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Als Epiphyten altgriechisch ἐpi epi auf uber und fyton phyton Pflanze oder Aufsitzerpflanzen werden Pflanzen bezeichnet die auf anderen Pflanzen wachsen Dieser Ausdruck wird sowohl auf Landpflanzen als auch Wasserpflanzen angewendet An Land dienen zumeist Baume als Substrat fur Epiphyten wahrend aquatische Epiphyten wie Algen auf hoheren aquatischen Pflanzen z B Seegrasern wachsen Die den Epiphyten tragende Pflanze bezeichnet man als Phorophyten foros phoros tragend zu foreys phoreus Trager 1 Epiphytische Tillandsien und MammillarienEpiphyten auf einem Urwaldbaum in Costa Rica Atlantik Bereich Epiphyten Regenwald von Santa Elena Costa Rica Der Vorteil dieser Lebensweise ist die bessere Verfugbarkeit von Licht das am Waldboden bzw Meeresboden ein limitierender Faktor fur das Pflanzenwachstum ist Der Nachteil der atmospharisch epiphytischen Lebensweise ist jedoch dass eine kontinuierliche Versorgung mit Wasser und Nahrstoffen aufgrund der fehlenden Verbindung zum Erdboden nicht immer gewahrleistet ist Die Epiphyten haben im Laufe der Evolution unterschiedliche morphologische und physiologische Anpassungen entwickelt um sich von der Wasser und Nahrstoffversorgung des Erdbodens unabhangig zu machen Dabei hat sich nach bestehender Lehrmeinung die epiphytische Lebensweise mehrere Male unabhangig entwickelt 2 Im klassischen Sinn sind Epiphyten keine Phytoparasiten da sie das Phloem ihrer Wirtspflanze nicht anzapfen Einige Autoren zahlen die echten Parasiten z B Mistel aufgrund ihrer atmospharischen Lebensweise jedoch auch zu den Epiphyten Inhaltsverzeichnis 1 Typen 2 Geografische Verbreitung 3 Systematische Verbreitung 4 Morphologische Anpassungen 5 Physiologische Anpassungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTypen BearbeitenOntogenetisch betrachtet gibt es zwei Typen von Epiphyten Holoepiphyten oder echte Epiphyten keimen und wachsen wahrend ihres gesamten Lebens auf einer anderen Pflanze Hemiepiphyten dagegen verbringen nur einen Teil ihres Lebens auf einer anderen Pflanze Man unterscheidet bei letzteren zwischen primaren und sekundaren Hemiepiphyten Primare Hemiepiphyten beginnen ihren Lebenszyklus als Epiphyt und entwickeln in einer spateren Phase Wurzeln die eine Verbindung zum Boden ermoglichen Sekundare Hemiepiphyten wachsen zunachst terrestrisch und verlieren in einer spateren Lebensphase die Verbindung zum Erdboden Geografische Verbreitung BearbeitenEpiphytische Gefasspflanzen kommen fast ausschliesslich in den Subtropen und Tropen vor hier insbesondere in den Nebelwaldern feuchttropischer Gebirge 3 Niedere Pflanzen wie Algen Moose Flechten und Farne konnen hier in Regionen mit kontinuierlicher Wasserverfugbarkeit auch als Epiphylle auftreten In den gemassigten Breiten kommen je nach Regenmenge nur niedere Pflanzen z B Europa 2 aber auch Gefasspflanzen z B Neuseeland 4 oder sudlicher Himalaya 5 epiphytisch vor Gelegentlich findet man auch sonst terrestrisch wachsende Pflanzen die in Humusakkumulationen von Baumastgabeln ein geeignetes Wuchsmilieu vorfinden Zufallsepiphyten In Europa gibt es sonst bis auf seltene Einzelfalle 6 keine epiphytischen Gefasspflanzen Als Grund wird hierfur in der Literatur der Frost genannt 2 der eine Wasserversorgung der Pflanzen fur einen langeren Zeitraum verhindert Systematische Verbreitung BearbeitenWeltweit betrachtet sind etwa 10 Prozent aller Gefasspflanzenarten epiphytisch 7 In tropischen Bergregenwaldern kann der Anteil an Epiphyten die Zahl der terrestrisch wachsenden Gefasspflanzen jedoch ubertreffen 8 Epiphytische Arten treten in vielen Pflanzenfamilien auf Besonders reich an epiphytischen Arten sind Orchidaceae Bromeliaceae hierzu zahlen die Tillandsien Araceae Pteridophyta Cactaceae GesneriaceaeMorphologische Anpassungen BearbeitenBromelien besitzen kleine abgedichtete Offnungen