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Dieser Artikel beschreibt ein romisches Stadttor in Koln Zu einem ahnlich genannten Eingang mittelalterlicher Kirchen siehe Nordtore Die Pfaffenpforte oder Nordtor Unter Fettenhennen Burgmauer war ein romisches Stadttor in der Kolner Altstadt Nord und gehorte zu den wichtigsten Zugangen in die Stadt Sein sudliches Pendant war die Hohe Pforte Pfaffenpforte und Romerturm in der gewesteten Kolner Stadtansicht von 1570 des Arnold Mercator links unten der Sudturm des Doms links St Margareten rechts St AndreasInhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Die Sage uber den Kampf mit einem Lowen 3 Umbauten 4 Abriss und Uberreste 4 1 Haupttorbogen 4 2 Ostlicher Seitenbogen Fussgangertor 4 3 Fundamente 5 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenUmstritten ist der Zeitraum seiner Entstehung Das romische Nordtor stammte nach einer Ansicht aus der flavischen Zeit zwischen 50 und 90 n Chr Nach anderer Auffassung weise auf eine Bauphase im 3 Jahrhundert die spater getilgte Inschrift der Kaiser Valerianus und Gallienus 253 260 und 253 268 hin Auf der ausseren feldseitigen Bogenstirn des Haupttors wurde zu jener Zeit ein neuer Ehrenname der Stadt eingemeisselt Valeriana Gallieniana benannt nach den Kaisern Valerian und Gallienus Dieser Ehrenname wurde unter dem Herrscher des gallischen Sonderreichs Postumus nach 260 n Chr wieder getilgt worauf die breite Rasur der Inschrift auf dem Torbogen im Romisch Germanischen Museum hinweist 1 Da die romische Stadtmauer und das Nordtor innerhalb eines engen Zeitraums entstanden sind 1 spricht vieles fur die flavische Zeit Es hiess offiziell Porta clericorum oder Porta paphia Paphia deutet darauf hin dass es die Gottin Venus verehrte 2 Nach anderer Meinung soll an dieser Stelle der Tempel der Venus Paphia gestanden haben 3 Das Nordtor war ursprunglich ein dreibogiges Bauwerk Wie ein Tunnel fuhrte die uber 11 Meter lange mittlere Durchfahrt durch das riesige Torgebaude hier verlief fur Fuhrwerke die Romerstrasse Cardo maximus die nordwarts nach Novaesium heute Neuss fuhrte Die uber 30 Meter breite Toranlage mit den beiden quadratischen Turmen besass eine Breite von knapp 6 Metern und sorgte fur einen reibungslosen Durchgangsverkehr von Wagen oder Truppeneinheiten Die schmalen Seitengange waren fur Fussganger bestimmt Der die Strasse uberspannende Mittelbogen konnte rekonstruiert werden und ist daher bekannt An der Nordseite dieses Bogens wurden auf seiner Archivolte nachtraglich im 3 Jahrhundert die Buchstaben CCAA Colonia Claudia Ara Agrippinensium eingemeisselt Die Tore wurden von kannelierten Pilastern gerahmt von denen an dem erhaltenen Seitendurchgang noch die Basis und der untere Teil des Schaftes uberlebt haben Flankiert wurde die Bogenanlage von zwei quadratischen Turmen mit 7 60 Metern Seitenlange Die gesamte Anlage aus romischem Kalkmortel und Werksteinen aus Basalt Trachyt Grauwacke und Kalkstein war 30 50 Meter breit und 11 60 Meter tief Die zentrale Durchfahrt war 5 60 Meter breit die seitlichen Durchgange jeweils 1 90 Meter die rekonstruierte Hohe bis zum Dachfirst betrug 27 50 Meter Im erhaltenen Teil des Tores auf der Domplatte Replik kann man an der Westseite eine Rille erkennen in der das Fallgitter des mittleren Durchganges hing Dieses Fallgitter belegt dass das Tor zweigeschossig war nbsp Pfaffenpforte Olgemalde um 1582 nbsp Pfaffenpforte Aquarell von Heinrich Oedenthal 1840 nbsp Mitteltor des Romerturms Nordseite eingemauert im