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Dieser Artikel behandelt das Brauchtum Zum TV Krimi siehe Tatort Satisfaktion Satisfaktion von lateinisch satisfactio Zufriedenstellung Genugtuung Befriedigung Erfullung von satis genug und facere tun machen betreiben ist ehemals im adligen und hochburgerlichen heute nur noch in bestimmten Zusammenhangen waffenstudentischen Lebens die Wiedergutmachung eines Ehrdelikts mit geeigneten Mitteln bzw die Verpflichtung eine solche Genugtuung bei erfolgter Beleidigung einzufordern Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 3 Ramsch 4 Bucher und Filme 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksBegriff BearbeitenDie Verwendung dieses Begriffs geht von der alten im 19 Jahrhundert in Mitteleuropa wiederbelebten Vorstellung aus dass innerhalb eines Standes von freien waffentragenden Mannern Ehrenstreitigkeiten mit internen Mitteln ohne ubergreifende Autoritat gelost werden mussten Das heisst wer einem waffentragenden satisfaktionsfahigen Stand angehort und ihm angehoren will etwa im Adel im Offizierscorps bei Studenten und Akademikern ist nach dem gruppenspezifischen Ehrenkodex berechtigt Satisfaktion zu fordern und auch zu leisten Die Frage der Satisfaktionsfahigkeit ist damit auch eine der Gruppenzugehorigkeit Ein Geforderter kann nun eine vermutete Ehrverletzung seitens eines anderen Mitgliedes dieses Standes als versuchten Ausschluss aus diesem Stand werten und mit einem Duell oder durch Worte Zurucknahme der Beleidigung formliche Entschuldigung den Ehrenhandel aus der Welt schaffen Wenn er dem Beleidigten fur ein Duell zur Verfugung steht Satisfaktion gibt gilt die Standeszugehorigkeit des Beleidigten als bestatigt das Ausschlagen einer Forderung mangels gleichen Standes ist umgekehrt eine extreme Form der Nichtanerkennung derselben Geschichte Bearbeiten nbsp Mensur in Wurzburg 1868 Angehorige des Corps Moenania links und der Landsmannschaft Makaria rechts gezeichnet von Ferdinand Ludwig 1 nbsp Studentisches Sabelduell Gemalde von Georg Muhlberg um 1900 Das Privileg adeliger Studenten Waffen tragen zu durfen war im 16 Jahrhundert mit kaiserlichem Dekret allen Studenten zugestanden worden 2 Seit ungefahr der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts musste ein Duell dessen Ablauf durch den sogenannten Comment streng geregelt war mit todlichen Waffen erfolgen Ublich waren zunachst als Studentische Fechtwaffe der Sabel und bei Offizieren die Pistole In studentischen Kreisen wurde diese Praxis dadurch notwendig dass die regulare Mensur ihre ehrenreinigende Funktion verloren hatte Sie war als Erziehungsmittel zur Bestimmungsmensur weiterentwickelt worden der sich jeder Angehorige einer schlagenden Verbindung unterziehen musste Zur Austragung von Ehrenstreitigkeiten mussten neue Mittel herangezogen werden Die Studenten wollten sich an dem damals ublichen Brauch der Offiziere die aus denselben Familien stammten und auch oft im selben Alter waren orientieren Sowohl bei den Studenten als auch bei den Offizieren entwickelte sich zur Kanalisierung des Duellwesens die Einrichtung des Ehrengerichts das eine jede Ehrverletzung prufen alle Mittel zum gutlichen Ausgleich suchen und nur in allerschwersten Fallen zum Austragen mit der Waffe seine Zustimmung geben durfte Auch die Schwere der Waffen bei Sabel auch der Schutzvorrichtungen bei Pistole Zahl der Schusse Schussentfernung etc bedurfte der Zustimmung des Ehrengerichts Ohne Zustimmung eines Ehrengerichts konnten Duelle nicht ausgefuhrt werden Dem Spruch des Ehrengerichts hatten sich alle Beteiligten bedingungslos zu unterwerfen Verhandlungen und Duelle fanden ohne Zustimmung und Wissen der Obrigkeit bei Offizieren der Militargerichte bei Studenten der Universitatsbehorden statt Duelle waren nach dem