www.wikidata.de-de.nina.az
Die Pflanzer bzw Plantagenbesitzer engl Planters bildeten vom 17 Jahrhundert bis zum Ende des Sezessionskrieges die wirtschaftlich und politisch machtigste soziale Gruppe in den Sudstaaten der Vereinigten Staaten Grundlage ihres Einflusses war der Reichtum den sie auf ihren Plantagen mit auf dem internationalen Markt stark nachgefragten Erzeugnissen wie Tabak Indigo Zuckerrohr Reis und Baumwolle erwirtschafteten die sie durch den Arbeitseinsatz von Sklaven billig produzieren konnten Robert Carter III of Nomini Hall Gemalde von Thomas Hudson 1753 Gemalde des Malers Thomas Sully der Tochter des einflussreichen Sklavenhalters James Ladson aus Charleston Sarah Ladson eine wohlhabende Gesellschaftsdame und Stilikone Sully malte sie in einem Kleid mit Empire Taille und einem bunten Tignon und bezog sich visuell auf den Geschmack der Sklavinnen um die sie aufgezogen worden war 1 Gemalde von Eyre Crowe Ein Sklavenverkauf in Charleston 1854Hampton Plantation der in den 1740er Jahren erbaute Wohnsitz des Reis Pflanzers Daniel Horry McClellanville South Carolina Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Demographie 3 Strategien des Machterhalts 4 Lebensstil und Ideologie 5 Bekannte und bedeutende Beispiele 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 17 Jahrhundert waren Plantagen in den Kolonien auf dem nordamerikanischen Festland landwirtschaftliche Betriebe von geringer Grosse Nur wenige Pflanzer hatten in dieser Zeit mehr als einen oder zwei Arbeiter bzw Sklaven sie bearbeiteten ihre Felder noch mit diesen gemeinsam Auch die Frauen und Kinder der Pflanzer arbeiteten mit Erst als der atlantische Sklavenhandel vom spaten 17 Jahrhundert an grosse Zahlen afrikanischer Sklaven auf das nordamerikanische Festland brachte konnten die Pflanzer es sich leisten nicht mehr selbst auf dem Feld zu arbeiten sondern Aufseher manchmal auch Verwalter einzustellen die die Arbeit der Sklaven uberwachten 2 Der wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Erfolg eines Pflanzers hing grundlegend davon ab ob es ihm gelang eine Belegschaft aus Sklaven Aufsehern und eventuell Verwaltern zusammenzustellen und zu kontrollieren die den Anforderungen der Produktion gewachsen war 3 Demographie Bearbeiten nbsp Wichtigste Agrarprodukte in den Sudstaaten 1860Im Tiefen Suden verdrangten die Pflanzer vom spaten 18 Jahrhundert an die Siedler die dort Walder und Prarien urbar gemacht hatten und dehnten ihre Besitzungen und ihren Einfluss immer weiter aus Selbst dort aber wurde zunachst fast ein Drittel der Baumwolle nicht auf grossen Plantagen sondern auf landwirtschaftlichen Betrieben mittlerer Grosse produziert Obwohl sie etwa 40 der Sklaven der Region kontrollierten stiegen die Besitzer solcher Mittelbetriebe nur selten in die soziale Klasse der Pflanzer auf 4 Selbst die reichsten Pflanzer schufen keine Grossplantagen auf denen Tausende von Sklaven lebten sondern kontrollierten eher weitlaufige Netze von mittelgrossen Einzelbetrieben Plantagen Fabriken und ahnlichem die sich gelegentlich uber mehrere Bundesstaaten erstreckten 5 Strategien des Machterhalts BearbeitenUm ihre Position an der Spitze der Gesellschaft zu erhalten bedienten sich die Pflanzer einer Vielzahl von Strategien wie z B strenger Distanz gegenuber allen Personen die nicht zu dieser Gruppe gehorten sowie strategischer Heiraten Geschaftspartnerschaften und politischer Bundnisse durch die sich eine kleine Anzahl von Familien als gesellschaftliche Elite gegenseitig bestatigte 6 Gegenuber der Konkurrenz mittelstandischer Baumwollanbauer mit denen sie sich etwa im tiefen Suden den Markt teilen mussten setzten sich die Pflanzer durch indem sie sich von vornherein stets die fruchtbarsten Anbauflachen sicherten 7 Die Pflanzer dehnten nicht nur ihre Plantagen sondern auch ihren gesellschaftlichen Einfluss bestandig aus Besonders im tiefen Suden sicherten sie sich die politische Macht indem sie die Gouverneure ausschliesslich aus den Reihen ihrer eigenen Klasse wahlten Sklavenhalter bevolkerten die gesetzgebenden Organe der sudlichen Bundesstaaten und Territorien die Gerichte und die Sheriff Amter 8 Lebensstil und Ideologie BearbeitenIhren Anspruch auf gesellschaftliche Spitzenpositionen bekraftigten viele reiche Pflanzer auch indem sie