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Rudolf Heuson bis 1936 Heusohn 7 Februar 1884 in Steinach Konigreich Wurttemberg 1 September 1955 in Horlitz DDR war ein deutscher Forster und Pionier der Rekultivierung von Kippenflachen des Braunkohlenbergbaus der vor allem in der Niederlausitz tatig war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1922 1 2 Pionier der Rekultivierung 1922 bis 1941 1 3 Engagement im Nationalsozialismus 1 4 Nach 1945 2 Bedeutung 3 Name 4 Familie 5 Werke 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1922 Bearbeiten Heuson wurde 1884 in Steinach geboren 1 Nach dem Abschluss der Schule machte er eine Ausbildung zum Forster Von 1903 bis 1906 diente er als Soldat in der deutschen Kolonie Kiautschou 2 1906 folgte ein Forstpraktikum in Radebeul Anschliessend war er bis 1910 Forster Von 1910 bis 1913 lebte er in Brasilien auf jene Zeit basiert sein Buch Irrlichter im Urwald oder das Hohe Lied am Poviemento von 1932 Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland kaufte er 1914 ein Sagewerk bei Wittichenau und 119 Morgen Land die er wegen Ausbruch des Ersten Weltkriegs wieder verkaufen musste 2 Wahrend des Krieges diente er als Marineinfanterist und wurde im Januar 1919 als Kriegsinvalide aus dem Militardienst entlassen Anschliessend war er bis November 1922 als Revierforster beim Grafen Lynar im Spreewald angestellt 2 Pionier der Rekultivierung 1922 bis 1941 Bearbeiten Mit dem Ubergang vom Tief zum Tagebau im Lausitzer Braunkohlenrevier zu Anfang des 20 Jahrhunderts wurde die Frage nach dem Umgang mit den brachliegenden Flachen die der Bergbau hinterliess eine eminente okologische Frage Besonders der Direktor der Niederlausitzer Kohlenwerke AG NKW Hugo Gabelmann wollte das Problem angehen und suchte nach fahigem Personal Zum 1 November 1922 erfolgte Heusons Anstellung bei den NKW 3 Hier sollte er neben der Verwaltung des forstwirtschaftlichen Besitzes vor allem die Aufforstung des ausgekohlten Gelandes ubernehmen Innerhalb kurzester Zeit entfaltete Heuson eine beeindruckende Tatigkeit Zuerst machte er sich daran altere Aufforstungen die seit etwa 1904 im Revier stattfanden 4 systematisch auszuwerten in Bezug auf den Erfolg In einem nachsten Schritt ging er dazu uber eigene Versuchsanpflanzungen durchzufuhren 5 Hierbei experimentierte er sowohl mit den Baumarten als auch mit den unterschiedlichen nachbergbaulichen Substratzusammensetzungen der Boden Seine uberaus erfolgreiche Tatigkeit resultierte in der Veroffentlichung von Praktische Kulturvorschlage fur Kippen Bruchfelder Dunen und Odlandereien einem ersten Handlungsleitfaden zur Begrunung des Od und Unlandes des Bergbaus 1928 war er Grundungsmitglied der Aufforstungs Kommission eines ersten Zusammenschlusses der Bergbautreibenden der Lausitz die sich der Auswertung des Niederlausitzer Bergbauvereins Kontrolle und Verbesserung der Rekultivierung verschrieben hatten 6 Bis 1944 wirkte sie im Revier und dokumentierte in Jahresberichten die Ergebnisse ihrer Arbeit 1930 starb Gabelmann der als wichtigster Protege Heusons galt 7 Damit begann Heusons zunehmende Isolation bei der NKW und in der Aufforstungs Kommission Seinen Gedanken der Orientierung der Baumartenwahl moglichst an der ursprunglichen Lausitzer Vegetation stand den okonomischen Interessen eines Wirtschaftswaldes gegenuber 8 Die Kiefer als Brotbaum der Lausitz wurde vor allem von seinem Konkurrenten Joachim Hans Copien propagiert 9 Teile der heutigen Probleme mit Waldbranden und Wassermangel hangen mit dieser Fehlentscheidung zusammen Zwar blieb Heuson trotz einer formellen Kundigung 1931 bis 1941 bei den NKW als Revierforster tatig 10 Daruber hinaus wirkte er ab diesem Zeitpunkt auch als Gutachter fur die Rekultivierung und betatigte sich als freier Autor Dabei knupfte er spatestens ab 1933 Kontakte zu Landschaftsarchitekten wie Hinrich Meyer Jungclaussen 1940 lernte er auch den Reichslandschaftsanwalt Alwin Seifert kennen was schlussendlich zu seiner Anstellung ab 1 April 1941 als Fachberater beim Reichsverkehrsministerium fuhrte 11 Engagement im Nationalsozialismus Bearbeiten Heuson war von 1924 bis 1930 Mitglied im Stahlhelm Zum 1 April 1933 trat er in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 1 785 198 12 10 Ab 1940 war er Ortsgruppenleiter Mitglied des Gemeinderates und Hauptstellenleiter fur