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Das Schloss Traventhal in der Gemeinde Traventhal in der Nahe von Bad Segeberg im sudlichen Schleswig Holstein war der Sommersitz der Herzoge von Schleswig Holstein Sonderburg Plon Im 18 Jahrhundert war das Schloss vor allem fur seinen spatbarocken Garten bekannt der als die grosste und bedeutendste Anlage in den Herzogtumern galt 1 Mit der Auflosung des Ploner Herzogtums nach 1761 endete die kurze Glanzzeit des Schlosses Das Gebaude wurde am Ende des 19 Jahrhunderts abgerissen und durch einen zeittypischen historistischen Neubau ersetzt Hauptgebaude von Schloss Traventhal Zustand um 1760 Ausschnitt aus einem Kupferstich von G Heumann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Uberblick 1 1 Das erste Schloss des Herzogs Johann Adolf 1 2 Der Sommersitz des Herzogs Friedrich Karl 1 3 Niedergang der Anlage 1 4 20 Jahrhundert und Gegenwart 2 Bauwerke 2 1 Das einstige Schloss 2 2 Die fruheren Gartenanlagen 2 3 Der Schlossbezirk heute 3 Literatur und Quellen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichtlicher Uberblick BearbeitenDas erste Schloss des Herzogs Johann Adolf Bearbeiten nbsp Blick vom fruheren Schlossbezirk in das Tal der TraveDas Dorf Traventhal gehorte bis ins 17 Jahrhundert zum Amt Segeberg 1544 bei der Teilung Holsteins wurde Konig Christian III das Amt Segeberg zugeteilt Um 1671 gelangte Traventhal an Herzog Johann Adolf aus dem Haus Schleswig Holstein Sonderburg Plon der zur Vergrosserung seines Besitzes mehrere Amter und Guter ausserhalb des kleinen Herzogtums erwarb 2 Traventhal diente dem ortlichen Amtmann als Wohnsitz 1684 liess Johann Adolf dort in einem landschaftlich reizvollen flachen Tal der noch bachartigen Trave ein Jagdschloss aus Holz errichten Bekannt wurde der Ort als dort im August 1700 zwischen Danemark und Schweden der Frieden von Traventhal geschlossen wurde ein fruher Friedensvertrag des Grossen Nordischen Krieges Abgesehen von dieser Zusammenkunft stand das Schloss aber immer wieder langere Zeit leer denn der als Held von Ahrensbok bekannt gewordene Johann Adolf war im Auftrag des Kaisers auf zahlreichen Reisen und nur selten in seinem Herzogtum Plon zugegen Der Sommersitz des Herzogs Friedrich Karl Bearbeiten Seine Glanzzeit erreichte Traventhal nachdem es 1729 in den Besitz Herzog Friedrich Karls gelangte 3 Der letzte Herzog aus dem Hause Plon zeichnete sich durch eine grosse Baufreude aus und er liess die Residenzen seines Besitzes zum Teil umfassend erweitern Das Ploner Schloss wurde im Stil des Rokoko ausgeschmuckt und dort ausserdem ein barocker Garten und ein kleines Lusthaus errichtet Die grossten Veranderungen fanden aber in Traventhal statt wo das altere Holzschloss komplett abgerissen und 1738 durch einen Neubau ersetzt wurde Rund um das neue Schloss entstand parallel zum Travelauf ein grosser Garten im Stil des Rokoko der als die aufwandigste Anlage dieser Art in Schleswig Holstein galt nbsp Herzog Friedrich Karl und seine Familie im Garten von Traventhal Gemalde von J H Tischbein 1759Der Sommersitz in Traventhal wurde zu einem Zentrum der Hofkultur im Land 3 Der Ploner Herzog stand unter anderem in regem Kontakt mit dem Statthalter Schleswig Holsteins dem Markgrafen Friedrich Ernst von Brandenburg Kulmbach Ausserdem empfing er dort 1760 den danischen Konig Friedrich V Die Glanzzeit Traventhals wahrte indes nicht lang Friedrich Karl starb 1761 in seinem Traventhaler Schloss 4 und sein Besitz ging gemass dem sogenannten Plonischen Successionstraktat an die danische Krone uber 3 Schloss Traventhal blieb zwar als Sommerresidenz im Besitz des Konigshauses doch wurde es nur selten genutzt Christian VII und dessen Frau Caroline Mathilde verbrachten dort mehrere Wochen im Jahr 1770 5 begleitet vom mutmasslichen Liebhaber der Konigin Johann Friedrich Struensee Niedergang der Anlage Bearbeiten Das