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Pappaceras ist eine ausgestorbene Gattung der Unpaarhufer aus der Familie der Indricotheriidae Sie reprasentiert den bisher altesten Vertreter der Indricotherien Der uberwiegende Teil des bekannten Fossilmaterials kam in der Inneren Mongolei zu Tage Gefunden wurden bisher vor allem Schadel und Gebissreste Die Fossilreste lagerten in verschiedenen Gesteinsformationen deren Altersspanne sich vom Ubergang des Unteren zum Mittleren Eozan bis zum ausgehenden Mittleren Eozan erstreckt Die absoluten Altersangaben betragen somit zwischen rund 50 und rund 37 Millionen Jahren Die Tiere waren relativ klein fur Indricotherien und ernahrten sich wohl von weicher Pflanzenkost die mit uberwiegend senkrechten Kaubewegungen zerkleinert wurde Die Gattung erhielt im Jahr 1963 ihre wissenschaftliche Erstbeschreibung sie galt aber lange Zeit als identisch mit Forstercooperia Erst weitere Neufunde fuhrten im Jahr 2016 wieder zur Anerkennung von Pappaceras als eigenstandige Gattung Es sind mehrere Arten belegt PappacerasSchadel von Pappaceras Holotyp von P meiomenus in verschiedenen AnsichtenZeitliches AuftretenUnteres bis Mittleres Eozan Ypresium bis Lutetium 52 bis 37 7 Mio JahreFundorteOstasien nordliches China SystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla IndricotheriidaePappacerasWissenschaftlicher NamePappacerasWood 1963 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenPappaceras ist ein kleiner Vertreter der Indricotherien Er wurde bisher durch mehrere Schadel und Unterkiefer dokumentiert Der Schadel wies eine Lange von rund 39 cm auf und war langgestreckt geformt Am Rostrum stand der aufsteigende Abschnitt des Mittelkieferknochens mit dem Nasenbein in Kontakt Dadurch entstand ein kleiner Naseninnenraum der im hinteren Bereich etwa bis zur Position der Eckzahne reichte Der horizontale Abschnitt besass eine Bogenform Das Nasenbein beanspruchte den gesamten Abschnitt der Voraugenregion Es war dunn im Querschnitt flach und endete vorn spitz Wie bei allen Indricotherien wies es keine Ansatzstellen fur eine Hornbildung auf Die Knochennaht mit dem Stirnbein verlief bogenformig eingezogen Der Oberkiefer hatte in Seitenansicht eine Trapezgestalt und ragte hoch auf Das Foramen infraorbitale lag oberhalb des vierten Pramolaren Das Tranenbein reichte weit in den Gesichtsabschnitt hinein und war hier quadratisch geformt Den Tranenkanal offnete sich seitlich vor der Orbita Der Jochbogen war grazil gebaut und kragte nur leicht aus Sein vorderer Ansatz lag etwa 40 mm hinter dem vorderen Orbitarand Auf dem Stirnbein waren zwei schwache Knochenrippeln ausgebildet die nach hinten zogen und sich allmahlich verdickten Sie vereinten sich am Scheitelbein zu einem Scheitelkamm Das Hinterhauptsbein war breit und nahezu senkrecht orientiert Es wies nur einzelne schwache Knochenwulste auf Der Processus paroccipitalis war schlank und nicht vollstandig mit dem Processus posttympanicus verwachsen zudem uberragte er letzteren Die Gelenkflachen zum Kontakt mit der Halswirbelsaule zeigten nach unten An der Schadelbasis befand sich am Schuppenteil des Schlafenbeins die langovale Glenoidgrube zur Gelenkung mit dem Unterkiefer 1 nbsp Unterkiefer von pappaceras mit verschiedenen Markerpunkten zur Rekonstruktion der MuskulaturDer Unterkiefer war langgestreckt und verlief am unteren Rand nahezu gerade Lediglich der Abschnitt der Symphyse besass eine noch oben gerichtete Orientierung Das Gebiss umfasste die vollstandige Bezahnung der fruhen Hoheren Saugetiere mit folgender Zahnformel 3 1 4 3 3 1 4 3 displaystyle frac 3 1 4 3 3 1 4 3 nbsp Insgesamt bestanden also 44 Zahne allerdings ist es moglich dass der jeweils erste Pramolar bei einigen Vertretern reduziert war und diese so nur uber 40 Zahne verfugten Die Schneidezahne wiesen mit Ausnahme des jeweils inneren Paares alle etwa die gleiche Grosse auf Allgemein waren sie klein und von konischer Gestalt Somit fehlten die fur spate Indricotherien typischen