www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ruwenzori Schwarzstirnducker Cephalophorus rubidus fruher Cephalophus rubidus auch Ruwenzoriducker genannt ist eine Art der Ducker aus dem zentralen Afrika Sie ist auf das Ruwenzori Gebirge beschrankt und bewohnt dort als eines der wenigen grosseren Saugetiere des afrikanischen Kontinents extrem hohe Lagen in bis zu 4200 Metern uber dem Meeresspiegel Auffallig sind die tief rotbraune Farbung und das wollige Fell Uber die Lebensweise der Tiere liegen kaum Informationen vor Die Duckerart wurde lange Zeit als Unterart des Schwarzstirnduckers betrachtet der teilweise ebenfalls in der Region vorkommt Genetische Analysen sprechen aber eher fur eine Eigenstandigkeit des Ruwenzori Schwarzstirnduckers Er wurde Anfang des 20 Jahrhunderts wissenschaftlich beschrieben Da sein Lebensraum uberwiegend auf den Rwenzori Mountains Nationalpark beschrankt ist gilt der Bestand als stark gefahrdet Ruwenzori SchwarzstirnduckerSystematikohne Rang Stirnwaffentrager Pecora Familie Horntrager Bovidae Unterfamilie AntilopinaeTribus Ducker Cephalophini Gattung CephalophorusArt Ruwenzori SchwarzstirnduckerWissenschaftlicher NameCephalophorus rubidus Thomas 1901 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadelmerkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Systematik 5 Bedrohung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Der Ruwenzori Schwarzstirnducker ist ein mittelgrosser Ducker Er besitzt eine Kopf Rumpf Lange von rund 75 cm hinzu kommt noch ein rund 10 cm langer Schwanz Die Schulterhohe liegt bei etwa 45 cm wahrend das Gewicht rund 15 kg betragt Die Duckerart hat ein dichtes und eher wolliges Fell am Nacken treten langere und grobere Haare auf 1 Das Fell ist glanzend und am Rucken intensiv rotbraun gefarbt an den Seiten wird es zunehmend heller Auf der Mittellinie des Ruckens verlauft ein brauner Streifen vom Nacken bis zur Schwanzwurzel der durch Haare mit rotbrauner Spitze und brauner Basis entsteht Der Bauch und die Brust sind weisslich getont ebenso wie das gesamte Unterfell Die Vorderbeine entsprechen in ihrer Farbung dem Rucken die Gelenke heben sich aber durch dunkelbraune Zeichnungen hervor Die Hinterbeine sind dagegen einschliesslich der Hufe schwarz gefarbt Im Gegensatz zum Schwarzstirnducker Cephalophorus nigrifrons sind die Beine und Hufe proportional nicht ganz so lang Der buschige Schwanz ist oberseits eher schwarz unterseits weiss gefarbt auch an der Schwanzspitze treten weisse Farbtone auf Die Kopffarbe unterscheidet sich kaum vom Rotbraun des Ruckens auffallig erscheint hier ein schwarzer oder dunkelbrauner Streifen der sich von der Nase bis zur Stirn zieht Im Kontrast dazu steht das weissliche Kinn Wie bei allen Duckern treten Horner bei beiden Geschlechtern auf sie erreichen Langen von 8 bis 9 cm 2 3 Schadelmerkmale Bearbeiten Der Schadel wird bei Mannchen durchschnittlich 17 2 cm lang bei Weibchen 18 cm Das Gebiss besteht aus insgesamt 32 Zahnen und hat folgende Zahnformel 0 0 3 3 3 1 3 3 displaystyle frac 0 0 3 3 3 1 3 3 nbsp 2 3 Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet des Ruwenzori Schwarzstirnduckers ist auf das Ruwenzori Gebirge im Westen Ugandas begrenzt Ein Auftreten auch an den Virunga Vulkanen wo der Schwarzstirnducker vorkommt konnte bisher nicht bestatigt werden In der Regel halt sich die Duckerart in Berghohen von 1300 bis 4200 m auf haufig wird sie dicht unterhalb der Schneegrenze gesehen Der Lebensraum besteht aus Kosobaum Waldlandschaften in tieferen Lagen auch aus Bambus