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Urtinotherium ist eine ausgestorbene Gattung aus der ebenfalls erloschenen Familie der Indricotheriidae die eng mit den heutigen Nashornern verwandt war und teilweise riesige Formen ausbildete Die Gattung lebte vom spaten Eozan bis zum mittleren Oligozan vor etwa 37 bis 30 Millionen Jahren und war uber Ost und Zentralasien verbreitet Einzelfunde stammen auch aus dem sudostlichen Europa Insgesamt sind aber nur wenige Funde bekannt beschrieben wurde Urtinotherium im Jahr 1963 von Chow Minchen und Chiu Chan Siang anhand eines vollstandigen Unterkiefers aus der Inneren Mongolei Urtinotherium erreichte nicht ganz die gewaltigen Ausmasse von Paraceratherium dem grossten bekannten Landsaugetier ist mit diesem aber eng verwandt UrtinotheriumZeitliches AuftretenOberes Eozan bis Unteres Oligozan37 bis 30 Mio JahreFundorteOstasien nordliches China Mongolei Zentralasien Kasachstan Sudosteuropa RumanienSystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla IndricotheriidaeUrtinotheriumWissenschaftlicher NameUrtinotheriumChow amp Chiu 1963 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Systematik 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenUrtinotherium war ein grosser Vertreter der Indricotheriidae und erreichte nahezu die Ausmasse von kleineren Angehorigen der Gattung Paraceratherium Gewichtsangaben variieren von 2 7 bis 6 1 t 1 Die Form ist von wenigen Funden aus Ost und Zentralasien beziehungsweise des sudostlichen Europas bekannt ein umfassendes Skelett liegt nicht vor Der Holotyp Exemplarnummer IVPP V 2769 umfasst einen vollstandigen Unterkiefer Dieser war 72 cm lang und besass damit eine etwas geringere Lange als jener von Paraceratherium der bei grossen Exemplaren insgesamt 83 cm mass Er hatte eine keilartige Form und war sehr langgestreckt der Unterkieferkorper wies nur eine relativ geringe Hohe auf die hinter dem dritten Molaren bei 14 2 cm lag Die Symphyse war massiv ausgebildet und reichte bis zum Beginn des zweiten Pramolaren Die Gelenkenden ragten bis zu 35 4 cm auf Der Unterkiefer besass die vollstandige Bezahnung fruher Saugetiere Dadurch bestand das Vordergebiss aus je drei Schneidezahnen und einem Eckzahn Dabei war das innere Schneidezahnpaar nach vorn gerichtet und mit einer Kronenlange von 4 9 cm deutlich vergrossert so dass es eine dolchartige Form aufwies Die anderen Schneidezahne und der Eckzahn waren dagegen auffallend kleiner Zwischen jedem Zahn befand sich ahnlich wie bei seinem stammesgeschichtlich alteren Verwandten Juxia eine kleine Lucke Aufgrund des Aufbaus des vorderen Gebisses kann der innere verlangerte Schneidezahn als der einzige funktionale Zahn hier angesehen werden 2 Die hintere Bezahnung die durch ein ebenfalls kleines Diastema von der vorderen getrennt war umfasste vier Pramolaren und drei Molaren Diese ahnelten in ihrem Aufbau jenen von Paraceratherium mit kleinen Vomahl und grossen Mahlzahnen Letztere waren deutlich niederkronig und hatten nur wenig gefalteten Zahnschmelz Die Grosse der Zahne nahm nach hinten zu der dritte Molar stellte mit einer Lange von 7 9 und einer Breite von 5 3 cm den grossten Zahn dar Die gesamte Lange Zahnreihe betrug 33 cm die drei hinteren Backenzahne nahmen davon 61 ein 3 4 Fossilfunde BearbeitenUberreste von Urtinotherium stammen uberwiegend aus Ost und Zentralasien es liegen aber meist nur Kieferfragmente und isolierte Zahne vor eher selten treten postcraniale Skelettelemente auf Sie datieren in das Obere Eozan und Untere Oligozan und sind so zwischen 37 und 30 Millionen Jahre alt Der Holotyp Unterkiefer wurde Ende der 1950er Jahre in der Urtyn Obo Formation des fruhen bis mittleren Oligozan in der Inneren Mongolei China gefunden 3 Bedeutend sind auch Funde aus der chinesischen Provinz Yunnan So stammen unter anderem aus dem Lunan Becken einige isolierte Oberkieferzahne die ins Untere Oligozan gestellt werden 5 6 ebenso wie weitere Backenzahne des Oberkiefers aus Qujing und moglicherweise auch ein isolierter oberer zweiter Molar und einzelne