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Gustav Otto Richard Reusch 31 Oktober 1891 in Bettinger heute Baratajewka Russland 28 Juni 1975 in Stacy Minnesota war ein russischer ab 1947 amerikanischer evangelischer Pastor der unter anderem als Orientalist Missionar und Bergsteiger tatig war Er bestieg als einer der ersten Menschen den Kilimandscharo Eines seiner Erlebnisse auf dem Berg wurde von Ernest Hemingway in seiner Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo erwahnt Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 1 1 Herkunft 1 2 Militardienst und Studium 1 3 Im Missionsdienst 1 4 Pensionierung und Lebensende 2 Reusch und der Kilimandscharo 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 5 1 Speziell zum Leoparden am Kilimandscharo 5 2 Bilder vom Reusch Krater 6 EinzelnachweiseLebenslauf BearbeitenHerkunft Bearbeiten Reusch wurde am 31 Oktober 1891 in der wolgadeutschen Siedlung Bettinger heute Baratajewka geboren Sein Vater Gustav war dort Lehrer Die Familie zog 1897 nach Pjatigorsk im Nordkaukasus wo sie unter den Terek Kosaken lebte 1904 zog die Familie nach Wladikawkas um Militardienst und Studium Bearbeiten Reusch trat dem kaiserlich russischen Kadettenkorps bei und besuchte eine Militarschule Da in der Region viele sunnitische und schiitische Muslime leben lernte er Arabisch 1911 machte er den Abschluss als Bester seines Jahrgangs In der Folge trat er den Kosaken bei wurde aber auch im militarischen Bergsteigen ausgebildet Bei seiner Vereidigung war Zar Nikolaus II anwesend Zum Leutnant ernannt diente er mit seinem Regiment an der russisch persischen Grenze Auf Veranlassung seines Vaters verliess Reusch kurz darauf das Militar um sich am Lutherischen Seminar der Universitat Dorpat heute Tartu einzuschreiben Er bestand 1916 in Riga die beiden theologischen Examina und wurde dann fur ein Jahr als Sprengelsvikar fur die deutsche Gemeinde in Dorpat tatig Am Ostersonntag 1917 wurde er ordiniert Im Russischen Burgerkrieg schloss er sich 1918 der Weissen Armee an die gegen die Bolschewiki kampfte nachdem diese Tartu eingenommen hatten Anschliessend war er kurzzeitig an der Marienkirche in Rostock tatig bevor er auf dem Gut der Familie von Liphart in Danemark als Hauslehrer beschaftigt wurde Im Herbst 1920 bewarb er sich in Leipzig zum Missionsdienst 1921 wurde ihm in Dorpat der Grad eines Magister Theologiae verliehen Im Missionsdienst Bearbeiten Ab Januar 1922 wurde er im Leipziger Missionshaus in Englisch Swahili und Krankenpflege ausgebildet Er liess sich der Ostafrikanischen Mission zuteilen und reiste 1922 nach Ostafrika Da die Weimarer Republik aber nach dem Ersten Weltkrieg die Deutschen Kolonien einschliesslich Deutsch Ostafrika abgeben musste war die Evangelisch Lutherische Mission in Leipzig gezwungen ihre Arbeit im Kilimandscharo einzustellen Reusch bemuhte sich daher im britischen Missionsdienst im Tanganjika Territorium tatig zu werden 1923 erhielt er eine Anstellung in Arusha wo er sich drei anderen Leipziger Missionaren mit nichtdeutschen Passen anschloss In der Folge ubernahm die amerikanische Augustana Synode die Verantwortung fur die verwaisten Leipziger Missionen 1927 ubernahm die Leipziger Mission erneut die Arbeit am Kilimandscharo und im Iramba Distrikt Reusch kehrte zu seinen Leipziger Kollegen zuruck und wurde im Juni zum Schulleiter der Native Training School in Marangu am Fuss des Kilimandscharo ernannt Am 11 Dezember 1927 heiratete er die amerikanische Missionskrankenschwester Elveda Bonander in Marangu 1929 reiste Reusch getarnt als tscherkessischer Derwisch aus dem Kaukasus durch den Sudan Agypten und die Arabische Halbinsel um einen Agenten des Verborgenen Imam zu suchen den er in Sanaa schliesslich ausfindig machte Wahrend seines Urlaubs in der Region Chicago 1931 machte sich Reusch als vehementer Fursprecher der Afrikanischen Mission in Gemeinden der Augustana Evangelical Lutheran Church einen Namen ebenso wie als gluhender Antikommunist mit seinen Reden vor Burgergruppen Zeitgleich wurde sein Manuskript