Pflanzengemeinschaften Dabei tritt der Ruwenzori Schwarzstirnducker uberwiegend in Feuchtlandschaften auf die mit Seggen bestanden sind oder in Moorgebieten in welchen Strohblumen Frauenmantel Lobelia oder Dendrosenecio dominieren Gelegentlich wird er auch in mit Heidekrautern durchsetzten Wiesenlandschaften sowie an felsigen Hangen gesichtet 2 3 Lebensweise BearbeitenDie Lebensweise des Ruwenzori Schwarzstirnduckers ist so gut wie unerforscht Als eines der wenigen grosseren Saugetiere Afrikas ist er an extrem hohe Gebirgslagen angepasst und toleriert daher sehr niedrige Nachttemperaturen und intensiven Sonnenschein wie auch extrem feuchte Witterung Dadurch ist er vergleichbar mit anderen Hochgebirgsspezialisten wie dem Grauen Goral Naemorhedus goral oder der Gamse Rupicapra rupicapra Aufgrund der weniger langen Beine und Hufe ist die Art allerdings nicht ganz so gut an feuchtes Gelande adaptiert wie der Schwarzstirnducker Die Tiere sind uberwiegend tagaktiv konnen aber bei ungunstigen Wetterbedingungen wie Regen auch nachts auftreten Es ist dadurch moglich dass die einzelnen Aktivitatsphasen eher jahreszeitlich abhangig sind Offenere Gebiete wie Wiesen betreten sie meist wahrend der Dammerungsphasen In der Regel tritt der Ruwenzori Schwarzstirnducker einzeln auf und lebt territorial In der Ernahrungsweise gleicht er wahrscheinlich starker den Vertretern des Schwarzstirnduckers die in den hoheren Lagen der Virunga Vulkane vorkommen als denen des westlicher gelegenen Tieflands Wie bei ersteren stellen wahrscheinlich aufgrund der grosseren Seltenheit von Fruchten eher Blatter Krauter und Flechten die Hauptnahrung Uber das Fortpflanzungsverhalten ist nichts bekannt 2 3 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Ducker nach Johnston et al 2012 4 Cephalophini Sylvicapra Cephalophus Cephalophula Cephalophorus ostafrikanische Rotducker Cephalophorus rufilatus Cephalophorus nigrifrons Cephalophorus harveyi Cephalophorus natalensis Cephalophorus leucogaster westafrikanische Rotducker Cephalophorus niger Cephalophorus rubidus Cephalophorus weynsi Cephalophorus callipygus Cephalophorus ogilbyi Leucocephalophus PhilantombaVorlage Klade Wartung StyleDer Ruwenzori Schwarzstirnducker ist eine Art aus der Gattung Cephalophorus und der Familie der Horntrager Bovidae Innerhalb der Horntrager wird Cephalophorus zur Tribus der Ducker Cephalophini gestellt der noch funf weitere Gattungen angehoren Die Ducker stellen zumeist kleinere bis mittelgrosse Vertreter der Horntrager dar die einen kompakten Korperbau besitzen und in Afrika endemisch verbreitet sind Mit Ausnahme der Gattung Sylvicapra dessen Angehorige Savannenlandschaften bewohnen sind die Ducker uberwiegend an waldreiche Habitate angepasst 4 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Ruwenzori Schwarzstirnducker stammt von Oldfield Thomas aus dem Jahr 1901 Er fuhrte sie anhand eines Individuums durch dem der Kopf fehlte Das Tier stammte aus dem Ruwenzori district und war von Henry Hamilton Johnston wahrend einer im Vorjahr durchgefuhrten Expedition in die Region den dortigen Einheimischen abgekauft worden Das Gebiet gilt als Typusregion der Art Als Artnamen nannte Thomas Cephalophus rubidus Er erkannte eine nahe Beziehung zum Schwarzstirnducker bemerkte aber auch in dem dickeren und wolligeren Fell und der tieferen Farbgebung deutliche Unterschiede 5 Die Gattung Cephalophus war vor allem im 19 und 20 Jahrhundert ein Auffangbecken fur die meisten kleinen Duckerarten Sie erwuchs daher zu einer recht artenreichen Gruppe Eine molekulargenetische