Schloss diente ab 1773 wieder als Sitz des Amtmanns 3 Immerhin ereilte es vorerst nicht das Schicksal anderer Ploner Residenzen denn die Schlosser in Reinfeld Ahrensbok und Rethwisch wurden im Zuge der Vollendung des danischen Gesamtstaats am Ende des 18 Jahrhunderts aufgrund wirtschaftlicher und politischer Erwagungen abgerissen In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts kam Traventhal wie ganz Schleswig Holstein in preussischen Besitz 1866 wurde auf dem Areal ein grosses Landgestut mit der Spezialisierung auf Holsteiner Pferde eingerichtet das zur bekanntesten Zucht der Provinz wurde 3 Die grossen Garten und Hofanlagen gingen in der neuen Funktion auf Das herzogliche Schloss und seine Nebengebaude mussten schliesslich 1888 abgerissen werden Der Hauptflugel des Schlosses wurde durch einen schlichten Neubau ersetzt der fortan als Herrenhaus bezeichnet wurde und dem Landstallmeister als Wohnsitz diente Anstelle der Nebengebaude wurden Stallungen errichtet 20 Jahrhundert und Gegenwart Bearbeiten nbsp Markttreiben auf Traventhal Sommer 2009Das Schloss Traventhal und das Landgestut blieb bis ins 20 Jahrhundert bestehen Nachdem die Gesamtanlage Anfang 1960 aufgelost worden war wurden das Schloss und der dazugehorige Schlosspark von dem Hamburger Kaufmann Paul Ihlenfeld erworben Es bestand von 1967 bis 2010 eine Senioren Wohngemeinschaft Im Jahr 2010 wurde das Schloss Traventhal aufwandig renoviert es entstand ein Hotel Restaurant Cafe Der Traventhaler Schlosspark ist zu den Offnungszeiten zuganglich Die angrenzenden Hofgebaude gehoren zum Landgestut hier wurde im Jahr 2009 ein Spitzzaun errichtet welcher die Gesamtanlage trennt Im Jahr 1999 wurde ein Verein gegrundet der sich der Erforschung und der Konservierung des erhaltenen Bestands verschrieben hat Zu diesem Zweck wurde auch ein Museum eingerichtet in dem auch verschiedene Veranstaltungen wie Kunsthandwerks und Trodelmarkte stattfinden Bauwerke BearbeitenDas einstige Schloss Bearbeiten nbsp Die Wappenkartusche des Giebelfeldes ist heute an einem der Nebengebaude angebracht Das Ploner Wappen ist vom Elefanten Orden gerahmt die Krone mit dem Reichsapfel verweist auf die koniglich danische AbstammungUber die Gestalt des ersten Schlosses Herzog Johann Adolfs ist heute kaum noch etwas bekannt denn es gibt keine bildlichen Darstellungen mehr Ein Dokument von 1759 beschrieb es als einen Pavillon mit grossem mittlerem Saal und vier daran anschliessenden kleineren Salons 6 Der Bau wurde knapp 50 Jahre nach seiner Errichtung fur die aufwandigere Anlage Herzog Friedrich Karls vollstandig niedergelegt Das Lustschloss des letzten Ploner Herzogs wurde ab 1738 durch den aus Jersbek stammenden Baumeister Jasper Carstens errichtet 1 Das Hauptgebaude war ein relativ schlichter gelb verputzter einstockiger und elfachsiger Bau mit durchfenstertem Mansarddach Die Gebaudemitte wurde auf beiden Seiten durch einen dreiachsigen und zweigeschossigen Mittelrisalit betont der durch einen Wappengeschmuckten Frontispiz bekront war Die Gartenfassade war nach Westen auf das Tal der Trave ausgerichtet die dort in wenigen Metern Entfernung entlang fliesst Hofseitig folgten auf das Schloss zwei solitar stehende Trakte die so zusammen mit dem Hauptgebaude eine offene dreiflugelige Anlage bildeten Der nordliche Flugel diente als Kuchen und Wirtschaftsgebaude der sudliche als Kavaliershaus Die Innenausstattung der Schlossflugel erfolgte im Stil des Rokoko und wurde zwischen 1744 und 1749 fertiggestellt Ausfuhrender Kunsthandwerker war der Italiener Bartolomeo Bossi 5 Nordwestlich der Anlage fanden sich die Stallungen und weitere Wirtschaftsgebaude Die typische barocke Achse durch Hof und Schloss wurde im Osten durch ein breites Torhaus und von dort in die Landschaft gefuhrt Die fruheren Gartenanlagen Bearbeiten nbsp Plan der Gartenanlage Ausschnitt um 1761 Zeichnung von H L Sidon