wildschaden durch Wildverbiss und Schalung Beweidung und unsachgemasse Bewirtschaftung konnen eine Sanierung des Schutzwaldes notwendig machen Die dabei entstehenden Kosten fur Lawinen und Gleitschneeverbauung und anschliessende Aufforstung konnen bis zu 600 000 Euro pro Hektar betragen Die Errichtung und Pflege von Lawinenverbauungen die einen Schutzwald ersetzen kosten etwa 2 Millionen Euro pro Hektar auf 100 Jahre gerechnet Schweiz BearbeitenIn den Schweizer Alpen wurden bereits im Hochmittelalter Walder wegen ihrer Schutzfunktion gegen Lawinen oder Steinschlag mit dem Bann belegt der allgemeinen Nutzung entzogen Die altesten Schutzbriefe stammen aus den Kantonen Schwyz und Uri Im 15 Jahrhundert war der Bannwald als Schutzwald im Berggebiet weit verbreitet der gleiche Ausdruck wurde jedoch auch im Mittelland verwendet dort jedoch als Instrument der Nutzungsregelung 1 Im 18 und besonders in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden Walder zur Holzgewinnung abgeholzt und das Land anschliessend landwirtschaftlich genutzt Dadurch nahm die Waldflache stark ab und die Geschiebemengen nahmen zu was zusammen mit klimatischen Einflussen zu zahlreichen Uberschwemmungen fuhrte In einigen Gegenden entstanden aus fruher fruchtbarem Land Sumpfgebiete in denen die Malaria endemisch wurde Besonders schwer betroffen waren die Linthebene zwischen Walensee und Zurichsee und das Berner Seeland aber auch die Stadte an Aare und Rhein litten unter den haufigen Hochwassern Der Zusammenhang zwischen Uberschwemmungen Geschiebe und Abholzung wurde schon fruh gesehen 1840 wetterte Jeremias Gotthelf gegen den Kahlschlag des Emmentaler Walds der zu immer starkeren Uberschwemmungen fuhrte Die Walder unterstanden jedoch der Hoheit der Kantone Der 1843 gegrundete Schweizer Forstverein setzte sich nicht nur fur den Erhalt der Walder ein sondern forderte auch dass die Eidgenossenschaft sich dafur engagiere Der Bundesrat veranlasste den 1862 erschienenen Bericht an den hohen schweizerischen Bundesrath uber die Untersuchungen der schweizerischen Hochgebirgswaldungen von Forstprofessor Elias Landolt 1874 wurden die Bergwalder unter die Aufsicht des Bundes gestellt 1876 trat das Bundesgesetz betreffend die Oberaufsicht des Bundes uber die Forstpolizei im Hochgebirge in Kraft das fur eine nachhaltige Bewirtschaftung der Walder eintrat Es verwendete nicht den Begriff Bannwald sondern Schutzwald 2 Unterschieden wird in Schutzwald mit Prioritat 1 direkter Schutz von Mensch und Infrastruktur vor Naturgefahren wie Steinschlag oder Rutschungen Schutzwald mit Prioritat 2 indirekter Schutz durch seine Ruckhaltefunktion Reduktion des Wasserabflusses bei starken Regenfallen und somit Schutz vor Hochwasser Bodenerosion u a 3 Deutschland BearbeitenErgibt sich die Schutzwaldeigenschaft eines Waldes nicht bereits unmittelbar aus ortlicher landesforstgesetzlicher Definition kann er laut Bundesrecht dazu erklart werden Voraussetzung ist die Notwendigkeit bestimmter forstlicher Massnahmen zum Schutz der Allgemeinheit vor Gefahren oder je erheblichen Nachteilen oder schon Belastigungen insbesondere zum Schutz vor oder zur Verhutung von Lawinen oder schadlich abfliessendem Niederschlag Erosion durch Wasser