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Das Schiltal rumanisch Valea Jiului ist eine rumanische Bergbauregion im Sudwesten Siebenburgens Das Tal war lange Zeit das wichtigste Kohleabbaugebiet in Rumanien Die Entwicklung der Region ist auf das Engste mit der Industrialisierung des Landes verbunden Die Bergarbeiter des Schiltals und ihre Gewerkschaften griffen mehrmals in die Innenpolitik des Landes ein zuletzt durch die Mineriaden in den 1990er Jahren Durch die langjahrige Ausbeutung der ertragreichsten Lagerstatten ging die Produktivitat des Kohlebergbaus stark zuruck und zahlreiche Bergwerke wurden geschlossen was zu starken sozialen Umwalzungen und Arbeitslosigkeit fuhrte Lage des SchiltalsDie Bergarbeiterstadt UricaniCeaușescu besucht ein Kohlebergwerk in Lupeni 1977Kohlebergwerk in AninoasaGeographisch wird nur der Oberlauf des Schil als Schiltal bezeichnet bevor dieser aus den Sudkarpaten heraustritt und sudlich in die Ebenen der Kleinen Walachei rum Oltenia fliesst Im Quellgebiet entspringen die beiden Hauptflusse des Schiltals der Westliche Schil Jiul de Vest auch Jiu Romanesc und der Ostliche Schil Jiul de Est auch Jiul Unguresc die sich sudlich der Stadt Petroșani vereinen Politisch gehort das Schiltal zum Kreis Hunedoara Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Schiltal war seit dakischer Zeit besiedelt Als die Romer die Macht uber Dakien ubernahmen beachteten sie das Schiltal nur am Rande Bekannt ist dass die Romer in geringem Masse Gold aus dem Schil wuschen In der Zeit der Volkerwanderung diente das Schiltal als Ruckzugsgebiet fur dakoromanische Bevolkerungsteile Es wird angenommen dass sich die kleine Volksgruppe der Momarlanen Momarlani hier niederliess und in dieser Isolierung angeblich besonders ursprungliche dakische Traditionen bewahrte 1 Aus dem Mittelalter ist wenig bekannt die altesten urkundlich erwahnten Ortschaften sind Aninoasa 1442 Vulcan 1462 und Petrila 1493 wahrend Petroșani gegrundet von Siedlern aus Petros erst 1640 Lupeni erst 1770 und Uricani erst 1818 erstmals erwahnt werden In dieser Zeit wurde das Tal mehrmals von osmanischen Truppen Akinci auf ihrem Weg nach Siebenburgen durchquert und geplundert zuletzt 1788 im russisch osterreichischen Turkenkrieg 1787 1792 Bis ins fruhe 19 Jahrhundert war das Schiltal wegen seiner isolierten von Gebirgen umgebenen Lage weitgehend unbesiedelt Lediglich einige Hirten aus dem Wallenthal und dem Strelltal nutzten die ergiebigen Weideflachen und Almen als Sommerweiden fur ihre Herden Diese Hirten errichteten auch erste neuzeitliche Siedlungen die spater die Kerne der urbanen Entwicklung bildeten Noch 1818 lebten lediglich 2 550 Personen im Schiltal Anfang des 19 Jahrhunderts fanden Geologen die reichen Steinkohlelagerstatten im Schiltal und 1840 wurde in Petrila das erste Bergwerk von der Firma Bruder Karel und Hoffmann eroffnet Damals gehorte das Furstentum Siebenburgen und damit das Schiltal zur Habsburgermonarchie Die ersten Bergleute wurden aus allen Teilen der Monarchie angeworben darunter Polen aus Schlesien Tschechen aus dem bohmischen Erzgebirge Slowaken und deutschsprachige Zipser Osterreicher Buchenlanddeutsche Kroaten Ungarn und rumanische Bergleute aus den Siebenburgischen Westkarpaten und aus Baia Mare in der Maramuresch In kurzer Zeit wurden zahlreiche Bergwerke errichtet allein in Petroschen wurden im Jahr 1845 25 Kohlezechen eroffnet Die ungarische Revolution 1848 1849 unterbrach die Entwicklung der Region kurzfristig danach fuhrte die fortschreitende Industrialisierung der Habsburgermonarchie zu einem steigenden Kohlebedarf Nach dem osterreichisch ungarischen Ausgleich von 1867 kamen Siebenburgen und das