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Dieser Artikel behandelt den Theologen Otto Morike Fur den Politiker und Konstanzer Oberburgermeister siehe Otto Moericke Otto Emil Morike 7 April 1897 in Durrwangen 9 Juli 1978 in Schorndorf war ein evangelischer Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg und Gegner des Nationalsozialismus im Dritten Reich Er wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau Gertrud fur seinen Mut bei der Rettung von Juden mit dem Titel Gerechter unter den Volkern ausgezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Morike war das zweitjungste von sechs Kindern des Pfarrers Hermann Morike 1859 1927 und seiner Frau Friederike Emilie geb Courtin 1862 1917 Tochter eines Hofgartners in Ludwigsburg und an der Villa Berg in Stuttgart Er besuchte ab 1905 das Esslinger Gymnasium das heutige Georgii Gymnasium und legte dort 1911 das Landexamen ab Anschliessend besuchte er die Evangelischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren Im Jahr 1915 meldete er sich freiwillig bei der Artillerie um am Ersten Weltkrieg teilzunehmen in welchem sein alterer Bruder Paul wenige Wochen zuvor gefallen war Morike kampfte ab Ende 1915 vor Verdun und in der zweiten Jahreshalfte 1916 in der Schlacht an der Somme Er wurde am 20 April 1917 zum Reserveleutnant befordert und erhielt im Juni desselben Jahres das Eiserne Kreuz II Klasse Nach seiner Ruckkehr aus dem Krieg studierte er von 1919 bis 1922 Evangelische Theologie an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Das anschliessende Vikariat absolvierte er unter anderem in Oberboihingen wo er die Pfarrerstochter Gertrud Lorcher 1904 1982 kennenlernte Im Jahr 1925 wurde er Pfarrer in Oppelsbohm wo er 1926 Gertrud heiratete Die Morikes hatten sechs Kinder und einen Pflegesohn Morike wechselte 1935 auf die Stadtpfarrstelle in Kirchheim unter Teck Anfangs wurde das neue Regime der Nazis durch das Ehepaar wegen der scheinbaren sozialen Leistungen und der Idee der Volksgemeinschaft begrusst Wenig spater schloss sich das Ehepaar Morike jedoch der Bekennenden Kirche an mit der Begrundung Adolf Hitler wolle sich an die Stelle Gottes setzen Auf Grund seiner nunmehr entschiedenen Gegnerschaft gegen die Nazis und verschiedener Zusammenstosse mit den neuen Machthabern zum Beispiel anlasslich einer Sympathiekundgebung fur den unter Hausarrest gestellten Landesbischof Theophil Wurm fur die er einen staatlichen Verweis erhielt wurde ihm die Lehrerlaubnis fur den Religionsunterricht entzogen Konkreter Anlass hierfur war die Reichstagswahl vom 29 Marz 1936 In seinem Schlussgebet am Wahltag bat er dass Gott dem Fuhrer die Zucht seines Geistes nicht entziehen moge Daraufhin entzog ihm der Kultusminister Christian Mergenthaler am 8 Oktober 1936 wegen dieser unerhorten Entgleisung das Recht zur Erteilung des Religionsunterrichts an allen Schulen des Landes Bei der Abstimmung zum Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich im April 1938 warf er anstelle des Wahlzettels eine ausfuhrliche Erklarung ein in der er und seine Frau Adolf Hitler seine Zustimmung zum Anschluss verweigerten Otto Morike nannte als Grunde dafur den Kampf gegen die Kirche und den christlichen Glauben sowie die Auflosung von Recht und Sittlichkeit Seine Frau Gertrud begrundete ihre Ablehnung damit dass der Nationalsozialismus als Weltanschauung zum Fluch und ewigen Verderben unseres Volkes gereicht Daraufhin wurde er durch eine von der SA aufgehetzten Menge schwer misshandelt Ausserdem wurde er zu zehn Monaten Gefangnis