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Der preussische Einmarsch in Holland war eine militarische Intervention Preussens in der Republik der Vereinigten Niederlande in September 1787 unter der Fuhrung von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig Wolfenbuttel und hatte als Ziel die Entmachtung der Patriotten und Entwaffnung der Freikorps sowie die Wiedereinsetzung Wilhelms V als Erbstatthalter Der unmittelbare Anlass war die Verhaftung von Prinzessin Wilhelmina von Preussen sein Gemahlin auf dem Weg nach Den Haag am 28 Juni 1787 in Goejanverwellesluis Der preussische Feldmarschall und Herzog von Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Ursachen 1 1 1 Spannungen zwischen Statthalter und Regenten 1 1 2 Folgen des Vierten Englisch Niederlandischen Krieges 1 1 3 Bewegung der Patriotten 1 2 Entwicklung zur Burgerkriegsgefahr 1 2 1 Militarischer Zusammenstoss 1 2 2 Regentschaft Wilhelmines 1 2 3 Aussenpolitische Lahmung Frankreichs 1 2 4 Preussisch Franzosische Verhandlungen 1 2 5 Staatsstreichvorbereitungen 1 3 Der Weg zur preussischen Intervention 1 3 1 Reise und Wartezeit Wilhelmines 1 3 2 Reaktion der preussischen Regierung 1 3 3 Annaherung zwischen Preussen und Grossbritannien 1 3 4 Konflikt um die Entschadigungsforderung 2 Einmarsch 2 1 Beginn des Vormarsches 2 2 Einnahme Amsterdams 2 3 Verfolgung der Patriotten 3 Folgen 3 1 Stationierung preussischer Truppen in den Niederlanden 3 2 Preussische Einflussnahme 3 3 Bundnisabkommen 3 4 Zerfall der Allianz im Zuge der Franzosischen Revolution 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenUrsachen Bearbeiten Spannungen zwischen Statthalter und Regenten Bearbeiten nbsp Die Vereinigten Niederlande zwischen 1715 and 1785 nbsp Schlacht auf der Doggerbank im Vierten Englisch Niederlandischen KriegDie Republik der Vereinigten Niederlande siehe Abbildung links oben wurde Ende des 18 Jahrhunderts von grossen innenpolitischen Spannungen gepragt Der Amerikanische Unabhangigkeitskrieg 1775 bis 1783 drohte das Land zu spalten 1 Der Statthalter Wilhelm V ein Enkel Georgs II stand auf der Seite des britischen Monarchen den er im Recht sah die Rebellion in den Dreizehn Kolonien siehe Abbildung oben Mitte niederzuschlagen Die sogenannten Regenten die stadtische Fuhrungsschicht ergriffen dagegen Partei fur die amerikanischen Kolonien von der karibischen Insel Sint Eustatius aus lieferten sie Waffen und Munition an die Unabhangigkeitsbewegung die mit dem Konigreich Frankreich Grossbritanniens Erzrivalen verbundet war Dies und der 1780 formulierte Vertrag zwischen amerikanischen und niederlandischen Republikanern provozierte das Konigreich Grossbritannien siehe Abbildung oben rechts den Vereinigten Niederlande im Dezember 1780 den Krieg zu erklaren Damit begann der sogenannte Vierte Englisch Niederlandische Krieg 1780 bis 1784 1 Folgen des Vierten Englisch Niederlandischen Krieges Bearbeiten nbsp Ubung Freicorps in Sneek by Hermanus van der Velde 1786 Der Zustand der niederlandischen Kriegsflotte war ruckstandig und so entschied sich der Seekrieg gegen das Konigreich Grossbritannien in kurzester Zeit 2 Die Folgen des Vertrages von Paris im Jahr 1784 waren fur Amsterdam verheerend denn Grossbritannien konnte nun niederlandische Besitzungen an der Ostkuste Indiens beanspruchen Die Vereinigte Ostindische Handelskompanie brach aufgrund der Handelsbestimmungen des Pariser Vertrages zusammen Da die Vereinigten Niederlande sogar der freien Fahrt britischer Schiffe durch alle von der Republik beherrschten Gebiete zustimmen musste versiegten die Quellen der niederlandischen Wirtschaftsmacht die weltweite Schifffahrt und der Handel mit den Kolonialreichen