Der Islam in Ostafrika in Deutschland veroffentlicht und Reusch erhielt von der Universitat Tartu seine Promotion Ende des Jahres kehrte er nach Marangu zuruck um hier seine zweite Amtszeit als Missionar zu beginnen Ab 1934 wurde durch ein Verbot des NS Regimes die deutsche kirchliche Missionsarbeit im Ausland nicht mehr finanziell unterstutzt Um sein Missionswerk fortfuhren zu konnen hielt sich Reusch zunachst durch den Verkauf von Schmetterlingssammlungen und mit der Fuhrung von Kletterexpeditionen auf den Kilimandscharo finanziell uber Wasser 1937 wurde Reusch von der Leipziger Mission schliesslich entlassen um ihm im Auftrag der Augustana Synode die Eroffnung und Leitung einer neuen Ausbildungsschule fur Lehrer und Evangelisten in Kinampanda zu ermoglichen 1938 war Reusch an der Rettung einer italienischen Bergsteigertruppe beim Aufstieg auf den Margherita Peak in Uganda beteiligt Im gleichen Jahr reiste er nach Minneapolis um einen Transfer von weiteren Stationen der Leipziger Mission in die Augustana Synode zu verhandeln Bei dieser Gelegenheit wurde er auch in die Ministerialitat der Synode aufgenommen Am 29 Marz 1939 reiste Reusch nach Ostafrika zuruck und gab seine Stellung in Kinampanda fur ein neues Engagement am Kilimandscharo auf Wahrend des Krieges war er als Augustanas Superintendent der weit verstreut liegenden und zu Teil verwaisten lutherischen Gemeinden und Missionen im nordlichen Raum Tansanias tatig Gleichzeitig amtierte er als gewahlter Prasident des 1929 gegrundeten Lutherischen Missionskirchenbundes in Ostafrika auch M C F fur Mission Church Federation die aus den Missionen Augustana Leipzig Berlin Bethel Herrnhuter Fosterland und Neukirchen bestand und die Zielsetzung hatte die indigene afrikanische Kirche zu vereinheitlichen Zu seinen Tatigkeiten gehorte auch sudafrikanische Farmer in der Region die Sympathien zum Nazi Regime hegten der britischen Kolonialregierung zu melden Weiterhin grundete er quasi im Alleingang das erste lutherische Seminar in Machame und ordinierte dort drei Jahre spater die ersten 23 Geistlichen 1947 unterrichtete Reusch wahrend eines Urlaubaufenthalts am Gustavus Adolphus College mit einem dichtgedrangten Programm von Reden Sammeln von Spenden und Rekrutierung neuer Missionare Bei dieser Gelegenheit verlieh ihm das Augustana Theological Seminary die Ehrendoktorwurde und Reusch erhielt die amerikanische Staatsburgerschaft Anschliessend kehrte Reusch zu seiner vierten und letzten Amtszeit nach Ostafrika zuruck Hier arbeitete er nun hauptsachlich unter den Massai fur deren Interessen er sich bereits zuvor haufig eingesetzt hatte Unter Reuschs Leitung fuhrte die MCF 1948 eine gemeinsame lutherische Liturgie ein er veroffentlichte eine Bibel und ein Gesangbuch auf Swahili und gab eine Kirchenzeitung heraus Kolonialbeamte suchten oft seinen Rat und Reusch war Mitglied des Massai Beirats der Kolonialregierung Als 1951 die britischen Kolonialherren 3000 Meru aus ihrem Stammland vertrieben um das Land an 13 weisse Grundbesitzer zu geben unterstutzte Reusch das Vorgehen da er fur sein Aufenthaltsrecht in der britischen Kolonie seine Unterstutzung des Vorgehens der Kolonialverwaltung hatte zusichern mussen Allerdings geriet er dadurch mit der Augustana Mission und Synode sowie mit dem amerikanischen National Lutheran Council in Konflikt die die Meru unterstutzten 1953 wurde Reuschs Vorhaben eine eigenstandige Missionsstation im Massaigebiet aufzubauen vom Augustana Auslandsvertretungsausschuss abgelehnt Reusch beantragte daraufhin seinen Abschied und verliess Tansania 1954 Pensionierung und Lebensende Bearbeiten Reusch siedelte in die USA uber wo er A Short History of East Africa veroffentlichte Er setzte seinen Unterricht am Gustavus College fort und sammelte weiterhin Geld und Unterstutzung fur die Massai 1961 musste Reusch in den Ruhestand treten Zuvor wurde seine Ernennung zum ordentlichen Professor abgelehnt nachdem Reusch der Beurteilung durch Fachkollegen nicht zugestimmt hatte Er wurde somit als ausserordentlicher Professor