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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Paul Scherrer Begriffsklarung aufgefuhrt Paul Hermann Scherrer 3 Februar 1890 in St Gallen 25 September 1969 in Zurich war ein Schweizer Physiker Paul Scherrer um 1955 Das Grab von Paul Scherrer und seiner Ehefrau Ina Sonderegger auf dem Friedhof Fluntern in Zurich Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Scherrerplatz in St GallenPaul Scherrer war der Sohn des Kaufmanns und Kunstmalers Hermann Scherrer und von Ida Zurcher Er besuchte die Eidgenossische Handels und Verkehrsschule in St Gallen und studierte zunachst ab 1908 zwei Semester Botanik an der ETH Zurich wechselte dann aber zu Physik und Mathematik 1912 setzte er seine Studien in Konigsberg fort dann ging er nach Gottingen Dort entwickelte er 1916 in Zusammenarbeit mit Peter Debye eine experimentelle Methode zur Strukturbestimmung von Kristallen in Pulverform mittels Rontgenstrahlen das bis heute so genannte Debye Scherrer Verfahren 1 Spater ubertrugen Debye und Scherrer das auch auf Flussigkeiten Kolloide und anorganische Verbindungen mit Ruckschlussen auf deren atomaren Aufbau zum Beispiel den Aufbau von Lithiumfluorid aus ionisierten Lithium und Fluoratomen 1918 was damals nicht klar war Er promovierte 1916 unter der Leitung Debyes uber den Faraday Effekt des Wasserstoffmolekuls Die Rotationsdispersion des Wasserstoffs Ein Beitrag zur Kenntnis der Konstitution des Wasserstoffmolekuls Ab 1918 erhielt er eine Privatdozentur in Gottingen 1920 wurde er ordentlicher Professor fur Experimentalphysik an der ETH Zurich wohin er Peter Debye folgte der dort 1920 Professor wurde ab 1927 Leiter der Experimentalphysik an der ETH Zurich und Direktor des Physikalischen Instituts dem er mit dem Theoretiker Wolfgang Pauli zu internationaler Anerkennung verhalf In den 1920er Jahren wandte er sich der Festkorperphysik zu Magnetismus Piezoelektrizitat Ferroelektrika Seine Rontgenuntersuchungen von Salzen von Komplexverbindungen bestatigten die Theorien uber ihren Aufbau von Alfred Werner Ab den 1930er Jahren wandte er sich verstarkt der Kernphysik zu 1940 wurde unter seiner Leitung an der ETH Zurich mit Unterstutzung der Firmen Oerlikon und Brown Boveri amp Cie ein Zyklotron gebaut Er galt als exzellenter Organisator mit einem Talent fur die Akquisition von Forschungsgeldern und Lehrer mit vielen Schulern der durch seine perfekten Vorlesungsexperimente auch Nicht Physiker anzog 2 Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete Scherrer mit dem US Nachrichtendienst OSS zusammen Allen W Dulles und Moe Berg 3 in Bern dem er aufgrund seiner engen Kontakte zum deutschen Kernphysiker Werner Heisenberg entscheidende Informationen zum Stand der Entwicklung der Atombombe in Nazi Deutschland lieferte 4 Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1954 an der Grundung des Forschungszentrums CERN bei Genf beteiligt und wirkte in verschiedenen Institutionen und Gremien zur Verbreitung der Kernenergie in der Schweiz 1946 wurde er Prasident der neu gegrundeten Studienkommission fur Atomenergie SKA welche auch einen militarischen Auftrag 5 hatte und das Schweizer Atomwaffenprogramm betrieb Militars und Politiker hatten aber langer an der Idee einer Atombombe fest gehalten als Scherrer und seine Kollegen so Monika Gisler 5 Scherrer war ab 1955 an der Grundung der Reaktor AG in Wurenlingen beteiligt die 1960 im Eidgenossischen Institut fur Reaktorforschung aufging und mit diesem 1988 im Paul Scherrer Institut Die Reaktor AG hatte den von den USA im Jahr 1955 wahrend der Konferenz Atoms