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Das Portal des Filarete ist das mittlere von funf Eingangsportalen an der Frontseite zu St Peter in Rom Geschaffen wurde das monumentale zweiflugelige Bronzetor zwischen 1433 oder 1439 und 1445 von dem Florentiner Bildhauer und Architekten Antonio Avelino genannt Filarete und seiner Werkstatt Filaretes Mittelportal zur PeterskircheDargestellt werden in sechs grossen Feldern Christus Pantokrator und Maria darunter Paulus und Petrus der Papst Eugen IV den Schlussel uberreicht und in den unteren Feldern das Martyrium der beiden Apostel die Enthauptung des Paulus und die Kreuzigung des Petrus Zwischen den sechs Hauptbildern sind wichtige Ereignisse aus der Vita des Auftraggebers dargestellt Der florale Rahmenfries enthalt Szenen aus der griechischen Mythologie aus Fabeln des Aesop Szenen aus der von Livius uberlieferten romischen Geschichte und aus den Eklogen Vergils Die Bilder des Portals folgen einer gelehrten theologischen vom fruhen Humanismus gepragten Ikonographie Bildlich vermittelt werden sollen Probleme der Zeit in denen das Konzil dem Papsttum den Anspruch auf den Primat streitig machte Das Tor bleibt in der Regel geschlossen und wird nur zu bestimmten Festen geoffnet Inhaltsverzeichnis 1 Masse und Material 2 Auftraggeber 3 Die Bilder 3 1 Christus Pantokrator und Maria 3 2 Paulus und Petrus 3 3 Das Paulusmartyrium 3 4 Das Petrusmartyrium 3 5 Ereignisse aus dem Pontifikat Eugens IV 4 Die Signaturen Filaretes 5 Rezeption 6 Anmerkungen 7 Literatur 8 WeblinksMasse und Material Bearbeiten nbsp Plan der Peterskirche Nr 5 Mittelportal des FilareteDie beiden Flugel des Tors sind je 6 35 m hoch und 1 79 m breit Auf einem holzernen Kern sind Bronzeplatten angebracht Ursprunglich waren die Platten mit farbigem Emaildekor versehen von dem jedoch kaum noch Spuren erhalten sind Innen ist die Tur ebenfalls mit Bronzeblech verkleidet und bis auf einen schmalen Streifen am Fuss eines Flugels ohne bildnerische Gestaltung Auftraggeber BearbeitenStifter des Tors war Papst Eugen IV Condulmer der es 1431 zur Ausstattung von Alt Sankt Peter dem Vorgangerbau der heutigen Peterskirche in Auftrag gab Gedacht war das Tor als Erneuerung der alten Porta Argenta Das Silberne Tor an Alt Sankt Peter die im 7 Jahrhundert von Papst Honorius I gestiftet und wahrend des Niedergang Roms im Mittelalter ihrer silbernen Verkleidung beraubt worden war 1445 zwei Jahre vor dem Tod des Stifters wurde das Tor installiert Zwischen 1618 und 1619 wurden die Turflugel unter der Regierung Pauls V oben und unten mit zwei breiten Streifen die er zum Vermerk seines Namens und seines Wappens nutzte angestuckt um sie den Massen des Neubaus von St Peter anzupassen 1620 wurden sie an ihrem heutigen Ort installiert 1962 wahrend des Pontifikats von Johannes XXIII wurde das Portal restauriert Die Bilder BearbeitenBeide Flugel des Portals sind jeweils in zwei langsrechteckige und zwei quadratische Bildfelder gegliedert die von einem belebten Rankenfries gerahmt werden und zwischen den Bildern durch vier erzahlende Bildstreifen getrennt werden Christus Pantokrator und Maria Bearbeiten Die beiden oberen Bilder zeigen den thronenden Christus die Rechte zum Segen erhoben wahrend die Linke ein aufgeschlagenes Buch