Forstwirtschaft in Schipkau sowie Mitglied der Deutschen Arbeitsfront der Deutschen Jagerschaft der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt dem Reichsnahrstand sowie der Reichsschrifttumskammer Ab Oktober 1941 wurde er Landschaftsanwalt unter Alwin Seifert eine staatliche Gruppe von Garten und Landschaftsplanern die an zahlreichen NS Musterprojekten mitwirkten Hier galt er als einer der wenigen Praktiker 13 In dieser Zeit lernte er auch den Landschaftsplaner Otto Rindt kennen der in der DDR massgeblich an der Rekultivierung im Lausitzer Revier beteiligt sein sollte 14 Nach 1945 Bearbeiten Unmittelbar nach Kriegsende entwarf er Plane zur Begrunung von Schuttflachen fur den Magistrat von Gross Berlin 15 Ausserdem unterbreitete er der Stadt Senftenberg Plane die kriegsbedingten Ruckstande in der Aufforstung von Kippengelande aufzuarbeiten 15 Bis 1948 arbeitete er fur die Dienststelle fur Pflanzenbiologie und Pflanzungstechnik in Gorlitz 16 Uber seinen weiteren Lebensweg gibt es nur wenige und widerspruchliche Angaben Nach Karl Preussner 1996 der sich auf Zeitzeugenaussagen beruft starb er 1951 in Bayern 17 Auch alle anderen Autoren beziehen sich auf dieses Jahr Allerdings starb Heuson einer Aktennotiz im Archiv der Humboldt Universitat zu Berlin folgend am 1 September 1955 in Horlitz 18 Bedeutung BearbeitenDer Historiker Torsten Meyer bezeichnete den Arbeitsantritt von Heuson bei den NKW 1922 als turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Brachflachen des Braunkohlenbergbaus 19 Heuson war der erste der systematische Erprobungen zur Aufforstung des bergbaubedingten Odlandes durchfuhrte Er publizierte den ersten allgemeinen Leitfaden zur Rekultivierung und war Mitbegrunder der ersten Aufforstungs Kommission im Lausitzer Braunkohlenrevier Auch die von ihm getroffene Baumartenwahl fur die Rekultivierung die sich sowohl an der ursprunglichen Vegetation als auch an den veranderten Bedingungen der Bergbaufolgelandschaft orientierte ist bis heute wegweisend Sowohl in der DDR als auch seit der Wiedervereinigung wurden die Pionierleistungen in der naturwissenschaftlichen und historischen Fachliteratur gewurdigt Zu seinen Ehren brachte die Lausitzer Braunkohlen AG 1992 erneut sein Buch Praktische Kulturvorschlage fur Kippen Bruchfelder Dunen und Odlandereien heraus Name BearbeitenAb 1937 anderte sich die Schreibweise seines Namens von Heusohn in Heuson Er selbst behauptete dass es sich bei der bisherigen Schreibweise um einen Fehler handelte den er korrigieren liess 20 Allerdings ist dies wenig plausibel das er sich erst im Alter von 53 Jahren hierzu entschloss Wahrscheinlicher ist eine bewusste Namensanderung Als NSDAP Mitglied wirkte das auf eine skandinavische Herkunft verweisende Heuson besser als das vermeintlich judische Heusohn 21 Nach 1945 behielt er die Schreibweise Heuson bei Familie BearbeitenHeuson war verheiratet Sein Sohn Kurt Heuson 15 Mai 1911 in Rispowiomento Brasilien 11 Januar 1944 bei Kirowgrad war ebenfalls Forster 22 Werke BearbeitenPraktische Kulturvorschlage fur Kippen Bruchfelder Dunen und Odlandereien 1929 Irrlichter im Urwald oder das hohe Lied am Poviemento 1932 Bodenkultur der Zukunft 1938 Biologischer Wasserbau und Wasserschutz 1946 Die Kultivierung roher Mineralboden 1947 Literatur BearbeitenLutz Bocker Joachim Katzur Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990 Berlin 2010 ISBN 978 3 89998 186 5 Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau 5 6 2019 Bochum 2019 S 206 222 Torsten Meyer Axel Zutz Auf dem Weg zum Senftenberger Seengebiet Protagonisten und Institutionen der Rekultivierung von Braunkohlentagebauen in der Niederlausitz 1920 1960 in Frank Betker Carsten Benke Christoph Bernhardt Hrsg Paradigmenwechsel und Kontinuitatslinien im DDR Stadtebau Neue Forschungen zur ostdeutschen Architektur und Planungsgeschichte Erkner 2010 S 273 328 ISBN 978 3 934669 09 3 Karl Preussner Neues Land Rudolf Heuson ein Pionier der forstlichen Rekultivierung In Akzente Das Magazin fur Partner und Freunde des Lausitzer Braunkohlenbergbaus 2 1996 S 34 39 Karl Preussner Rudolf Heuson and the beginnings of an ecologically oriented recultivation of spoil mounds In Beitrage fur Forstwirtschaft und Landschaftsokologie 3 1996 S 108 109 Uwe Steinhuber Einhundert Jahre bergbauliche Rekultivierung in der Lausitz Ein historischer