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Odorich von Portenau ital Odorico da Pordenone burgerlich Odorico Mattiussi oder Mattiuzzi 1 zwischen 1265 und 1286 in Villanova di Sotto einem Ortsteil von Pordenone 14 Januar 1331 in Udine war ein Franziskaner der vor allem wegen seiner Reise von Italien nach China bekannt ist Odorich von Portenau Darstellung von 1881 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Reisebericht aus Asien 3 Werkverzeichnis 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grab Odorichs in UdineDie Heimatstadt Odorichs Pordenone liegt im heutigen italienischen Friaul und gehorte als sogenannter Streubesitz einige hundert Jahre den Babenbergern Im Interregnum ging der Besitz des damaligen Dorfes an Ottokar II Konig von Bohmen 1276 als Enklave an die Habsburger und 1508 an Venedig Odorich wird daher manchmal aufgrund seines Geburtsortes als Osterreichs erster Weltreisender betrachtet 2 Laut dem Geschichtsschreiber Johann von Viktring war Odorich bohmischer Abstammung 3 Er sei der Nachkomme einer Familie gewesen die von Ottokar II in den fruhen 70er Jahren des 13 Jahrhunderts zur Sicherung Pordenones angesiedelt wurde Einen Nachweis fur eine bohmische Abstammung gibt es allerdings nicht 4 Ebenso wenig ist das Geburtsjahr Odorichs bekannt es liegt aber zwischen 1265 und 1286 und wurde somit in die Zeit des Interregnums bzw der Regierungszeit Ottokars II oder nur kurze Zeit danach fallen Nachdem Odorich zunachst in Pordenone das Leben eines Einsiedlers fuhrte trat er um das Jahr 1300 den Franziskanern in Udine bei Zwischen 1314 und 1318 brach er zu seiner mindestens 12 Jahre dauernden Asienreise auf Er gelangte uber die Turkei Indien Sumatra Java und Borneo bis nach Peking wo zu dieser Zeit bereits eine Franziskanermission bestand Nach einem Aufenthalt von drei Jahren kehrte er uber die Seidenstrasse nach Europa zuruck Im Winter 1330 1331 diktierte er einem Ordensbruder die Wunderlichen Geschichten aus dem Reich der Tataren die ich mit eigenen Augen gesehen in den Landen da ich inn gewesen Im Winter 1331 hatte Odorich die Absicht sich auf den Weg zum Papst nach Avignon machen um fur eine weitere Mission in China die Erlaubnis bzw den Segen zu erhalten Er verstarb jedoch noch vorher am 14 Januar 1331 im italienischen Udine Papst Benedikt XIV sprach Odorich von Portenau 1755 selig Der Reisebericht aus Asien Bearbeiten nbsp Katholisches chinesisches Bild mit Darstellung des seligen Odorichs nbsp Leben des seligen OdorichsEin franziskanischer Minderbruder aus Prag schrieb zehn Jahre nach Odoricos Tod eine Uberarbeitung des Reiseberichts Der Bericht liegt heute noch in etwa 100 Kopien in lateinischer Sprache vor eine kritische Edition fehlt 1359 stellte der Wiener Weltpriester Konrad Steckel eine deutsche Ubersetzung fertig die heute in vier handschriftlichen Exemplaren erhalten ist es folgten italienische und franzosische Ubersetzungen doch erst in der jungeren Neuzeit erfuhr der Franziskaner breitere wissenschaftliche Beachtung Odorichs Reise ca 1318 1330 gehort thematisch in den Bereich der diplomatisch missionarischen Asienreisen wie die ahnlich gelagerten Unternehmungen Carpinis 1245 1247 Rubruks 1252 1255 und Marco Polos 1271 1295 die papstlicherseits nach dem Einfall der Mongolen 1241 nach Westeuropa initiiert wurde Inhalt des BerichtesBereits am Anfang des Reiseberichtes erkennt man den mittelalterlichen Charakter des Textes der dem modernen Leser keine chronologischen Reiseinformationen sondern Mirabilien wundersame Anekdoten erzahlt Anfangs berichtet