in der Neuen Welt und Asien 2 Der wirtschaftliche Niedergang zementierte endgultig die innenpolitischen Spannungen und brachte neben Erbstatthalter und Regenten schliesslich eine dritte politische Bewegung hervor die der sogenannten Patriotten 2 nbsp Freiwilligenheer der Patriotten in Utrecht am 12 Oktober 1786Bewegung der Patriotten Bearbeiten Die Bewegung der Patriotten war 1784 im sogenannten Katastrophenjahr des Vertrages von Paris entstanden Die Patriotten forderten zum einen vom Erbstatthalter Einschrankungen seiner de facto monarchischen Vorrechte und zum anderen von den Regentenfamilien mehr Mitspracherechte im Sinne einer reprasentativen Demokratie 2 Die Erbitterung uber die wirtschaftlichen Folgen des Vierten Englisch Niederlandischen Krieges sorgte dafur dass die Patriottenbewegung sich mehr Frankreich als Grossbritannien annaherte Mit franzosischer Hilfe sollte der britische Einfluss zuruckgedrangt werden Dies bedeutete jedoch auch den Erbstatthalter Wilhelm V der von den Briten unterstutzt wurde abzusetzen Es begann sich somit abzuzeichnen dass die Entscheidung uber den Erhalt des Erbstatthalteramtes einen Burgerkrieg in den Niederlanden auslosen konnte 2 Drei der sieben Provinzen waren orangistisch Friesland Zeeland und Gelderland drei patriottisch Groningen Holland und Overijssel und um die Provinz Utrecht wurde gestritten Entwicklung zur Burgerkriegsgefahr Bearbeiten Militarischer Zusammenstoss Bearbeiten nbsp Konig Friedrich Wilhelm II von PreussenIn September 1785 entzogen die Staaten von Holland und Westfriesland dem Erbstatthalter seine Kommandogewalt uber der Garnison von Den Haag 3 4 Aufgrund einer treuen Gefolgschaft und dank britischen Hilfszahlungen konnte Wilhelm V dennoch eine beachtliche Privatarmee aufstellen 5 Aber in die von den Patriotten kontrollierten Stadte wie Dordrecht Deventer und Utrecht organisierten Freiwillige fur einen aufzurichten Nationalarmee Obwohl die Truppen Wilhelms V bei Kampfen um Elburg und Hattem sich durchsetzen konnten war die Gesamtsituation noch keineswegs entschieden 1786 wurde Wilhelm V als Kapitan General von Holland und Erbstatthalter abgesetzt und ersetzt von Rheingraf von Salm Wollte Wilhelm V seine Position also wiedererlangen war er auf die militarische Unterstutzung seines Schwagers Konig Friedrich Wilhelm II von Preussen angewiesen 5 Wilhelms Gemahlin Wilhelmine war die Schwester des preussischen Konigs einem Heerfuhrer von 195 000 Soldaten 5 Regentschaft Wilhelmines Bearbeiten nbsp Wilhelmine von PreussenVor seiner Abreise nach Berlin hatte Wilhelm V seiner Ehefrau Wilhelmine von Preussen seine Amtsgeschafte ubertragen 6 Mit dem Personenwechsel sollten nun die Belange der Republik zu grosserer politischer Bedeutung fur Preussen werden als unter Wilhelm Ob Wilhelm V diesen Umstand bewusst einkalkulierte ist jedoch in der Forschung umstritten 6 Sicher aber ist dass Wilhelmines Briefe den Druck auf Friedrich Wilhelm II erhohten So schrieb sie am 6 Februar 1787 in Nimwegen dass sie eine Abdankung einer Kompromisslosung vorziehe Wenn wir nicht ehrenvoll nach Den Haag zuruckkehren konnen ist es besser dass wir uns ganzlich zuruckziehen Wilhelmine von Preussen 7 Tatsachlich aber stand die weitgehend entmachtete Erbstatthalterin vor den verschlossenen Turen von Den Haag Die Stadt war als Tagungsort der Generalstaaten das Zentrum des politischen Lebens 6 Dass Wilhelmine die Teilnahme an der Versammlung verweigert wurde schadete ihrem Amt noch zusatzlich Erst eine aus Paris stammende Nachricht lautete eine entscheidende Anderung der aussenpolitischen Rahmenbedingung ein 6 Aussenpolitische Lahmung Frankreichs Bearbeiten In den 1780er Jahren stand