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Die evangelische Stadtpfarrkirche St Nikolaus in Isny im Allgau ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika an deren romanischen Bau von 1288 im 15 Jahrhundert ein spatgotischer Chor angefugt wurde Diese sogenannte Nikolaikirche wurde nach der Reformation zur evangelischen Stadtpfarrkirche Oberhalb der im 15 Jahrhundert gebauten Sakristei befindet sich ein gewolbter Raum mit der Predigerbibliothek die unter anderem eine wertvolle Sammlung von Handschriften und Wiegendrucken enthalt Nikolaikirche neben dem WassertorturmVor dem Stadtbrand 1631 Die Nikolaikirche links noch mit spitzem Turm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausseres 3 Inneres 3 1 Fenster und Kreuzigungsgruppe 3 2 Kanzel und Taufstein 3 3 Kirchengestuhl 4 Orgel 5 Pradikantenbibliothek 6 Kulturdenkmal 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSt Nikolaus die sogenannte Nikolaikirche ist die Nachfolgerin der Leute Kirche die in nachster Nahe zur Klosterkirche des ehemaligen Klosters St Georg gebaut worden war Im Jahr 1284 brannten mit dem Kloster und dem grossten Teil der Stadt auch die Kirchen ab Von der 1288 durch Heinrich von Brunow neu erbauten Kirche sind die Umfassungsmauern des Langhauses die Rundbogenfenster des nordlichen Lichtgadens die Arkadenbogen im Innern und der Turm bis zur Glockenstube erhalten geblieben Der spatgotische Chor mit seinem Sternrippengewolbe wurde im 15 Jahrhundert angefugt Nachdem 1462 eine Pradikaturstiftung eingerichtet worden war 1 und 1472 der Kirchturm umfassend erneuert wurde durfte dabei auch die Sakristei mit der uber ihr befindlichen Predigerbibliothek entstanden und eingewolbt worden sein Zu dieser Zeit wurde auch die Eberz sche Kapelle mit Sternrippengewolbe an die Sudseite der Kirche angebaut Bereits 1522 wurde in Isny die Reformation eingefuhrt 2 Beim grossen Stadtbrand 1631 brannte die Kirche bis auf Chor und Sakristei mit Pradikantenbibliothek erneut aus Trotz der schweren Kriegszeiten mitten im Dreissigjahrigen Krieg wurde schon 1636 mit dem Wiederaufbau begonnen und zwar im Inneren als Querkirche 3 Der Turm wurde erhoht und erhielt dann seine heutige Zwiebelhaube 1689 sturzte ein Teil des Sudschiffes ein Von 1854 bis 1860 erhielt das Gotteshaus eine neugotische Ausstattung 1959 erfolgte eine Sanierung der Westfassade von 1968 bis 1972 eine Gesamtrenovierung Nach der Fassadensanierung von 1987 wurden 2005 2006 umfangreiche Instandsetzungsmassnahmen durchgefuhrt Ausseres BearbeitenDas Aussere der Basilika ist gepragt vom romanischen Langhaus das eine ziemlich schmucklose Westfassade besitzt und an das im Osten ein spatgotischer Chor angebaut wurde Uberragt wird das lange Kirchenschiff vom Turm mit seiner Zwiebelhaube die typisch barock ist An das Langhaus ist die zweistockige Sakristei angebaut die in jeder Etage aus einem gewolbten Raum besteht Im oberen Raum ist die Pradikantenbibliothek untergebracht Neben der Sonnenuhr auf der Sudseite des Chores befindet sich eine Bauinschrift die das Jahr der Fertigstellung dokumentiert nbsp Ansicht vom Schlosshof nbsp Spatgotischer Chor nbsp Barocke Zwiebelhaube nbsp Sonnenuhr mit BauinschriftInneres BearbeitenDas Innere ist gepragt von den kraftigen Pfeilern mit ihren dazwischen gespannten Rundbogen die das hohe Mittelschiff von den niedrigen Seitenschiffen trennen Der grosste Teil der Innenausstattung stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus um 1640 und zeigt den Stil der Spatrenaissance Die mit schwarzen Arabesken bemalte Holzkassettendecke des Mittelschiffs ebenso wie die einfacheren Holzfelderdecken der beiden Seitenschiffe das Gestuhl in den Seitenschiffen die Kanzel mit Schalldeckel und der Taufstein mit Deckel Das Chorgestuhl stammt aus dem 19 Jahrhundert die Bestuhlung des Mittelschiffs von 1972 nbsp Blick vom Chor ins Langhaus der Basilika nbsp Blick zum Chor nbsp Gewolbte Sakristei mit FreskoFenster und Kreuzigungsgruppe Bearbeiten