Reichsstrafgesetzbuch als Zweikampf mit todlichen Waffen 15 Abschnitt 201 210 strafbar und konnten mit Festungshaft geahndet werden Dieses Verbot wurde jedoch faktisch nur dann umgesetzt wenn es schwere Verletzungen oder gar Tote gab was durchaus vorkam Den Fortbestand dieser gerichtlichen Praxis fur die Bestimmungsmensur zeigte in den 1950er Jahren der Gottinger Mensurenprozess Kompliziert wurde diese Praxis an den Universitaten als sich beginnend mit der Uttenruthia gegrundet 1836 Schwarzburgbund die ersten nichtschlagenden Verbindungen grundeten die das Fechten also Duell und Mensur ablehnten Die elitare Auffassung dass die Studenten einen besonderen zum Waffentragen berechtigten Stand in der Bevolkerung bildeten wurde dadurch erschuttert Auch gab es bald Verbindungen die die Bestimmungsmensur ablehnten aber durchaus Duelle durchfuhrten also so genannte Satisfaktion mit der Waffe gaben Man unterschied die unbedingte und die bedingte Satisfaktion mit der Waffe Bei einer Verbindung die bedingte Satisfaktion mit der Waffe bot mussten die neueintretenden Mitglieder verbindlich erklaren ob und gegebenenfalls mit welchen Waffen sie Satisfaktion geben wollten Alte Verbindungen vor allem die Corps bestanden auf der unbedingten Satisfaktion mit der Waffe Die zunehmend unbefriedigende Situation wurde erst in den 1920er Jahren durch das Erlanger Verbande und Ehrenabkommen geklart Es ermoglichte Ehrenstreitigkeiten zwischen Mitgliedern aller studentischen Verbande auch ohne Waffe beizulegen Durch diese Entwicklung war die Auffassung vom Studententum als Stand der mit der Waffe verteidigt werden musse ad absurdum gefuhrt Das studentische Duell war hinfallig geworden Nach dem Zweiten Weltkrieg verzichteten die schlagenden Verbindungen formell auf die unbedingte Satisfaktion mit der Waffe Ihre Delegierten bestatigten am 8 April 1953 diesen Verzicht auf die Austragung von Ehrenhandeln mit der Waffe gegenuber dem Bundesprasidenten Theodor Heuss Der Erste Vorsitzende des Verbandes Alter Corpsstudenten VAC Justizrat Werner Ranz erklarte ihm im Namen aller waffenstudentischen Verbande 3 Die Korporationsverbande haben in ihren Satzungen die unbedingte Satisfaktion mit der Waffe nicht Sie sehen vielmehr die unbedingte Satisfaktion darin dass jeder Korporationsangehorige der fur sein Tun und Unterlassen verantwortlich gemacht wird sich einem Schiedsgericht unterwerfen muss und bei unehrenhaftem Verhalten mit Bestrafung und Ausschluss zu rechnen hat Damit gehorte das studentische Duellwesen in Deutschland endgultig der Vergangenheit an 4 Dennoch bleibt die unbedingte Satisfaktion weiterhin eine Verpflichtung fur jeden Corpsstudenten namlich so dass er sich bei Ehrenstreitigkeiten bedingungslos dem Spruch eines Ehrengerichts zu unterwerfen hat Kosener Schiedsgerichtsordnung Ehrenordnung des Weinheimer Senioren Convent WSCEO Das Ehrengericht kann einen Beleidiger zum Zwecke der Satisfaktion zur Revokation Zurucknahme zur Deprekation Abbitte oder zusatzlich zu einem Ausdruck des Bedauerns je nach Schwere der Beleidigung verpflichten Dieser Verpflichtung kann sich heute niemand mehr durch die Bereitschaft zum Waffengang entziehen Ramsch BearbeitenEine Ramsch genannte aus nichtigem Grund ausgesprochene Herausforderung galt als Unsitte unter Waffenstudenten Mit Provokationen wurde der ausgemachte Gegner zu Ausserungen gebracht die als Beleidigung und damit als Grund fur einen Ehrenhandel aufgefasst werden konnten in manchen Fallen herrschte dabei aber stilles Einvernehmen Der Ramsch kam vor ein Ehrengericht und wurde dort entschieden Das Wort ramschen jemanden anramschen bedeutet so viel wie Handel suchen Der Ramscher ist eine despektierliche Bezeichnung Nach dem Ersten Weltkrieg beurteilten die Ehrengerichte das Ramschen meist mit Revokation und