hypertrophierten Schneidezahne was in etwa mit Forstercooperia ubereinstimmt bei diesem variierten sie aber starker in der Grosse Zwischen den einzelnen Schneidezahnen waren kleine Diastemata ausgebildet die im oberen Gebiss etwa 5 mm Breite besassen so dass das vordere Gebiss keine geschlossene Reihe bildete Der ahnlich geformte Eckzahn uberragte die Schneidezahne Die vorderen Pramolaren ahnelten nicht den Molaren waren also noch nicht molarisiert die drei hinteren Pramolaren waren deutlich langer als der vorderste Die Mahlzahne hatten eine quadratische bis trapezformige Gestalt Sie stimmten im Aufbau weitgehend mit denen der Nashorner uberein mit einem auf den vorderen beiden Oberkiefermolaren charakteristischen p formigen Schmelzbandmuster zusammengesetzt aus dem entlang der Zahnaussenkante verlaufenden Ectoloph und den rechtwinklig dazu stehenden Metaloph und Protoloph Auf dem letzten oberen Molaren kamen einzelne markante topographische Marken vor etwa der Metaconus und das Ectoloph die bei Forstercooperia nicht ausgebildet sind Die Lange der oberen und unteren Molaren variierte zwischen 25 und 34 mm die Pramolaren waren entsprechend kurzer 2 1 3 Fossilfunde BearbeitenFast alle Fossilreste von Pappaceras kamen bisher in der Inneren Mongolei im Norden von China zu Tage Bedeutend ist hier der ostliche Teil des Erlian Beckens nahe der Grenze zur Mongolei das wichtigste Fundgebiet liegt sudlich der Stadt Erlian Es verteilt sich auf mehrere Fundlokalitaten im Umkreis von Iren Dabasu und Baron Sog Den altesten Fund barg hier die Arshanto Formation welche allgemein in das Untere Eozan datiert Die Fundlage im oberen Abschnitt der Gesteinseinheit spricht eher fur den Zeitraum des Ubergangs vom Unteren zum Mittleren Eozan was in einem Alterswert von rund 50 Millionen Jahren resultiert Oberes Ypresium lokalstratigraphisch Oberes Arshantum 1 Bestatigt wird dies auch unter anderem durch palaomagnetische Untersuchungen Dadurch reprasentiert der Fund den bisher altesten eines Vertreters der Indricotherien Es handelt sich um einen nahezu vollstandigen sehr gut erhaltenen Schadel Die anderen Fossilreste aus dem Erlian Becken sind der Irdin Manha Formation aus dem Mittleren Eozan zuzuweisen Ypresium lokalstratigraphisch Irdinmanhum Es handelt sich um einzelne Teilschadel sowie zahlreiche Unterkiefer und Gebissreste 2 4 Sowohl die Arshanto als auch die Irdin Manha Formation bestehen aus sandigen Schluff und feinkornigen Sandsteinen die teilweise von eingearbeiteten Kiesrinnen unterbrochen werden Sie stellen Hinterlassenschaften ehemaliger Flusse dar 5 6 Ein nahezu vollstandiger Unterkiefer wurde auch aus der Shara Murun Formation im Sudosten der Fundregion berichtet Er kann mit einer Alterstellung im ausgehenden Mitteleozan lokalstratigraphisch Sharamurunium als der bisher jungste Fund der Gattung angesehen werden 4 Als moglicherweise einer der wenigen Knochenreste von Pappaceras ausserhalb der Inneren Mongolei wird ein Oberkiefer aus Lunan in der bezirksfreien Stadt Tangshan ostlich von Peking eingestuft Das Stuck weist wohl ein obereozanes Alter auf 7 3 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion des Kopfes von PappacerasDie niederkronigen Zahne mit ihrer einfachen Struktur lassen eine auf weiche pflanzliche Kost basierte Ernahrung annehmen Das kann auch durch den generell schmalen Mittelkieferknochen angenommen werden Der niedrige aufsteigende Ast des Unterkiefers und die dort ausgepragte markante Fossa masseterica verweisen auf einen gut entwickelten Musculus masseter der aber durch den eher grazilen Jochbogen nicht ganz so dominant war wie beim verwandten Juxia Der Masseter Muskel bewirkt hauptsachlich vertikale Kaubewegungen Am Alisphenoid Keilbeinflugelknochen liegt eine Furche an die die Ankerstellen fur den Musculus pterygoideus medialis andeutet Der Muskel ist gut bei heutigen Pferden und Tapiren entwickelt bei Nashornern spielt er dagegen keine Rolle Er fungiert als Gegenspieler des Masseter Muskels und lasst