Schiltal unter ungarische Verwaltung und am 25 August 1869 wurde mit dem Bau einer Eisenbahn begonnen die den Hauptort des Tals Petroschen uber Simeria mit dem ungarischen Schienennetz verbinden sollte Bei den Bauarbeiten wurde ein Silberschatz aus 200 antiken Munzen gefunden darunter Munzen Philipps II von Makedonien 1870 wurde die Eisenbahn eingeweiht und die Kohle des Schiltals konnte nun zu den industriellen Zentren der Monarchie transportiert werden Dennoch verlief die Entwicklung langsam und das gesamte Schiltal hatte zu Beginn der 1880er Jahre nur etwa 6 000 Einwohner 2 1870 wurde von der Bergwerksgesellschaft in Petroschen eine deutschsprachige Schule fur die Bergarbeiterkinder eroffnet zwei Jahre spater folgte eine staatliche ungarische Schule 1873 gab es im Tal aufgrund der schlechten sanitaren Zustande eine Choleraepidemie daraufhin kamen 50 Franziskaner aus Munchen um die Kranken zu pflegen 1890 bis 1892 wurde die Eisenbahnlinie ins westliche Schiltal bis nach Lupeni verlangert Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region 1919 an das Konigreich Rumanien angeschlossen Im August 1929 kam es im Schiltal zu Protesten der Bergleute die die national konservative Regierung unter Iuliu Maniu gewaltsam unterdruckte Am 5 August 1929 wurden in Lupeni 36 Arbeiter getotet und 56 verletzt 3 Im Zuge der Weltwirtschaftskrise verschlechterte sich die Lage weiter Der rumanische Stahlbedarf ging zwischen 1929 und 1932 um 41 zuruck und damit auch der Bedarf an Kohle Im Februar 1933 kam es deshalb erneut zu Arbeitskampfen grossen Streiks und blutigen Ausschreitungen im Schiltal 4 Bis 1934 musste die Halfte der Kohlebergwerke schliessen 5 1948 wurden die bis dahin in Privatbesitz befindlichen Kohlezechen nach der Machtubernahme der Kommunisten unter Ministerprasident Petru Groza verstaatlicht und in den Komplex der sowjetisch rumanischen SovRom Betriebe eingegliedert In Urceni wurde ab 1947 Steinkohle fur die Kokerei und damit fur die Stahlindustrie gefordert 1949 wurde im Schiltal eine Montanuniversitat errichtet und die Industrialisierung des Landes massiv vorangetrieben Literatur BearbeitenVictor Frigura Die Aufbereitung der Steinkohle im rumanischen Schiltal In Gluckauf Band 104 1968 S 1210 1222 Rares Munteanu Massnahmen fur die Verbesserung des sozialen okonomischen und Umweltzustands der Bergbauregion Schiltal In Rekultivierung im Bergbau Freiberger Forschungsforum 61 Berg und Huttenmannischer Tag 2010 Freiberger Forschungshefte Freiberg 2010 S 227 232Weblinks Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link jv icatalyst org Das Shiltal Valea Jiului Portal Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Oktober 2019 Suche in Webarchiven Historische Bilder Bergbau in Rumanien 1912 Sammlung Bernd Nasner Einzelnachweise Bearbeiten Momarlani și obiceiurile lor intervie cu Petre Făgaș In Revista romana de studii etnoistorice 2004 Birgitta Gabriela Hannover Moser Siebenburgen Rund um Kronstadt Schassburg und Hermannstadt Trescher Berlin 2011 ISBN 978 3 89794 157 1 S 226 Norbert Mappes Niediek Chaos oder neue Ideen Rumaniens Gewerkschaften entscheiden uber das Schicksal des Landes In Die Zeit 1999 Damien Roustel Revolte der Bergleute Ein Pyrrhussieg in Rumanien In Le Monde diplomatique 12 Februar 1999 Mariana Hausleitner Die Rumanisierung der Bukowina Die Durchsetzung des nationalstaatlichen Anspruchs Grossrumaniens 1918 1944 Sudosteuropaische Arbeiten Bd 111 Oldenbourg Munchen 2001 ISBN 3 486 56585 0 S 222 Zugleich Berlin Freie Universitat Habilitations Schrift 1999 45 44408 23 38181 Koordinaten 45 26 38 7 N 23 22 54 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schiltal amp oldid 234381423