das franzosische Konigreich kurz vor dem Bankrott Vor allem die Finanzierung des Amerikanischen Unabhangigkeitskrieges hatte eine Verschuldung hervorgerufen die die Krone nur noch durch die Aufnahme von Krediten stemmen konnte Um den Staatshaushalt zu sanieren rang sich der franzosische Konig Ludwig XVI im Februar 1787 schliesslich dazu durch die sogenannte Notabelnversammlung einzuberufen 8 Wegen des starken offentlichen Drucks ging die franzosische Regierung davon aus dass Adel und Klerus auf ihr Privileg der Steuerbefreiung verzichten wurden eine Fehleinschatzung 8 Das Scheitern der franzosischen Steuerreform wirkte sich auch auf die Verbundeten Frankreichs in den Niederlanden aus 9 Preussisch Franzosische Verhandlungen Bearbeiten Trotz der offensichtlichen Schwache Frankreichs hielt Friedrich Wilhelm II an seiner Vermittlerrolle fest Der Konig folgte hier den Ratschlagen die ihm sein Minister Karl Wilhelm von Finckenstein und sein Onkel Heinrich von Preussen gaben 10 Nur der Kriegsminister Ewald Friedrich von Hertzberg empfahl dem Monarchen eine Intervention Hertzberg teilte Wilhelmine brieflich mit dass der preussische Konig ihr empfehle auf Rechte des Erbstatthalteramtes zu verzichten 11 Dieser Kompromiss konne dann dazu beitragen dass ihr Amt fortbestehen konne Um dieses Ziel zu erreichen wurden so die Strategie Friedrich Wilhelms II unter gemeinsamer franzosischer und preussischer Vermittlung die Verhandlungen mit jeder einzelnen Provinz der Republik erfolgen Allerdings verweigerte noch im Mai 1787 die Provinz Holland eine franzosisch preussische Vermittlung Das bisherige Konzept der preussischen Regierung war damit vorerst gescheitert 11 Staatsstreichvorbereitungen Bearbeiten Da das franzosische Konigreich wegen seiner finanziellen Lage kein Armee einsetzen wollte bereiteten die Anhanger Wilhelms V einen Staatsstreich vor 11 Zu diesem Zweck bat Wilhelmine den preussischen Konig wenn auch erfolglos um die Ausleihung von Kriegsgerat aus der Festung Wesel Friedrich Wilhelm II erklarte dies noch immer aus Rucksicht auf Frankreich fur undurchfuhrbar Um trotzdem noch einen grossen pro oranischen Aufstand in Den Haag zu provozieren verkundeten Flugschriften und Zeitungen im Juni 1787 dass Wilhelm V mit 9 10 000 Soldaten zuruckkehre um sein Erbstatthalteramt wiederherzustellen Auch zu einem Marsch Wilhelms V auf Den Haag sollte es nicht mehr kommen 11 Der Weg zur preussischen Intervention Bearbeiten nbsp Gefecht zwischen Patriotten und Orangisten an der Kattenburger Brucke in Amsterdam 30 Mai 1787 nbsp Erzwungener Halt der Reisekutsche von Prinzessin Wilhelmina an der Vlist bei Goejanverwellesluis am 28 Juni 1787 nbsp Verhandlungen zwischen Prinzessin Wilhelmina und der Verteidigungskommission am selben Abend in Goejanverwellesluis von Reinier Vinkeles 12 nbsp Parade der Freicorps und Auxiliartruppen in Utrecht am 2 September 1787 Darstellung von Reinier Vinkeles und Georg Balthasar Probst des Rheingrafen von Salm als Oberbefehlshaber in der Mitte K Reise und Wartezeit Wilhelmines Bearbeiten Um den Burgerkrieg zu verhindern plante Wilhelmine von Preussen einen Schachzug der den preussischen Konig doch noch zur militarischen Intervention zwingen sollte Am 26 Juni 1787 wollte Wilhelmine provokativ von Nijmegen nach Den Haag reisen 13 Truppen sollten die Kutschen dabei nicht sichern Nach zwei Dritteln der Strecke wurden die Wagen an die Grenze mit Holland bemerkt und nach dem Ubersetzen mit der Fahre uber den Lek bei Schoonhoven an der Vlist einem kleinen Fluss angehalten Die Insassen wurden durch ein Patriotten Freikorps aus Gouda nach Goejanverwellesluis gefuhrt und zum Warten aufgefordert Diese Festnahme die