er von Rebhuhnern die durch die Luft gefuhrt werden Das erste Kapitel berichtet aus der nordturkischen Hafenstadt Trapezunt heute Trabzon am Schwarzen Meer Er erzahlt von einem Berg im Osten der Turkei auf dem er die Arche Noah vermutete vermutlich der Ararat Odorich wollte den Berg besteigen liess jedoch davon ab als er vom Volk vor moglicher Gotteslasterung gewarnt wurde Die Reise fuhrte ihn weiter nach Tabris im Iran das er als die geeignetste Handelsstadt der Welt bezeichnete denn die ganze Welt treibt Handel mit jener Stadt Odorich von Portenau wanderte mit Karawanen durch das Sarazenenland Persien in Richtung der Hafenstadt Hormus die auf einer Halbinsel am Eingang zum Persischen Golf liegt Wahrend seines Aufenthaltes in Persien besuchte er einige damals bedeutende Stadte so etwa Cassam das heutige Kaschan zwischen Teheran und Isfahan Odorico glaubte ahnlich wie Marco Polo dass Cassam die Stadt sei aus der die Heiligen Drei Konige stammten Er berichtet unter anderem vom Reiche Chaldaa einem Gebiet das etwa das sudliche Mesopotamien bis nach Bagdad flussaufwarts bezeichnete wo die Frauen nur ein Untergewand und Hosen tragen und die Geschlechtsteile der Manner wegen der grossen Hitze bis auf die Waden herunterhangen Bei dieser Beobachtung handelt es sich moglicherweise um Elephantiasis eine im europaischen Mittelalter unbekannte in subtropischen Gebieten weit verbreitete Krankheit Gliedmassen und in seltenen Fallen die Geschlechtsorgane sind dabei durch einen Lymphstau ungewohnlich angeschwollen Als Odorico nach einer langeren Schiffsreise in Thana in der Nahe des heutigen Bombay an Land ging fand er dort vier Mitbruder vor die durch Hinrichtung das Martyrium erlitten Sein Bericht beschaftigt sich sehr ausfuhrlich mit den seltsamen Einzelheiten ihres Todes und Odorich beschloss die Gebeine der Mitbruder in der Erde der Franziskanermission in China zu bestatten Die weitere Schiffsreise fuhrte ihn entlang der indischen Sudkuste nach Sri Lanka dann an die Ostkuste Indiens er hielt sich auf den Nikobareninseln in der Andamanensee auf berichtete von kannibalischen Unsitten der hundskopfigen Bevolkerung und uberquerte bereits fast 200 Jahre vor Vasco da Gama zweimal den Aquator Mit Schiffen die nur mit Pech und ohne Eisenteile zusammengefugt waren kam er 1323 bis nach Sumatra und Java 5 etwa in die Gegend von Batavia Jakarta Er wanderte zu Fuss durch das mittlerweile verschwundene Konigreich Champa heute Kambodscha und Vietnam um schliesslich durch Sudchina im Mittelalter noch als Oberindien bezeichnet an den Hof des mongolischen Grosskhan ins heutige Peking zu gelangen wo bereits andere geistliche Reprasentanten auch des Islams gemeinsam mit den Franziskanern am hofischen Zeremoniell teilnehmen durften Nach einigen Jahren in Cathay China trat er seine Ruckreise an die ihn die Seidenstrasse entlang zuerst nordlich bis in die innere Mongolei dann westlich an den Rand Tibets und vermutlich uber Afghanistan und Persien zuruck nach Padua fuhrte wo er 1330 eintraf Odoricos Bericht erzahlt anschaulich von Ochsen die als Gott verehrt werden von Witwenverbrennungen in Indien Kannibalismus vom Pfefferanbau in Indonesien sexuellen Ausschweifungen in Champa Kormoranfischerei in Sudchina buddhistischen Reinkarnationstheorien und vom mongolischen Hofzeremoniell in Peking 6 Der Leser erfahrt von den in Tibet bis in die Gegenwart praktizierten Bestattungsmethoden durch Aasgeier und uber den legendaren Alten vom Berge von dem es heisst er habe sich in seinem Garten Meuchelmorder Assassinen gehalten sei spater