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Rhampsinitos griechisch Ῥampsinitos auch Rhampsinit genannt ist der grazisierte Name eines fiktiven altagyptischen Herrschers Pharao der erstmals in den Historiae des griechischen Historikers Herodot erwahnt wird und die Hauptrolle in zwei Fabeln spielt Die erste Erzahlung handelt von zwei Dieben die den Konig bestehlen bis einer von beiden umkommt Der hinterbliebene Bruder unternimmt alles um den Leichnam des Anderen zu bergen In der zweiten Geschichte reist Rhampsinit in den Hades Rhamsinitos niederlandisches TV Spiel 1973 Inhaltsverzeichnis 1 Erzahlungen 1 1 Rhampsinit und der Meisterdieb 1 2 Rhampsinits Besuch im Hades 2 Die Figur des Rhampsinit in weiteren Quellen 3 Moderne Betrachtungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseErzahlungen BearbeitenDie Geschichten von Konig Rhampsinit finden sich in Kapitel 121 bis 124 und sind unter den Titeln Rhampsinit und der Meisterdieb und Rhampsinits Reise in den Hades bekannt Herodot beginnt die Erzahlung mit einer kurzen Vorstellung des Konigs Nach Proteus nun so sagten sie mir war es Rhampsinitos der den Thron bestieg und er hinterliess eine Gedenkstatte fur sich selbst jenes Tor zum Tempel des Hephaistos das in Richtung Westen weist Im Anschluss beginnt Herodot mit den eigentlichen Legenden Rhampsinit und der Meisterdieb Bearbeiten Uber Konig Rhampsinit wird erzahlt dass er weil er ein tuchtiger und einfallsreicher Geschaftsmann war Schatze von Gold Silber und Edelsteinen in Mengen sein Eigen nannte die weder vor ihm noch nach ihm irgendein anderer Konig je besessen habe Um all diese Kostbarkeiten schutzen und verwalten zu konnen trug er seinem Schatzmeister auf eine Schatzkammer zu bauen die aus machtigem Mauerwerk bestehen und streng bewacht werden sollte Der Schatzmeister aber war habgierig und er ersann eine List Er liess einen der grossen Mauersteine locker sodass der Stein jederzeit herausgenommen werden konnte ohne dass es jemandem auffiel Auf dem Sterbebett liegend unterrichtete er seine beiden Sohne uber den geheimen Zugang zur Schatzkammer Die beiden zogerten auch nicht lange und so schlichen sie regelmassig in die Schatzmagazine um sich zu bereichern Nach einiger Zeit bemerkte Rhampsinit dass seine Schatze weniger wurden und er wurde verstimmt Nach dem dritten Einbruch beschloss er die Ubeltater zu schnappen und so liess er Fangschlingen auslegen und zwischen den Goldkrugen und Truhen verstecken Als die beiden Diebe nun eines Nachts wieder eindrangen um ihre Taschen zu fullen tappte einer von ihnen in eine Fangschlinge und kam nicht mehr los Verzweifelt flehte der Ertappte seinen Bruder an ihm den Kopf abzuschlagen damit er nicht identifiziert werden konne und der Familie die Schande erspart bliebe Schweren Herzens kopfte der Eine den Anderen und mit dem Kopf des Toten unterm Arm fluchtete der Dieb nach Hause In der Zwischenzeit erlitt Rhampsinit einen Wutanfall als er den kopflosen Leichnam in der Schatzkammer vorfand Er befahl seinen Palastwachen den Toten vor der Palastmauer in der Stadt in aller Offentlichkeit aufhangen zu lassen und jeder der trauernd vor dem Leichnam hielte sollte unverzuglich festgenommen werden Die Mutter der Diebe aber war masslos entsetzt uber den Tod ihres Sohnes und sie machte dem Bruder bittere Vorwurfe Sie forderte ihn auf die Leiche des Bruders unverzuglich nach Hause zu holen andernfalls wurde sie zum Konig gehen und alles erzahlen Also musste sich der Dieb etwas einfallen lassen Eines Tages belud der Dieb nun seine beiden Esel mit prall gefullten Weinschlauchen und fuhrte sie zur Palastmauer genau dorthin wo der Leichnam des Bruders zur Schau gestellt wurde An der Stelle bei den Wachen angekommen liess der Dieb die Schlauche unbemerkt absichtlich reissen Dann stellte er sich zornig und zeterte solange herum bis die Wachen ihn nicht mehr ignorieren konnten und herbeieilten Den austretenden Wein fingen sie mit mitgebrachten Gefassen auf und versuchten den vermeintlich untrostlichen Dieb zu besanftigen Der Dieb nutzte die Gelegenheit aus indem er sich zum Schein trosten liess und die Wachen aus scheinbarer Dankbarkeit zum Trinken einlud Bald darauf es war inzwischen Nacht geworden lagen die Soldaten laut schnarchend im Gras voll als wie die Haubitzen Der Dieb schor den Schlafenden die jeweils rechte Wange holte eilig den Leichnam vom Gehange und eilte mitsamt den Eseln nach Hause Rhampsinit war vollig verblufft als er davon erfuhr und ersann eine neue List Er forderte seine Tochter auf sich zum Schein als Dirne in ein Freudenhaus zu begeben und jeden Liebhaber zu fragen was denn seine bislang verruchteste Tat gewesen sei die er je begangen habe Sollte der Befragte von den gestohlenen Schatzen erzahlen wurde sie ihn ergreifen und die Palastwachen rufen Auch der Meisterdieb erfuhr von der vermeintlich freizugigen Prinzessin