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Otto Heinrich Franz Anton Gruber seit 1915 Ritter von Gruber 9 August 1884 in Salzburg Osterreich Ungarn 3 Mai 1942 in Jena war ein deutscher Geodat und Pionier der Photogrammetrie Er war einer der Sohne des Hygienikers Max von Gruber Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Auszeichnungen und Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenNach dem Wehrdienst ab 1 Oktober 1905 als Einjahrig Freiwilliger beim 11 Feldartillerie Regiment in Wurzburg und dem Studium der Mathematik Physik und Geographie in Berlin Wurzburg und Munchen wurde er 1911 Assistent am Physikalischen Institut der Technischen Hochschule Munchen Erste Erfahrungen mit der Vermessung vergletscherter Gebiete sammelte er in den Otztaler Alpen Mit der bereits als Student begonnenen Arbeit Der Hochjochferner im Jahre 1907 promovierte er am 19 Dezember 1911 mit magna cum laude in Munchen Im Ersten Weltkrieg war von Gruber zunachst am 3 August 1914 als Fuhrer einer Munitions Kolonne des 7 Feldartillerie Regiments eingeruckt und war dann ab dem 24 Oktober 1914 zunachst Mitarbeiter dann Fuhrer eines Photogrammeter Trupps an der Westfront und in Mazedonien 1915 wurde er Trager des Militar Max Joseph Ordens und damit verbunden in den personlichen Adelsstand erhoben Hauptsachlich war im Krieg mit der Auswertung von Luftaufnahmen der feindlichen Stellungen und Ubertragung dieser Daten in Landkarten fur die Artillerie beschaftigt wozu seine Einheit ein von Sebastian Finsterwalder konstruiertes Entzerrungsgerat einen sogenannten Grundbildrichter verwendete Im Sommer 1917 zuruck an der Westfront hatte Otto von Gruber beim XVII Armee Korps auch bekannt als Gruppe Oise die Uberwachung der gegnerischen Artillerie Batterien unter sich Hierbei verliess er sich nicht nur auf Luftaufnahmen sondern wertete auch die Berichte der Infanterie der Licht und Schallmesstrupps der Spione und der Gefangenen aus Da sich die Zieleinweisung der preussischen Artillerie durch kreisende Luftbeobachter als unzuverlassig erwies die deutschen Piloten wurden von gegnerischen Jagdflugzeugen beschossen und mussten dann die Flucht ergreifen ging von Gruber dazu uber rasch gemachte Luftaufnahmen vor und nach dem Beschuss zu verlangen Mit Hilfe eines von Carl Pulfrich 1901 entwickelten Stereokomparators konnte er mittels des Blinkverfahrens auch bei vielen alten Granattrichtern die neuen Treffer prazise identifizieren und den Erfolg der Beschiessung einordnen 1 Nach Kriegsende wertete Otto von Gruber das geographische Datenmaterial der Pamir Expedition des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins von 1913 aus und reichte 1919 diese Arbeit mit dem Titel Topographische Ergebnisse der Pamirexpedition des Deutschen u Osterreichischen Alpenvereins 1913 als Habilitationsschrift ein Seine Habilitationsvorlesung zum Thema Der Stereoautograph und seine Bedeutung fur Wissenschaft und Technik hielt Otto von Gruber am 4 Februar 1920 an der Technischen Hochschule Munchen Anschliessend hielt er dort Vorlesungen uber angewandte Mathematik und Geodasie Da er aber keinen Lehrstuhl innehatte musste er sein Einkommen ab Juli 1920 durch Mathematik Unterricht am Theresien Gymnasium aufbessern Nachdem er schon seit 1919 als auswartiger Mitarbeiter von Carl Zeiss und der damit verbundenen Stereographik GmbH Munchen und als wissenschaftlicher Leiter bei dem Konsortium Luftbild GmbH Stereographik GmbH Munchen tatig gewesen war ging er 1922 ganz zu Zeiss nach Jena 2 wo er mit der Weiterentwicklung optischer Gerate zur Photogrammetrie betraut wurde Im Juni 1926 wurde Otto von Gruber als Nachfolger des am 11 September 1925 verstorbenen Ernst von Hammer auf die Stelle des Direktors des Geodatischen Institutes an der Technischen Hochschule Stuttgart berufen 3 blieb aber weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter fur Zeiss aktiv 4 Die Professur in Stuttgart wo er die Photogrammetrie in den Lehrplan einfuhrte 5 behielt er bis Marz 1930 Bereits ein Jahr zuvor hatten sich aufgrund der Doppelbelastung verstarkt gesundheitliche Probleme bemerkbar gemacht So verkaufte er sein Haus in Stuttgart und kehrte zu Zeiss nach Jena zuruck wo er bis zu seinem Tode die wissenschaftliche Leitung der Abteilungen fur geodatische Instrumente und fur Bildmessgerate ubernahm Von Grubers Nachfolger als Direktor des Geodatischen Instituts an der Technischen Hochschule Stuttgart wurde Leo Fritz aus Hannover Besonders wurden seine Leistungen bei der Auswertung von Luftbildern der Arktisfahrt des Luftschiffes Graf Zeppelin 1931 und der Deutschen Antarktischen Expedition 1938 39 gewurdigt 6 Dabei gelang ihm die Herstellung genauer Karten von diesen Luftbildern ohne vorhandene Passpunkte auf dem Boden und trotz unzureichender Genauigkeit