real keine war da die Prinzessin ja nur die Entscheidung der Staaten von Holland und Westfriesland uber ihre Weiterreise abwarten sollte um dann ihre Fahrt fortsetzen zu konnen schilderte sie Friedrich Wilhelm II als Inhaftierung mit unwurdiger Behandlung In Wahrheit wurde Wilhelmine fur die Nacht in Schoonhoven untergebracht und standesgemass behandelt eine Genehmigung zur Weiterfahrt nach Den Haag erhielt sie nicht Am 29 kehrte die Prinzessin uber Leerdam nach Nimwegen zuruck und berichtete ihrem Bruder uber das Ereignis Sie forderte als Genugtuung dass alle Freikorps entmachtet und die alten Verhaltnisse wiederhergestellt werden Reaktion der preussischen Regierung Bearbeiten Aufgrund der Reisedauer der Eilboten wird Friedrich Wilhelm II vermutlich am 30 Juni 1787 uber den Vorgang von Wilhelmines Arretierung informiert gewesen sein Dies verschaffte seiner Regierung genugend Zeit um die Konsequenzen eines aussenpolitischen Kurswechsels zu kalkulieren 14 Erstmals wurde die militarische Option von Friedrich Wilhelm II und seiner Regierung erwogen Dennoch galt eine bewaffnete Intervention im Rechtsverstandnis der Zeit als ultima ratio bzw als ausserstes Mittel Der Konig musste einen militarischen Eingriff also auch rechtsphilosophisch begrunden konnen Er tat dies indem er die verhinderten Reise und Arretierung seiner Schwester als eine Ehrverletzung der gesamten Hohenzollern Dynastie darstellte Die Unantastbarkeit des Konigshauses war somit in Frage gestellt worden und konnte einen Feldzug rechtfertigen wenn die Provinz Holland eine Entschadigung verweigern sollte 15 Bereits am 3 Juli 1787 liess der Konig Truppen im preussischen Herzogtum Kleve zusammenziehen das im Osten direkt an die niederlandische Provinz Geldern angrenzte Um aber einen Krieg mit Frankreich zu verhindern testete Berlin zunachst noch am Verhandlungstisch wie stark das Bundnis zwischen Paris und Den Haag im Angesicht der militarischen Bedrohung tatsachlich noch war 14 Sollten Frankreich tatsachlich die wirtschaftlichen Mittel fehlen Truppen in die Niederlande zu entsenden konnte die preussische Regierung mit einem schnellen militarischen Erfolg rechnen Da die Patriotten von Friedrich Wilhelm II nicht als legitime Regierungsgewalt anerkannt wurden hatte nicht einmal eine Kriegserklarung ausgesprochen werden mussen 14 Annaherung zwischen Preussen und Grossbritannien Bearbeiten Die aussenpolitischen Rahmenbedingungen verschoben sich noch weiter zu Gunsten Preussens Nachdem er Gesprache mit der Londoner Regierung gefuhrt hatte verfasste der preussische Diplomat Girolamo Lucchesini am 3 Juli 1787 einen Brief der Friedrich Wilhelm II mitteilte dass England bereit sei Preussen militarisch gegen Frankreich zu unterstutzen Der britische Aussenminister liess Lucchesini wissen dass Konig Georg III von Grossbritannien und Irland es befurworte wenn der preussische Konig sich Vergeltung verschaffen wolle Am 8 Juli 1787 verliessen mindestens 40 voll ausgerustete Kriegsschiffe die britischen Hafen um eine militarische Aktion Preussens uber den Seeweg zu decken Zudem sollte Frankreich von den preussischen Truppenbewegungen in Kleve abgelenkt werden Gegenuber Versailles erklarte London dass es sich lediglich um eine harmlose Flottenubung handele 16 Konflikt um die Entschadigungsforderung Bearbeiten Auch Preussen startete gegenuber Frankreich ein Tauschungsmanover Zum Schein gab Friedrich Wilhelm II vor Verhandlungen mit Frankreich fortsetzen zu wollen Sein Ziel sei immer noch eine gewaltlose preussisch franzosische Vermittlung in den Niederlanden 16 In Wahrheit stellte die preussische Diplomatie jedoch unerfullbare Schadensersatzforderungen die Vorbedingung fur