Die drei Fenster im Chorhaupt bewusst abstrakte Gestaltung Ostern der achte Schopfungstag nach Augustin als Hintergrund der grossfigurigen Kreuzigungsgruppe von Ulrich Henn stammen von Wolf Dieter Kohler 4 die drei Sudfenster im Chor von der Isnyer Kunstlerin Ursula Dethleffs Aus dem 19 Jahrhundert stammen die ubrigen Fenster zwei von Carl Johann Baptist Wetzel 1817 1872 aus Stuttgart 1856 die in der Eberzschen Kapelle den Evangelisten Johannes und die Madonna mit Kind zeigen sowie von 1883 eine Stiftung von Friedrich Distel in der Ostwand des Mittelschiffs mit Jesus der die Kinder segnet Die den Chorbogen lettnerartig ausfullende Kreuzigungsgruppe wurde ebenso wie der Auferstehungsaltar im Chor von Ulrich Henn geschaffen nbsp Chor mit drei bunten Fenstern nbsp Neugotisches Glasfenster Evangelist Johannes nbsp Jesus mit den Kindern nbsp Madonna mit Kind nbsp KreuzigungsgruppeKanzel und Taufstein Bearbeiten Die sechseckige fruhbarocke Kanzel von 1642 oder 1654 ist in der Brustung mit Figuren der vier Evangelisten ausgestattet ihr sechseckiger kronenartiger Schalldeckel tragt die Statue Johannes des Taufers der auf das Lamm weist das er in seinen Armen halt Sie stand mit gewolbtem Konsolenunterbau ursprunglich am mittleren der neun Nordpfeiler 1972 wurde die Kanzel die im 17 Jh in der Mitte der nordlichen Pfeilerreihe aufgestellt wurde um vier Pfeiler nach vorne geruckt 5 Uber dem rotmarmornen Taufstein 1641 von Steinmetz Daniel Schopf Baumeister der Dreifaltigkeitskirche Leutkirch im Allgau schwebt der holzgeschnitzte glockenformige mit Engelskopfchen verzierte Deckel Die abschliessende Figurengruppe zeigt die Szene der Taufe Jesu durch Johannes den Taufer Die vom Deckel herab schwebende Taube symbolisiert den Hl Geist nbsp Neugotische Kanzel nbsp Taufstein nbsp Bekronung des TaufsteinsKirchengestuhl Bearbeiten nbsp Das Kirchengestuhl im LanghausDas Parterregestuhl von 1640 war im Viereck um die Kanzel herum angeordnet das im Mittelschiff zwischen Kanzel und Chor liegende als Wendegestuhl Um die Wande zieht um eine Stufe erhohtes Wandgestuhl mit Rucktafelung die mit Pilastern und Gesimsen gegliedert ist 6 Seit 1972 ist es nur noch in den Seitenschiffen des Langhauses vorhanden das Mittelschiff ist durch bewegliche Stuhle mobliert Im Chor gibt es auch ein Gestuhl das aus dem 19 Jahrhundert stammt Orgel Bearbeiten nbsp Die Link Orgel auf der EmporeDie erste Orgel in der Nikolai Kirche war 1856 erbaut worden und stammte aus der Orgelbauwerkstatt von Eberhard Friedrich Walcker Das heutige Instrument wurde in den Jahren 1961 1962 durch den Kirchenmusikdirektor Helmut Bornefeld konzipiert und von der Giengener Orgelmanufaktur Gebr Link erbaut Es hat 30 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Eine Besonderheit der Disposition stellt hier die Spanische Trompete im Hauptwerk dar 7 Die Disposition der Link Orgel lautet wie folgt I Hauptwerk C g3Gedacktpommer 16 Prinzipal 8 Gemshorn 8 Oktave 4 Spitzflote 4 Quinte 2 2 3 Hohlflote 2 Kornett II III 2 2 3 Mixtur IV VI 1 1 3 Terzzimbel III 1 3 Span Trompete 8 Tremulant II Brustwerk schwellbar C g3Gedackt 8 Quintade 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Rohrnasat 2 2 3 Oktave 2 Hornlein III 1 3 5 Sifflote 1 1 3 Scharf III V 1 Sordun 16 Tremulant Pedal C f1Prinzipal 16 Untersatz 16 Oktavbass 8 Waldflote 4 Choralbass III 4 Glockleinton 2 1 Rauschwerk III 5 1 3 Trompete 8 Schalmei 4 TremulantKoppeln II I I P II P Spielhilfen Feste Kombinationen Vorpleno HW Pleno 8 HW Gesamtpleno 16 Zungenpleno 16 Vorpleno Pedal 16 Pleno Pedal 16 Pleno BW 8 Zungen c f BW Einzelregister aus Gruppenzugen 3 freie Kombinationen 2 freie PedalkombinationenPradikantenbibliothek BearbeitenDer Raum uber der Sakristei ist ungefahr 5 m 5 m gross Er ist gewolbt und ausgemalt Der 1482 erstmals urkundlich nachweisbare Raum gehort in seiner heutigen Erscheinungsform und Ausstattung zu den altesten erhaltenen Bibliotheksraumen uberhaupt 8 In ihm ist ein grosser Bucherschatz