for Peace in Genf 6 vorgestellten Reaktor Saphir via die Eidgenossenschaft kauflich erworben 5 nbsp Paul Scherrer und Walter Boveri im Institut der ETHAb 1958 war er Prasident der Schweizerischen Kommission fur Atomwissenschaften Scherrer war mit dem Bankier Walter E Boveri 1894 1972 wesentlich an der Atompolitik der Schweiz in der Nachkriegszeit beteiligt 7 1960 wurde er emeritiert und ubernahm einen Lehrauftrag an der Universitat Basel Im Jahr 1969 starb Scherrer an den Folgen eines Reitunfalles 8 Er wurde auf dem Friedhof Fluntern beigesetzt Er arbeitete hauptsachlich auf den Gebieten Rontgen und Hohenstrahlung Magnetismus und Kernphysik 1912 heiratete er Ina Sonderegger Tochter des Ingenieurs und Politikers Conrad Sonderegger Scherrer betrieb mehrere Sportarten und interessierte sich laut Monika Gisler fur Jazz 5 Paul Scherrers Tochter war die Klassische Archaologin Ines Jucker Sein Nachlass wurde auf eigenen Wunsch grosstenteils vernichtet 7 Ehrungen Bearbeiten1938 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 9 Seit 1950 war er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften seit 1954 assoziiertes Mitglied der Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique 10 und seit 1960 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences Er war achtfacher Ehrendoktor und erhielt 1943 den Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist Nach ihm sind das Debye Scherrer Verfahren die Scherrer Gleichung und das Paul Scherrer Institut PSI fur Grundlagenforschung in den Natur und Ingenieurwissenschaften benannt Ausserdem tragt seit 2006 der Asteroid 45305 Paulscherrer seinen Namen 11 Das Mineral Paulscherrerit tragt in Anerkennung fur seine Beitrage auf den Gebieten der Mineralogie und der Kernphysik seinen Namen Schriften Bearbeitenmit Peter Stoll Physikalische Ubungsaufgaben 3 Bande BI Hochschultaschenbucher Bibliographisches Institut Mannheim 1962 bis 1964Literatur BearbeitenHans Frauenfelder Oskar Huber Peter Stahelin Hrsg Beitrage zur Entwicklung der Physik Festgabe zum 70 Geburtstag von Professor Paul Scherrer Basel 1960 Hans Frauenfelder Rolf Steffen Paul Scherrer Physics Today Band 23 Januar 1970 S 129 133 P Huber Professor Dr Paul Scherrer Helvetica Physica Acta Band 43 1970 S 3 8 Kurt Alder Hrsg Paul Scherrer 1890 1969 Paul Scherrer Institut 1990 Helge Kragh Scherrer Paul Hermann Dictionary of Scientific Biography Supplement 2 1990 S 784 785 H Volkle Der Physiker Prof Paul Scherrer 1890 1969 in Toggenburger Annalen Band 3 1976 S 41 49 Hermann Waffler Kernphysik an der ETH Zurich zur Zeit Paul Scherrers in Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zurich Band 137 1992 S 143 176 Horst Kant Scherrer Paul In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 704 f Digitalisat Erwin Neuenschwander Scherrer Paul In Historisches Lexikon der Schweiz Tobias Wildi Der Traum vom eigenen Reaktor Die schweizerische Atomtechnologieentwicklung 1945 1969 Chronos Verlag Zurich 2003 Monika Gisler Erzahlte Physik Paul Scherrer und die Anfange der Kernforschung Chronos Zurich 2023 ISBN 978 3 0340 1714 5 Wissenschaftliche Rezension Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Scherrer Sammlung von Bildern Literatur von und uber Paul Scherrer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paul 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Scherrer Paul Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer PhysikerGEBURTSDATUM 3 Februar 1890GEBURTSORT St Gallen SchweizSTERBEDATUM 25 September 1969STERBEORT Zurich Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Scherrer amp oldid 242014876