bei der Navigation der jeweiligen Luftfahrzeuge Er entdeckte auch aufgrund seiner Erfahrung mit Oberflachenstrukturen von Gletschern dass zwei besonders auffallig glatte Eisflachen im Wohlthatmassiv ganzjahrig gefrorene Wasserkorper waren die er Obersee und Untersee nannte 7 Diese Beobachtung wurde 1969 durch eine sowjetische Antarktisexpedition vor Ort bestatigt Ein halbes Jahr nach der nationalsozialistischen Machtergreifung kam Otto von Gruber kurzfristig in Schwierigkeiten da er die Stimmabgabe bei der Reichstagswahl bzw Volksabstimmung am 12 November 1933 verweigerte Von Gruber wurde in Jena in Polizeihaft genommen die ortlichen Vertreter der NSDAP verlangten wegen politischer Umtriebe seine Entlassung Auf Betreiben der Zeiss Direktion kam er jedoch bald wieder auf freien Fuss und wurde auch wieder in seiner alten Position bei der Firma beschaftigt Infolge der Aufregung blieb ihm jedoch eine Herzneurose zuruck Schon seit 1927 hatte Otto von Gruber an Harnblutungen gelitten was von den Arzten zunachst auf Malaria zuruckgefuhrt wurde Dies war jedoch eine Fehldiagnose Am 3 Mai 1942 starb Otto von Gruber in Jena an Blasenkrebs 8 Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1915 Militar Max Joseph Orden verbunden mit der Erhebung in den bayerischen Personaladel Seit 1964 vergibt die International Society for Photogrammetry and Remote Sensing alle vier Jahre den Otto von Gruber Award fur herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Photogrammetrie 9 Der von ihm erstmals kartierte Teil des zentralen Wohlthatmassivs in der Antarktis tragt den Namen Otto von Gruber Gebirge 1964 wurde in Berlin Spandau eine kleine Wohnstrasse die Gruberzeile nach ihm benannt 10 11 Literatur BearbeitenHelmut Gruber Hrsg Gratwanderungen Lebenserinnerungen von Wolfgang Gruber 1886 1971 Carl Hanser Verlag Munchen 2018 Dierk Hobbie Die Entwicklung photogrammetrischer Verfahren und Instrumente bei Carl Zeiss in Oberkochen PDF 14 39 MB Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2010 ISBN 978 3 7696 9673 8 Manek Franz Otto von Gruber In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 178 f Digitalisat Hort H Scholer Otto von Gruber ein bedeutender Geodat und Wegbereiter der Photogrammetrie In Jenaer Jahrbuch zur Technik und Industriegeschichte 5 Jahrgang 2003 S 8 45 12 Kurt Schwidefsky et al Otto von Gruber Ein deutsches Geodatenleben 1884 1942 In Luftbild und Luftbildmessung 26 Jahrgang 1943 S 1 56 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto von Gruber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Seite des Geodatischen Institutes in Stuttgart mit einem Foto Otto von Grubers abgerufen am 19 August 2010 Regularien und Preistrager des The Otto von Gruber Award der International Society for Photogrammetry and Remote Sensing abgerufen am 22 Februar 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Gruber Hrsg Gratwanderungen Lebenserinnerungen von Wolfgang Gruber 1886 1971 Carl Hanser Verlag Munchen 2018 S 295f Eine ausfuhrliche Beschreibung des Blinkverfahrens findet sich bei Lieuwe Evert Willem van Albada Wissenschaftliche Anwendungen der Photographie 1 Teil Stereophotographie Astrophotographie Das Projektionswesen Verlag der H Lindemanns Buchhandlung Stuttgart 1992 S 87f deutsche biographie de gis uni stuttgart de Helmut Gruber Hrsg Gratwanderungen Lebenserinnerungen von Wolfgang Gruber 1886 1971 Carl Hanser Verlag Munchen 2018 S 467 Wolfgang Torge Geschichte der Geodasie in Deutschland Verlag Walter de Gruyter Berlin 2009 S 284 H Schmift Falkenberg German Contributions to the Cartography of Antarctica PDF 2 7 MB In Proceedings of the 15th International Congress of ISPRS Rio de Janeiro ISPRS XXV A4 1984 S 433 449 englisch K Brunk Kartographische Arbeiten und deutsche Namengebung in Neuschwabenland Antarktis In Deutsche Geodatische Kommission Reihe E Geschichte und Entwicklung der Geodasie 24 I Jahrgang 1986 S 1 24 141 74 33 52 Memento des Originals vom 26 Juni 2011 im Internet Archive abgerufen am 20 August 2010 Helmut Gruber Hrsg Gratwanderungen Lebenserinnerungen von Wolfgang Gruber 1886 1971 Carl Hanser Verlag Munchen 2018 S 474 506 und 604f The Otto von Gruber Award englisch abgerufen am 22 Februar 2019 Gruberzeile in OpenStreetMap Gruberzeile In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Inhaltsverzeichnis des Jenaer Jahrbuch zur Technik und Industriegeschichte 2003Normdaten Person GND 130368768 lobid OGND AKS VIAF 269775557 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gruber Otto vonALTERNATIVNAMEN Gruber Otto Heinrich Franz Anton vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher GeodatGEBURTSDATUM 9 August 1884GEBURTSORT SalzburgSTERBEDATUM 3 Mai 1942STERBEORT Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto von Gruber amp oldid 239327726