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Die Pyrimidine bilden in der Chemie eine Stoffgruppe von organischen Verbindungen die zu den Heterocyclen genauer Heteroaromaten zahlt Sie leiten sich von der Stammverbindung Pyrimidin ab Strukturformeln von 2 4 6 Trimethylpyrimidin links und 2 4 6 Trichlorpyrimidin rechts Wenn bei der Substitution das aromatische p Elektronensystem erhalten bleibt liegen Pyrimidinderivate im engeren Sinn vor wie beispielsweise bei 2 4 6 Trimethylpyrimidin oder 2 4 6 Trichlorpyrimidin Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen und Bedeutung 2 Biochemie 2 1 Pyrimidinbasen 2 2 Biosynthese 2 3 Abbau und Modifizierung der Basen 2 4 Anwendung in der Medizin 3 Nomenklatur und Tautomerie 4 Synthesen von Pyrimidinen 5 Anellierte Pyrimidinderivate 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksVorkommen und Bedeutung Bearbeiten nbsp Pyrimidingerust mit LokantenSubstituierte Pyrimidinringe sind Teilstrukturen wichtiger Naturstoffe wie beispielsweise des Vitamins B1 Thiamin und der in Milchprodukten vorkommenden Orotsaure die gleichzeitig eine Zwischenstufe der Pyrimidin de novo Synthese ist Von der Barbitursaure leiten sich eine Reihe wichtiger Pharmazeutika ab die sogenannten Barbiturate die am funften Kohlenstoffatom substituiert sind und als Schlafmittel Verwendung finden Pyrimidin Derivate spielen auch als Diuretika Antibiotika Antimetabolika und in der antiviralen Therapie eine Rolle nbsp Vitamin B1 Thiamin nbsp Orotsaure nbsp BarbitursaureAls wichtigste Derivate des Pyrimidins mussen jedoch die Bausteine der Nukleinsauren jeder Zelle betrachtet werden Biochemie BearbeitenPyrimidinbasen Bearbeiten 50 der sogenannten Basen jedes DNA Molekuls enthalten das Pyrimidin Gerust Beim hydrolytischen Abbau der polymeren DNA wurden Uracil Thymin Methyluracil und Cytosin isoliert Sind Cytosin und Uracil in Position 1 mit dem ersten C Atom C 1 der Ribose verknupft ergeben sich die Nukleoside Cytidin und Uridin Durch Veresterung der Ribose mit Phosphat entstehen die Nukleotide CMP und UMP die Bausteine der RNA sind Enthalt das Nukleotid Cytosin oder Thymin und Desoxyribose handelt es sich um die Bausteine der DNA Desoxy Cytidin dCMP und Desoxy Thymidinmonophosphat dTMP Nukleobase Nukleosid Desoxynukleosid nbsp nbsp nbsp Cytosin Cytidin C Desoxycytidin dC nbsp nbsp nbsp Thymin Ribothymidin T 1 5 Methyluridin Desoxythymidin dT nbsp nbsp nbsp Uracil Uridin U Desoxyuridin dUIn der Biologie und Biochemie werden die Heterocyclen Uracil und Thymin als Basen Nukleinbasen bezeichnet Allerdings entspricht dies nicht der sonst ublichen Definition einer Base in der Chemie So besitzt Uracil einen pKs Wert von 9 45 und ist damit eine schwache Saure Cytosin hingegen enthalt eine Aminogruppe welche dem Molekul Basencharakter verleiht Die biologische Funktion in den Nukleinsauren beruht weniger auf der Basizitat sondern auf der Fahigkeit der Pyrimidinbasen Wasserstoffbruckenbindungen H Brucken auszubilden und zwar konnen sie sowohl als H Brucken Akzeptoren als auch als H Brucken Donoren wirksam werden Auch die Verbindungen selbst sind starke H Bruckenbildner und besitzen daher recht hohe Schmelzpunkte Uracil 335 C Thymin 321 C Cytosin 320 325 C Sie bilden Hydrate Kristallwasser Molekule sind offenbar durch H Brucken fixiert Biosynthese Bearbeiten Der heterocyclische Ring wird unabhangig von der Ribose aufgebaut und erst nach Fertigstellung mit dem Zucker verknupft Als Zwischenprodukt dieser Synthesekette erscheint die