Hand und Fussknochen wie ein Mittelhandknochen und ein Sprungbein aus Loping 7 8 Zudem kamen Funde in spateozanen Ablagerungen von Khoer Dzam in der Mongolei zu Tage Daruber hinaus konnten auch Funde in Form von isolierten ausseren und inneren Schneidezahnen sowie hinteren Backenzahnen des Unterkiefers aus Aksyir svita im Saissansee Becken im ostlichen Kasachstan entdeckt werden die ebenfalls ein spateozanes Alter aufweisen 9 Sein westlichstes Verbreitungsgebiet erreichte Urtinotherium wahrscheinlich in Sudosteuropa wo es in der fruholigozanen Mera Formation bei Fildu de Jos im Kreis Sălaj in Rumanien nachgewiesen wurde Von hier stammt aus dem unteren Abschnitt der Formation ein etwa 30 cm langes Fragment des Schienbeins dass aufgrund des Alters und der Grosse das im unteren Variationsbereich von Paraceratherium liegt allgemein zu Urtinotherium gestellt wird 10 11 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Familie der Indricotheriidae nach Wang et al 2016 12 Indricotheriidae Pappaceras Forstercooperia Juxia Urtinotherium ParaceratheriumVorlage Klade Wartung StyleUrtinotherium ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Indricotheriidae innerhalb der Uberfamilie der Rhinocerotoidea Die Indricotherien gehoren somit zur naheren Verwandtschaft der heutigen Nashorner Von diesen unterscheiden sich die Indricotheriidae durch die fehlende Hornbildung auf der Nase Weitere anatomische Unterschiede betreffen unter anderem das vordere Gebiss Die Indricotherien haben kurze konische Schneidezahne aus denen sich bei stammesgeschichtlich jungeren Formen je ein Paar an grossen dolchartig geformten Incisiven im Ober und Unterkiefer entwickeln Nashorner werden dagegen durch nur ein dolchartiges Paar im Unterkiefer und durch meisselartige Schneidezahne im oberen Gebiss charakterisiert 13 14 Die Gattung Urtinotherium reprasentiert neben Paraceratherium eine der moderneren Formen der Indricotherien und entwickelte sich im spaten Eozan Vermutlich geht sie auf Juxia aus dem Mitteleozan Nordchinas zuruck mit dem sie die vollstandige Saugetierbezahnung des Unterkiefers teilt Unterschiede sind der deutlich grossere Korperbau und die starkere Spezialisierung des Vordergebisses bei Urtinotherium verbunden mit der Grossenreduktion der ausseren beiden Schneidezahnpaare 15 Aus Urtinotherium entwickelte sich spater Paraceratherium das grosste bisher bekannte Landsaugetier Dieses weist gegenuber Urtinotherium ein deutlich reduziertes Gebiss mit nur einem Schneidezahnpaar im Unterkiefer und dem Verlust des Eckzahns und des vordersten Pramolaren auf Die jungsten Funde dieses grossen Nashornartigen stammen aus dem Mittleren Oligozan 16 17 Die Erstbeschreibung von Urtinotherium erfolgte 1963 durch Chow Minchen und Chiu Chan siang anhand des Unterkiefers aus der Urtyn Obo Formation der 1959 wahrend einer chinesisch sowjetischen Expedition entdeckt worden war Er gehort zu den am besten erhaltenen Unterkiefern der Indricotherien uberhaupt Als Art benannten die Autoren U incisivum Der Gattungsname setzt sich dabei aus der Bezeichnung fur die gleichnamige Fundstelle und dem griechischen Wort 8hrion therion fur Tier zusammen Der Artenarme bezieht sich auf die verlangerten Schneidezahne lat Dens incisivus 3 Die ersten aufgefundenen Reste stammen bereits aus dem Jahr 1958 und wurden im Lunan Becken in Yunnan entdeckt von Chow Minchen damals aber zur Art Indricotherium parvum gestellt Die Beschreibung beruhte auf mehreren Oberkieferzahnen auf deren geringen Grosse das dem Lateinischen entlehnte Artepitheton anspielt von parvus fur klein Aufgrund der wenig molarisierten vorderen Backenzahne und den deutlich niedrigen Zahnkronen sah der Erstbeschreiber die Art als besonders ursprunglich innerhalb der Gattung Indricotherium heute Paraceratherium an 5 Im Jahr 1989 wurde Indricotherium parvum mit U incisivum synonymisiert ebenso wie Indricotherium qujingensis dessen Benennung aus dem Jahr 1978 auf isolierten oberen Backenzahnen aus Qujing ebenfalls Yunnan basiert die bezogen auf die Grosse nur wenig von