rotierende Kaubewegungen zu Diese waren aber wahrscheinlich bei Pappaceras nur untergeordnet von Bedeutung da etwa der flache Gaumen nur wenig Zwischenraum fur die Zunge bei seitlichen Bewegungen liess Die spitzen unteren und oberen Schneidezahne griffen bei Gebissschluss ineinander und zeigen auffallige Abnutzungsfazetten Moglicherweise konnte Pappaceras dadurch auch hartere Pflanzenteile verwerten indem sie mit den vorderen Zahnen durchbohrt wurden Die Schneidezahne eigneten sich aber nicht zum Zerschneiden von Nahrung wie die der Pferde mit ihren geraden Kanten 8 Systematik BearbeitenPappaceras ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Indricotheriidae die wiederum innerhalb der Uberfamilie der Rhinocerotoidea steht und somit zur Nahverwandtschaft der heutigen Nashorner gehort Die Indricotherien brachten grosse bis extrem grosse Formen hervor darunter auch mit Paraceratherium eines der grossten bekannten Landsaugetiere uberhaupt Generell wiesen die Vertreter der Familie abweichend von den Nashornern keine Hornbildung auf der Nase auf Des Weiteren konnen die Indricotheriidae anhand des vorderen Gebisses von den Nashornern unterschieden werden So besassen erstere kurze konische Schneidezahne aus denen sich bei spateren Angehorigen je ein dolchartiges Paar im Ober und Unterkiefer entwickelte Die Nashorner verfugen dagegen nur uber ein dolchartig geformtes Paar im Unterkiefer wahrend im Oberkiefer ein meisselartiges Schneidezahnpaar auftritt 9 10 Innerhalb der Indricotherien bildet Pappaceras eine sehr fruhe Form Gemeinsam mit Forstercooperia wird es teilweise in die Unterfamilie der Forstercooperiinae gestellt 1 Innere Systematik der Familie der Indricotheriidae nach Wang et al 2016 1 Indricotheriidae Pappaceras Forstercooperia Juxia Urtinotherium ParaceratheriumVorlage Klade Wartung StyleDie Gattung enthalt mehrere Arten 1 Pappaceras confluens Wood 1963 Pappaceras meiomenus Wang Bai Meng amp Wang 2016 Pappaceras minuta Lucas Schoch amp Manning 1981 Von den drei Arten ist P minuta mit einer Lange der oberen Molarenreihe von 74 5 bis 77 6 mm die kleinste Art P confluens bildet mit einer entsprechenden Lange von 87 1 bis 90 5 mm die grosste P meiomenus liegt mit 77 6 bis 80 9 mm dazwischen Bei letzterer sind zudem die vordersten Pramolaren reduziert Sie ist ausserdem mit einer Altersstellung im ausgehenden Unteren Eozan deutlich alter als die beiden anderen die ins Mittlere Eozan datieren 2 4 1 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Pappaceras erfolgte im Jahr 1963 durch Horace Elmer Wood Sie basierte auf einem unvollstandigen Schadel Exemplarnummer AMNH 26660 zuzuglich eines Unterkiefers beide Funde waren Mitte September 1930 wahrend der Sixth American Museum Central Asiatic Expedition in der Irdin Manha Formation in der Mongolei gefunden worden Der Gattungsname Pappaceras setzt sich aus den griechischen Wortern pappos pappos fur Grossvater a a oder alpha fur primitiv oder ohne und keras keras fur Horn zusammen 2 Nur wenige Jahre nach der Erstbeschreibung sah Leonard B Radinsky die eigenstandige Stellung von Pappaceras als problematisch an und synonymisierte die Gattung mit Forstercooperia Dieses hatte Wood bereits 1938 anhand eines Teilschadels ebenfalls aus der Irdin Manha Formation eingefuhrt zunachst als Cooperia und spater in Forstercooperia umbenannt 11 Die Gleichsetzung der beiden Gattungen fand weitgehend Zustimmung in der Fachwelt 4 12 Die Entdeckung von weiterem Fundmaterial in der Arshanto Formation Innere Mongolei fuhrte aber im Jahr 2016 wieder zur Anerkennung von Pappaceras Begrundet wurde dies damit dass sich Pappaceras und Forstercooperia in einzelnen Merkmalen der Zahne unterscheiden Ausserdem war bei der 2016 ebenfalls neu etablierten Art P meiomenus der vorderste Pramolar im Oberkiefer bereits verschwunden womit erste Ansatze zur Reduktion der Zahnanzahl des Gebisses erkennbar sind 1 Spencer George Lucas und Forscherkollegen benannten im Jahr 1981 die neue Art Forstercooperia minuta