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Richelia ist eine Gattung stickstofffixierender Cyanobakterien die fadenformige Kolonien Zellketten mit Heterocysten bilden Die Gattung enthalt die Typusart Richelia intracellularis Sie kommen sowohl als freilebende Organismen als auch als Symbionten von moglicherweise bis zu 13 verschiedenen Kieselalgenarten vor die uber alle Weltmeere verteilt sind Als Symbiont kann sich Richelia als Epibiont epiphytisch und als Endosymbiont im periplasmatischen Raum zwischen der Zellmembran und der Zellwand der Kieselalgen ansiedeln RicheliaZelle der Kielselalge Guinardia cylindrus 1 mit mehreren Filamenten von Richelia im Innern der Frusteln Alexandra Kraberg Polarstern 2015 2 SystematikDomane Bakterien Bacteria Stamm Cyanobakterien s l Cyanobacteriota Klasse Cyanobakterien s s Cyanophyceae Ordnung NostocalesFamilie NostocaceaeGattung RicheliaWissenschaftlicher NameRicheliaJ Schmidt Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie 2 Symbiose 2 1 Stickstofffixierung und Symbiose 2 2 Wirtsspezifitat 2 3 Tag und Nacht Rhythmus der Genexpression 2 4 Assoziierte Spezies 3 Arten und Stamme 4 Etymologie 5 Lebenszyklus 5 1 In Diatomeen Wirten 5 2 Freilebend 6 Verbreitung 6 1 Weltmeere allgemein 6 2 Mittelmeer 6 3 Westlicher Pazifik 6 3 1 Kuroshio Strom 6 3 2 Sulusee 6 4 Indischer Ocean 6 5 Westlicher tropischer Atlantik 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMorphologie BearbeitenRichelia bildet Kolonien in Form haarahnlichen Strukturen die wegen ahnlicher Morphologie wie bei einer Vielzahl von Landpflanzen ebenfalls Trichome genannt werden Das Vorkommen von Richelia bzw Richelia Trichomen als freilebende Organismen in der Meeresumwelt ist eher selten Die Position von Richelia innerhalb ihrer verschiedenen Kieselalgen Symbionten ist nicht vollstandig geklart obwohl allgemein angenommen wird dass sie sich im periplasmatischen Raum der Kieselalge zwischen dem Plasmalemma und den Frusteln befinden 3 4 5 6 Die Trichome von Richelia bestehen aus zwei Zelltypen den Heterozysten und den restlichen etwa 3 oder 4 vegetativen Zellen 4 Die Heterozysten sind endstandige Einzelzellen in denen neben der sauerstofflosen Photosynthese I die Stickstofffixierung stattfindet In den restlichen vegetativen Zellen findet auch die Photosynthese II statt bei der Sauerstoff entsteht Die Heterozyste teilt sich nicht wahrend die vegetativen Zellen dies tun vegetative Vermehrung 4 Die Anzahl der Trichome die Richelia in jedem Kieselalgenwirt haben variiert 7 Die Trichome dienen der Stickstofffixierung und dem Nahrstoffaustausch mit den Wirtskieselalgen 4 Es gibt aber auch Richelia die nur aus einer Heterocyste bestehen 7 Die Heterozyste ist durch eine dicke Glykolipidschicht gekennzeichnet die die Fahigkeit des Sauerstoffs die Stickstofffixierung zu storen minimiert Dies ist wichtig da Sauerstoff an die Nitrogenase binden und auf diese Weise die Stickstofffixierung der hemmen kann Prozesse die eine Anwesenheit von Sauerstoff bedingen und solche die Nitrogenase benotigen mussen daher grundsatzlich raumlich oder zeitlich getrennt voneinander stattfinden 4 Richelia bleiben auch innerhalb ihrer Wirtskieselalgen photosynthetisch aktiv ein Verhalten das fur ahnliche Symbionten eher ungewohnlich ist 4 Symbiose BearbeitenStickstofffixierung