eine gemeinsame Vermittlung sein sollten Zwar drohte Ludwig XVI 10 000 bis 12 000 Soldaten in Givet zusammenziehen doch derartige Vorbereitungen konnten nicht beobachtet werden Seine anhaltende Finanznot machte es Frankreich auch weiterhin unmoglich eine Invasion der Niederlande durchzufuhren Allerdings wurden immer mehr Soldner unter anderem aus Friesland und drei franzosische Ingenieure nach Utrecht geschleust um dort die Festungswerke auszubauen und den Widerstand vorzubereiten Frankreichs Ziel war es mit einem Wechsel an Bundnisangeboten und bitteren Drohungen Preussen so lange zu beschaftigen bis Frankreich wieder die Mittel habe um die Patriotten durch einen Feldzug zu unterstutzen Die franzosische Strategie wurde am preussischen Hof allerdings durchschaut weshalb das hofische Umfeld den preussischen Konig bat einen Einmarsch noch im September 1787 beginnen zu durfen Da noch immer nicht formuliert war wie die Entschadigung aussehen sollte bat der Konig seine Schwester ihm mitzuteilen was sie verlange Wilhelmine forderte die Entfernung franzosischer Hintermanner aus den Niederlanden die Entmachtung und Entwaffnung der Patriotten sowie die Wiedereinsetzung Wilhelms V als Erbstatthalter 16 Daruber hinaus wunschte sie mit preussischer Unterstutzung auch nach der Ruckkehr Wilhelms als Ehefrau Einfluss auf das Amt des Erbstatthalters ausuben zu konnen Einmarsch Bearbeiten nbsp Hollandische Wasserlinie um 1672 nbsp Truppen der Patriotten verlassen Utrecht in der Nacht September 1787 nbsp Flucht von Patriotten und Militar aus Utrecht am 16 September 1787 nbsp Blick auf die Artillerie bei Ouderkerk aan de Amstel 1787 nbsp Batterie zu Amstelveen 1787 nbsp Uberfall auf die Duivendrechtse Brucke 1 Oktober 1787Beginn des Vormarsches Bearbeiten Friedrich Wilhelm von Thulemeyer forderte in Namen Friedrich Wilhelms II in einem an die Provinz Holland gerichteten Ultimatum die Erfullung von Wilhelmines Forderungen bis zum 12 September 1787 17 Als Holland die Genugtuung verweigerte liess Friedrich Wilhelm am 13 September 1787 eine 18 000 oder 19 000 Mann starke preussische Armee unter Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig bei Kleve in die Niederlande einmarschieren Ihn unterstutzten Friedrich Albrecht Carl Hermann von Wylich und Lottum Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg Alexander von Knobelsdorff und Friedrich Wilhelm von Gaudi Der Konig selbst nahm nicht am Feldzug teil es war aber klar dass dieser auf seinen Befehl hin stattfand Bereits am 14 oder 15 September 1787 erreichte Friedrich Adolf von Kalckreuth die preussische Armee Amersfoort und Hilversum Um Mitternacht vom 15 auf den 16 September raumte Johann Friedrich von Salm Grumbach der auf Seiten der Hollander streitende Rheingraf die Stadt Utrecht eilig und kampflos 18 Die Bitten der ortlichen Verwaltungen blieben erfolglos Es blieb ihnen nichts anderes ubrig als nach Amsterdam zu fliehen Ein Teil seiner Truppen zog die Utrechtse Vecht entlang nach Vreeland Weesp und Naarden Er selbst zog Richtung Amstelland Abcoude Uithoorn oder Ouderkerk aan de Amstel 19 Eine Einquartierung von Soldaten wurde ihm nicht gestattet Ab den 18 spielte Salm militarisch keine entscheidende Rolle mehr und verschwand Wilhelm V kehrte am 20 September nach Den Haag zuruck nachdem am 18 seine Macht als Erbstatthalter und Kapitan General wiederherstellt worden war 20 Der Herzog hatte mittlerweile beschlossen das stark verteidigte Utrecht zu umgehen und sich direkt auf Holland zu konzentrieren 21 Er bereitete eine Landung in Amsterdam vor 22 Das Wetter war sehr regnerisch der Truppentransport war muhsam die Logistik schwierig Die Soldaten mussten sich uber