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Rielingshausen ist ein Ortsteil von Marbach am Neckar im Landkreis Ludwigsburg in Baden Wurttemberg Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 Politik 3 1 Liste der Schultheissen bzw Burgermeister und Ortsvorsteher der Gemeinde Rielingshausen 3 2 Ortsvorsteher 4 Wappen 5 Personlichkeiten 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeografie BearbeitenRielingshausen mit 2600 Einwohnern liegt etwa funf Kilometer nordostlich von Marbach auf einer Anhohe zwischen der Murr und dem Hardtwald Zu dem Ort gehort auch der anderthalb Kilometer weiter nordlich gelegene Weiler Hinterbirkenhof Die Gemarkung wird durch mehrere Bachtaler gegliedert die allesamt zur Murr fuhren Der Dorfkern liegt in der flachen Mulde des Weidenbachs wahrend der Kaisersbach eine Vertiefung zwischen Rielingshausen und dem Hinterbirkenhof ausbildet Die ostliche Markungsgrenze bildet der Eichbach der auf halbem Wege in einer Doline verschwindet Der Sulzbach durchfliesst sudostlich des Orts ein weites Tal Nachdem er bei der Flurbereinigung in den 1970er Jahren begradigt worden war wurde er Ende der 1980er Jahre wieder renaturiert Diese Massnahme wurde 1991 mit dem Kulturlandschaftspreis des Schwabischen Heimatbunds ausgezeichnet Geschichte BearbeitenErste Spuren menschlicher Besiedlung auf Rielingshauser Markung sind aus der Jungsteinzeit und aus romischer Zeit nachgewiesen Die Romerstrasse von Benningen nach Murrhardt verlief uber Rielingshauser Gebiet sie entsprach in etwa der heutigen Landesstrasse verlief jedoch ein wenig weiter nordlich und westlich nbsp Ortsansicht von SudenDer heutige Ort Rielingshausen entstand vermutlich um 700 sudlich der Romerstrasse als frankischer Adelssitz Erstmals erwahnt wurde er 852 im Lorscher Codex als Reginherishusen Ab 972 gehorte der Ort wie Marbach zum Bistum Speyer Die weiteren Besitzverhaltnisse bis ins fruhe 14 Jahrhundert sind nicht uberliefert womoglich gehorte Rielingshausen spater zur Herrschaft Wolfsolden Spatestens mit deren Verkauf 1322 vielleicht auch schon zusammen mit Marbach fiel Rielingshausen in den Besitz der Grafen von Wurttemberg Gegen Ende des 13 Jahrhunderts sind westlich Rielingshausens die zwei Siedlungen Sigebotsbuch und Kaisersberg bezeugt die wohl wenig spater abgingen Durch die freiwerdende Flache konnte sich die Rielingshauser Markung nach Westen ausdehnen Unter wurttembergischer Herrschaft gehorte der Ort zum Amt Asperg ab dem 15 Jahrhundert zum Amt spater Oberamt Marbach Die etwa 500 Einwohner lebten von Landwirtschaft und Weinbau um 1350 ist erstmals eine Kelter erwahnt 1525 nahmen Rielingshauser Bauern am Deutschen Bauernkrieg teil dreizehn von ihnen wurden nach dem Scheitern des Aufstands zu Geldstrafen verurteilt und durften keine Waffen mehr tragen Wie Marbach wurde auch Rielingshausen im Dreissigjahrigen Krieg wiederholt Opfer von Pest Hungersnoten und Ubergriffen durchziehender Truppen die den Ort schlimm trafen Die Einwohnerzahl sank von 624 im Jahr 1622 auf 108 im Jahr 1648 und die Halfte der Hauser wurden zerstort Auch die nachfolgenden Kriege im 17 und 18 Jahrhundert bekam der Ort zu spuren so wurde er 1674 und 1693 von den Franzosen geplundert Im dadurch verursachten Hungerwinter 1693 94 ging die Einwohnerzahl von 319 auf unter 200 zuruck 1720 entstand nordlich des Dorfs auf damals wustliegendem Gelande der Weiler Hinterbirkenhof auf dem im Laufe der Zeit zwischen 20 und 40 Einwohner lebten Die Einwohnerzahl der Gemeinde erreichte erst nach 1780 wieder den Stand von 1622 Bei der Neuordnung Wurttembergs 1810 verblieb Rielingshausen beim Oberamt Marbach Neben zahlreichen Truppendurchzugen in den Koalitionskriegen belastete den Ort auch die Einziehung