und Symbiose Bearbeiten nbsp Stickstoff Metabolismus Wege wie man sie gewohnlich in N2 fixierenden Cyanobakterien findet im Vergleich zu Richelia intracellularis HH01 Km Werte fur Glutamatdehydrogenase GDH und Glutaminsynthetase GS fur Ammoniak stammen links in jeder Reaktion vom N2 fixierenden Cyanobakterium Synechocystis PCC 6803 Die Stickstofffixierung ist ein wichtiger biologischer Prozess in marinen Okosystemen In vielen Regionen der Weltmeere begrenzt die Verfugbarkeit von anorganischem Stickstoff wie Nitrat und Ammonium die Geschwindigkeit der Photosynthese Primarproduktion Daher konnen Organismen einen evolutionaren Vorteil haben wenn sie symbiotische Beziehungen mit anderen Organismen oft Cyanobakterien eingehen um Stickstoff zu fixieren Bei vielen Cyanobakterien erfolgt die Stickstofffixierung in spezialisierten Zellen den so genannten Heterocysten Cyanobakterien der Gattung Richelia sind ein Beispiel fur Cyanobakterien die in der Lage sind Stickstoffgas N2 in organischen Stickstoffverbindungen zu fixieren 8 Wenn die Cyanobakterien eine symbiotische Beziehung mit Kieselalgen eingehen dann kann der organische Stickstoff auf diese ubertragen werden 8 Ein solcher Stickstofftransfer wurde mehrfach beobachtet Diese Beziehung hat Vorteile sowohl fur die Richelia Zellen die sich innerhalb der Kieselalge befinden als auch fur die Kieselalge selbst So wird beispielsweise das Wachstum der Cyanobakterien innerhalb der Kieselalge gefordert wodurch durch die Atmung Kohlendioxid freigesetzt wird das von der Kieselalge fur die Photosynthese genutzt werden kann Die Kieselalge profitiert mit einem verstarkten Wachstum infolge des von den Cyanobakterien gebundenen Stickstoffs Eine derartige Symbiose en diatom diazotroph association DDA kann es Kieselalgen ermoglichen unter stickstofflimitierenden Bedingungen zu uberleben 3 9 Wirtsspezifitat Bearbeiten Die Wirtsspezifitat der Richelia Arten bzw Stamme und ihre Platzierung innerhalb eines Wirts werden mit der Evolution des Symbiontengenoms bzw Koevolution von Bakterium und Kieselalgenwirt erklart Selbst bei taxonomisch und morphologisch verwandten Organismen unterscheiden sich die Vorlieben fur Kieselalgenwirte und die Platzierung innerhalb eines Wirts 10 Oft hangt es davon ab in welchem Wirt sich ein Symbiont typischerweise aufhalt Bei der Symbiose von Hemiaulus und Richelia zum Beispiel lebt Richelia im Inneren der Kieselalgen Frusteln Schalen von Hemiaulus Richelia fehlen die wichtigsten Enzyme und Transporter des Stickstoffmetabolismus wie z B Ammoniumtransporter Nitrat und Nitritreduktasen sowie die Glutamatsynthase Diese Gattung hat auch ein reduziertes Genom entsprechend Annahme der Genomverkleinerung englisch Genomic streamlining Reduzierung nicht kodierender DNA Abschnitte und nicht essentieller Gene bietet Prokaryoten einen evolutionaren Vorteil Hemiaulus verfugt uber Gene die fur all diese Enzyme und Transporter kodieren wahrend ihm die Stickstofffixierungsgene von Richelia fehlen Die Symbiose ermoglicht es dem Wirt seinen Symbionten mit diesem fehlenden Substanzen zu erganzen und umgekehrt Mutualismus Als Resultat der gemeinsamen Genomevolution von Wirt und Symbiont entsteht so eine Wirtsspezifitat der Symbionten 10 Tag und Nacht Rhythmus der Genexpression Bearbeiten Tag Nacht