schmale Deiche nahern die die Patriotten mit ihrem Kanonenfeuer bestreichen konnten 23 Einige Polder in der Umgebung wurden geflutet um alle Zugange zu Amsterdam zu kontrollieren Je weiter die preussischen Soldaten vordrangen desto weniger unterstutzte der franzosische Hof die Patriotten die Hilfe blieb aus Daraufhin brach deren Widerstand weitgehend zusammen Einnahme Amsterdams Bearbeiten nbsp Einzug der preussischen Truppen am 10 Oktober 1787 am Tor unweit Leidseplein Am 30 September beendeten die Preussen den Waffenstillstand griffen Weesp an und bombardiert den Ort Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig verwarf den Plan Amsterdam mit Artillerie zu beschiessen Stattdessen setzte er auf einen Uberraschungsangriff Am 1 Oktober gelang es einer preussischen Einheit von Westen her uber das Haarlemmermeer an Aalsmeer vorbei mit Booten die Posten bei Amstelveen und Halfweg zu umfahren und von dort die Verteidigung aufrollen 24 Bald wurde Amsterdam von drei Seiten bedroht von Diemen von Abcoude und von Halfweg An mehrere Brucken kam es zu Gefechten 25 Am 2 Oktober wurde in Leimuiden ein neuer Waffenstillstand zu den gleichen Bedingungen wie der vorherige geschlossen Die Verhandlungen in Den Haag zogen sich jedoch unnotig in die Lange so dass der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig den Waffenstillstand am 7 Oktober erneut aufkundigte Der Stadt wurde klargemacht dass sie alle Forderungen des Siegers einschliesslich einer Genugtuung fur die Prinzessin zu erfullen habe In die machtigste Handelsmetropole und einwohnerreichste Stadt der Republik hatten sich viele der fuhrenden Patriotten gefluchtet Der Herzog von Braunschweig gab der Stadtregierung bis 18 Uhr Zeit sich den Forderungen Wilhelmines zu unterwerfen und sein Truppen Einlass zu gewahren 26 Auch der preussische Kriegsminister Hertzberg bestand brieflich auf einer militarischen Einnahme Amsterdams Um die Ruhe im Staat zu sichern darf man der Hydra keinen Kopf lassen Ewald Friedrich von Hertzberg Am 9 Oktober 1787 unterzeichneten Vertreter der Stadtregierung am Schiffsuberzug niederlandisch overtoom vor Amsterdam Am nachsten Tag zogen die Preussen in die Stadt ein Die Stadt musste alle Kosten der Besatzung tragen 27 28 Verfolgung der Patriotten Bearbeiten Wilhelm V konnte nach Den Haag zuruckkehren und seine Macht als Erbstatthalter und Kapitan General wiederherstellen Das preussische Militar loste die patriottischen Vereinigungen auf entwaffnete Freikorps und setzte eine Uberprufung der politischen Gesinnung von Amtstragern durch wobei es auch zu kurzzeitigen Verhaftungen kam Die fuhrenden Kopfe der Patriotten fluchteten zuerst nach Brussel in die Osterreichischen Niederlande die meisten nach Franzosisch Flandern Folgen Bearbeiten nbsp Britisches Spottbild uber Panik bei den Patriotten als Frosche dargestellt nach Ruckkehr des Wilhelm V November 1787 Stationierung preussischer Truppen in den Niederlanden Bearbeiten Obwohl es der preussischen Regierung mit einer schnellen militarischen Intervention immerhin gelungen war den offenen Burgerkrieg in den Niederlanden abzuwenden war die Situation noch immer keineswegs ausgestanden Fur Ludwig XVI bedeutete der Fall Amsterdams eine schwere diplomatische Niederlage die sein Ansehen beschadigte Vor allem Hertzberg befurchtete dass Frankreich infolge dieser Demutigung nach dem geplanten Abzug der preussischen Truppen im November 1787 die Gelegenheit ergreifen konnte um seinerseits militarisch zu intervenieren In diesem Falle waren alle bisherigen Erfolge gefahrdet Ein Bittbrief Wilhelmines uberzeugte Friedrich Wilhelm II schliesslich 4000 Soldaten in der Provinz Holland zu belassen 29 Der