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Die tropische Indigopflanze Indigofera tinctoria ist eine Pflanzenart in der Familie der Hulsenfruchtler Fabaceae aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblutler Die Heimat des Indigos liegt abgesehen von Indien im tropischen Afrika und in China IndigopflanzeBlutenstand und Laubblatter einer Indigopflanze Indigofera tinctoria SystematikEurosiden IOrdnung Schmetterlingsblutenartige Fabales Familie Hulsenfruchtler Fabaceae Unterfamilie Schmetterlingsblutler Faboideae Gattung Indigopflanzen Indigofera Art IndigopflanzeWissenschaftlicher NameIndigofera tinctoriaL IllustrationBlatter und Blutenstande Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verwendung 3 Kulturgeschichte des Indigo 4 Anbau 4 1 Indien 4 2 Vereinigte Staaten 4 2 1 Ubersicht 4 2 2 Indigoanbau und Sklaverei 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie Indigopflanze ist ein Halbstrauch oder eine ausdauernde krautige Pflanze und wachst uber 1 5 Meter hoch Die Aste bzw Stangel sind mehr oder weniger fein behaart Die Indigopflanze tragt wechselstandige kurze gestielte und unpaarig gefiederte Laubblatter mit bis zu 17 Blattchen Der bis 2 2 5 Zentimeter lange Blattstiel und die bis 7 8 Zentimeter lange Rhachis sind rinnig und fein behaart Die kurz gestielten das Endblattchen langer eiformigen bis verkehrt eiformigen oder elliptischen abgerundeten bis eingebuchteten oder seltener spitzen ofters feinstachelspitzigen bis 1 5 3 Zentimeter langen Blattchen sind beidseits mehr oder weniger fein behaart elliptisch und ganzrandig Es sind kleine meist abfallende Nebenblatter vorhanden Winzige Nebenblattchen konnen vorkommen Es werden achselstandige kleine und vielblutige fein behaarte Trauben gebildet Die kleinen zwittrigen duftlosen 1 und gestielten Schmetterlingsbluten sind rosa bis rotlich Es sind jeweils kleine Tragblatter vorhanden Der kleine Kelch ist kurz fein behaart Die Staubblatter sind diadelphisch Die Schiffchenblatter sind kurz gespornt Es werden kleine bis 3 5 Zentimeter lange und mehrsamige langliche zylindrische gerade bis mehr oder weniger gekrummte leicht behaarte bis kahle bespitzte Hulsenfruchte mit verdickten Nahten und bestandigem Kelch gebildet Die bis zu 12 kleinen braunen Samen sind kubisch und bis 2 Millimeter gross Die Chromosomenzahl betragt 2n 16 2 Verwendung Bearbeiten nbsp Indigo KuchenDie Indigofera dient primar der Gewinnung des Indigo eines wertvollen Farbstoffs von dem die Farbe Indigo ein tiefes Blau an der Grenze zum Violett ihren Namen hat Die Blatter der Indigopflanze enthalten Indikan in einer Konzentration von 0 2 0 8 Dieser farblose und wasserlosliche Abkommling der Aminosaure Tryptophan stellt den Vorlaufer des Indigo dar welches wie folgt gewonnen wurde Die geernteten Blatter wurden gewassert damit das Indikan Glucose abspaltete Hydrolyse Naturlich vorhandene Enzyme sorgten dafur dass das Indikan innerhalb von etwa zehn Tagen zu gelbem Indoxyl abgebaut wurde Fermentation Das Garungsprodukt verband sich mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff zum blauen Indigofarbstoff Oxidation der ausflockte Die Ausfallung wurde mit einer starken Base wie zum Beispiel Natronlauge versetzt Alkalisierung in Kuchen gepresst getrocknet und schliesslich pulverisiert Heute wird der Indigofarbstoff synthetisch hergestellt Die getrockneten gemahlenen Blatter von Indigopflanzen werden auch zum Haarefarben verwendet So erreicht man eine dunkelbraune bis schwarze Farbung Sie werden dazu auch mit anderen Pflanzen wie Henna gemischt schwarzes Henna Kulturgeschichte des Indigo Bearbeiten nbsp Arbeitsschritte in einer Indigoterie 3 Die Kultivierung des Indigostrauchs stammt aus den Herkunftslandern Indiens und Ostasiens und ist bereits 2500 v Chr in Agypten nachweisbar Plinius beschreibt die Herkunft aus Indien Der Farbstoff komme im Schaum der Flusse vor und werde an einer bestimmten Schilfart abgelagert von dem ihn die Einheimischen absammelten In Europa war Indigo bis zum 12 Jahrhundert selten er wurde in kleinen Mengen uber Syrien und Alexandria aus Indien importiert 4 Um 1420 wird er in einer venezianischen Frachtliste aufgefuhrt Ab ca 1600 wurde er in grossen Mengen von den Niederlandern aus Ostindien eingefuhrt und verdrangte den bis dahin zum Farben von Textilien gebrauchten Farberwaid 