Zyklen in der Genexpression scheinen eine wichtige Rolle bei der Koordinierung des Ressourcenaustauschs und der Zellteilung zwischen diazotrophen Symbionten und ihrem Kieselalgenwirt zu spielen Die Gene fur Photosynthese Stickstofffixierung und Ressourcenerwerb zeigen in Richelia in ihrem Expressionsmuster Tag Nacht Schwankungen Genauer scheinen die Expression von Genen fur die Stickstoffaufnahme den Stoffwechsel und den Kohlenstofftransport in den Kieselalgenwirten mit der Expression von Genen fur die Stickstofffixierung in Richelia synchronisiert zu sein was auf einen koordinierten Austausch von Stickstoff und Kohlenstoff schliessen lasst Man geht davon aus dass die Physiologie der Symbionten und der Wirtszellen koordiniert ist und stark voneinander abhangt insbesondere in Bezug auf die Tageszeit 11 Assoziierte Spezies Bearbeiten nbsp Rhizosolenia sp mit Richelia Filamenten aus dem Indischen Ozean Verschiedene Farbemethoden rechts deren Uberlagerung nbsp Hemiaulus sp mit Filamenten von Richelia aus dem Sudatlantik Verschiedene Farbemethoden rechts deren Uberlagerung Zwar wurden in Studien bis zu 13 Arten von Richelia beschrieben doch ist umstritten wie viele dieser Charakterisierungen zutreffend waren und wirklich neue Arten von Richelia identifizieren 12 Die am besten belegten symbiotischen Beziehungen zwischen Diatomeen Kieselalgen und Richelia sind die folgenden Rhizosolenia Richelia lebt im Inneren der Kieselalgenzelle ausserhalb der Plasmamembran im periplasmatischen Raum 13 14 15 16 9 Hemiaulus Richelia lebt in dieser Symbiose ebenfalls innerhalb der Kieselalgenzelle der genaue Ort ist derzeit Stand 2020 nicht bekannt 14 Die Hemiaulus Richelia Symbiose ist haufig zusatzlich mit Cyanobakterien der Gattung Trichodesmium vergesellschaftet insbesondere in Ubergangsgewassern 17 16 9 Chaetoceros Diese Symbiose scheint jedoch selten zu sein 18 9 Guinardia Eine Symbiose nachweislich in den Frusteln von G cylindrus aus der Danziger Bucht und der umgebenden Ostsee 1 2 Arten und Stamme BearbeitenDer nachfolgenden Systematik liegen die folgenden Quellen zugrunde LPSN List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature 19 WoRMS World Register of Marine Species 20 AlgaeBase SITE 21 NCBI National Center for Biotechnology Information 22 Stand 5 September 2021Gattung Richelia J Schmidt 1902 Spezies Richelia intracellularis J A Schmidt 1901 1902 Typus LPSN WoRMS AlgaeBase NCBI Typlokalitaten Rotes Meer und Golf von Thailand 23 24 Stamm Richelia intracellularis HH01 NCBI Stamm Richelia intracellularis HM01 NCBI Stamm Richelia intracellularis RC01 NCBI Stamm Richelia intracellularis UBA3481 NCBI Stamm Richelia intracellularis UBA7409 NCBI Stamm Richelia cyanobiont of Rhizosolenia sp NCBI Spezies Richelia sinica Y W Shen amp Y Y Li 1989 WoRMS AlgaeBase NCBI 25 26 Stamm Richelia sinica FACHB 800 NCBI Mutmassliche mogliche weitere Spezies mit vorlaufigen Bezeichnungen Spezies Richelia sp AO9565 Spezies Richelia sp CSU 2 1 Spezies Richelia sp PO9804 4 Spezies Richelia sp PO9804 5 Spezies Richelia sp PO9811 3 Spezies Richelia sp PO9814 5 Spezies Richelia sp PO9847 2 Spezies Richelia sp PO9847 3 Spezies Richelia sp PO9847 9 Spezies Richelia sp RM1 1 1 Spezies Richelia sp RM2 1 2 Spezies Richelia sp SC01 Spezies Richelia sp SL 2 1 Spezies Richelia sp SM1 