Lichthof eines Schulgebaudes in der Pipinstrasse 1883 nbsp Rekonstruktion des romischen Nordtores Aquarell von Georg Heuser 1908 nbsp Rekonstruktion des romischen Nordtores Aquarell von Georg Heuser Postkarte 1913 nbsp Nordtor mit der Inschrift CCAACaesarius von Heisterbach nennt das Tor Porta clericorum 4 Es leitete seinen Namen von den Pfaffen ab die den Kolner Dom besuchten das Wort war damals noch positiv belegt 5 Es war damals schon zu Wohnungen fur Domgeistliche eingerichtet und es wohnte dort zur Zeit des Caesarius der Dechant Adolphus der spater den bischoflichen Stuhl von Koln bestieg Erzbischof Adolf I Man kann aus der kurzen Erwahnung des Pfaffentores bei Caesarius schliessen dass es bereits erkerartige Ausbauten hatte Unser Schriftsteller berichtet namlich dass ein Domkanonikus an das Erkerfenster der Porta paphia trat fenestra solarii Portae clericorum und draussen den Dechanten Ensfried von St Andreas erblickte dem mehrere Arme Blinde und Lahme folgten Die Strasse an der Porta paphia scheint damals nicht in besonders gutem Zustande gewesen zu sein denn der Kanonikus sah weiter wie Ensfried der selber alt und gebrechlich war jedem Armen die Hand reichte damit er die Steine die dort auf der Strasse herausstanden uberschreite 6 In einer Urkunde des Niederich aus 1228 hiess sie schliesslich Paffenporcen nbsp Relief am Kolner Rathaus Kampf des Hermann Gryn mit dem LowenDie Sage uber den Kampf mit einem Lowen BearbeitenDer oberhalb des Tores angebrachte Lowenkopf weist auf eine Sage hin wonach Burgermeister Hermann Gryn im Jahre 1262 von zwei Domherren des Erzbischofs Engelbert II von Falkenburg den Lowen zum Frass vorgeworfen werden sollte Gryn gelang jedoch die Totung des Tieres 7 Es wird berichtet dass am nachsten Tage der spatere Konig Rudolph I nach Koln kam und von den Vorgangen erfuhr Er liess die beiden Domherren an einem Balken der Pfaffenpforte aufhangen 8 Die Sage symbolisierte den anhaltenden Streit zwischen Stadt und Erzbischof Chroniken des spaten 15 Jahrhunderts zufolge trug sich diese Episode im Jahre 1262 zu 9 Erst nach dieser Zeit nannten die Kolner das Nordtor Pfaffenpforte die am 23 August 1499 erschienene Koehlhoffsche Chronik erwahnte erstmals diesen Namen In der Kolner Stadtansicht von 1570 hat Arnold Mercator sie als Paffen pforts berucksichtigt Hierin ist zu erkennen dass das Nordtor die Strasse Unter Fettenhennen uberspannte und den Zugang zur Stadt und zum Dom kontrollierte Als paffinporze ist sie bereits 1228 in den Schreinsbuchern von Niederich erwahnt 10 Umbauten BearbeitenDie Pforte wurde um 1076 mit einem Solarium Sonnenterrasse mit Erker uberbaut und erfuhr durch diesen Bau und spatere mehrfache Um und Neubauten der ostlich an sie angrenzenden mittelalterlichen Domdechanei im Laufe der Zeit Veranderungen Renovierungen gab es in den Jahren 1606 1616 und 1621 Das Nordtor blieb bis 1657 weitgehend bestehen der zentrale Bogen diente weiterhin als Durchgang jedoch nicht mehr als Stadteingang Der zentrale Durchgang des romischen Tores war auch nach 1657 an die neue barocke Domdechanei angebaut Danach wurde es 1826 mit dem Beginn der Freilegung der Domumgebung und der Verbreiterung der Strasse Unter fetten Hennen abgerissen Das barocke Nordtor der Domdechanei des Domdechanten Franz Egon von Furstenberg Heiligenberg an der Trankgasse kann nicht mit dem romischen Stadttor in Verbindung gebracht werden 11 Abriss und Uberreste BearbeitenAb 1826 nahmen die einzelnen Bestandteile des romischen Befundes unterschiedliche