etlicher Manner zum Militardienst Sieben Rielingshauser Soldaten fielen im Russlandfeldzug Napoleons nbsp Rathausplatz mit KircheKurzzeitig errang Rielingshausen uberregionale Bekanntheit als dort der pietistische Theologe Ludwig Hofacker von 1826 bis zu seinem fruhen Tod 1828 als Pfarrer wirkte Zu seinen Sonntagspredigten stromten Glaubige aus weit entfernten Orten in das Dorf Seit Beginn des 19 Jahrhunderts wuchs die Bevolkerung zunachst an 1849 war mit uber 1 100 Einwohnern ein vorlaufiger Hohepunkt erreicht Zugleich wanderten aber viele Rielingshauser aus zunachst hauptsachlich nach Russland spater nach Nordamerika Ursachen der Auswanderung waren Hungersnote 1816 17 und 1846 47 religiose Beweggrunde und Unzufriedenheit mit den politischen Verhaltnissen Infolgedessen sank die Einwohnerzahl bis 1900 wieder auf unter 800 Nach wie vor lebten die meisten Einwohner von Landwirtschaft und Weinbau daneben entwickelte sich zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Weberei zum grossten Gewerbe am Ort und behielt diese Stellung bis zum Ende des Jahrhunderts 1899 wird an der Eisenbahnstrecke Backnang Marbach der Haltepunkt Erdmannhausen Rielingshausen eingerichtet Dieser befand sich allerdings von Rielingshausen gesehen jenseits der Murr drei Kilometer vom Ort entfernt 1912 13 erhielt der Ort Anschluss an die elektrische Stromversorgung Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten 43 Rielingshauser nicht mehr zuruck Wahrend der Weimarer Republik war zunachst der Wurttembergische Bauern und Weingartnerbund die bestimmende politische Kraft im Ort er erhielt 1920 uber zwei Drittel der Stimmen In den 1920ern veranderte sich die Arbeitsstruktur im Ort immer mehr Einwohner pendelten als Industriearbeiter in die benachbarten Orte bis hin nach Stuttgart Wahrend der Weltwirtschaftskrise war diese Gruppe stark von Arbeitslosigkeit betroffen 1931 gab es 60 Arbeitslose bei 760 Einwohnern Die damit einhergehende Not fuhrte zu einer Veranderung der politischen Mehrheitsverhaltnisse Bei der Reichstagswahl 1933 wurde die NSDAP mit 47 der Stimmen starkste Kraft nbsp HinterbirkenhofDie Errichtung des Dritten Reichs ging auch in Rielingshausen mit der Gleichschaltung des Gemeinderats und der ubrigen Organe des gesellschaftlichen Lebens einher 1937 wurde der Zeuge Jehovas Adolf Stirm verhaftet der spater im KZ Mauthausen ums Leben kam 1938 bei der Auflosung des Oberamts Marbach wurde Rielingshausen entgegen den gewachsenen Strukturen dem Landkreis Backnang zugeteilt Im Zweiten Weltkrieg nahm der Ort zeitweise Evakuierte aus anderen Orten auf In der Landwirtschaft wurden etwa 20 franzosische Kriegsgefangene eingesetzt sowie einige Angehorige anderer Nationen Am Ende des Krieges waren 37 Rielingshauser gefallen oder vermisst Nach dem Krieg siedelten sich am Ort uber 200 Heimatvertriebene an viele davon aus Bessarabien Der Bevolkerungszuwachs fuhrte ab 1948 zur Errichtung einer Reihe von Neubaugebieten durch die sich der Ort hauptsachlich nach Norden und Osten ausdehnte 1959 uberschritt die Einwohnerzahl erneut die Grenze von 1 000 Einwohnern und stieg in der Folge weiter da der Ort durch weitere Neubaugebiete zu einer Wohngemeinde im Umland Stuttgarts wurde Die Gemeindereform beendete 1972 die kommunale Selbstandigkeit Rielingshausens Die Burger gaben bei einer Abstimmung einer Vereinigung mit Marbach deutlich den Vorzug gegenuber einer solchen mit Steinheim an der Murr Die Eingemeindung nach Marbach wurde daraufhin am 1 Juli 1972 durchgefuhrt 1 wodurch der Ort zugleich zum Landkreis Ludwigsburg kam Rielingshausen behielt nach der Eingemeindung einen eigenen Ortschaftsrat Die Eingemeindung wurde vom Land Baden Wurttemberg finanziell gefordert wodurch die Infrastruktur