7 0 Spezies Richelia sp SM2 1 7 Spezies Richelia sp UBA3308 Spezies Richelia sp UBA3957 Spezies Richelia sp UBA3958Richelia siamensis Antarikanonda Hindak 2000 ehemals Anabaena siamensis Antarikanonda 1985 wird aktuell der Gattung Cylindrospermum zugeordnet und gilt als Synonym fur Cylindrospermum siamense Antarikanonda J R Johansen amp M Bohunicka 2014 AlgaeBase Die Taxonomie der Gattung wird noch diskutiert und es ist beispielsweise gut moglich dass etliche der vorgeschlagenen Spezies sich entweder als Stamme bereits vorhandener Spezies erweisen werden oder als Stamme einer gemeinsamen neuen Spezies zusammengefasst werden Weitere Forschung ist notig Etymologie BearbeitenDie Gattung Richelia wurde benannt zu Ehren des danischen Admirals Andreas de Richelieu da als Dank fur seine Unterstutzung der Siam Expedition des Erstautors 1899 1900 danisch Jeg benaevner denne interessante Alge i Erindring af vor Landsmand Admiral A de Richelieu som paa saa mange Maader har stottet vor Ekspedition til Siam 24 Das Namensepitheton intracellularis der Typusspezies ist lateinisch fur faktisch vielleicht nicht ganz zutreffend intrazellular Lebenszyklus BearbeitenIn Diatomeen Wirten Bearbeiten nbsp Konfokale e und bearbeitete f IMARIS Bilder von Rhizosolenia Richelia Symbiosen in 6 m Tiefe wahrend des OUTPACE Experiments im Pazifik Oligotrophy to Ultra oligotrophy Pacific Experiment Die grune Fluoreszenz zeigt die Chloroplasten der Kieselalgen an die rote Fluoreszenz die Richelia Filamente Die mikroskopischen Beobachtungen zeigen dass die oberflachennahen Rhizosolenia Populationen Anzeichen des Zerfalls zeigten da die verkieselten Zellwande aufgebrochen waren und freie Richelia Filamente beobachtet werden konnten Richelia Organismen sind am haufigsten in Wirtskieselalgen zu finden und am besten zu verstanden Wahrend des grossten Teils ihres Lebenszyklus innerhalb von Kieselalgen bleibt die Ausrichtung der Richelia Zellen unverandert 27 wobei die terminalen Heterocyste auf die nachstgelegene nachbarliche Kieselalgenschale ausgerichtet ist 5 27 Diese Ausrichtung andert sich nur bei Abtrennung und Wanderung der Richelia Trichome 27 Es wird angenommen dass diese Abtrennung und Wanderung synchron mit dem Wachstum und der Teilung der Wirtskieselalge erfolgt d h wenn diese Tochterzellen produziert um die neuen Tochterzellen mit Symbionten zu versorgen 5 Zwar wurde R intracellularis in der Erstbeschreibung als obligater Endosymbiont in den Frusteln von mariner Kieselalgen charakterisiert 23 24 In toten oder absterbenden Kieselalgen haben einige Richelia Filamente vergrosserte und abgerundete vegetative Zellen einige beginnen zu zerfallen und sterben mit ihrem Wirt aber einige treten aus einer Offnung in der Kieselalgenschale Frustel aus 15 5 und werden vermutlich zu freilebenden Richelia 5 Freilebend Bearbeiten Obwohl Richelia Organismen freilebend in der Meeresumwelt vorkommen konnen werden sie in dieser Umgebung nur selten beobachtet Ausserdem ist nicht bekannt wie Kieselalgen ohne Symbionten wieder von freilebenden Richelia Organismen besiedelt werden es werden mehrere Mechanismen vermutet darunter das direkte Eindringen von Richelia Zellen in symbiontenfreie Kieselalgen Nach einer weiteren Hypothese konnten Richelia Zellen mit Auxosporen der Kieselalgen verbunden