Das Schloss befindet sich in der linken Bildhalfte Am rechten Bildrand ist das in Rudimenten erhaltene grosse Bassin zu erkennen Der daran anschliessende nach Suden fuhrende grosse Kanal liegt ausserhalb der Zeichnung Die Karte ist nicht genordet Der Garten in Traventhal gehorte seinerzeit zu den beruhmtesten Parkanlagen Schleswig Holsteins Er entstammte in seiner grossten Ausdehnung der Zeit Herzog Friedrich Karls und wurde ab 1730 also noch vor dem Neubau des Schlosses angelegt und ab 1744 noch einmal erweitert Die Plane stammten von Georg Tschierske der auch die Garten am Ploner Schloss entwarf 6 In Traventhal wurde der klassische Barockpark franzosischer Pragung stilistisch zu einem Garten des Rokoko weiterentwickelt Die ubliche Abfolge von Broderieparterre Boskett und Waldbereich in einer Achse zur Hauptfassade des Schlosses wurde zugunsten einer kleinteiligeren Losung aufgegeben Das Schloss war dem ublichen barocken Schema entsprechend in eine dreiflugelige Anlage um einen Ehrenhof gegliedert Dabei wurde zwar nach dem klassischen Muster die Hauptachse durch Schloss Hof und Auffahrt gefuhrt doch die grosste Achse des Gartens fuhrte gewissermassen als Querarm eines Kreuzes quer zur Anlage durch den sudlichen Nebenflugel und wurde in ihrer Verlangerung durch einen knapp einen Kilometer langen Kanal gebildet Diese den Gebauden untergeordnete Achse ubertraf in ihrer gartenlandschaftlichen Gestaltung und Grosse die klassische Hauptachse um Langen Diese Abweichung vom klassischen barocken Gartengrundmuster ist zum einen der naturlichen Begrenzung des auf einer Anhohe gelegenen Gelandes nach Westen durch den Lauf der Trave geschuldet war aber auch eine Eigenart die so in anderen adligen Landsitzen Schleswig Holsteins zu finden war Eine dominante die Hauptachse ubertreffende Querachse wurde unter anderem auch in den barocken Garten von Schloss Rantzau angelegt spater auch am Wandsbeker Schloss realisiert und war fur eine Anlage am Ahrensburger Schloss zumindest geplant aber letztlich nicht ausgefuhrt Auch am Blumendorfer Herrenhaus waren die Parterres auf die Seiten des Gebaudes ausgerichtet wahrend der eigentlichen Hauptfassade dort nur ein Tapis vert und eine anschliessende sechsreihige Lindenallee vorgelagert war nbsp Die Ruinen der GrotteDie Garten des Schlosses beinhalteten typische Motive der barocken Gartenkunst Den drei ausseren Fassaden der Schlossflugel war jeweils ein kleines Parterre vorgelagert Das nordliche Parterre vor dem Wirtschaftsbau war dabei am schlichtesten gestaltet wahrend das westliche Parterre vor dem Hauptflugel mit typischen Broderien gestaltet war Am aufwandigsten war das Parterre vor dem Sudflugel das als grosse Rocaille geformt war auf welche die sogenannten Buscagen niedrige Boskette weitere Broderien und schliesslich unterhalb des Gelandes der grosse Kanal mit seinen Wasserspielen folgten Das Motiv des langen Kanals ursprunglich nach dem Vorbild des Grossen Kanals in Versailles fand sich in Holstein zum Beispiel auch auf dem Gut Seestermuhe In Traventhal ubernahm der grosse Kanal gewissermassen die Rolle der Hauptstrasse der Gartenanlage Er verband das Schloss mit dem Heckentheater und dem Irrgarten in der Ferne und an seinem Lauf waren die meisten der Gartenattraktionen zu finden Den Bereich im Winkel zwischen West und Sudparterre nahm ein radial gestaltetes Boskett auf ostlich des Kavaliersflugels befand sich ein Gebiet das als fruher Landschaftsgarten mit Weihern und Schlangelpfaden angelegt war Der gesamte Garten war mit zeittypischen Follys versehen so gab es eine Grotte eine Eremitage und ein sogenanntes Borkenhaus ausserdem eine Orangerie fur die Zitruspflanzen und eine kleine Menagerie Der Schlossbezirk heute Bearbeiten nbsp Das sogenannte Herrenhaus steht an der Stelle des einstigen SchlossesDas Schloss Herzog Friedrich Karls ist ganzlich verschwunden weder vom