des Orts in den folgenden Jahren stark ausgebaut werden konnte Schule Kindergarten Wegenetz u a Ab 1979 entstand im Nordwesten des Orts noch das Neubaugebiet Egelsee und ab 2007 eine neue kleine Siedlung Richtung Kirchberg Fur die Kulturdenkmaler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmale in Rielingshausen Politik BearbeitenListe der Schultheissen bzw Burgermeister und Ortsvorsteher der Gemeinde Rielingshausen Bearbeiten Um 1350 Werner Schulth aizz 1503 Kaspar Busch 1521 Kaspar Zebinger 1545 Augustin Miller um 1555 1580 Konrad Lempp 1580 1586 Eberhard Eberlin 1586 1611 Stefan Klinger um 1594 1597 Hans Wildermuth 1612 1638 Jakob Lempp um 1638 Balthas Muller Seit ca 1638 1671 Zacharias Wildermuth 1600 um 1671 1671 Sebastian Cammerer Amtsverweser 1672 1690 Augustin Lauterwasser 1629 um 1690 1690 1700 Joseph Metzger 1646 1728 1700 1721 Michael Lillich 1650 1721 1721 1729 Jakob Wildermuth 1668 1738 1729 1762 Adam Wildermuth 1700 1768 1762 1774 Johann Michael Eberlin 1718 1774 1774 1793 Johann Jakob Lillich 1737 1793 1793 1835 Johann Michael Wildermuth 1755 1835 1835 1844 Friedrich Wildermuth 1783 1844 1844 1864 Karl Friedrich Valet 1817 1864 1864 1866 Johannes Wildermuth 1805 1866 1866 1884 Eberhard Wildermuth 1814 1885 1884 1915 Karl Ludwig Schwaderer 1846 1916 1915 1919 Ludwig Wildermuth Amtsverweser 1856 1932 1919 1938 Hermann Trefz 1892 1938 Mit Inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung zum 1 Dezember 1930 wurden die Bezeichnungen Schultheiss und Schultheissenamt durch Burgermeister und Burgermeisteramt ersetzt 1939 Mai 1945 Karl Hermann eingesetzt durch die Nationalsozialisten abgesetzt von der amerikanischen Militarregierung geboren 1892 1945 1946 Wilhelm Wildermuth kommissarischer Burgermeister 1946 1947 Wilhelm Lauterwasser 1888 1954 1947 1956 Ernst Jeutter 1886 1963 1956 1972 Reinhold Kressmann 1926 Ortsvorsteher Bearbeiten 1972 1994 Hans Wahl 1994 2019 Eberhard Ruoff Seit 2019 Jens KnittelWappen Bearbeiten nbsp Wappen des Marbacher Ortsteils RielingshausenDas Wappen Rielingshausens zeigt in Gold einen aufrecht stehenden schwarzen Schlussel Der Schlussel weist auf den Kirchenheiligen St Peter hin die Farben wurden vermutlich als Hinweis auf die wurttembergischen Wappenfarben gewahlt Der Schlussel als Gemeindesymbol ist erstmals im Fleckensiegel von 1794 uberliefert Personlichkeiten BearbeitenLudwig Hofacker 1798 1828 Pfarrer wirkte in seinen letzten Lebensjahren in Rielingshausen Gottfried Traub 1869 1956 geboren in Rielingshausen Theologe und Politiker DNVP Oskar Jenner Fabrikant 1968 zum Ehrenburger Rielingshausens ernannt Einzelnachweise Bearbeiten Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 453 Literatur BearbeitenRielingshausen In Christoph Friedrich von Stalin Hrsg Beschreibung des Oberamts Marbach Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 48 H Lindemann Stuttgart 1866 S 283 287 Volltext Wikisource Albrecht Guhring u a Geschichte der Stadt Marbach am Neckar Bd 1 bis 1871 Marbach am Neckar 2002 ISBN 3 89735 189 7 Hermann Schick Geschichte der Stadt Marbach am Neckar Bd 2 1871 1959 Marbach am Neckar 1992 Albrecht Guhring Marbach am Neckar Ein Fuhrer durch die Schillerstadt und ihre Stadtteile Marbach am Neckar 2 Auflage 2004 ISBN 3 923107 13 7 Albrecht Guhring u a Rielingshausen Vom frankischen Adelssitz zum Marbacher Stadtteil Marbach am Neckar 1996 Ulrich Hartmann Hrsg Der Kreis Ludwigsburg 2 Auflage Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8062 1055 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rielingshausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 9609 9 3296 Koordinaten 48 58 N 9 20 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rielingshausen amp oldid 237978131