sein oder wahrend der sexuellen Fortpflanzung in die Kieselalgenzellen eindringen Richelia Zellen konnen sich aber offenbar auch wahrend der vegetativen Zellvergrosserung in Kieselalgen ansiedeln 5 Verbreitung BearbeitenCyanobakterien der Gattung Richelia werden vor allem in symbiotischer Verbindung mit Kieselalgen in den stickstoffarmen Regionen der Ozeane gefunden 4 Ahnlich wie bei anderen diazotrophe Organismen insbesondere Symbionten ist Richelia in produktiven aquatorialen Regionen mit ausreichend Nahrstoffangebot in geringer Menge vorhanden kommen dagegen in grosser Menge in unproduktiven subtropischen Gebieten mit niedriger Nitratkonzentrationen vor die das Wachstum endosymbiontenfreier Kieselalgen begrenzen Dieses Verbreitungsmuster wird auf die symbiotische Beziehung zuruckgefuhrt die Richelia mit verschiedenen Kieselalgenarten eingeht indem sie diese mit organisch gebundenem Stickstoff versorgt so dass die Wachstumslimitierung umgangen wird 28 Quantitative Analysen der Verbreitung von Richelia und ihrer Kieselalgenwirte sind ein aufstrebendes Forschungsgebiet 28 Um korrekte Ergebnisse zu erzielen ist es notig die Wirte und die dazugehorigen diazotrophen Symbionten korrekt zu identifizieren sowie einen sicheren Nachweis der symbiotischen Beziehungen zu erbringen was fruher nicht immer in ausreichender Weise erbracht werden konnte 29 Weltmeere allgemein Bearbeiten Richelia kommt im gesamten Pazifik im Atlantik im Mittelmeer und im Astuar um das Mundungsgebiet des Amazonas englisch Amazon River plume vor 28 30 Dabei ist diese Gattung ahnlich verbreitet wie andere Diazotrophe darunter Cyanobakterien der Gattung Trichodesmium Candidatus Atelocyanobacterium thalassa fruher bekannt als UCYN A und Crocosphaera watsonii UCYN B die in weiten Teilen der tropischen Ozeane in grosser Zahl vorkommen Dabei variiert die relative Haufigkeit der verschiedenen Kieselalgen Taxa zueinander Die absolute Haufigkeit von Richelia Zellen variiert je nach den Umweltbedingungen in den verschiedenen Regionen Im Vergleich zu anderen diazotrophen Organismen ist die Haufigkeit von Richelia in grosseren Tiefen geringer 28 Warme silikatreiche Bedingungen wie sie im Amazonas Mundungsgebiet anzutreffen sind ermoglichen hohe Richelia Wachstumsraten Die Haufigkeit von Richelia nimmt ab wenn der anorganische Stickstoffgehalt steigt da sie bei hohen Nitratkonzentrationen einen Wettbewerbsnachteil haben Im Gegensatz zu anderen Diazotrophen nimmt die Haufigkeit von Richelia jedoch nicht ab wenn der Phosphatgehalt hoch ist Die Haufigkeit von Richelia Zellen hangt jedoch auch von der Verfugbarkeit von Eisen ab da das zur Fixierung von Distickstoff N2 benotigte Enzym Nitrogenase Eisen benotigt 28 Weitere Faktoren die die Haufigkeit von Richelia und anderen Diazotrophen bestimmen finden sich bei Wang et al 2019 31 Mittelmeer Bearbeiten Richelia ist ein Endosymbiont von Kieselalgen wie z B der Gattungen Rhizosolenia und Hemiaulus Es wurde festgestellt dass Richelia stark mit dem Vorkommen von Hemiaulus Spezies korreliert ist aber nur ab und zu mit dem Vorhandensein von Rhizosolenia zusammenfallt Es wird vermutet dass das symbiotische Paar Hemiaulus Richelia einen evolutionaren Vorteil gegenuber anderen Wirtsoptionen fur Richelia hat 30 7 Die hochsten Richelia Dichten die 2006 im