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Die Regierung Zdenek Fierlinger I auch Kaschauer Regierung tschechisch Kosicka vlada beziehungsweise provisorische Regierung Fierlinger genannt war die erste Regierung der Tschechoslowakei die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Territorium des Landes regieren konnte Sie amtierte vom 5 April bis zum 6 November 1945 Ministerprasident war der Sozialdemokrat Zdenek Fierlinger Sie folgte der Exilregierung Jan Sramek II und wurde ersetzt durch die Regierung Zdenek Fierlinger II Inhaltsverzeichnis 1 Zustandekommen 2 Programm Grundsteine der weiteren Entwicklung 3 Regierungszusammensetzung 3 1 Parteizugehorigkeit 4 Einzelnachweise 5 Siehe auchZustandekommen BearbeitenIm Marz 1945 trafen sich in Moskau Vertreter der tschechoslowakischen Londoner Exilregierung mit fuhrenden Funktionaren der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei unter anderem Klement Gottwald Hier wurde nicht nur die Zusammensetzung der kunftigen Regierung besprochen sondern vor allem ihre Aufgaben die im Regierungsprogramm dem sogenannten Kaschauer Programm festgehalten wurden der mit Billigung des Exilprasidenten Edvard Benes eine deutliche aussenpolitische wie wirtschaftliche Orientierung auf die Sowjetunion festschrieb und die Stellung der kommunistischen Partei unterstrich 1 Nach der Meinung von Prasident Benes sollte die neue Regierung erst auf dem befreiten Gebiet der Tschechoslowakei zustande kommen bis dahin sollte die Londoner Exilregierung im Amt bleiben sie sollte als Regierung der Nationalfront gebildet werden und sie sollte provisorisch bleiben bis die Verhaltnisse geklart sind und Wahlen stattfinden 2 Die Regierung wurde am 5 April 1945 in Kosice Kaschau in der Ostslowakei ins Amt eingefuhrt nachdem dieses Gebiet bereits befreit wurde Hier wurde das zuvor ausgearbeitete Kaschauer Programm als Regierungsprogramm angenommen und der bisherige Botschafter der Londoner Exilregierung in Moskau der Sozialdemokrat und spatere Kommunist Zdenek Fierlinger zum Ministerprasidenten ernannt Edvard Benes blieb nach wie vor Prasident Programm Grundsteine der weiteren Entwicklung BearbeitenDiese erste Regierung Fierlingers regierte zwar nur wenige Monate doch sie pragte die kunftige Entwicklung des Landes Es waren vor allem sechs Gesetze die zwar entsprechend den Vorgaben des Kaschauer Programms durch die Regierung eingebracht jedoch auf Wunsch des Prasidenten als Dekrete des Prasidenten erlassen wurden und somit nicht auf parlamentarischem Weg verabschiedet werden mussten 1 Mit den Dekreten Nr 12 und 21 vom 21 Juni 1945 bzw vom 20 Juli 1945 wurde die erste Phase der Bodenreform eingeleitet Etwa 2 946 Mio Hektar Grund und Boden samt landwirtschaftlichen Gebauden wurden konfisziert 1 22 Mio Hektar wurden an Kleinwirte oder Bauern ohne Besitz verteilt der Rest fiel dem Staat zu Ein grosser Teil dieser Flache lag im Grenzgebiet also im ehemaligen Sudetenland Deshalb konnte auch behauptet werden das an Tschechen und Slowaken verteilte Land sei Deutschen Ungarn Kollaborateuren und Verratern genommen worden Gleichzeitig konnten so die infolge der Vertreibungen oft fast menschenleeren Grenzgebiete neu besiedelt werden Mit den Dekreten Nr 100 101 102 und 103 alle vom 24 Oktober 1945 wurden wesentliche Teile der Industrie und des Finanzkapitals verstaatlicht Dies betraf Bergwerke und einige Industriebetriebe sowie alle Banken und Versicherungen 3348 Betriebe mit 55 3 der Industriebeschaftigten die etwa zwei Drittel der Produktion erzeugten wurden mit weiteren kleineren Betrieben der Regierungsverwaltung unterstellt Die volkswirtschaftlichen Veranderungen hatten weitreichende Folgen auch fur die soziale Struktur durch