4 Beroai ist ein japanischer Begriff fur importiertes Indigo Beroai war vor allem in der Bunsei 1818 1830 und der darauf folgenden Tempō Periode 1830 1844 beliebt Ein Beispiel ist 36 Ansichten des Berges Fuji von Katsushika Hokusai aus der Tenpō Periode 1878 gelang Adolf von Baeyer erstmals die vollsynthetische Herstellung von Indigo Seit 1897 wird synthetischer Indigo kommerziell vertrieben und hat die Indigoproduktion aus pflanzlichen Rohstoffen fast vollig verdrangt Anbau BearbeitenIndien Bearbeiten Indigoanbau in Indien ist seit der Antike belegt Die Pflanze wird in Sanskrit als Nila bezeichnet Nil in Hindi 5 Mitte des 19 Jahrhunderts hatten europaische Kapitalisten Pflanzer in Britisch Indien damit begonnen im Bereich des permanent settlement von den ortlichen Grossgrundbesitzern Zamindar Anbaurechte mittels sogenannter Tinkathia Pachtvertrage zu erwerben und die Bauern raiyat dazu zu verpflichten 3 20stel ihres besten Landes mit der Indigo Pflanze zu bebauen Die Bauern mussten fur den Erwerb des Saatguts zu verzinsende Vorschusse durch Mittelsmanner akzeptieren wobei betrugerische Vertrage und Zinssatze von 50 500 ublich waren Die Pachter erhielten jedoch keinen Garantiepreis sondern einen zur Erntezeit festgesetzten der unter dem Marktwert lag Problematisch war auch dass sich Indigo nicht in die regulare Fruchtfolge einbinden liess Der Farbstoff wurde in ortlichen Fabriken weiterverarbeitet Als sich fur die Pflanzer thikadari und ihre Mittelsmanner der Verkauf von Indigo nicht mehr rentierte verlangten sie von den Bauern Ablose tawan und Pachtzuschlage sharahbeshi Die ausbeuterischen Praktiken fuhrten 1859 1862 zu den sogenannten Indigo Unruhen Die letzten Reste des Tinkathia wurden erst 1917 18 nach der Champaran Kampagne nordostliches Bihar Mohandas Gandhis abgeschafft Vereinigte Staaten Bearbeiten Ubersicht Bearbeiten Auf dem Staatsgebiet der heutigen Vereinigten Staaten wurden erste Versuche Indigo anzubauen bereits Mitte des 17 Jahrhunderts unternommen Kommerziell erfolgreich wurde der Indigoanbau in den britischen Kolonien jedoch erst nachdem Elizabeth Lucas Pinckney 1722 1793 die Pflanze 1739 in South Carolina eingefuhrt hatte Nach einer Reihe erfolgloser Versuche gelang es ihr 1747 erstmals genug Indigo fur eine Lieferung nach Grossbritannien zu produzieren wo die klimatischen Verhaltnisse den Anbau der Pflanze nicht erlauben Indigo aus South Carolina war im Konigreich von da an stark nachgefragt sodass er sich zu einem der landwirtschaftlichen Haupterzeugnisse der Kolonie entwickelte Ihren Hohepunkt erreichte die Produktion im Jahr 1773 6 7 Als wahrend des Unabhangigkeitskrieges der britische Exportmarkt entfiel wurde der Indigoanbau in South Carolina vom Reisanbau verdrangt Nach Kriegsende konnte sich der amerikanische Indigo gegen den billigeren und besseren Indigo aus Indien nicht mehr behaupten Am Ende des 18 Jahrhunderts wurde Baumwolle zum wichtigsten landwirtschaftlichen Produkt in South Carolina und verdrangte den Indigo noch weiter 6 In geringem Umfang wurde Indigo auch in Georgia und Louisiana angebaut In Louisiana wurde die Pflanze von den Franzosen seit 1718 angebaut bis 1763 entwickelte Indigo sich dort zum wichtigsten Exportprodukt wurde Ende des 18 Jahrhunderts jedoch von profitableren landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Baumwolle Zuckerrohr und Tabak verdrangt In Florida war Indigo im 17 Jahrhundert von den Spaniern eingefuhrt worden 6 Indigoanbau und Sklaverei Bearbeiten Der Indigoanbau erforderte viel Handarbeit allerdings nicht ganz so viel wie der Anbau von Zuckerrohr oder Reis Auf die Saat April folgten auf dem nordamerikanischen Festland Anfang Juli ein erster Schnitt und Ende August oft ein zweiter Schnitt Zu den Arbeiten die beim Indigoanbau anfielen gehorte das Vorbereiten Pflugen Hacken und Einebnen der Felder das Saen Unkrautziehen und erneutes Pflugen zum Beluften des Bodens Nach dem Schnitt der kurz vor der Blute erfolgt musste die Pflanze in Stucke geschnitten gebundelt und am selben Tag noch weiterverarbeitet werden Die Weiterverarbeitung umfasste das Wassern in Wannen oder Bottichen wo sich der Farbstoff von der Pflanze loste und infolge eines Garprozesses die erwunschte blaue Farbe erlangte In dieser Phase war die Verarbeitung des Indigo besonders widerwartig der stinkende und nach