Wege Haupttorbogen Bearbeiten nbsp Romisches Nordtor im Romisch Germanischen Museum September 2007 1826 wurde ein Teil der barocken Domdechanei abgebrochen dort wo sich der Mittelbogen des Nordtores befunden hat um die Strasse Unter Fettenhennen zu verbreitern 12 Auf Veranlassung von Konservator Johann Anton Ramboux kam der landseitige Torbogen im Juni 1827 in das im Kolner Hof gelegene Wallrafsche Museum wo er lange Zeit im Hofraum herumlag Seit 1883 war er im Lichhof in einer Seitenwand der Schule an der Pipinstrasse eingemauert Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schule an der Pipinstrasse am 31 Mai 1942 zwar total zerstort 13 die romischen Mauerreste blieben jedoch erhalten Die Originalfragmente sind seit Marz 1974 im Romisch Germanischen Museum ausgestellt Ostlicher Seitenbogen Fussgangertor Bearbeiten Im Jahre 1892 wurden beim Abriss der restlichen Teile der barocken Domdechanei des Marstallgebaudes und des Hauptgebaudes die Fundamente des ostlichen Seitendurchgangs und Teile der landseitigen Pfeiler wiederentdeckt Sie waren in der Nordwand des Gebaudes ehemalige Aussenseite des romischen Tores verbaut gewesen Eine stadtische Debatte entbrannte einige Jahre spater um die Frage ob dieses ostliche Fussgangertor und die weiteren Reste am Ort verbleiben sollten oder fur die Erweiterung der Strassenbahn abgerissen bzw verschoben werden sollten Das Fussgangertor stand frei und war durch einen kleinen Zaun vom offentlichen Raum abgegrenzt Eine Entscheidung wurde schliesslich durch eine kaiserliche Genehmigung im Jahr 1896 gefallt das Tor wurde an die Nordwestecke des damaligen Wallraf Museums nahe der Ecke An der Rechtschule Drususgasse versetzt 12 Dort stand sie noch bis weit in die Nachkriegszeit 14 bevor sie an ihren aktuellen Standort in der Nahe des ursprunglichen Fundortes zuruckgebracht wurde nbsp Situation 1965 Das Fussgangertor steht seitlich des damaligen Wallraf Richartz Museums nbsp Fussgangertor am aktuellen erhohten Standort auf der Domplatte Fundamente Bearbeiten Die Fundamente des Nordtors sind bis in die Gegenwart am Fundort erhalten Durch den Bau der Domplatte befindet sich dieser nun in der darunterliegenden Tiefgarage Einzelnachweise Bearbeiten a b Jennifer Lauer Alfred Schafer Das romische Nordtor von Koln Memento des Originals vom 12 November 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www deutsche limeskommission de in Der Limes Heft 1 2014 S 17 ff Paphia bei Etymologisches Worterbuch Ferdinand Franz Wallraf Ausgewahlte Schriften 1861 S 12 IV 5 IX 43 Brockhaus Blatter fur literarische Unterhaltung 1831 S 699 Egid Beitz Caesarius von Heisterbach und die Bildende Kunst 1926 S 18 Philipp von Steinau Die Volkssagen der Deutschen 1838 S 35 Johann Georg Theodor Grasse Sagenbuch des preussischen Staats Band 2 1871 S 74 Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz Band 2 Band 50 2004 S 400 Jahrbucher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande Band 14 1859 S 38 Richard Klapheck Die Baukunst am Niederrhein 2013 S 236 a b A Minjon Die Porta Paphia zu Koln In Rheinische Geschichtsblatter Band 8 Bonn 1897 S 246 f Martin Ruther Koln 31 Mai 1942 Der 1000 Bomber Angriff 1992 S 110 Otto Doppelfeld Die romische Stadtmauer von Koln In Die Kunstdenkmaler im Rheinland Kolner Untersuchungen Festgabe zur 1900 Jahrfeier der Stadtgrundung Beiheft 2 Ratingen 1950 S 11 50 94132 6 956303 Koordinaten 50 56 28 8 N 6 57 22 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfaffenpforte amp oldid 236355423