Haupthaus noch von den Flugelbauten sind Reste vorhanden Auch die Innenausstattung ist restlos zerstort Die dreiflugelige Anlage musste wegen zunehmender Baufalligkeit 1888 abgerissen werden An der Stelle des Schlosses wurde ein neunachsiger und zweistockiger Bau im damals zeitgemassen Stil des wilhelminischen Historismus errichtet 1 ein Stil der sich vor allem an offentlichen Gebauden der Zeit wiederfand Der rote Bau aus Backstein verfugt uber ein kleines zentrales Eingangsturmchen und wurde fortan als Herrenhaus bezeichnet Das heutige Herrenhaus nimmt weitgehend den Platz des einstigen Schlosses ein ebenso wie die Stallungen den Platz der Seitenflugel Damit ist der Hof in seinen Dimensionen noch heute denen von 1738 ahnlich In Traventhal sind noch weitere Spuren des Ploner Sommersitzes zu finden Anstelle der abgetragenen Hofgebaude wurden Stallungen und Wirtschaftsbauten fur das Landgestut errichtet sowie die Hofflache nach Osten verlangert Auch die Alleen des Hofs die sich Richtung Osten zur noch immer vorhandenen Auffahrt ausweiten haben uberdauert Auf Luftbildern ist noch immer die Rahmenstruktur der drei Parterres zu erkennen die den gartenseitigen Fassaden des Schlosses vorgelagert waren In sudlicher Richtung ist das grosse Bassin teilweise erhalten das heute wie ein naturlicher Teich wirkt Daran anschliessend folgte der grosse Kanal der weitgehend verschwunden ist und nur stellenweise in Form eines schmalen Grabens fortbesteht In etwa einem Kilometer Entfernung zur Anlage sind die Reste der abschliessenden Allee erhalten dort wo sich einst das Heckentheater befand Auch Spuren des Irrgartens sind dort noch zu finden aber aufgrund mangelnder gartnerischer Pflege in den letzten zwei Jahrhunderten kaum noch als solche zu erkennen Im Garten sind die Reste der Grotte aus Feldstein auch Eremitage genannt aus der Zeit zwischen 1748 und 1765 erhalten wenngleich sie sich seit vielen Jahren in ruinosem Zustand befinden Auch vier Lowenfiguren und eine Sonnenuhr aus Sandstein haben uberdauert Literatur und Quellen BearbeitenHartwig Beseler Hrsg Kunsttopographie Schleswig Holstein Neumunster 1974 S 767 Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Husum Verlag Husum 1992 ISBN 3 88042 462 4 Peter Hirschfeld Herrenhauser und Schlosser in Schleswig Holstein Deutscher Kunstverlag Munchen 1980 ISBN 978 3 422 00712 3 Adrian von Buttlar Margita Marion Meyer Hrsg Historische Garten in Schleswig Holstein 2 Auflage Boyens amp Co Heide 1998 ISBN 3 8042 0790 1 S 601 608 Eva von Engelberg Dockal Kulturkarte Schleswig Holstein 1000mal Kultur entdecken 2 Auflage Wachholtz Verlag Neumunster 2005 ISBN 3 5290 8006 3 Hans und Doris Maresch Schleswig Holsteins Schlosser Herrenhauser und Palais Husum Verlag Husum 2006 ISBN 3 89876 278 5 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein Deutscher Kunstverlag Munchen 1994 ISBN 978 3 422 03033 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Traventhal Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Travendahlischer Friede Quellen und Volltexte Gutshaus Traventhal Veranstaltungs und Kulturzentrum Landgestut Traventhal Das Land Museum auf dem Gestut Traventhal Webauftritt der Gemeinde TraventhalEinzelnachweise Bearbeiten a b c Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein Seite 870 Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Seite 272 a b c d e Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Seite 273 I Bubert H P Walter Gutshofe Herrenhauser und Schlosser in Schleswig Holstein Seite 246 a b C H Seebach 800 Jahre Burgen Schlosser und Herrenhauser in Schleswig Holstein Seite 27 a b Adrian von Buttlar M M Meyer Historische Garten in Schleswig Holstein 2 Auflage Boyens amp Co Heide 1998 ISBN 3 8042 0790 1 Seite 601 53 89191 10 317514 Koordinaten 53 53 30 9 N 10 19 3 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Traventhal amp oldid 226926785