auf ihren Blattern so genannte Saugschuppen mit deren Hilfe sie Regenwasser und die darin gelosten Nahrstoffe aufnehmen Die Wurzeln der meisten epiphytischen Bromelien haben die Funktion der Wasser und Nahrstoffleitung zum grossten Teil verloren und dienen meist nur der Befestigung am Substrat Viele Bromelien bilden Rosetten aus steifen Blattern Diese Blatter stehen am Grund so eng beieinander dass sich dort Wasser sammeln kann Herabfallende Pflanzenteile und tote Tiere konnen in so eine Zisterne Botanik gelangen und sie werden dort durch Mikroorganismen zersetzt Das Wasser und die darin freigewordenen Nahrstoffe werden durch die Saugschuppen ins Innere der Rosettenblatter geleitet Das Zisternenwasser wird teils durch Niederschlage aber auch teils wie bei einem Tauteich durch Nebelkondensation erganzt Eine grosse Zahl an Orchideenarten besitzen Pseudobulben die als Wasser und Nahrstoffspeicherorgane dienen Bei einer anhaltenden Trockenperiode oder wahrend der Ausbildung von Fruchten werden diese Vorrate genutzt Eine Anpassung an die schnelle Aufnahme von Wasser und Nahrstoffen haben viele Orchideen und einige Araceen entwickelt Das Velamen radicum ist ein wurzelumhullendes Gewebe mit einer schwammahnlichen Struktur welche Wasser und in ihm geloste Nahrstoffe schnell aufnimmt und an die Wurzel weiterleitet Epiphytisch wachsende Farne bilden haufig ein vogelnestartiges Wurzelgeflecht aus in dem sich saugfahiger Humus und Wasser sammeln und fur einen gewissen regenlosen Zeitraum die Pflanze versorgen Viele Epiphyten besitzen sukkulente Blatter die einen gewissen Schutz gegen Verdunstung bieten Physiologische Anpassungen BearbeitenDer CAM Mechanismus erlaubt es einer Pflanze ihre Spaltoffnungen wahrend des Tages zu schliessen und so weniger Wasser zu verdunsten als mit offenen Die fur die Photosynthese wichtige Kohlenstoffdioxidaufnahme wird in die Nacht verlegt wenn die Umgebungstemperaturen niedriger sind und die Luftfeuchtigkeit hoher Epiphytische Moose und Flechten saugen wenn es regnet in ihrer oft verfilzten schwammartigen Masse grosse Mengen Wasser auf Bei langeren Trockenperioden schrumpfen sie zusammen und reduzieren ihren Stoffwechsel bis zur nachsten Regenzeit Literatur BearbeitenA F W Schimper Die epiphytische Vegetation Amerikas Fischer Jena 1888 digitalisierte Fassung Alwyn H Gentry C H Dodson Diversity and Biogeography of Neotropical Vascular Epiphytes In Annals of the Missouri Botanical Garden Band 74 Nr 2 1987 S 205 233 JSTOR 2399395 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Epiphyten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Epiphyt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Schafer Bernhard Zimmermann Langenscheidts Taschenworterbuch der griechischen und deutschen Sprache Langenscheidt Berlin Munchen Wien Zurich New York 1993 ISBN 3 468 11032 4 S 445 a b c D H Benzing Vascular epiphytes General biology and related biota Cambridge University Press Cambridge 1990 englisch 354 S Dieter Heinrich Manfred Hergt Atlas zur Okologie Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1990 ISBN 3 423 03228 6 S 111 W R B Oliver New Zealand epiphytes In Journal of Ecology Band 18 1930 S 1 50 V D L Gurung Ecological observations on the pteridophyte flora of Langtang National Park Central Nepal In Fern Gazette Band 13 1985 S 25 32 Gerhard Zotz Gefassepiphyten in temperaten Waldern In Bauhinia Band 16 2002 S 13 22 A H Gentry C H Dodson Diversity and Biogeography of Neotropical Vascular Epiphytes In Annals of the Missouri Botanical Garden Band 24 Nr 2 1987 S 205 233 D Kelly et al The epiphyte communities of a montane rain forest in the Andes of Venezuela patterns in the distribution of the flora In Journal of Tropical Ecology Band 20 2004 S 643 666 Normdaten Sachbegriff GND 4224597 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epiphyt amp oldid 233178851