Abriss der Rekultivierung Wiederurbarmachung und Sanierung im Lausitzer Braunkohlenrevier Dissertation Olomouc 2005 einsehbar unter https www yumpu com de document read 9610803 100 jahre bergbauliche rekultivierung in der lausitz lmb Einzelnachweise Bearbeiten Karl Preussner Neues Land Rudolf Heuson ein Pionier der forstlichen Rekultivierung In Akzente Das Magazin fur Partner und Freunde des Lausitzer Braunkohlenbergbaus Nr 2 1996 S 34 a b c Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau Nr 5 6 Bochum 2019 S 211 Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau Nr 5 6 Bochum 2019 S 210 Uwe Steinhuber Einhundert Jahre bergbauliche Rekultivierung in der Lausitz Ein historischer Abriss der Rekultivierung Wiederurbarmachung und Sanierung im Lausitzer Braunkohlenrevier Olomouc 2005 S 102 Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau Nr 5 6 Bochum 2019 S 213 Lutz Bocker Joachim Katzur Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990 Berlin 2010 ISBN 978 3 89998 186 5 S 139 Otto Gold Gabelmann Hugo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 Lutz Bocker Joachim Katzur Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990 Berlin 2010 ISBN 978 3 89998 186 5 S 150 Joachim Hans Copien Uber die Nutzbarmachung der Abraumkippen auf Braunkohlenwerken und die dabei gewonnenen Erfahrungen insbesondere bei Forstkulturen in der Niederlausitz Berlin 1942 a b Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau Band 5 6 Bochum 2019 S 211 Torsten Meyer Axel Zutz Auf dem Weg zum Senftenberger Seengebiet Protagonisten und Institutionen der Rekultivierung von Braunkohlentagebauen in der Niederlausitz 1920 1960 In Frank Betker Carsten Benke Christoph Bernhardt Hrsg Paradigmenwechsel und Kontinuitatslinien im DDR Stadtebau Neue Forschungen zur ostdeutschen Architektur und Planungsgeschichte Erkner 2010 ISBN 978 3 934669 09 3 S 293 f Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 15480585 Axel Zutz Royal Parks of Socialism The Senftenberg Lake Recreational District as an Example of a Post War Leisure Landscape In Stephanie Herold Biljana Stefanovska Hrsg Post War Modern Architecture in Europe Graue Reihe Institut fur Stadt und Regionalplanung Nr 43 Berlin 2012 ISBN 978 3 7983 2435 0 S 105 f Torsten Meyer Axel Zutz Auf dem Weg zum Senftenberger Seengebiet Protagonisten und Institutionen der Rekultivierung von Braunkohlentagebauen in der Niederlausitz 1920 1960 In Frank Betker Carsten Benke Christoph Bernhardt Hrsg Paradigmenwechsel und Kontinuitatslinien im DDR Stadtebau Neue Forschungen zur ostdeutschen Architektur und Planungsgeschichte Erkner 2010 ISBN 978 3 934669 09 3 S 296 a b Uwe Steinhuber Einhundert Jahre bergbauliche Rekultivierung in der Lausitz Ein historischer Abriss der Rekultivierung Wiederurbarmachung und Sanierung im Lausitzer Braunkohlenrevier Olomuc 2005 S 188 Axel Zutz Wege gruner Moderne Praxis und Erfahrung der Landschaftsanwalte des NS Staates zwischen 1930 und 1960 In Heinrich Mading Wendelin Strubelt Hrsg Vom Dritten Reich zur Bundesrepublik Beitrage einer Tagung zur Geschichte der Raumforschung und Raumplanung Hannover 2009 ISBN 978 3 88838 346 5 S 125 Karl Preussner Neues Land Rudolf Heuson ein Pionier der forstlichen Rekultivierung In Akzente Das Magazin fur Partner und Freunde des Lausitzer Braunkohlenbergbaus Nr 2 1996 S 39 Humboldt Universitat zu Berlin Universitatsarchiv LGF Nr 29 Torsten Meyer 1922 Ein turning point in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften In Der Anschnitt Zeitschrift fur Kunst und Kultur im Bergbau Nr 5 6 Bochum 2019 S 206 f Bundesarchiv Berlin BA RK 1 236 ehemals BDC Personalakte Rudolf Heuson Wilhelm Knabe Erinnerungen ein deutsch deutsches Leben Originalausgabe 1 Auflage Mulheim an der Ruhr 2019 ISBN 978 3 9813807 3 6 S 116 Heuson Rudolf Bodenkultur der Zukunft zweite verbesserte Auflage Berlin 1947 S 4 Normdaten Person GND 126405441 lobid OGND AKS VIAF 270176629 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heuson RudolfALTERNATIVNAMEN Heusohn Rudolf Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Forster Pionier der Rekultivierung von Kippenflachen des BraunkohlenbergbausGEBURTSDATUM 7 Februar 1884GEBURTSORT Steinach Konigreich WurttembergSTERBEDATUM 1 September 1955STERBEORT Horlitz DDR Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Heuson amp oldid 238492116