demonstrativ einen Lebensstil fuhrten der in Europa dem Adel vorbehalten war und der ihre Umgebung in Bewunderung und Erstaunen versetzte Ihre Plantagen wurden oftmals zum Mittelpunkt kleiner Imperien zu denen nicht nur Farmland und zahlreiche Satellitenplantagen sondern auch Muhlen Giessereien Webereien und andere Fabriken gehorten in denen eigene Erzeugnisse weiterverarbeitet wurden Die Pflanzer traten wie britische Gentlemen auf und entwickelten eine Kultur der Geselligkeit ebenso wie der Ubernahme von Verantwortung 9 In demselben Umfang in dem sie ihre Macht befestigten und immer mehr Personen von ihnen abhingen betrachteten die Pflanzer sich nicht mehr nur als Herren ihrer Sklaven und Bediensteten Sie begannen die Ideologie einer paternalistischen Gesellschaft zu entwickeln in der alle sozialen Beziehungen durch Differenz und Autoritat definiert waren und in der sie selbst die Beweger aller Dinge waren Formuliert war diese Ideologie in einer Begrifflichkeit der Familie Die Pflanzer nahmen in Anspruch Patres familias wohlwollende Patriarchen zu sein die zum Wohle ihrer erweiterten Familie zu der auch die Sklaven gerechnet wurden absoluten Gehorsam und die Anerkennung als Master forderten Im Gegenzug beteuerten sie an ihren Sklaven ein vaterliches Interesse zu haben und gestanden ihnen weihnachtliche Geschenke und monatliche Zuweisungen von Rationen zu Dabei beklagten sie haufig das Gewicht ihrer schweren Verantwortung Diese Ideologie entwickelte sich im Laufe von 200 Jahren immer weiter fort erreichte ihre Hochblute jedoch Mitte des 19 Jahrhunderts als die Institution der Sklaverei von innen heraus bruchig zu werden begann und durch den Abolitionismus auch von aussen zunehmend in Frage gestellt wurde 10 Mit zunehmendem Reichtum flohen viele Pflanzer vor dem Leben auf der Plantage und verbrachten den grossten Teil des Jahres insbesondere jedoch die sommerliche Malaria saison in einem Stadtwohnsitz In uberwiegend von Weissen bewohnten Stadten wie Charleston und spater in Beaufort Georgetown Savannah Darien und Wilmington entstanden ihre Villen in grosser Zahl Wahrend der Abwesenheit des Pflanzers uberwachten Verwalter stewards und Aufseher overseers das Leben und die Produktion auf der Plantage Doch selbst das Big House das reprasentative Plantagen Wohnhaus der reichen Pflanzer das oft einem englischen Landsitz nachempfunden war lag nicht in unmittelbarer Nahe der Unterkunfte der Sklaven Abgesehen von einigen Lieblingen und eventuell Unruhestiftern bildete die Mehrzahl ihrer Sklaven fur sie eine anonyme Masse 11 Im Grenzland des Tiefen Sudens und des Westens war der Lebensstil der Pflanzer auch in den ersten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts noch deutlich bescheidener als im Nordosten Diese Pflanzer deren Plantagen noch im Aufbau begriffen waren benotigten alle verfugbaren Arbeitskrafte Frauen und Manner auf den Feldern in ihren Haushalten beschaftigten sie haufig nur Kinder Es mangelte hier auch an europaischstammigen Frauen die diese Pflanzer hatten heiraten konnen und einzelne von ihnen lebten mit einer afroamerikanischen Partnerin halb offiziell und unter Duldung der regionalen Gesellschaft zusammen Das prominenteste Beispiel fur eine solche Partnerschaft bildet Richard M Johnson der 1837 mit seiner schwarzen Lebensgefahrtin Julia Chinn aus Kentucky nach Washington D C zog um dort das Amt des Vizeprasidenten anzutreten 12 In dem Masse in dem die Sklavenhaltergesellschaft sich etablierte sahen weisse Pflanzer sich jedoch auch im Tiefen Suden gezwungen ihr Zusammenleben mit einer afroamerikanischen Partnerin zu verheimlichen 13 Nachdem die Plantagenokonomie sich dort stabilisiert hatte entstand jedoch auch im Tiefen Suden eine Oligarchie von Pflanzern deren Grundbesitz immer grosser wurde und die ihre Konkurrenz immer mehr verdrangten Die einflussreichsten Pflanzer besassen Plantagen in mehreren Bundesstaaten oder regierten uber Familienimperien in denen Sohne und Schwiegersohne ein ganzes Netz von Plantagen leiteten Diese Grandees die in Einzelfallen Hunderte oder gar Tausende von Sklaven kontrollierten traten wie Angehorige des europaischen Adels auf und lebten meist gar nicht auf ihren Plantagen sondern auf stadtischen Wohnsitzen die ihnen einen geselligen und urbanen Lebensstil