Orotsaure das Endprodukt ist das Uridinmonophosphat UMP welches in weiteren Schritten zu CMP dUMP dCMP und dTMP umgebaut wird nbsp Die Produktion von Pyrimidinen im Korper erfolgt im Cytosol und beginnt mit der Bildung von Carbamoylphosphat aus Glutamin 2 ATP und HCO3 zu Carbamoylphosphat 2 ADP Pi Glutamat Anschliessend katalysiert das Enzym Aspartat Transcarbamoylase ATCase die Bildung von N Carbamoylaspartat aus Carbamoylphosphat und Aspartat Daraus wird dann der Ring gebildet N Carbamoylaspartat cyclisiert unter Abspaltung von Wasser zu Dihydroorotat das durch erneute Abspaltung von Wasser zu Orotat wird Aus dem freien Pyrimidin Orotat werden dann die Pyrimidinnukleotide synthetisiert In Pilzen wie der Backerhefe oder Candida albicans kann Pyrimidin auf vollig andere Weise hergestellt werden indem im Selbstmord Enzym Pyrimidin Synthase ein Histidinrest und Pyridoxalphosphat zum Pyrimidinring ligieren 2 Abbau und Modifizierung der Basen Bearbeiten Von den Nukleosiden und Nukleotiden werden als erstes die Basen abgespalten Diese werden zu b Alanin oder 3 Aminoisobutyrat abgebaut Durch salpetrige Saure HNO2 wird die Aminogruppe des Cytosins in eine Hydroxygruppe umgewandelt Dadurch entsteht aus Cytosin Uracil Wirkt Salpetrige Saure auf die DNA als Mutagen ein fuhrt diese Anderung dazu dass es bei der Vermehrung der DNA Reduplication zu fehlerhaften Basenpaarungen und damit zu einer veranderten Basensequenz kommt die zu veranderten Proteinen und damit zu einem veranderten Phanotyp fuhren kann Anwendung in der Medizin Bearbeiten Fruher wurde 6 Sulfa 2 4 diemethyl pyrimidin Sulfadimetin Handelsnamen Aristamid Elkosin als Sulfonamid zur Behandlung von Infektionen eingesetzt Weitere zu den Pyrimidinen gehorige Standard Sulfonamide sind bzw waren Sulfadiazin Sulfamerazin und Sulfamethazin 3 Wird die Synthese des Thymidins gestort wirkt sich das auch als Storung der DNA Synthese aus Eine wirksame Moglichkeit ist die Hemmung der Thymidilat Synthase durch 5 Fluoruracil das sich vom Thymin dadurch unterscheidet dass es an der Stelle der Methylgruppe ein Fluoratom aufweist Damit steht ein wirksames Krebs Medikament zur Verfugung Allerdings wirkt sich die Storung der Zellteilung auch auf andere sich schnell vermehrende Zellen in den Haarfollikeln und im Knochenmark aus was die schweren Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie erklart Ebenfalls auf einem Pyrimidingerust beruht 5 Fluorcytosin ein Antimykotikum Nomenklatur und Tautomerie BearbeitenUracil Barbitursaure etc stellen eigentlich nur formal Pyrimidine dar es sind Abkommlinge teilhydrierter Pyrimidine Von der Struktur her kann man sie besser als ringformige Harnstoffderivate oder Lactame bzw Imide betrachten Auch das Strukturelement der Enamine kann man in den Formeln dieser Heterocyclen erkennen Bei diesen Molekulen tritt das Phanomen der Tautomerie auf So kann Uracil formal als 2 4 Dihydroxypyrimidin betrachtet werden die Rontgen Kristallstrukturanalyse zeigt jedoch dass es im festen Zustand keine Hydroxy sondern zwei Oxogruppen enthalt Ahnliches gilt fur Barbitursaure formal 2 4 6 Trihydroxypyrimidin Cytosin Thymin und Orotsaure Abbildung Die Molekule enthalten das Grundmuster N C X H mit X O S oder NH In den Oxo Tautomeren liegt die Carbonsaureamid X O Thioamid X S oder Amidin Funktion X NH vor nbsp Prinzip der Tautomerie in PyrimidinenDie rationelle Nomenklatur dieser Verbindungen ist nicht sehr praktisch es waren Pyrimidinone Uracil und Thymin sind Pyrimidin dione Cytosin ein