Herzog von Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand gab noch einmal 3000 eigene Truppen in den Sold der Republik 29 Preussische Einflussnahme Bearbeiten Friedrich Wilhelm II hatte in den Niederlanden keine territoriale Vergrosserung Preussens erreicht 30 Er verzichtete auch auf Reparationszahlungen der Stadt Amsterdam da Wilhelmine ihn gewarnt hatte es wurde sich nachteilig auf die Interessen und den Ruhm des Konigs auswirken Die Preussen seien so schrieb sie als Befreier gekommen Wenn er aber die Reparation einfordern wurde dann wurde er anders betrachtet werden Seinen militarischen Einfluss wollte Friedrich Wilhelm II jedoch dazu nutzen die Regentenfamilien und Beamten der Republik in seinem Sinne zu kontrollieren was dauerhaft allerdings nicht von Erfolg gekront war Noch wichtiger war Friedrich Wilhelm II die Grossmachtstellung Preussens durch ein Bundnissystem des Norden abzusichern Berlin schwebte eine Allianz zwischen Preussen Grossbritannien und den Niederlanden vor ein diplomatisches Gegengewicht zu Frankreich und Osterreich Auf diese Weise sollte die bislang vorherrschende aussenpolitische Isolierung Preussens uberwunden werden 30 Der erste Schritt fur dieses Bundnis war ein Hilfsabkommen zwischen Preussen und der Republik Bundnisabkommen Bearbeiten Am 15 April 1788 wurde das Abkommen in Den Haag unterzeichnet Im Falle eines Angriffes verpflichteten sich beide Machte militarisch gegenseitig beizustehen Preussen garantierte die Unabhangigkeit seines Vertragspartners Am selben Tag schloss auch Grossbritannien mit der Republik ein weiteres Hilfsabkommen ab Am 19 April 1788 unterzeichneten Vertreter Preussens Grossbritanniens der Versammlung der Generalstaaten und Hollands ein zusatzliches Bundnis 31 Darin wurde das Konigreich Frankreich als gemeinsamer Feind benannt und die Summen beziffert die an Preussen fur seinen militarischen Einsatz und Truppenstationierung noch zu zahlen war Ebenfalls sollte die Aufrechterhaltung des nun wiederhergestellten konservativen Regierungssystems durch die unterzeichneten Machte gesichert werden Der erste Artikel legte fest dass Preussen dem Bundnis 66 000 Soldaten zur Verfugung stellen musse uber deren Einsatz ein Militarrat der drei Staaten entscheiden sollte Zusatzlich sollten die Preussen im Ernstfall durch britische und niederlandische Truppen unterstutzt werden konnen Der dritte Artikel bestimmte die Zahlungen an Preussen Grossbritannien und die Republik sollten demnach monatlich jeweils 50 000 Pfund zahlen Fur die Versorgung des einzelnen Soldaten erhielt Friedrich Wilhelm II gemass Artikel 5 zusatzlich 1 Pfund 12 Schilling pro Monat von jedem Bundnispartner Damit entledigte sich der Konig der Versorgung von einem Drittel seiner gesamten Armee 31 Die preussische Regierung plante das Bundnisnetz sogar noch um das russische Zarenreich Schweden und Danemark auszuweiten Mit solch machtigen Verbundeten glaubte Friedrich Wilhelm II den Friedenszustand in Europa dauerhaft sichern zu konnen eine Hoffnung die sich schon wenige Jahre spater als Illusion erweisen sollte Zerfall der Allianz im Zuge der Franzosischen Revolution Bearbeiten Dass weder ihre Vertrage noch ihre Plane miteinander von Dauer sein sollten konnten die drei agierenden Staaten im Jahr 1788 noch nicht vorhersehen Nach der Invasion von Truppen der revolutionaren Franzosischen Republik im Ersten Koalitionskrieg 1792 1797 horte die Republik bereits 1795 auf zu existieren und mit ihr die Erbstatthalterschaft An ihre Stelle traten die von Frankreich abhangige Batavische Republik und ab 1806 das Konigreich Holland 32 Das von Grossbritannien militarisch im Stich gelassene Preussen erklarte im Frieden von