Sie stellten nicht nur zahlreiches Schadelmaterial aus der Irdin Manha Formation zu der Art sondern auch einen linken Unterkiefer aus der Galisteo Formation im Santa Fe County im US Bundesstaat New Mexico 4 Bei der Wiederanerkennung von Pappaceras 2016 uberfuhrten die Autoren der Studie die Art F minuta in die Gattung das Material aus Nordamerika wurde allerdings spater aus den Indricotherien ausgegliedert 3 Damit bleibt Pappaceras auf dem asiatischen Kontinent beschrankt Eine vergleichbare Entwicklung gab es auch bei Forstercooperia fur das anfangs auch eine nordamerikanische Verbreitung angenommen wurde Eine spatere Begutachtung des dortigen Fundmaterials resultierte aber in dem Ausschluss aus der Indricotherien und in der Beschreibung von Uintaceras als moglicherweise sehr fruhen Vertreter der Nashorner 13 Literatur BearbeitenHaibing Wang Bin Bai Jin Meng und Yuanqing Wang Earliest known unequivocal rhinocerotoid sheds new light on the origin of Giant Rhinos and phylogeny of early rhinocerotoids Scientific Reports 6 2016 S 39607 doi 10 1038 srep39607 Horace Elmer Wood A primitive rhinoceros from the late eocene of Mongolia American Museum Novitates 2146 1963 S 1 12Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Haibing Wang Bin Bai Jin Meng und Yuanqing Wang Earliest known unequivocal rhinocerotoid sheds new light on the origin of Giant Rhinos and phylogeny of early rhinocerotoids Scientific Reports 6 2016 S 39607 doi 10 1038 srep39607 a b c d Horace Elmer Wood A primitive rhinoceros from the late eocene of Mongolia American Museum Novitates 2146 1963 S 1 12 a b c Hai Bing Wang Bin Bai Jin Meng und Yuan Qing Wang A New Species of Forstercooperia Perissodactyla Paraceratheriidae from Northern China with a Systematic Revision of Forstercooperiines American Museum Novitates 3897 2018 S 1 41 a b c d e Spencer G Lucas Robert M Schoch und Earl Manning The Systematics of Forstercooperia a Middle to Late Eocene Hyracodontid Perissodactyla Rhinocerotoidea from Asia and Western North America Journal of Paleontology 55 4 1981 S 826 841 Jin Meng Yuanqing Wang Xijun Ni Christopher Beard Qian Li Xun Jin und Bin Bai New Stratigraphic Data from the Erlian Basin Implications for the Division Correlation and Definition of Paleogene Lithological Units in Nei Mongol Inner Mongolia American Museum Novitates 3570 2007 S 1 31 Yuanqing Wang Jin Meng Christopher K Beard Qian Li Xijun Ni Daniel L Gebo Bin Bai Xun Jin und Ping Li Early Paleogene stratigraphic sequences mammalian evolution and its response to environmental changes in Erlian Basin Inner Mongolia China Science China Earth Sciences 53 12 2010 S 1918 1926 Chow Minchen Chang Yuping und Ting Suyin Some early Tertiary Perissodactyla from Lunan Basin E Yunnan Vertebrata Palasiatica 12 4 1974 S 262 273 Hai Bing Wang Bin Bai Yan Xin Gong Jin Meng und Yuan Qing Wang Reconstruction of the cranial musculature of the paraceratheriid rhinocerotoid Pappa ceras meiomenus and inferences of its feeding and chewing habits Acta Palaeontologica Polonica 62 2 2017 S 259 271 Leonard B Radinsky The families of the Rhinocerotoidea Mammalia Perissodactyla Journal of Mammalogy 47 4 1966 S 631 639 Leonard B Radinsky A review of the Rhinocerotoid Family Hyracodontidae Perissodactyla Bulletin of the American Museum of Natural History 136 1 1967 S 1 47 Horace Elmer Wood Cooperia totadentata a remarkable rhinoceros from the eocene of Mongolia American Museum Novitates 1012 1938 S 1 22 Spencer George Lucas und Jay C Sobus The systematics of Indricotheres In Donald R Prothero und R Schoch Hrsg The evolution of Perissodactyls New York Oxford University Press 1989 S 358 378 Luke T Holbrook und Spencer George Lucas A new genus of rhinocerotoid from the Eocene of Utah and the status of North American Forstercooperia Journal of Vertebrate Paleontology 17 2 1997 S 384 396Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pappaceras Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pappaceras amp oldid 224431072