auf das Knie stutzt Das Ehrentuch hinter dem prunkvollen Sessel wird von einem antikisierenden Feston mit drei Cherubimkopfen gerahmt Marias Thron auf der gegenuberliegenden Seite steht in einer an romischer Architektur orientierten Nische mit halbrunder Apsiskalotte die ebenfalls von einem Feston mit Engelskopfen gerahmt wird Paulus und Petrus Bearbeiten Die beiden Apostelfiguren heben sich plastisch vor einem flachigen an den punzierten Goldgrund mittelalterlicher Heiligenbilder erinnernden Hintergrund ab Paulus in der linken Hand ein Buch in der Rechten das erhobene Schwert wendet sich Petrus auf der Nachbartafel zu Rechts neben Paulus steht eine antike Amphore mit Lilienstangeln ein Attribut das man eher auf einer Verkundigungsszene als auf einem Apostelbild erwarten kann Auch Petrus halt ein Buch in der linken Hand Mit der Rechten reicht er dem vor ihm knienden Papst Eugen die Schlussel Hinweis auf die Schlusselgewalt der romischen Papste gemass Mt 16 13 19 1 Bei dieser Tafel folgt Filarete noch mit seiner bedeutungsperspektivischen Darstellung der Protagonisten dem mittelalterlichen Stifterbild Das Paulusmartyrium Bearbeiten nbsp Das Martyrium des PaulusIn einer Abfolge von Szenen werden die Ereignisse von der Verurteilung Verhaftung und Hinrichtung des Paulus erzahlt Auf der linken Seite des Bildes nimmt ein romischer Offizier die Anweisung des Kaisers entgegen Nero thront in einer prachtvollen Adikula Sie ist ausgestattet mit einem Tropaion als Zeichen seiner Macht Es folgt die Verhaftung durch ein von Reitern angefuhrtes Kommando und schliesslich die Enthauptung des Paulus Der Henker dessen erster Schlag nur zu einer klaffenden Wunde am Hals des Paulus gefuhrt hatte holt mit dem Schwert zum Todesstoss aus Der Himmel ist von vielerlei Vogeln belebt er offnet sich und Paulus erscheint um Plautilla die auf einem bewaldeten Hugel kniet einen mit seinem Martyrerblut getrankten Schleier zu reichen Plautilla so erzahlt die Legenda aurea war die Mutter der Hl Flavia Domitilla sie war von Petrus getauft worden und Zeugin der Enthauptung des Paulus Vor der Hinrichtung hatte sie Paulus ihren Schleier zum Verbinden seiner Augen bei der Enthauptung gereicht Das Petrusmartyrium Bearbeiten nbsp Martyrium des PetrusDas Pendant zur Enthauptung des hl Paulus bildet die Szenerie des Petrusmartyriums Hoch uber dem Tiber thront Kaiser Nero in seinem Palast den Filarete als eine mit Reliefs und Trophaen reich geschmuckte Adikula andeutet Nach der Tradition wurde Simon Petrus wahrend seiner Regierung gekreuzigt Zu seinen Fussen findet die Festnahme Petri statt die Eskortierung durch eine berittene Truppe romischer Soldaten zum Ort der Hinrichtung und schliesslich die Kreuzigung durch vier Henkersknechte Sie nageln Petrus mit dem Kopf nach unten ans Kreuz so wie es in den apokryphen sogenannten Petrusakten uberliefert ist 2 Im Vordergrund des Reliefs entfaltet sich ein Panorama Roms jenseits des Tibers mit Cestius Pyramide Grabmal des Hadrian und einer weiteren Pyramide die als Meta Romuli gedeutet worden ist Die beiden antiken Pyramiden galten in der mittelalterlichen Vorstellung als Grabmaler der mythischen Stadtgrunder Romulus und Remus Nach den Petrusapokryphen fand die Hinrichtung des Apostels inter duas metas d h