und wollte sich mit ihr vergnugen Doch irgendetwas sagte ihm dass er vorsichtig sein solle deshalb nahm er den rechten Arm seines verstorbenen Bruders mit und suchte die Konigstochter auf Als er ihr von den Schatzen erzahlte wollte sie ihn packen und festhalten doch als die Wachen mit Fackeln hereinsturmten bemerkte die Prinzessin dass sie den Arm einer Leiche in den Handen hielt Der Dieb war abermals entkommen Rhampsinit war schliesslich so beeindruckt von der Schlaue und Geschicklichkeit des Diebes dass er ihn vor allen Agyptern in hochsten Tonen lobte und versprach dass derjenige die Tochter heiraten durfe der sich als der Meisterdieb zu erkennen gebe Der Dieb begab sich schliesslich zum Konig und erzahlte ihm alles Und tatsachlich hielt Rhampsinit Wort Er ernannte den Meisterdieb zum Gemahl seiner Tochter und zum zukunftigen Thronnachfolger Rhampsinits Besuch im Hades Bearbeiten Nach der Geschichte vom Meisterdieb soll Rhampsinit lebendig in die Unterwelt von den Hellenen Hades genannt gereist sein um gegen die Gottin Demeter in einem Wurfelspiel anzutreten Der Konig konnte die Gottin schliesslich schlagen und zur Belohnung erhielt er von ihr ein goldenes Handtuch und er durfte in die Welt der Lebenden zuruckkehren Nach seiner Heimkehr feierten die Priester des Konigs ein Fest von dem Herodot behauptet es ware noch zu seiner Zeit abgehalten worden Herodot schliesst die Geschichte von Rhampsinit in Kapitel 124 mit der Thronubernahme durch Konig Cheops den er als grausamen und heretischen Tyrann beschreibt Die Figur des Rhampsinit in weiteren Quellen BearbeitenRhampsinit wird auch in den Werken des antiken Geschichtsschreibers und Bischofs Johannes von Nikiu um 696 n Chr erwahnt der sich stellenweise auf Herodot beruft Allerdings scheint er die Figuren von Rhampsinit und Cheops teilweise vermischt zu haben denn er sagt Rhampsinit nach er habe drei Tempel in Anlehnung an die drei Pyramiden von Gizeh errichten lassen und sodann alle Gottertempel geschlossen 1 Moderne Betrachtungen BearbeitenDie Geschichte von Rhampsinit wird heute als eine Art Satire bewertet in denen ein Konig von einem bescheidenen Burger zum Narren gehalten wird Die Geschichte zeigt grosse Ahnlichkeit mit anderen demotischen Marchen in dem agyptische Konige als Dummkopfe und ihre Taten als fahrlassig bis grausam dargestellt sind Es war auch typisch fur jene Fabeln blosse Diener oder Burger als dem Konig uberlegen darzustellen Auch Herodots Geschichten passen perfekt in dieses Schema In all seinen Anekdoten schafft er es irgendwie ein negatives oder zumindest finsteres Charakterbild eines agyptischen Herrschers zu zeichnen 2 Morris Silver weist auf Ahnlichkeiten von Herodots Erzahlung mit der Legende Trophonios und Agamedes und die Schatzkammer des Hyreus hin welche um 200 n Chr von Pausanias verfasst worden war Die Geschichte von Rhampsinit beim Wurfelspiel mit Demeter im Hades sieht er als eine Anspielung auf die alte Tradition Wurfel zu werfen wenn wirtschaftlich und oder politisch wichtige Entscheidungen gefallt werden mussten wie z B das Aufteilen der eroberten Lander oder Zuteilungen von Gutern 3 Literatur BearbeitenMohamed Abourahma Schatzkammer des Konigs Rhampsinit In Marchen aus Altagypten Hapi Kairo 2006 S 15 21 Gerhard Baudy Der Thesauros des Rhampsinit In Christian Mueller Goldingen Kurt Sier Hrsg Lenaika Festschrift fur Carl Werner Muller Teubner Stuttgart 1996 ISBN 3 519 07638 1 S 1 20 Digitalisat abgerufen am 11 April 2016 William F Hansen Ariadne s Thread A Guide to International Tales Found in Classical Literature Cornell University Press Ithaca 2002 ISBN 0 8014 3670 2 S 358 262 James Howard Johnston Witnesses to a World Crisis Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century University Press Oxford 2010 ISBN 0 19 969499 0 Alexandra von Lieven Fiktionales und historisches Agypten Das Agyptenbild der Odysee aus agyptologischer Sicht In Andreas Luther Geschichte und Fiktion in der homerischen Odyssee interdisziplinare Tagung Oktober 2003 an der Freien Universitat in Berlin Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54192 5 S 61 76 Morris Silver Taking Ancient Mythology Economically Brill Leiden 1992 ISBN 90 04 09706 6 S 33 35 Katharina Wesselmann Mythische Erzahlstrukturen in Herodots Historien de Gruyter Berlin 2011 ISBN 3 11 023966 3 S 282 286 Weblinks BearbeitenDie Erzahlungen des Herodot uber Rhampsinit deutsch und griechisch Einzelnachweise Bearbeiten James Howard Johnston Witnesses to a World Crisis Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century Oxford 2010 S 181 189 Alexandra von Lieven Fiktionales und historisches Agypten Munchen 2006 S 61 76 Morris Silver Taking Ancient Mythology Economically Leiden 1992 S 34 Normdaten Person GND 1012623009 lobid OGND AKS VIAF 172058734 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rhampsinitos amp oldid 213673501