emeritiert und unterrichtete weiterhin in Teilzeit 1967 erhielt er einen Ruf nach St Johns in Stacy Minnesota und ubernahm dort im Alter von 75 Jahren als Pastor die Gemeinde 1971 machte Reusch seine letzte Reise die ihn nach Israel und zum Berg Sinai fuhrte den er nunmehr 79 jahrig zum zweiten Mal bestieg 1975 starb Reusch an einer Krebserkrankung Seine Frau starb zwei Jahre spater Das Paar liegt auf dem Stacy Friedhof begraben Der Grabstein zeigt den Umriss des afrikanischen Kontinents 1 Reusch und der Kilimandscharo BearbeitenReusch war spatestens seit seiner Militarzeit passionierter Bergsteiger 1926 bestieg er zum ersten Mal den Kibo Gipfel des Kilimandscharo wo er nunmehr als staatenloser Russe eine weisse Flagge mit dem christlichen Kreuzsymbol setzte Dies war erst die sechste erfolgreiche Besteigung des Kibo uberhaupt und Reusch unterschrieb als achter Mensch das Register das Hans Meyer 1889 auf dem Gipfel hinterlassen hatte Reuschs erster Gipfelerfolg beinhaltete auch ein weiteres besonderes Ereignis Auf dem Weg zum Gipfel fand Reusch einen Leopardenkorper in gefrorenem Zustand auf dem Kraterrand des Kibo Reusch dokumentierte seinen Fund durch Fotografien und indem er ein abgeschnittenes Ohr mitnahm und als Andenken und Nachweis behielt Einige Jahre spater wurde der Leopard von Unbekannten entfernt Die Geschichte wurde bekannt und Ernest Hemingway verwendete die Episode in seiner Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo In der Folge unternahm er eine Vielzahl von Besteigungen allein oder als Fuhrer westlicher Bergsteigergruppen Weiterhin grundete er den East African Mountain Club und bildete die ersten Bergfuhrer aus Von den Massai wurde er zu dieser Zeit bereits Sohn von Kibo genannt Vor seiner endgultigen Abreise aus Tansania 1954 benannte der britische Gouverneur Edward Twining den Inneren Krater der Caldera des Kilimandscharo zu seinen Ehren Reusch Krater englisch Reusch Ash Pit Ausserdem wurde ein auf dem sudlichen Kraterrand zwischen Stella Point und Uhuru Peak gelegener Punkt auf 5890 m Hohe Elveda Point zu Ehren von Reuschs Frau benannt Weiterhin erhielt Reusch eine Medaille fur seine insgesamt 25 vollendeten Gipfelbesteigungen des Kilimandscharo Zusammen mit den vor dem Erreichen des Gipfels abgebrochenen Versuchen soll Reusch den Kilimandscharo insgesamt 65 Mal bestiegen haben Werke Auswahl BearbeitenDer Islam in Ostafrika 1931 Ich lebte unter Mohammedanern 1953 A Short History of East Africa 1954 Literatur BearbeitenDaniel H Johnson Loyalty A Biography of Richard Gustavovich Reusch Sunray Publishing 2008 ISBN 978 1934478172 Weblinks BearbeitenStichwort Gustav Otto Richard Reusch Biographies The Center for Volga German Studies at Concordia University Archived from the original on 24 October 2015 Link Abgerufen am 29 Mai 2021 Biographie Reuschs auf der Homepage der amerikanischen Studentenverbindung Epsilon Pi Alpha Link Abgerufen am 29 Mai 2021 Daniel H Johnson Notizen zu einem Vortrag Rev Dr Richard Gustavovich Reusch 1891 1975 Online Abgerufen am 29 Mai 2021 Speziell zum Leoparden am Kilimandscharo Bearbeiten Artikel The Most Interesting Man in the world auf der privaten Homepage Markziese com Link Abgerufen am 29 Mai 2021 Bilder vom Reusch Krater Bearbeiten Photo Reusch Ash Pit auf der Homepage tripadvisor com Link Abgerufen am 29 Mai 2021 Eintrag Ash Pit im Reusch Krater auf der Homepage hikr org Link Abgerufen am 29 Mai 2021 Einzelnachweise Bearbeiten A Bonander Reusch 38197294 in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 19 Juni 2022 englisch Normdaten Person GND 1055317015 lobid OGND AKS LCCN no97025863 VIAF 44684487 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reusch RichardALTERNATIVNAMEN Reusch Gustav Otto Richard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG amerikanischer evangelischer Pastor Missionar und BergsteigerGEBURTSDATUM 31 Oktober 1891GEBURTSORT Baratajewka RusslandSTERBEDATUM 28 Juni 1975STERBEORT Stacy Minnesota Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Reusch amp oldid 223808943