oder Wind oder sonstigem schadlichen Umwelteinfluss 4 Ein Kahlhieb oder eine diesem in der Wirkung gleichkommende Lichthauung ist nach diesem Rahmengesetz bundeseinheitlich genehmigungspflichtig Bayern Bearbeiten nbsp Schutzwaldsanierungsflache mit Dreibeinbocken oberhalb von Hinterstein Lkr OberallgauIn Bayern ist der Schutzwald im Bayerischen Waldgesetz BayWaldG in Artikel 10 5 definiert Dort wird zwischen permanentem und temporarem Schutzwald unterschieden Der temporare Schutzwald ist Wald der benachbarten Wald vor Sturmschaden schutzt Der permanente Schutzwald ist Wald in den Hoch und Kammlagen der Alpen und Mittelgebirge Wald der seinen eigenen Standort vor Verkarstung Erosion und Humusschwund schutzt und Wald der vor Naturgefahren wie Lawinen Felssturzen Steinschlagen Erdabrutschungen Hochwassern Uberflutungen Bodenverwehungen oder ahnlichen Gefahren schutzt oder die Flussufer erhalt Kahlhieb ist dort ohne behordliche Erlaubnis regelmassig eine Ordnungswidrigkeit 6 Eine Eigenschaft als permanenter Schutzwald wird auf Antrag oder bei Zweifeln von Amts wegen durch die Forstbehorde festgestellt die die Schutzwaldeigenschaft ihre Anordnungen zur Funktionsabsicherung und eine etwaige Kahlschlagerlaubnis im Schutzwaldverzeichnis erfasst 7 In den Bayerischen Alpen gibt es ca 147 000 ha 8 Schutzwald Im Mittelalter erlebte der Schutzwald im Alpen raum erste Beeintrachtigungen durch den Menschen Die Herstellung von Eisen und Glas waren erforderte grosse Mengen Holz fur das befeuern der Brennofen Daruber hinaus wurden fur die Salzproduktion Sole leitungen und Brennholz fur die Siedereien benotigt Dieses Holz wurde zunachst in der Nahe von Siedlungen geschlagen Ab dem 15 Jahrhundert kam es zu einer deutlichen Bevolkerungszunahme im Alpenraum Wald wurde fur neue Siedlungen und zur Gewinnung von Weideland gerodet Im 19 Jahrhundert war der Bergwald im bayerischen Alpenraum bereits stark dezimiert Das Bild war gepragt von ausgedehnten Kahlschlagen Umwelteinflusse wie Sturme und Lawinenabgange setzten dem geschwachten Wald immer weiter zu Uberschwemmungen Murenabgange und Lawinen forderten immer mehr Todesopfer und verursachten auch grossen Sachschaden und die Vernichtung landwirtschaftlicher Flachen Eine wichtige Rolle spielte auch die Jagd Bis zur Einfuhrung der Hofjagdreviere Anfang des 19 Jahrhunderts herrschte ein stabiles biologisches Gleichgewicht Danach wurden Wolf Luchs und Bar im Rahmen der sportlichen Jagd ausgerottet In der Folge vermehrten sich die Bestande von Rotwild und Gamswild unkontrolliert Durch den zunehmenden Wildverbiss wurden viele damals junge Baume stark geschadigt Erst mit der Revolution von 1848 verbesserte sich die Situation fur den Schutzwald etwas als Jagdgesetze gelockert wurden und die Wilderei zunahm Spater wurde die staatliche Aufsicht uber die Jagd wieder verscharft Die Wildbestande stiegen wieder an und drangen immer weiter auch in unzugangliche Hochlagen vor mit fatalen Folgen fur den dortigen Wald Das 20 Jahrhundert war gepragt von einer Vervierfachung der Bevolkerungsdichte und einem entscheidenden Strukturwandel Verkehrswege wurden ausgebaut die stark zunehmende Industrialisierung verursachte durch den Schadstoffausstoss weitere