Studie aus dem Jahr 2001 wies die einzelnen Arten der Gattung dann insgesamt drei Entwicklungslinien zu Eine Linie umfasste die Riesenducker mit dem Jentink Ducker und dem Schwarzruckenducker Die formenreichen Rotducker bilden dagegen zwei Gruppen einerseits die westafrikanischen Rotducker so den Petersducker und den Ogilby Ducker andererseits die ostafrikanischen Rotducker etwa den Natal Rotducker und den Harvey Rotducker 6 Diese Dreiteilung der Gattung Cephalophus konnte durch eine spatere im Jahr 2012 veroffentlichte Untersuchung prinzipiell bestatigt werden Sie zeigte auch auf dass sich die Aufsplittung der ostafrikanischen Rotducker etwa im Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan vor rund 2 4 bis 1 2 Millionen Jahren vollzog Als ein weiteres Ergebnis der genetischen Untersuchungen erwies sich allerdings Sylvicapra als die Schwestergruppe der Riesenducker wodurch die Gattung Cephalophus paraphyletisch wurde 4 Angedacht wurde daher die Rotducker aus Cephalophus herauszulosen Dafur schlug Alexandre Hassanin im Jahr 2012 den Gattungsnamen Cephalophorus vor 4 7 8 Die Anregung wurde im Jahr 2022 durch ein Wissenschaftlerteam um Eva V Barmann umgesetzt 9 Der Ruwenzori Schwarzstirnducker wurde aufgrund seiner ausseren Merkmale im Verlauf des 20 Jahrhunderts haufig dem Schwarzstirnducker als Unterart zugewiesen 1 teilweise galt er auch als Unterart des Natal Rotduckers 10 in beiden Fallen ware er ein Vertreter der ostafrikanischen Rotducker Es wurde aber auch teilweise angenommen dass der Ruwenzori Schwarzstirnducker eine eigenstandige Art darstellt die durch ihre dunklere Farbgebung der weissen Unterwolle und den weniger ausgepragten langen Beinen vom Schwarzstirnducker abweicht In die hoheren Lagen des Ruwenzori Gebirges wurde die Art moglicherweise durch die Ankunft des Schwarzstirnduckers abgedrangt 2 Die bereits erwahnte genetische Studie aus dem Jahr 2001 erbrachte abweichend von dieser Meinung dass der Ruwenzori Schwarzstirnducker nicht mit den ostafrikanischen Rotduckern sondern mit den westafrikanischen naher in Beziehung steht Resultierend daraus empfahl sie den Ruwenzori Schwarzstirnducker als eigenstandige Art anzuerkennen 6 Da das untersuchte Material nur aus einem einzelnen Zahn aus dem Naturhistorischen Reichsmuseum in Stockholm bestand wurde der Verdacht einer Fehlbestimmung des Objekts geaussert In ihrer generellen Revision der Horntrager aus dem Jahr 2011 erhoben Colin Peter Groves und Peter Grubb den Ruwenzori Schwarzstirnducker in einen eigenen Artstatus Im Bezug auf die mogliche genetische Verwandtschaftsbeziehung mit den westafrikanischen Rotduckern merken sie aber an this is such a surprising result that it must surely be questioned as to whether the specimen from which they obtained their sample really was C rubidus dies ist ein so uberraschendes Ergebnis dass sicherlich die Frage gestellt werden muss ob das Stuck aus dem sie die Forscher ihre Probe entnommen haben tatsachlich C rubidus war 11 Weitere genetische Untersuchungen bestatigten vorerst die vorangegangenen Ergebnisse Der Ruwenzori Schwarzstirnducker steht moglicherweise dem Schwarzducker nahe 12 4 Bedrohung und Schutz BearbeitenIn den 1960er bis 1990er Jahren unterlag der Ruwenzori Schwarzstirnducker einem hohen Jagddruck vor allem durch die Bakonjo aus den umliegenden Gebieten Dies konnte durch die Einrichtung des Rwenzori Mountains Nationalparks im Jahr 1991 abgemildert werden Moglicherweise leben nur noch einige wenige Tausend Individuen die uberwiegend auf den Nationalpark begrenzt