Ansicht vieler Zeitgenossen gesundheitsschadliche Sud musste nachdem er vom Rest der Pflanze abgegossen worden war uber Stunden hinweg unablassig gestampft werden damit der Farbstoff sich vom Wasser trennte und in Flocken auf den Wannenboden niederschlug Nach dem Abgiessen des Wassers wurde der Farbstoff der nun eine puddingartige Konsistenz hatte in Stoffsacke geloffelt um darin uber Nacht weiter Wasser zu verlieren Am nachsten Tag wurde die Masse in Formen gegeben erneut gepresst und getrocknet und schliesslich in Wurfel geschnitten 7 Auf den Indigoplantagen der nordamerikanischen Kolonien arbeiteten von Anfang an Sklaven Die Spanier hatten beim Indigoanbau zunachst indianische Sklaven eingesetzt waren dann jedoch zu der Uberzeugung gelangt dass die Krankheiten an denen diese in grosser Zahl starben durch die Indigoverarbeitung verursacht seien Die Indianer wurden daraufhin durch Sklaven ersetzt die direkt aus Afrika importiert waren Auch in den franzosischen und britischen Kolonien arbeiteten auf den Indigoplantagen afrikanischstammige Sklaven Da die europaischen Kolonialherren wenig Erfahrung mit der Pflanze hatten trug die Expertise dieser Sklaven die mit dem Indigoanbau haufig bereits aus Afrika vertraut waren zum Aufstieg der amerikanischen Indigoproduktion in erheblichem Umfang bei Anders als in vielen anderen Arbeitsbereichen wurden die Sklaven auf den Indigoplantagen in South Carolina und Georgia nach dem Task System eingesetzt d h sie arbeiteten nicht unter einem Aufseher eine bestimmte Anzahl von Stunden in der Kolonne Gang System sondern erhielten fur jeden Tag definierte Aufgaben was ihnen eine gewisse Verfugungsgewalt uber ihre Zeit gab die sie ja auch zur Bewirtschaftung ihrer Versorgungsgarten und felder benotigten Die Anbau und Verarbeitungszyklen von Indigo und Reis liessen es zu beide Pflanzen gleichzeitig von denselben Sklaven kultivieren zu lassen 7 Literatur BearbeitenEduard Winkler Ausfuhrliche Beschreibung sammtlicher Arzneigewachse 1836 S 286 289 Abbildungen S 58 auch Vollstandiges Real Lexicon Erster Band A L Brockhaus 1840 S 805 ff Hermann Zippel Auslandische Handels und Nahrpflanzen zur Belehrung fur Vieweg 1885 S 140 145 Taf 31 David Patrick Geggus Indigo and Slavery in Saint Domingue In Verene A Shepherd Hrsg Slavery without Sugar Diversity in Caribbean Economy and Society since the 17th Century Gainesville 2002 S 1935 Carlos O Stoetzer Der mittelamerikanische Indigo und sein Echo in der Fruhen Neuzeit In Jahrbuch fur Geschichte von Staat Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas 32 1995 S 123 146 David L Coon Eliza Lucas Pinckney and the Reintroduction of Indigo Culture in South Carolina In The Journal of Southern History 42 1 1976 S 61 76 Fritz Lauterbach Der Kampf des Waides mit dem Indigo Leipzig 1905 Elias Elie Monnereau Le parfait Indigotier ou description de l indigo Amsterdam 1765 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Zippel Auslandische Handels und Nahrpflanzen S 141 Indigofera tinctoria bei Tropicos org In IPCN Chromosome Reports Missouri Botanical Garden St Louis Kupferstich aus der Histoire generale des Antilles von Jean Baptiste du Tertre 1667 a b Robin J H Clark Christopher J Cooksey Marcus A M Daniels Robert Withnall Indigo woad and Tyrian Purple important vat dyes from antiquity to the present In Endeavour NS 17 4 1993 192 Pergamon Press ISSN 0160 9327 J Crawfurd On the History and Migration of Textile and Tinctorial Plants in Reference to Ethnology In Transactions of the Ethnological Society of London 7 1869 S 1 15 a b c Jean M West A Brief History of Indigo in the United States Memento des Originals vom 5 November 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sewanee edu a b c Jean M West The Devil s Blue Dye Indigo and Slavery Memento des Originals vom 14 Juni 2012 im Webarchiv archive today nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www slaveryinamerica orgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Indigopflanze Indigofera tinctoria Album mit Bildern Videos und Audiodateien Farber Indigostrauch bei Baumkunde Indigofera tinctoria bei PROTA Indigofera tinctoria in der Flora of China Vol 10 Indigofera tinctoria bei Useful Tropical Plants Indigo bei Asian Textile Studies Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indigopflanze amp oldid 237004904