Schaden und der Massentourismus verscharfte die Situation weiter Bis zum heutigen Tag ist die naturliche Verjungung des Schutzwaldes stark eingeschrankt Sachsen Bearbeiten Schutzwald ist hier jeder Wald auf erosionsgefahrdeten Standorten oder solcher der dazu erklart wurde durch Rechtsverordnung die dann auch seine Bewirtschaftung regeln kann Ausnahmsweise kann ihn die Forstbehorde durch Verwaltungsakt dazu erklaren falls es sich um eine Flache in einem bereits unter Naturschutz stehenden Gebiet oder um eine unbewirtschaftete Naturwaldzelle handelt 9 Osterreich BearbeitenIn Osterreich ist Bannwald eine Sonderform der Walder mit Sonderbehandlung nach Abschnitt B Forstgesetz 1975 Das Gesetz unterscheidet Standortschutzwald nach 21 Abs 1 Forstgesetz der dem Schutz des Bodens Flugsand oder Flugerde boden zur Verkarstung neigende oder stark erosionsgefahrdete Standorte felsige seichtgrundige oder schroffe Lagen abrutschungs gefahrdete Hange die Kampfzone des Waldes und Objektschutzwald die explizit Menschen menschliche Siedlungen oder Anlagen oder kultivierten Boden schutzen 21 Abs 2 Forstgesetz Letztere konnen aufgrund von volkswirtschaftlichen oder sonstigen offentlichen Interessen durch Bescheid in Bann gelegt werden und sind dann Bannwald im Sinne 27 ff Forstgesetz Daneben kennt das osterreichische Gesetz auch den Begriff Wald mit besonderem Lebensraum Biotopschutzwald 32a Forstgesetz Durchforstungen und Holzernte massnahmen sind im Schutzwald nicht generell verboten Vielmehr sind sie vielerorts in dichten Bestanden sinnvoll und notwendig um deren Schutzfunktion zu verbessern Ziel von Schutzwalddurchforstungen kann beispielsweise sein zu gering vertretene stabilisierende Mischbaumarten wie die Weisstanne zu begunstigen und von bedrangenden Nachbarfichten zu befreien Siehe auch BearbeitenErholungswald Waldschutz Wald und WasserkreislaufWeblinks Bearbeiten nbsp Commons geschutzter Wald Sammlung von Bildern und Videos Schutzwaldmanagement in den Alpen In waldwissen net Abgerufen am 19 Juli 2023 Forst gt Schutzwald lebensministerium at Bundesamt fur Umwelt Naturgefahren Schutzwald Memento vom 6 Dezember 2015 im Internet Archive Bergwald ist Schutzwald vor Naturgefahren Kompendium zu Schutz und Bergwald der LWFEinzelnachweise Bearbeiten Anton Schuler Bannwald In Historisches Lexikon der Schweiz 20 Marz 2015 abgerufen am 12 Juni 2019 Bundesamt fur Umweltschutz Umweltschutz begann im Wald Magazin Umwelt 2001 Memento vom 10 August 2007 im Internet Archive Schutzwald Schutzwaldflache Website des Kantons Zug abgerufen am 30 Juni 2023 12 Bundeswaldgesetz zur Definition schadlicher Umwelteinflusse wird dort auf die immissionsschutzrechtliche in 3 Abs 1 und Abs 2 BImSchG verwiesen Bayerisches Waldgesetz BayWaldG Artikel 10 Art 14 Abs 3 Satz 1 Art 46 Abs 1 Ziff 3 BayWaldG Art 10 Abs 3 BayWaldG Verordnung uber das Waldverzeichnis und die Schutzwaldverzeichnisse WuSWaldVV vom 29 November 1994 Zahlen und Fakten Bergwald PDF Nicht mehr online verfugbar Bund Naturschutz in Bayern e V archiviert vom Original am 31 August 2014 abgerufen am 9 September 2016 29 SachsWaldgesetzNormdaten Sachbegriff GND 4053659 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schutzwald amp oldid 235607880