in Rom auf antikem Boden statt An der Cestius Pyramide lehnt eine weibliche Figur durch die Inschrift ROMA als Personifikation der Stadt Rom zu erkennen Zwischen Hadriansmausoleum und der zweiten Pyramide wachst ein Baum in dessen Zweige drei Schilder mit Emblemen hangen Der Baum wird als der legendare Terebinthenbaum gedeutet unter dem der Apostel vor seiner endgultigen Beisetzung unter dem heutigen Petersdom vorubergehend bestattet wurde Die Schilder im Baum weisen durch ihre Embleme auf die drei damals bekannten Erdteile hin Die agyptische Sonnenbarke steht fur Afrika der Skorpion in der mittelalterlichen Ikonographie Symbol fur die Synagoge und das Judentum symbolisiert Asien und ROMA schliesslich steht fur Europa Die Ikonographie entspricht hier noch der antiken Dreiteilung der Welt wahrend die Sonnenbarke auf das keimende Interesse der fruhen Humanisten an der agyptischen Kultur hinweist Ereignisse aus dem Pontifikat Eugens IV Bearbeiten Die vier schmalen Reliefs zwischen den sechs grossen Bildfeldern schildern die Aufhebung des orientalischen Schismas und die Kronung Sigismunds von Luxemburg zum Kaiser Der byzantinische Kaiser Johannes VIII Palaiologos tritt aus seiner Residenz reist in einer Galeere uber das Meer landet in Italien und wird vom Papst empfangen Der Abt Andreas mit einer Abordnung orientalischer und agyptischer Schismatiker empfangt vom Papst die vom Florentiner Konzil festgelegten Glaubensregeln Kronung Kaiser Sigismunds Kaiser und Papst reiten zum Lateran wo sie von einem Vertreter der Stadt mit Gefolge empfangen werden Die Signaturen Filaretes Bearbeiten nbsp Signatur FilaretesFilarete hat seine Autorschaft an der Schaffung des Portals an mehreren Stellen dokumentiert Uber der Szene des Martyriums des hl Paulus steht auf einer schmalen Leiste die von zwei Florentiner Lilien einem Wappenschild mit lateinischem Kreuz und einem Adler mit Schlange flankierte Inschrift OPUS ANTONII DE FLORENTIA Werk des Antonius aus Florenz Neben der Szene mit der Enthauptung des Paulus prasentieren Genien eine Medaille mit dem Kopf Filaretes im Profil sie tragt die umlaufende Inschrift ANTONIUS PETRI DE FLORENTINA FECIT MCCCCXLV Antonius des Petrus aus Florenz hat sie gemacht 1445 nbsp Filarete und seine GehilfenSchliesslich gibt es ganz unten auf der Ruckseite des linken Turflugels einen schmalen Bilderfries der uns als fruher Vorlaufer eines Filmabspanns daruber informiert wer an dem Werk beteiligt war Mit Wein Musik und Tanz feiern die Beteiligten die Vollendung ihres Werks Flankiert von zwei Reitern tanzt angefuhrt von Filarete mit einem Zirkel die ganze namentlich genannte Mannschaft einen ubermutigen Reigen Flankiert wird der Reigen von zwei Reitern Auf der linken Seite sitzt ein Mann sein Name ist PATRVTIVS auf einem Esel am Sattel hangt der Weinschlauch und mit der Rechten hebt er den Weinkrug Die tanzenden Manner mit Namen AGNOLVS IACOBVS IANNELLVS PASSQUINVS IOHANNES VARRVS FLORENIE sind ANTONIVS ET DISCIPVLI MEI Antonius und meine Schuler Auch uber das dargestellte Ereignis wird man in einem Schriftzug der aus Filaretes Mund stromt informiert CETERIS OPERE PRETIVM PASTVS FVMUS VE MINI HILARITAS 3 Der Panflotenspieler am Ende der Gruppe thront auf einem Dromedar sein Name ist PIO VI das Kamel