mit Bewahrung verurteilt und erhielt im Kirchheimer Dekanat Rede und Aufenthaltsverbot 1 Im Jahre 1939 wurde er in die Gemeinden Weissach und Flacht im Kreis Leonberg zwangsversetzt In seinem Pfarrhaus versteckte er verfolgte Juden unter anderem das Ehepaar Krakauer und organisierte ihnen auch Verstecke an anderen Orten siehe Wurttembergische Pfarrhauskette Ausserdem organisierte er Hilfsaktionen fur von den Nazis verfolgte Pfarrer Im Jahr 1947 wurde Otto Morike nach Stuttgart Weilimdorf versetzt und 1953 zum Dekan des Kirchenbezirks Weinsberg ernannt Nach seinem Ruhestand 1959 engagierte er sich in der Friedensbewegung und war Vorsitzender der Aktion Suhnezeichen in Wurttemberg Fur ihre Verdienste um die Rettung von Juden vor dem Terror der Nazis wurde dem Ehepaar Morike im Jahr 1971 die Yad Vashem Medaille verliehen 1975 wurden sie mit der Pflanzung eines Baumes in der Allee der Gerechten und der Aufnahme unter die Gerechten unter den Volkern geehrt Im Jahr 1991 wurde ein Freizeitheim in Bissingen an der Teck nach Otto Morike benannt 2 Seit November 2006 ist der Weg durch den ehemaligen Pfarrgarten und an dem ehemaligen Pfarrhaus in Stuttgart Weilimdorf in dem die Familie Morike damals wohnte amtlich als Gertrud und Otto Morike Weg bezeichnet Dies ist offenbar die erste offentliche Benennung hierzulande in der auch Gertrud Morike genannt wird Literatur BearbeitenIngrid Helber Neues zu Otto Morike dem stillen Helden In Heimatkundliche Blatter Zollernalb Heimatkundliche Vereinigung Zollernalb e V Jahrgang 65 vom 30 September 2018 Nr 9 S 2100f Ingrid Helber Ein stiller Held Otto Morike kam in Balingen Durrwangen zur Welt In Heimatkundliche Blatter Zollernalb Hrsg von der Heimatkundlichen Vereinigung Zollernalb e V Beilage im Zollern Alb Kurier Jahrgang 64 vom 31 Juli 2017 Nr 7 S 2044ff Alfred Hottentrager Dulce et decorum est die Gefallenen des Georgii Gymnasiums Esslingen 1914 1919 Geschichte Gedenken Biografien In Band 4 von Kleine Schriften des Stadtarchivs Esslingen am Neckar Stadtarchiv Esslingen am Neckar Esslingen am Neckar 2019 ISBN 3980944433 S 92ff Werner Raupp Gelebter Glaube Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land Ein Lesebuch Metzingen 1993 S 361 368 Otto und Gertrud Morike im Kampf fur die Gerechtigkeit mit Quellenauszugen Werner Raupp Morike Otto Emil In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 6 8 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Werner Raupp Morike Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 672 f Digitalisat Werner Raupp Morike Otto Emil In Baden Wurttembergische Biographien Bd III 2002 S 256 258 Elisabeth Stiefel Sie waren Sand im Getriebe Frauen im Widerstand Francke Marburg 2015 ISBN 978 3 86827 493 6 darin ein Kapitel uber Gertrud Morike Weblinks Bearbeitenhttp www adv boeblingen de zrbb weissach flacht moerike html Otto Morike seine Tatigkeit wahrend des Holocaust Juden das Leben zu retten auf der Yad Vashem Webseite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Grunzweig Zeitzeuge Zu ruhmen Seinen Ruhm Erfahrungen und Erkenntnisse aus langem Dienst S 40 41 SCM R Brockhaus Witten 1988 2 Aufl 1989 ISBN 978 3 417 24098 6 Otto Morike HausNormdaten Person GND 120778637 lobid OGND AKS VIAF 30375710 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Morike OttoKURZBESCHREIBUNG lutherischer Pfarrer und Widerstandskampfer im Dritten ReichGEBURTSDATUM 7 April 1897GEBURTSORT DurrwangenSTERBEDATUM 9 Juli 1978STERBEORT Schorndorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Morike amp oldid 235373604