Basel Neutralitat gegenuber Frankreich Literatur BearbeitenDavid E Barclay Friedrich Wilhelm II 1786 1797 In Frank Lothar Kroll Hrsg Preussens Herrscher Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II Beck sche Reihe 1683 Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54129 1 S 190 Curt Jany Geschichte der Preussischen Armee vom 15 Jahrhundert bis 1914 Hrsg Eberhard Jany Band 3 Biblio Verlag Osnabruck 1967 S 209 216 Erweiterte Auflage der Originalausgabe von 1928 Herman Theodoor Colenbrander De Patriottentijd hoofdzakelijk naar buitenlandsche bescheiden deel III 1786 1787 In Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren 1897 abgerufen am 18 April 2018 niederlandisch Friedrich Wilhelm von Kleist Tagebuch von dem Preussischen Feldzug in Holland 1787 v kleist com PDF 3 0 MB Theodor Philipp von Pfau Geschichte des preussischen Feldzuges in der Provinz Holland 1790 books google de Pauline Puppel Der einzige Mann am oranischen Hof Wilhelmina von Preussen Erbstatthalterin und Diplomatin in Wissen und Strategien fruhneuzeitlicher Diplomatie Bibliothek Altes Reich 27 hg von Siegrid Westphal und Stephanie Freyer Berlin Boston 2020 S 213 248 Theodor von Troschke Der preussische Feldzug in Holland 1787 1875 books google deEinzelnachweise Bearbeiten a b Zitha Pothe Perikles in Preussen Die Politik Friedrich Wilhelms II im Spiegel des Brandenburger Tors 1 Auflage 2014 ISBN 978 3 7375 0749 3 S 18 ff a b c d e Zitha Pothe Perikles in Preussen S 20 ff C H E de Wit 1974 De Nederlandse revolutie van de achttiende eeuw 1780 1787 Patriotten verzetten zich tegen het Oranjehuis a b c Zitha Pothe Perikles in Preussen S 24 ff a b c d Zitha Pothe Perikles in Preussen S 35 ff Zitha Pothe 2014 Perikles in Preussen S 35 ff a b Hans Ulrich Thamer Die Franzosische Revolution 2013 ISBN 978 3 406 50847 9 S 23 Zitha Pothe Perikles in Preussen S 36 Brigitte Meier Friedrich Wilhelm II Konig von Preussen Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution 2007 ISBN 978 3 7917 2083 8 S 113 a b c d Zitha Pothe Perikles in Preussen S 45 ff O van Nimwegen 2023 Willem V De laatste stadhouder van Nederland 1748 1806 S 331 Zitha Pothe Perikles in Preussen S 71 a b c Zitha Pothe Perikles in Preussen S 80 ff Friedrich Wilhelm II an den preussischen Gesandten in Paris Graf von der Goltz Berlin 4 7 1787 in Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz BPH Rep 48 D Nr 5a abgerufen am 25 November 2021 a b c Zitha Pothe Perikles in Preussen S 98 ff Zitha Pothe Perikles in Preussen S 119 ff August Ludwig von Schlozer Ludwig Ernst Herzog zu Braunschweig und Luneburg kaiserl konigl und des h Romischen Reiches FeldMarschall etc Ein Aktenmassiger Bericht 3 Ausgabe Vandenhoek Ruprechtscher Verlag Gottingen 1787 S 615 PDF Theodor Philipp von Pfau Geschichte des Preussischen Feldzuges in der Provinz Holland 1787 S 85 Google Books Pieter Quint Ondaatje 1792 Bijdragen tot de geschiedenis der omwenteling in 1787 S 148 Buisman J 2015 Duizend jaar weer wind en water in de lage landen deel 6 1751 1800 S 699 Aanval van de Pruisen 220 jaar geleden Olaf van Nimwegen S 339 Verdedigingswerken van Amsterdam door de eeuwen heen S 37 5032 Archief van de Commissarissen van de Raad der Stad Amsterdam tot het Defensiewezen Karte der Routen der preussischen Truppen durch die Niederlande bis nach Amsterdam im September 1787 H T Colenbrander S 288 291 Olaf van Nimwegen S 347 a b Zitha Pothe Perikles in Preussen S 134 a b Zitha Pothe Perikles in Preussen S 142 ff a b Zitha Pothe Perikles in Preussen S 149 ff Zitha Pothe Perikles in Preussen S 150 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Preussischer Einmarsch in Holland amp oldid 239416714