Deprekation Das hatte eine Bestrafung durch die betreffende Studentenverbindung zur Folge 5 Bucher und Filme BearbeitenDer nicht satisfaktionsfahige Backermeister der den Lieutenant Gustl in Schnitzlers gleichnamiger Novelle aus dem Jahr 1900 bei einer Drangelei an der Garderobe in seiner Ehre verletzt sturzt diesen in ein derartiges Dilemma dass fur ihn nur noch der Suizid infrage kommt Als Offizier musste er bei einer solchen Ehrverletzung Satisfaktion einfordern was ihm aber gegenuber einem Zivilisten der weder adelig noch Offizier ist nicht moglich ist Das eigentliche Standes Privileg fuhrt hier also auf absurde Weise in ein Ehr Dilemma Schnitzler loste mit dieser demaskierenden Novelle in der er den Ehrenkodex der Offiziere und vor allem seine Folgen parodiert einen Skandal aus In der Folge wurde Schnitzler vom Ehrenrat fur Kadetten und Landwehroffiziere 1901 wegen Verunglimpfung des Militars sein Offiziersrang aberkannt 6 In dem Spielfilm Der Untertan von Wolfgang Staudte der Verfilmung eines Romans von Heinrich Mann von 1951 geraten zwei Manner in einem Cafe in Streit woraufhin einer der Kontrahenten seinen Widersacher mit der Frage Geben Sie Satisfaktion oder wollen Sie etwa kneifen konfrontiert und sich die beiden Manner hinterher mit Glockenschlagern duellieren Durch einen Hieb mit dem Glockenschlager erleidet einer der Manner eine lange blutige Schnittwunde an der linken Wange Wenn in dem Thriller Bugsy von 1991 der Mobster Ben Siegel verkorpert von Warren Beatty in einem Nachtclub seine Frau mit einem ihm fremden Flamenco Gitarristen an einem Tisch antrifft beleidigt Ben Siegel den Mann indem er ihn einen Widerling nennt woraufhin der Flamenco Gitarrist aufsteht und entgegnet Ich verlange einen Widerruf Ich verlange Genugtuung Anschliessend bedroht der Mobster den Fremden mit einem gezogenen Revolver In der Episode Duell bei Sonnenaufgang Staffel 11 Folge 5 Jahr 2000 der Zeichentrickserie Die Simpsons schlagt Homer Simpson in einem Supermarkt mit einem Handwerkerhandschuh einem Cowboy aus den amerikanischen Sudstaaten mit den Worten Ich verlange Genugtuung ins Gesicht so dass der geohrfeigte Sudstaaten Gentleman das Duell annimmt und Homer zu einem gegenseitigen Schiessen mit Pistolen herausfordert Einzelnachweise Bearbeiten Einst und Jetzt vol 7 1962 Ulrich Becker Alte Studentenpostkarten Aura academica S 29 Karte 44 Verlag Georg D W Callwey Munchen 1990 ISBN 3 7667 0969 0 Werner Ranz corpsarchive de Martin Biastoch Duell und Mensur im Kaiserreich am Beispiel der Tubinger Corps Franconia Rhenania Suevia und Borussia zwischen 1871 und 1895 SH Verlag Vierow 1995 ISBN 3 89498 020 6 S 8 Robert Paschke Ramsch der In Friedhelm Golucke Studentenhistorisches Lexikon SH Verlag 1999 ISBN 3 89498 072 9 S 217 f Leutnant Gustl FIRSTMEDIA network GmbH abgerufen am 6 Dezember 2021 Literatur BearbeitenMartin Biastoch Duell und Mensur im Kaiserreich am Beispiel der Tubinger Corps Franconia Rhenania Suevia und Borussia zwischen 1871 und 1895 SH Verlag Vierow 1995 ISBN 3 89498 020 6 Norbert Elias Die satisfaktionsfahige Gesellschaft In Michael Schroter Hrsg Studien uber die Deutschen Machtkampfe und Habitusentwicklung im 19 und 20 Jahrhundert Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1008 Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 518 28608 1 S 61 158 Publikationen zum Sachbegriff Genugtuung im Katalog der Deutschen NationalbibliothekWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Satisfaktion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Suche nach Satisfaktion In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Satisfaktion im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Normdaten Sachbegriff GND 4214261 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satisfaktion amp oldid 237143308