ostlichen Mittelmeer beprobt wurden liegen bei 50 Heterozysten Liter im Juni und Oktober in den Kustenregionen und bei ebenfalls 50 Heterozysten Liter im Juni und November in den kustenfernen Regionen 30 Diese Spitzenwerte treten wahrend einer Vertiefung der Mischungsschicht in jeder Region auf 30 7 Aufgrund des starken Nahrstoffaustauschs mit dem Atlantik durch die Strasse von Gibraltar Die Stromungsverhaltnisse im Mittelmeer bewirken einen starken Nahrstofftransports durch die Strasse von Gibraltar in den Nordatlantik Daher herrschen im ostlichen Mittelmeer extrem oligotrophe nahrstoffarme Bedingungen Hier bietet Richelia ihren Kieselalgenwirten wichtige Stickstofffixierungsmoglichkeiten Frei lebende Richelia kommen im ostlichen Mittelmeer auf der Grundlage der derzeit Stand 2008 verfugbaren Ergebnisse von Probenahmeexperimenten nicht vor In den Wassersaulen des ostlichen Mittelmeers ist Richelia der wichtigste tagaktive Organismus mit einer Expression des nifH Gens fur eine der Untereinheiten der Nitrogenase Ein Fall von allopatrischer Speziation Artbildung wird zwischen kustennahen und pelagischen Wassersaulen im ostlichen Mittelmeer beobachtet Diese beiden Regionen weisen unterschiedliche Kladen von nifH exprimierenden Richelia Organismen auf was vermutlich darauf zuruckzufuhren ist dass die beiden Regionen durch eine hydrologische Barriere voneinander getrennt sind Verursacht wird diese Barriere vermutlich durch die Neigung des Kontinentalschelfs in diesem Bereich 30 Westlicher Pazifik Bearbeiten Richelia Organismen wurden als Epibionten Epiphyten auf Chaetoceros compressus und auf Rhizosolenia clevei im westlichen Pazifik gefunden Es wird vermutet dass sich die Richelia Filamente von Rhizosolenia clevei ablosen und anschliessend zu Symbionten von Chaetoceros compressus werden konnen Dies wird vermutet seit die Symbiose von Richelia auf Chaetoceros compressus gefunden wurde nachdem bereits vorher die Symbiose von Richelia auf Rhizosolenia clevei bekannt geworden war 29 Ausser Richelia intracellularis ist auch Calothrix rhizosoleniae ein weit verbreitetes heterocystisches stickstofffixierendes Cyanobakterium in nitratbegrenzten tropischen Ozeanen Zwar leben die meisten von ihnen in Symbiose mit Kieselalgenwirten aber es gibt jeweils auch freilebende Vorkommen Die Untersuchung der Populationsdichte dieser beiden Arten im Nordpazifik insbesondere im Sudchinesischen Meer und Kuroshio Strom zwischen 2001 und 2014 zeigte dass ca 87 der freilebenden Filamente von Calothrix stammten und knapp 13 von Richelia wobei letztere moglicherweise doch mit Rhizosolenia assoziiert waren 32 33 Kuroshio Strom Bearbeiten Die Verbreitung von Richelia im Kuroshio Strom variiert je nach Stromungsabschnitt und Jahreszeit Die physikalischen und hydrografischen Bedingungen im Strom variieren das ganze Jahr uber und fuhren zu Veranderungen beim Wachstum von Bakterien und Kieselalgenkolonien Die Bedingungen im Mai beschranken das Wachstum auf einen engeren Bereich der Stromung als im Juli Die Region weist sowohl im Fruhjahr als auch im Sommer niedrige Nitratkonzentrationen auf wobei der Juli die geringsten Nitratwerte im Oberflachenwasser zeigt Die Anzahl der Richelia Faden pro Kolonie von Chaetoceros compressus liegt von Mai und November zwischen 4 und 9 und erreicht im