aber von den Tataren entmachtet worden Werkverzeichnis BearbeitenItinerarium Fratris Odorici de Foro Julii Ordinis Fratrum Minorum de mirabilibus Orientalium Tartarum Ms 1330 Redaktion des Berichtes Guillelmus de Solagna 1330 Heinrich v Glatz 1331 1 gedruckte Ausgabe Odoricus de Rebus incognitis 1513 Kulb Die Reisen der Missionare I 3 1860 103 165 H Yule Cathay and the Way Thither 1866 I 1 162 2a 1913 t II 97 277 engl 278 336 lat 337 367 ital Relatio Fratri Odorico hg von A van den Wyngaert Sinica Franciscana I Firenze 1929 413 495 Abdruck der alten Handschrift A Assisi Relazione del viaggio in Oriente e in Cina 1314 1330 1982 Die Reise des seligen Odorich von Pordenone nach Indien und China 1314 18 1330 ubers eingel u erl Folker Reichert 1987 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Gilbert Strasmann Konrad Steckels deutsche Ubertragung der Reise nach China des Odorico de Pordenone E Schmidt Berlin 1968 L Monaco u a Hgg Odorichus De rebus incognitis Odorico de Pordenone nella prima edizione a stampa del 1513 Pordenone 1986 Folker Reichert Odorico da Pordenone uber Tibet In Archivum Franciscanum historicum Jg 82 1989 S 183 193 Dietmar Henze Enzyklopadie der Entdecker und Erforscher der Erde Bd 3 K Pallas Graz 1993 S 733 801 Erich Feigl Oderich von Portenau 1286 1331 Der erste Europaer der Tibet erreicht In Als Osterreich die Welt benannte Schlosshof 1996 S 31 41 F Wood Did Marco Polo Go to China 1998 Folker Reichert Wirklichkeit und Wahrnehmung im Itinerar Odoricos da Pordenone In Thomas Beck Hrsg Uberseegeschichte Beitrage der jungeren Forschung Festschrift anlasslich der Grundung der Forschungsstiftung fur Vergleichende Europaische Uberseegeschichte 1999 in Bamberg Stuttgart 1999 S 42 55 Andrea Tilatti Odorico da Pordenone In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 79 Nursio Ottolini Visconti Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2013 S 164 vollstandiger Text nur online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Odorico da Pordenone Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Odorich von Portenau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek The Journal of Friar Odoric The iournall of Frier Odoricus one of the order of the Minorites concerning strange things which he sawe among the Tarters of the East Einzelnachweise Bearbeiten zu den zahlreichen Namensvarianten siehe Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Michael Pand Odorico von Portenau Der erste osterreichische Weltreisende Medienbegleitheft zum Video Veroffentlichung des Osterreichischen Bundesministeriums fur Unterricht Kunst und Kultur BMUKK 2001 S 2 PDF Datei 35 kB Iohannes Victoriensis Johann von Viktring Liber certarum historiarum In F Schneider Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae historicis separatim editi Hannover Leipzig 1910 S 113 ODORICO da Pordenone in Dizionario Biografico Abgerufen am 26 September 2021 italienisch Franz Pilhatsch Geschichte der Weltmission Ein Uberblick Ludwig Missionsverein Munchen 1966 S 55 Michael Pand S 3 Normdaten Person GND 118786709 lobid OGND AKS LCCN n83215475 VIAF 70314540 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Odorich von PortenauALTERNATIVNAMEN Odoricus de Portu Naonis wirklicher Name Odorico da PordenoneKURZBESCHREIBUNG Franziskaner der zu Fuss von Pordenone nach Peking wanderteGEBURTSDATUM zwischen 1265 und 1286GEBURTSORT Villanova di Sotto bei PordenoneSTERBEDATUM 14 Januar 1331STERBEORT Udine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Odorich von Portenau amp oldid 238587803