ermoglichten Gleichzeitig ubernahmen sie durch Funktionen wie das Amt von Gouverneuren Senatoren Abgeordneten oder Richtern auch die politische Fuhrung So entstammten vier der ersten sechs US Prasidenten inklusive George Washington der Pflanzeraristokratie aus Virginia 14 Spatestens im 19 Jahrhundert war die Mehrzahl der Pflanzer fest davon uberzeugt dass die Institution der Sklaverei nicht nur ihrem personlichen Vorteil diene sondern auch dem der Sklaven Die Unfreiheit der Schwarzen sei quasi deren naturlicher und naturgewollter Zustand Die Existenz freier Afroamerikaner empfanden sie infolgedessen als Infragestellung und Bedrohung der sie entgegenzuwirken versuchten indem sie ihren Einfluss auf die Gesetzgebung u a dazu nutzten die Freilassung von Sklaven immer weiter zu erschweren 15 Bekannte und bedeutende Beispiele BearbeitenRobert King Carter 1663 1732 Virginia Tabakpflanzer George Washington 1732 1799 Virginia Tabakpflanzer und US Prasident Thomas Jefferson 1743 1826 Virginia Tabakpflanzer Farmer und US Prasident 16 James Madison 1751 1836 Virginia Tabakpflanzer und US Prasident James Monroe 1758 1831 Virginia Tabakpflanzer und US Prasident Robert Francis Withers Allston 1801 1864 South Carolina Reispflanzer und Gouverneur Wade Hampton I 1754 1835 Louisiana und South Carolina Zucker Baumwoll und Reispflanzer Abgeordneter im US Kongress Nathaniel Heywood 1766 South Carolina Reispflanzer 17 Andrew Jackson 1767 1845 Tennessee Baumwollpflanzer und US Prasident D John C Calhoun 1782 1850 South Carolina Baumwollpflanzer und US Vizeprasident D Zachary Taylor 1784 1850 Louisiana Baumwollpflanzer und US Prasident Whig Stephen Duncan 1787 1867 Mississippi und Louisiana Baumwollpflanzer John Tyler 1790 1862 Virginia Tabakpflanzer und US Prasident Whig James K Polk 1795 1849 North Carolina Baumwollpflanzer und US Prasident D Joshua John Ward 1800 1853 South Carolina Reispflanzer und Vizegouverneur Meredith Calhoun 1869 Louisiana Zucker und Baumwollpflanzer James Henry Hammond 1807 1864 South Carolina Baumwollpflanzer und Gouverneur D Siehe auch BearbeitenAntebellum Gentry Southern Belle White SupremacyLiteratur BearbeitenElizabeth Fox Genovese Eugene D Genovese The Mind of the Master Class History and Faith in the Southern Slaveholders Worldview Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 978 0 5216 1562 4 James L Huston British Gentry the Southern Planter and the Northern Family Farmer Louisiana State University Baton Rouge 2015 ISBN 978 0 8071 5919 4 Daniel Kilbride An American Aristocracy Southern Planters in Antebellum Philadelphia University of South Carolina Press 2006 ISBN 157003656X Rachel N Klein Unification of a Slave State The Rise of the Planter Class in the South Carolina Backcountry 1760 1808 University of North Carolina Press 1992 ISBN 0807843695 Charlene M Boyer Lewis Ladies and Gentlemen on Display Planter Society at the Virginia Springs 1790 1860 University of Virginia Press 2001 ISBN 0813920809 James Oakes The Ruling Race A History of American Slaveholders W W Norton amp Company 1998 ISBN 0393317056 William Kauffman Scarborouth Masters of the Big House Elite Slaveholders of the Mid Nineteenth Century South Louisiana State University Press 2003 ISBN 0807128821 Richard Waterhouse A New World Gentry The Making of a Merchant and Planter Class in South Carolina 1670 1770 The History Press 2005 ISBN 1596290404 Weblinks BearbeitenAntebellum Louisiana Agrarian Life The Sixteen Largest Slaveholders From 1860 Slave Census SchedulesEinzelnachweise Bearbeiten Maurie D McInnis The Politics of Taste in Antebellum Charleston S 14 UNC Press Books 2015 ISBN 9781469625997 Ira Berlin Generations of Captivity A History of African American Slaves Cambridge London The Belknap Press of Harvard University Press 2003 ISBN 0 674 01061 2 S 63f Berlin S 147 Berlin S 165 Berlin S 215 Berlin S 62 Berlin S 165 Berlin S 62 165 Berlin S 62f 147 Berlin S 62f 147 204f Berlin S 75 77 Berlin S 178 182 Berlin S 199 Forbidden Love Berlin S 196f Berlin S 200 Crops at Monticello Memento des Originals vom 11 Oktober 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot wiki monticello org Ulrich Bonnell Phillips American Negro Slavery S 249 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pflanzer Sudstaaten amp oldid 234046738