denen von Indricotherium parvum abweichen 18 Einige Wissenschaftler wiesen im Jahr 2007 darauf hin dass Indricotherium parvum vor Urtinotherium incisivum eingefuhrt worden war Der Prioritatsregel der zoologischen Nomenklatur folgend musste demnach die Typusart Urtinotherium parvum lauten 19 Neben der Typusart wird gelegentlich auch U intermedium als eigenstandige Art gefuhrt 19 20 Deren Beschreibung stammt von Chiu Chan siang unter der Bezeichnung Indricotherium intermedium aus dem Jahr 1962 unter Berufung auf einen oberen Mahlzahn und einen Mittelhandknochen aus Loping im ostlichen Yunnan 8 Teilweise wird auch Turpanotherium als identisch mit Urtinotherium gesehen Diese Gattung basiert auf Indricotherium yagouense einem kleineren Vertreter der spaten Indricotherien der aber durch hoherkronige Molaren und durch das Fehlen der oberen Schneidezahne ausgezeichnet ist Die Beschreibung erfolgte 2004 ebenfalls durch Chiu Chan siang und Forscherkollegen auf Grundlage eines vollstandigen Schadels ohne Unterkiefer der im unteren Teil der Jaozigou Formation nahe Yagou im Linxia Becken in der chinesischen Provinz Gansu entdeckt worden war Das Alter der Funde dort wird mit dem Oberen Oligozan angegeben 21 Die hochkronigen Backenzahne von Indricotherium yagouense veranlassten Chiu und seinen Kollegen Wang Ban Yue im Jahr 2007 dazu die neue Gattung Turpanotherium einzufuhren zusatzlich etablierten sie dabei noch die neue Art Turpanotherium elegans der ein Unterkiefer und einzelne Gliedmassenknochen aus der Turpan Senke zugrunde liegt 19 22 Im Jahr 2013 synonymisierte Donald R Prothero Turpanotherium aufgrund nahezu identischer Molarengrossen provisorisch mit Urtinotherium verwies aber gleichzeitig auf den Bedarf an notwendig neuen durchzufuhrenden Studien 17 Literatur BearbeitenZhan Xiang Qiu und Ban Yue Wang Paracerathere fossils of China Palaeontologia Sinica 193 New Series C 29 2007 S 1 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Perissodactyla from Lunan Basin E Yunnan Vertebrata Palasiatica 12 4 1974 S 262 273 Chow Minchen und Xu Yu xuan Indricotherium from Hami basin Sinkiang Vertebrata Palasiatica 3 2 1959 S 93 96 a b Chiu Chan Siang Giant rhinoceros from Loping Yunnan and discussion on the taxonomic characters of Indricotherium grangeri Vertebrata Palasiatica 6 1 1962 S 57 71 Bolat Uapovich Bayshashov und Spencer George Lucas The giant rhinoceros Urtinotherium from the Upper Eocene of the Zaisan basin Kazakhstan Selevinia Kazakhstansky zoologichesky churnal The Zoological Journal of Kazakhstan 1 4 2001 S 185 187 Vlad A Codrea und Nicolae Suraru New remains of indricotheriin Perissodactyla Mammalia in the Lower Oligocene at Fildu de Jos Sălaj District Nw Transylvania Romanian Journal of Paleontology 76 1995 S 81 87 Vlad A Codrea Rinoceri și Tapiri Terțiari din Romania Presa Universitara Clujeana Cluj Napoca 2000 Franzosischer Abstract S 145 147 Haibing Wang Bin Bai Jin Meng und Yuanqing Wang Earliest known unequivocal rhinocerotoid sheds new light on the origin of Giant Rhinos and phylogeny of early rhinocerotoids Scientific Reports 6 2016 S 39607 doi 10 1038 srep39607 Leonard B Radinsky The families of the Rhinocerotoidea Mammalia Perissodactyla Journal of Mammalogy 47 4 1966 S 631 639 Leonard B Radinsky A review of the Rhinocerotoid Family Hyracodontidae Perissodactyla Bulletin of the American Museum of Natural History 136 1 1967 S 1 47 Chow Minchen und Chiu Chan Siang An eocene giant rhinoceros Vertebrata Palasiatica 8 3 1964 S 264 268 Donald R Prothero Earl Manning und C Bruce Hanson The phylogeny of the Rhinocerotoidea Mammalia Perissodactyla Zoological Journal of the Linnean Society 87 1986 S 341 366 a b Donald R Prothero Rhino giants The palaeobiology of Indricotheres Indiana University Press 2013 S 1 141 S 81 ISBN 978 0 253 00819 0 Spencer George Lucas und Jay C Sobus The systematics of Indricotheres In Donald R Prothero und R Schoch Hrsg The evolution of Perissodactyls New York 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Urtinotherium amp oldid 224750160