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Rainer Michael Boehmer 2 Dezember 1930 in Konigsberg 10 September 2022 in Bayreuth war ein deutscher Vorderasiatischer Archaologe der uber Jahrzehnte mit dem Deutschen Archaologischen Institut DAI verbunden war und fur mehrere Regionen und Kulturen wichtige Forschungsergebnisse beitrug Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Werk BearbeitenRainer Michael Boehmer studierte ab 1952 an der Freien Universitat Berlin FUB Wichtigster Lehrer war im Hauptfach der Begrunder der universitaren Vorderasiatischen Archaologie in Deutschland Anton Moortgat Daneben waren Johannes Friedrich in der Assyriologie Ernst Heinrich in der altorientalischen Bauforschung und Hans Henning von der Osten in Grabungspraxis wichtige Lehrer 1961 schloss Boehmer sein Studium mit der Promotion bei Moortgat ab Thema der Dissertation war Die Glyptik zur Akkad Zeit Die Arbeit erschien 1964 und gilt bis heute als Standardwerk Fur den Zeitraum 1962 1963 erhielt er das Reisestipendium des Deutschen Archaologischen Instituts mit dem er Teile des Mittelmeerraums und Vorderasiens bereisen konnte Nach der Stipendiatenzeit wurde Boehmer ortlicher Grabungsleiter in Tacht e Suleiman im Iran Dort erkrankte er 1963 an Poliomyelitis Die Krankheit band ihn ein Jahr vollig und auch danach brauchte er drei Jahre bis er auch aufgrund seiner eisernen Disziplin wieder genesen war 1965 wurde Boehmer Wissenschaftlicher Referent des damaligen Prasidenten des DAI Kurt Bittel an der Zentrale des Deutschen Archaologischen Instituts in Berlin Von da an war er fur den Rest seiner wissenschaftlichen Karriere mit dem DAI verbunden Wissenschaftlich beschaftigte er sich in dieser Zeit mit Ḫattusa bei der von Bittel geleiteten Ausgrabung in der Turkei 1968 wurde Boehmer korrespondierendes Mitglied des DAI 1969 wechselte er als Zweiter Direktor an die Abteilung Bagdad des DAI wo Jurgen Schmidt zu dieser Zeit Leiter war Zwei Jahre spater habilitierte er sich an der Freien Universitat Berlin mit der Arbeit Kleinfunde aus Bogazkoy Auch diese zwei Jahre spater publizierte Arbeit gilt bis heute als vorbildlich und Standards setzend Boehmer ging darin weit uber eine einfache Fundbearbeitung und einen Katalog hinaus er ordnete die Fundgruppen nach raumlichen und chronologischen Aspekten und bearbeitete die Fundgruppen dabei wie in einem Handbuch 1970 1971 nahm er an den Ausgrabungen in Uruk Warka teil verlegte seine Feldforschungen im Irak danach aber vorrangig in den Norden des Landes Hier untersuchte er mit einem Schwerpunkt auf Musasir die historische Topografie des Neuassyrischen Reiches und zwischen 1971 und 1973 auch parthische Felsreliefs Bis 1978 nahm er weiterhin an den Ausgrabungen in Bogazkoy teil 1978 79 war er noch einmal zu Feldstudien im Nordirak Nach 1979 fuhrte er aufgrund der politischen Situation im Irak keine eigenen Grabungen mehr durch forderte aber jungere Archaologen insbesondere Uwe Finkbeiner Ricardo Eichmann und Margarete van Ess die in Uruk Grabungsprojekte leiteten Boehmer selbst widmete sich der Publikation der Grabungsergebnisse die seine Vorganger uber Jahrzehnte vernachlassigt hatten Ab 1974 war Boehmer ordentliches Mitglied das DAI 1979 wurde er nach Schmidts Wechsel als Grundungsdirektor an die Aussenstelle Sana a als Wissenschaftlicher Direktor und Leiter dessen Nachfolger in Bagdad 1980 leitete er die Ausgrabungen in Tell Imlihiye und Tell Zubeidi beide im Bereich des Hamrin Stausees was insbesondere Erkenntnisse uber die bis dato noch wenig erforschte Kassitenzeit brachte Ebenfalls seit 1980 leitete er das DAI Langzeitgrabungsprojekt in Uruk Warka Auch hier setzte Boehmer neue Massstabe in der Forschung Vor allem in den Jahren 1983 bis 1989 konnten durch Surveys wichtige neue Erkenntnisse zur Stadttopografie gewonnen werden zudem wurden durch gezielte Grabungen Lucken in der Materialabfolge geschlossen Ab 1993 war er Erster Direktor der Abteilung Bagdad Neben den Grabungen legte er auch einen besonderen Wert auf die Publikation der gewonnenen Erkenntnisse und die Vorlage des Materials Allein bis 1994 erschienen unter seiner Herausgeberschaft neben der Fachzeitschrift Baghdader Mitteilungen auch 18 Bande der Schriftenreihe Baghdader Forschungen Auch die Unter Reihe Endberichte der Reihe Ausgrabungen in Uruk Warka AUWE in der die Ergebnisse der Ausgrabungen in Uruk publiziert werden wurde unter Boehmer intensiviert und bis 1996 97 in 26 Banden