die Enteignungen kam es zu grossen Eigentumsverschiebungen wodurch die unteren sozialen Schichten zunachst ihre Stellung verbessern konnten Diese Massnahmen wurden durch die folgende Regierung Zdenek Fierlinger II fortgesetzt Regierungszusammensetzung BearbeitenDie Regierung Zdenek Fierlinger I befand sich vom 5 April bis zum 6 November 1945 auf dem Gebiet der befreiten Tschechoslowakei im Amt und setzte sich aus folgenden Regierungsmitgliedern zusammen 3 Zdenek Fierlinger CSDSD Premierminister Josef David CSNS stellvertretender Premierminister Klement Gottwald KSC stellvertretender Premierminister Viliam Siroky KSS stellvertretender Premierminister Jan Sramek CSL stellvertretender Premierminister Jan Ursiny DS stellvertretender Premierminister Jan Masaryk parteilos Aussenminister Ludvik Svoboda parteilos Verteidigungsminister Hubert Ripka CSNS Minister fur Aussenhandel Vaclav Nosek KSC Innenminister Vavro Srobar DS Finanzminister Zdenek Nejedly KSC Bildungsminister Jaroslav Stransky CSNS Justizminister Vaclav Kopecky KSC Informationsminister Bohumil Lausman CSDSD Industrieminister Julius Duris KSS Landwirtschaftsminister Ivan Pietor DS Handelsminister Antonin Hasal parteilos Verkehrsminister Frantisek Hala CSL Postminister Jozef Soltesz KSS Minister fur Soziales und Arbeit Adolf Prochazka CSL Gesundheitsminister Vaclav Majer CSDSD Ernahrungsminister Vladimir Clementis KSS Staatssekretar im Aussenministerium Mikulas Ferjencik parteilos Staatssekretar im Verteidigungsministerium Jan Lichner DS Staatssekretar im Ministerium fur AussenhandelWahrend der Amtszeit kam es zu keinen personellen Anderungen Parteizugehorigkeit Bearbeiten Die Parteizugehorigkeit wurde bereits im Artikel I des Regierungsprogramm prajudiziert Die Regierung der Nationalen Front wurde dort definiert als die Regierung aller sozialen Bestandteile und politischer Richtungen die im Inland wie im Ausland den nationalen Befreiungskampf fur die Niederwerfung der deutschen und ungarischen Tyranei gefuhrt haben 2 Dies fuhrte dazu dass bereits im Vorfeld einige Parteien nicht in die Nationale Front aufgenommen wurden und somit in der Regierung nicht vertreten waren Der Regierung gehorten bis auf wenige Ausnahmen einige slowakische Politiker Angehorige des politischen Exils Sie vertraten insgesamt sechs politische Parteien 1 vier slowakische Kommunisten der Komunisticka strana Slovenska KSS drei tschechische Kommunisten der Komunisticka strana Ceskoslovenska KSC drei Sozialdemokraten der Ceskoslovenska socialne demokraticka strana delnicka CSDSD drei Volkssozialisten der Ceskoslovenska strana narodne socialisticka CSNS drei slowakische Demokraten der Demokraticka strana DS zwei Mitglieder der katholischen Volkspartei Ceskoslovenska strana lidova CSL Daneben gab es noch einige parteilose Regierungsmitglieder Die 1939 gegrundete Kommunistische Partei der Slowakei KSS war formell eine selbstandige der gesamttschechoslowakischen KSC nicht untergeordnete Partei wahrend es fur die Lander Bohmen und Mahren keine gesonderte tschechische kommunistische Partei gab Einzelnachweise Bearbeiten a b c Karel Kaplan Das verhangnisvolle Bundnis Unterwanderung Gleichschaltung und Vernichtung der Tschechoslowakischen Sozialdemokratie 1944 1954 Pol Verlag Wuppertal 1984 ISBN 3 9800905 0 7 Kapitel I S 25ff a b Zitiert nach Doba povalecna 1945 1948 eine Veroffentlichung der tschechischen Regierung online auf www vlada cz PDF 85 kB tschechisch abgerufen am 2 Dezember 2010 www vlada cz cz clenove vlady Siehe auch BearbeitenRegierungen der Tschechoslowakei Tschechoslowakische Exilregierung Regierung Zdenek Fierlinger II Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regierung Zdenek Fierlinger I amp oldid 211056011