angesammelt der auf eine Stiftung der Isnyer Pradikantenstelle Predigerstelle durch den Konstanzer Domherrn Johann Guldin 1462 zuruckgeht In der Folgezeit insbesondere in der Reformationszeit und im 17 Jahrhundert wurde der Bestand der Bibliothek durch Stiftungen aus Privatbesitz vergrossert Die kleine aber wertvolle Bibliothek umfasst etwa 2650 Titel mit Schwerpunkt in der spatmittelalterlichen Reformbewegung und der Reformationszeit darunter 80 Handschriften 170 Inkunabeln 170 Reformationsdrucke und meist aus dem 16 Jh stammende annahernd 120 Titel von hebraischen oder aus dem Hebraischen ubersetzten Schriften 9 nbsp Chor der Nikolaikirche mit Sakristeianbau rechts nbsp Die Sakristei mit der daruber befindlichen Pradikantenbibliothek nbsp Regale der Bibliothek nbsp Gewolbe mit Fresken nbsp Studiertisch nbsp Jesus FreskoKulturdenkmal BearbeitenDie bemerkenswert uberlieferte Kirche ist ein herausragendes Zeugnis fur die Volksfrommigkeit in Isny und zudem eine wichtige stadtebauliche Dominante An ihrer Erhaltung samt Bibliothek und Ausstattung besteht aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Grunden ein besonderes offentliches Interesse Sie ist ein geschutztes Kulturdenkmal in der Gesamtanlage Isny im Allgau Im denkmalpflegerischen Werteplan ist die Nikolaikirche als geschutztes Kulturdenkmal verzeichnet 10 Literatur BearbeitenErwin Rall Die Kirchenbauten der Protestanten in Schwaben und Sudfranken im 16 und 17 Jahrhundert Maschinenschriftliche Dissertation TH Stuttgart 1922 S 36 f Festschrift zur Einweihung der erneuerten evangelischen Nikolauskirche zu Isny Isny 1910 Martin Stadelmann Die Kirchen der Stadt Isny im Allgau Isny im Allgau 1949 Hugo Schnell Ulrich Weible Evangelische Nikolaikirche Isny im Allgau Reihe Kleiner Kunstfuhrer Band 1013 von 1974 2 Aufl Munchen 1987 Hugo Schnell Johannes Ringwald Evangelische Nikolaikirche Isny im Allgau Reihe Kleiner Kunstfuhrer Band 1013 Regensburg 2007 Helmut Morlok Uber die Wiederherstellung des barocken Gelauts in der evangelischen Kir che St Nikolai in Isny Landkreis Ravensburg in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt Nr 4 2008 Stuttgart 2008 S 221 225 Helmut Schmid Die Pradikantenbibliothek der Nikolaikirche zu Isny eine kleine Einfuhrung Nach einem Manuskript von Pfarrer i R Helmut Schmid Isny Geschichte der Stadt Isny im Uberblick auf der Website der Stadt IsnyWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolaus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Matthias Figel Der reformatorische Predigtgottesdienst Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprungen und Anfangen des evangelischen Gottesdienstes in Wurttemberg Epfendorf Neckar 2013 S 189 195 Liste Die Pradikaturen in Wurttemberg vor der Reformation Paul Warmbrunn Die Reformatoren der oberschwabischen Reichsstadte Biberach Isny und Ravensburg Bartholomaus Muller Konrad Frick Thomas Lindner in Siegfried Hermle Hg Reformationsgeschichte Wurttembergs in Portrats Holzgerlingen 1999 S 161 196 Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 64 81 86 176 212 235 248 291 ISBN 978 3 949763 29 8 Klaus Ehrlich Farbe und Licht Erinnerungen in Licht und Farbe Wolf Dieter Kohler 1928 1985 hg Oliver Kohler im Selbstverlag Stuttgart 1988 Seite 82 Schnell Weible Kleiner Kunstfuhrer 1987 S 10 Rall 1922 S 37 Kirchenmusik Evangelische Kirchengemeinde Isny im Allgau Die Orgel der Nikolaikirche In isny evangelisch de 18 Februar 2017 abgerufen am 15 Oktober 2017 Ulrich Weible Immanuel Kammerer Pradikantenbibliothek der evang Nikolaikirche Isny im Allgau Reihe Kleiner Kunstfuhrer Band 1045 2 Aufl Regensburg 1992 Eintrag Bibliothek der Evangelischen St Nikolaikirche im Handbuch der historischen Buchbestande online Denkmalpflegerischer Werteplan Gesamtanlage Isny im Allgau abgerufen am 17 Juni 2023 47 69412 10 04204 Koordinaten 47 41 38 8 N 10 2 31 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolaus Isny im Allgau amp oldid 238552053 Pradikantenbibliothek