veroffentlicht Daneben legte er 1987 gemeinsam mit Hans Gustav Guterbock eine Monografie zur gefundenen Glyptik in Ḫattusa vor Seit 1985 hatte er an der Universitat Heidelberg wo auch die Uruk Warka Sammlung des DAI betreut wird eine Honorarprofessur inne im Rahmen derer er eine ganze Generation von Nachwuchs Akademikern nachhaltig pragen konnte 1995 ging Boehmer in den Ruhestand 1996 folgte ihm Margarete van Ess als Direktorin der nun der neu geschaffenen Orient Abteilung untergeordneten DAI Aussenstelle Zu seiner Pensionierung wurde ihm eine von Uwe Finkbeiner Reinhard Dittmann und Harald Hauptmann herausgegebene Festschrift gewidmet in der auf mehr als 700 Seiten die ungewohnlich grosse Zahl von 74 Autoren und Autorinnen beigetragen hatten die zu seinen Freunden Kollegen und Schulern gehorten Boehmer leistete bei der Erforschung dreier Kulturkreise nennenswerte Beitrage bei den Hethitern den Volkern Mesopotamiens sowie fur die Fruhzeit Altagyptens Daneben forderte er insbesondere junge Wissenschaftler Neben seiner wissenschaftlichen Tatigkeit war er auch von 1976 bis 1980 Erstgutachter von 1984 bis 1992 Gutachter fur das Fach Vorderasiatische Archaologie 1988 wurde Boehmer Mitglied des Kuratoriums der Max Freiherr von Oppenheim Stiftung 1995 wurde ihm fur seine Verdienste um die Archaologie im Irak das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen Er starb im September 2022 im Alter von 91 Jahren Publikationen Auswahl BearbeitenDie Entwicklung der Glyptik wahrend der Akkad Zeit Untersuchungen zur Assyriologie und vorderasiatischen Archaologie Band 4 de Gruyter Berlin 1965 Die Kleinfunde von Boǧazkoy aus den Grabungskampagnen 1931 1939 und 1952 1969 Wissenschaftliche Veroffentlichungen der Deutschen Orient Gesellschaft Band 87 Bogazkoy Ḫattusa Band 7 Gebr Mann Berlin 1972 ISBN 3 7861 2193 1 Die Kleinfunde aus der Unterstadt von Bogazkoy Grabungskampagnen 1970 1978 Bogazkoy Ḫattusa Band 10 Gebr Mann Berlin 1979 ISBN 3 7861 1177 4 Die Reliefkeramik von Bogazkoy Grabungskampagnen 1906 1912 1931 1939 1952 1978 Bogazkoy Ḫattusa Band 13 Gebr Mann Berlin 1983 ISBN 3 7861 1313 0 als Herausgeber mit Harald Hauptmann Beitrage zur Altertumskunde Kleinasiens Festschrift fur Kurt Bittel 2 Bande Philipp von Zabern Mainz 1983 ISBN 3 8053 0585 0 mit Heinz Werner Dammer Tell Imlihiye Tell Zubeidi Tell Abbas Hamrin report Band 13 Baghdader Forschungen Band 7 Philipp von Zabern Mainz 1985 ISBN 3 8053 0787 X mit Hans Gustav Guterbock Glyptik aus dem Stadtgebiet von Bogazkoy Grabungskampagne 1931 1939 1952 1978 Die Glyptik von Bogazkoy Band 2 Bogazkoy Ḫattusa Band 14 Gebr Mann Berlin 1987 ISBN 3 7861 1494 3 Uruk Kampagne 38 1985 Grabungen in J K 23 u H 24 25 Ausgrabungen in Uruk Warka Band 1 Philipp von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0965 1 als Herausgeber mit Friedhelm Pedde und Beate Salje Uruk Die Graber Deutsches Archaologisches Institut Abteilung Baghdad Ausgrabungen in Uruk Warka Endberichte Band 10 Philipp von Zabern Mainz 1985 Neuauflage Mainz 1995 ISBN 3 8053 1590 2 Uruk Fruheste Siegelabrollungen Ausgrabungen in Uruk Warka Band 24 Philipp von Zabern Mainz 1999 ISBN 3 8053 1901 0 Herausgeber mit Joseph Maran Lux orientis Archaologie zwischen Asien und Europa Festschrift fur Harald Hauptmann zum 65 Geburtstag Internationale Archaologie Studia honoraria Band 12 Leidorf Rahden 2001 ISBN 3 89646 392 6 Literatur BearbeitenUwe Finkbeiner Reinhard Dittmann Harald Hauptmann Hrsg Beitrage zur Kulturgeschichte Vorderasiens Festschrift fur Rainer Michael Boehmer Philipp von Zabern Mainz 1995 ISBN 3 8053 1863 4 Digitalisat Inhaltsverzeichnis und Schriftenverzeichnis Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rainer Michael Boehmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachruf Rainer Michael Boehmer 1930 2022 In dainst org Deutsches Archaologisches Institut 13 September 2022 abgerufen am 14 September 2022 Traueranzeigen von Rainer Michael Boehmer In trauer tagesspiegel de Der Tagesspiegel 9 Oktober 2022 abgerufen am 13 Oktober 2022 Normdaten Person GND 119315289 lobid OGND AKS LCCN n84060337 VIAF 61560567 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boehmer Rainer MichaelKURZBESCHREIBUNG deutscher Vorderasiatischer ArchaologeGEBURTSDATUM 2 Dezember 1930GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 10 September 2022STERBEORT Bayreuth Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rainer Michael Boehmer amp oldid 233001053