Juli ein Maximum Die maximale Abundanz der Symbiose von Richelia und Chaetoceros compressus tritt im Juli auf mit 10 Kolonien Liter Das Maximum der Symbiose von Richelia und Rhizosolenia clevei liegt ebenfalls im Juli bei 30 Kolonien Liter 29 Sulusee Bearbeiten Eine Symbiose zwischen Richelia und Chaetoceros compressus wurde auch in der sudlichen Sulusee beobachtet Dies ist auf die sehr niedrigen Nachweisgrenze Stickstoffkonzentrationen im Oberflachenwasser zuruckzufuhren die zu stickstofflimitierenden Bedingungen fuhren 29 Indischer Ocean Bearbeiten Richelia Filamente wurden als Epibionten Epiphyten auf Chaetoceros compressus auch im Indischen Ozean gefunden 29 Westlicher tropischer Atlantik Bearbeiten Stickstofffixierung und Cyanobakterien Kieselalgen Symbiosen kommen in der Susswasserschicht des Amazonas Mundungsgebiets vor da die Nitratwerte dort an der Oberflache niedrig sind In diesen Bereichen findet man Richelia in Symbiose mit Rhizosolenia clevei und Hemiaulus Arten Am haufigsten findet man in dieser Region sowohl in der Tiefe als auch an der Oberflache die Richelia Symbiose mit Hemiaulus hauckii an Dabei ist die Haufigkeit der Symbiose zwischen Richelia und H hauckii weiter nordwestlich des Amazonasausflusses hoher als im ubrigen Gebiet Es besteht eine positive Korrelation zwischen dem Salzgehalt und der Haufigkeit der Richelia Symbiosen 29 Weblinks BearbeitenPatricia Sanchez Baracaldo Origin of marine planktonic cyanobacteria in Nature SciRep Band 5 Nr 17418 1 Dezember 2015 doi 10 1038 srep17418 PDF dazu Patricia Sanchez Baracaldo Origin of marine planktonic cyanobacteria Sanchez Baracaldo LabEinzelnachweise Bearbeiten a b AlgaeBase Guinardia cylindrus Cleve Hasle 1996 a b Alexandra Kraberg Guinardia cylindrus Cleve Hasle 1996 NOSOAT Floating Summer School Forschungsschiff Polarstern 14 November 2015 a b R A Foster M M Kuypers T Vagner R W Paerl N Musat J P Zehr Nitrogen fixation and transfer in open ocean diatom cyanobacterial symbioses In The ISME Journal 5 Jahrgang Nr 9 September 2011 S 1484 1493 doi 10 1038 ismej 2011 26 PMID 21451586 PMC 3160684 freier Volltext englisch a b c d e f g K Inomura C L Follett T Masuda M Eichner O Prasil C Deutsch Carbon 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Effects of Different Light Quality on Richelia sinica in Acta Hydrobiologica Sinica Band 23 Nr 3 1999 S 285 287 Yin Wu Shen Yao Ying Li A new species of Richelia of Blue Green Algae in Acta Phytotaxonomica Sinica Band 27 Nr 2 1989 S 158 159 a b c Tracy A Villareal Laboratory Culture and Preliminary Characterization of the Nitrogen Fixing Rhizosolenia Richelia Symbiosis In Marine Ecology 11 Jahrgang Nr 2 Juni 1990 S 117 132 doi 10 1111 j 1439 0485 1990 tb00233 x bibcode 1990MarEc 11 117V englisch a b c d e W Tang N Cassar Data Driven Modeling of the Distribution of Diazotrophs in the Global Ocean In Geophysical Research Letters 46 Jahrgang Nr 21 2019 ISSN 1944 8007 S 12258 12269 doi 10 1029 2019GL084376 bibcode 2019GeoRL 4612258T englisch ifremer fr PDF a b c d e f Fernando Gomez Ken Furuya Shigenobu Takeda Distribution of the cyanobacterium Richelia intracellularis as an epiphyte of the diatom Chaetoceros compressus in the western Pacific Ocean In Journal of Plankton Research 27 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