heisst DROMEDARIUS und unter dem Esel steht der ratselhafte Vermerk APO CI Rezeption BearbeitenVasari bemangelt die kunstlerische Qualitat des Portals In seinen vite schreibt er Wenn Papst Eugen IV bei seinem Beschluss das Portal von St Peter in Rom in Bronze ausfuhren zu lassen Sorgfalt bei seiner Suche nach den exzellentesten Kunstlern fur diese Arbeit hatte walten lassen ware das Portal nicht so schlampig ausgefuhrt worden wie es sich in unserer Zeit zeigt 4 Gregorovius geht es hingegen weniger um Filaretes handwerkliche Unzulanglichkeit er nennt es ein hartes profanes und misslungenes Produkt 5 als um Filaretes unbefangene Verquickung sakraler und theologischer Themen mit fur den Geschmack des 19 Jahrhunderts unschicklichen antiken Gottergeschichten Heute gilt das Portal als ein fruhes Beispiel der Antikenrezeption der Renaissance in dem die damals neusten Erkenntnisse uber die Baukunst der Romer uber romische Realien sowie Kenntnisse der humanistischen Gelehrtenszene an der Kurie uber antike Geschichte Mythologie und Literatur eingeflossen sind Es reflektiert den Umbruch zwischen Mittelalter und beginnender Neuzeit Wahrend eine Antikenkenntnis auf der Hohe der Zeit die Genauigkeit der Naturbeobachtung und eine um Genauigkeit bemuhte Wiedergabe der Topographie Roms auf den Beginn der Renaissance hinweisen sind die Kleinteiligkeit die Freude am Detail und die Realitatsferne in der Gestaltung wie sie sich an der Stifterfigur des Papstes zu Fussen St Peters zeigt noch dem Mittelalter verhaftet Anmerkungen Bearbeiten Ich werde dir die Schlussel des Himmelreichs geben was immer du auf Erden binden wirst das wird auch im Himmel gebunden sein und was immer du auf Erden losen wirst das wird auch im Himmel gelost sein siehe Joachim Gnilka Petrus und Rom 2002 S 111 Anmerkung 6 sinngemass ubersetzt Mit dem Lohn fur dieses Werk hatten wir ein Essen und Frohlichkeit zitiert nach Mori Gioia Rom in 14 Jahrhundert In Rom Hrsg Marco Bussagli Konigswinter 2004 S 361 Gregorovius Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter Vom 5 bis ins 16 Jahrhundert Bd 1 Stuttgart 1886 S 312 Literatur BearbeitenUlrich Pfisterer Filaretes historia und commentarius Uber die Anfange humanistischer Geschichtstheorie im Bild in Der stumme Diskurs der Bilder hg v K Kruger R Preimesberger und V von Rosen Munchen und Berlin Deutscher Kunstverlag 2003 S 139 176 Luise Stockhert Die Petrus und Paulusmartyrien auf Filaretes Bronzetur von St Peter in Rom eine Vorform des Panoramas als kirchenpolitischer Aussage Frankfurt a M 1997 Europaische Hochschulschriften Reihe 28 Bd 294 ISBN 3 631 30204 5 Ursula Nilgen Filaretes Bronzetur in St Peter Zur Interpretation von Bild und Rahmen In Actas del XXIII Congresso internacional de historia del arte Granada 1976 1978 1978 S 569 585 Wolfgang von Oettingen Uber das Leben und die Werke des Antonio Averlino genannt Filarete Eine Studie Leipzig 1888 Andreas Beyer Kunstlerfreunde Kunstlerfeinde Anmerkungen zu einem Topos der Kunstler und Kunstgeschichte in ders Die Kunst zur Sprache gebracht Wagenbach Berlin 2017 S 64 82 ISBN 978 3 8031 2784 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Portale des Filarete Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portal des Filarete amp oldid 235850266