Aminopyrimidinon Durch Rontgen Kristallstrukturanalyse der drei Verbindungen wurden die Strukturen fur den festen Zustand bewiesen Spektroskopische Untersuchungen ergaben dass auch in Losungen ganz uberwiegend diese Strukturen vorliegen Denkbare und fruher haufig diskutierte tautomere Formen mit echtem d h heteroaromatischem Pyrimidin Gerust sind in Losung bestenfalls in sehr kleinem Anteil vorhanden Trotzdem bezeichnet man die Pyrimidinone oft als Hydroxypyrimidine d h 2 4 Dihydroxypyrimidin Uracil 2 4 Dihydroxy 5 methylpyrimidin Thymin und 4 Amino 2 hydroxypyrimidin Cytosin besser waren nach den Prinzipien der Suffix Nomenklatur wie im Englischen ublich die Namen Pyrimidin 2 4 diol etc nbsp 2 4 Dihydroxypyrimidin und Tautomere ganz rechts das Dioxo Tautomer Uracil Synthesen von Pyrimidinen BearbeitenVon den zahlreichen Synthesen sei hier nur ein einziges wichtiges Syntheseprinzip betrachtet Die Umsetzung von 1 3 Dicarbonylverbindungen oder analoger 1 3 bifunktioneller Derivate mit einem Amidin oder mit Harnstoff Hierbei wird der Sechsring Heterocyclus aus einer C3 Komponente und einer N C N Komponente aufgebaut So erhalt man durch Kondensation von Pentan 1 3 dion Acetylaceton mit Acetamidin 2 4 6 Trimethylpyrimidin 4 nbsp Synthese von 2 4 6 Trimethylpyrimidin Aus dem stabilen lagerbaren Salz des Acetamidins wird durch die Base Kaliumcarbonat das freie Amidin erzeugt welches in wassriger Losung mit dem Harnstoff reagiert Die Reaktion wurde bei Raumtemperatur durchgefuhrt Reaktionszeit 2 bis 3 Wochen Die Pyrimidinone lassen sich als cyclische Harnstoff Derivate auch aus Harnstoff synthetisieren Beachte dass die Verbindungen auch das Strukturelement der Enamine besser Enamide enthalten Man verwendet daher 1 3 Dicarbonylverbindungen als Reaktionspartner So lasst sich Uracil durch Kondensation von Harnstoff mit 3 Oxopropansaure Formylessigsaure C3H4O3 erhalten Die Synthese gilt auch als fruher Strukturbeweis Die C3 Komponente ist jedoch in diesem Fall nicht lagerfahig und wurde daher durch Apfelsaure ersetzt Diese wird in konzentrierter Schwefelsaure unter Wasserabspaltung decarbonyliert verliert also Kohlenmonoxid Die in situ gebildete 3 Oxopropansaure kondensiert mit dem Harnstoff in der schwefelsauren Losung unter zweifacher Abspaltung von Wasser nbsp Synthese von Uracil aus Apfelsaure uber 3 OxopropansaureAnellierte Pyrimidinderivate BearbeitenVon den Pyrimidinen leiten sich formal die Stoffklassen der Flavine Pteridine und Purine ab Diese enthalten neben dem Pyrimidinring einen zweiten heterocyclischen Ring mit einer gemeinsamen Bindung Literatur BearbeitenHans Beyer und Wolfgang Walter Lehrbuch der Organischen Chemie 21 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 7776 0438 0 Einzelnachweise Bearbeiten Loffler Petrides Heinrich Biochemie und Pathobiochemie 8 Auflage Springer Heidelberg 2007 ISBN 978 3 540 32680 9 Rung Yi Lai Siyu Huang u a Thiamin Pyrimidine Biosynthesis in Candida albicans A Remarkable Reaction between Histidine and Pyridoxal Phosphate In Journal of the American Chemical Society 134 2012 S 9157 9159 doi 10 1021 ja302474a Karl Wurm A M Walter Infektionskrankheiten In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 9 223 hier S 43 46 A Bowman Notes Some Pyrimidine Derivatives in J Chem Soc 1937 S 494 495 doi 10 1039 JR9370000494 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Pyrimidin Stoffwechsel Lern und Lehrmaterialien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyrimidine amp oldid 232341738