sind Das Uberleben der Art ist dadurch abhangig von den effektiven Schutzmassnahmen in diesem Gebiet Die IUCN stuft den Ruwenzori Schwarzstirnducker als stark gefahrdet endangered ein 13 2 3 Literatur BearbeitenColin P Groves und David M Leslie Jr Family Bovidae Hollow horned Ruminants In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 773 Jonathan Kingdon Cephalophus nigrifrons Black fronted Duiker In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume VI Pigs Hippopotamuses Chevrotain Giraffes Deer and Bovids Bloomsbury London 2013 S 253 254Einzelnachweise Bearbeiten a b J St Leger A key to the species and subspecies of the subgenus Cephalophus Proceedings of the Zoological Society of London 1936 S 209 228 a b c d e f Jonathan Kingdon Cephalophus nigrifrons Black fronted Duiker In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume VI Pigs Hippopotamuses Chevrotain Giraffes Deer and Bovids Bloomsbury London 2013 S 253 254 a b c d e Colin P Groves und David M Leslie Jr Family Bovidae Hollow horned Ruminants In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 773 a b c d e Anne R Johnston und Nicola M Anthony A multi locus species phylogeny of African forest duikers in the subfamily Cephalophinae evidence for a recent radiation in the Pleistocene BMC Evolutionary Biology 12 2012 S 120 1 Oldfield Thomas On the more notable mammals obtained by Sir Harry Johnston in the Uganda Protectorate Proceedings of the Zoological Society 1901 Vol 2 S 85 90 2 a b Bettine Jansen van Vuuren und Terence J Robinson Retrieval of Four Adaptive Lineages in Duiker Antelope Evidence from Mitochondrial DNA Sequences and Fluorescencein Situ Hybridization Molecular Phylogenetics and Evolution 20 3 2001 S 409 425 Alexandre Hassanin Frederic Delsuc Anne Ropiquet Catrin Hammer Bettine Jansen van Vuuren Conrad Matthee Manuel Ruiz Garcia Francois Catzeflis Veronika Areskoug Trung Thanh Nguyen und Arnaud Couloux Pattern and timing of diversification of Cetartiodactyla Mammalia Laurasiatheria as revealed by a comprehensive analysis of mitochondrial genomes Comptes Rendus Palevol 335 2012 S 32 50 Colin Groves Current taxonomy and diversity of crown ruminants above the species level Zitteliana B 32 2014 S 5 14 doi 10 5282 ubm epub 22382 Eva V Barmann Vera G Fonseca Kathrin Langen und Prince Kaleme New insights into the taxonomy of duiker antelopes Artiodactyla Bovidae from the eastern Democratic Republic of the Congo with the formal description of a new genus Mammalian Biology 2022 doi 10 1007 s42991 022 00279 7 Ernst Schwarz Notes on African ungulates The Annals and magazine of natural history 8 13 1914 S 491 495 3 Colin P Groves und Peter Grubb Ungulate taxonomy Johns Hopkins University Press Baltimore 2011 S 1 317 S 275 ISBN 978 1 4214 0093 8 S Ntie A R Johnston P Mickala A E Bowkett B Jansen van Vuuren M Colyn P Telfer F Maisels O Hymas R L Rouyer R A Wallace K LeBlanc N van Vliet G Sonet E Verheyen D Pires E J Wickings S A Lahm und N M Anthony A molecular diagnostic for identifying central African forest artiodactyls from faecal pellets Animal Conservation 13 2010 S 80 93 IUCN SSC Antelope Specialist Group Cephalophus nigrifrons ssp rubidus The IUCN Red List of Threatened Species Version 2016 4 zuletzt abgerufen am 27 Januar 2023Weblinks BearbeitenCephalophus nigrifrons ssp rubidus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von IUCN SSC Antelope Specialist Group 2016 Abgerufen am 27 Januar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruwenzori Schwarzstirnducker amp oldid 230278073