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Das Oberpfalzer Braunkohlerevier war ein Bergbaurevier in der Oberpfalz in dem im 19 und 20 Jahrhundert vorwiegend im Tagebau Braunkohle gefordert wurde Es liegt im Naturraum Bodenwohrer Bucht Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der Braunkohle 2 Geschichte des Kohleabbaus 2 1 Raum Wackersdorf 2 2 Maxhutte Haidhof 2 3 Regensburg 2 4 Pettendorf 3 Nachnutzung 4 Museale Aufarbeitung 5 Bedeutung als Geotope 5 1 Tagebau Friedrich Zeche 5 2 Braunkohletagebau bei Wackersdorf 5 3 Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher 5 4 Siehe auch 6 Literatur 7 Filme 8 Weblinks 9 Einzelnachweise 10 WeblinksEntstehung der Braunkohle BearbeitenZur Zeit des Miozans senkte sich das Molassebecken zwischen Donau und Alpen ab wobei Ostbayern relativ dazu angehoben wurde Zwischen Pfreimd und Regensburg gruben die Ur Naab und ihre Nebenflusse tiefe Rinnen in das Grundgebirge Als diese Taler mit Kies Sand und Ton aufgefullt wurden entstanden in subtropischem Klima in den verlandenden Seitenarmen und Altwassern ausgedehnte Sumpfwalder Die Reste dieser Walder wurden immer wieder von Sedimenten uberdeckt So entstanden abwechselnde Schichten von organischem Material Tonen Sand und spater auch Kies Durch Luftabschluss und den Druck der daruber lagernden Sedimente wurde das organische Material mit der Zeit in Kohle umgewandelt Geschichte des Kohleabbaus Bearbeiten nbsp Aufgeschlossenes Braunkohlefloz bei Wackersdorf nbsp Haupteingang zum Verwaltungsgebaude der BBI in Wackersdorf nbsp Blick in die Regensburger Friedrich Zeche nbsp Steinberger SeeRaum Wackersdorf Bearbeiten Im Jahr 1800 stiess der Schneidermeister Andreas Schuster bei Grabungsarbeiten fur einen Brunnen in Wackersdorf auf Braunkohle Es entwickelte sich eine Kohleforderung im Untertagebau in vergleichsweise bescheidenem Umfang die bereits in den 1840er Jahren wieder eingestellt wurde Erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde der Abbau wieder aufgenommen diesmal jedoch im Tagebau 1904 wurde die Bayerische Braunkohle und Brikettindustrie Gewerkschaft Klardorf gegrundet die am 5 Februar 1906 in der Bayerische Braunkohlen Industrie AG BBI aufging Diese hatte ihren Sitz zunachst in Munster in Westfalen ab dem 4 Marz 1908 in Schwandorf In Wackersdorf wurde 1908 eine Brikettfabrik errichtet die mehrfach erweitert wurde Fur die Brikett Herstellung war besonders aschearme Kohle notig Als die Lagerstatten dieser Kohle erschopft waren wurde die Brikettfabrik 1964 geschlossen und in den folgenden Jahren gesprengt Etwa ein Jahr vor der Schliessung betrug die Produktion etwa 175 000 Tonnen pro Jahr 1 Insgesamt wurden dort etwa 5 7 Millionen Tonnen Briketts produziert 2 1930 wurde das Kohlekraftwerk Schwandorf im Ortsteil Dachelhofen in Betrieb genommen Bis zur Einstellung der Kohleforderung 1982 wurde das Kraftwerk vom Wackersdorfer Revier aus per Werksbahn mit Brennstoff versorgt Von 1982 bis zur Stilllegung des Kraftwerks 2002 wurde tschechische Hartbraunkohle importiert Bereits in den 1920er Jahren war geplant den Ort Wackersdorf umzusiedeln um die darunter liegende Braunkohle gewinnen zu konnen Dieses Vorhaben zerschlug sich jedoch zunachst Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Planungen wieder aufgenommen Zwischen 1950 und 1952 fand dann die Umsiedlung von Wackersdorf an den heutigen Standort statt Im Jahr 1962 wurde im Wackersdorfer Ortsteil Rauberweiherhaus ein weiteres Kohlefeld erschlossen 1982 waren die wirtschaftlich gewinnbaren Kohlevorrate im Oberpfalzer Revier erschopft Am 21 September 1982 wurde die letzte Tonne Kohle gefordert Die BBI wurde zum 30 September aufgelost Rechtsnachfolgerin wurde die Bayernwerk AG Insgesamt wurden im Gebiet um Wackersdorf rund 185 Millionen Tonnen Braunkohle gefordert 3 Es war damit das zweitgrosste Braunkohlenrevier in der damaligen Bundesrepublik Deutschland nach dem Rheinischen Braunkohlerevier Maxhutte Haidhof Bearbeiten In den 1830er Jahren wurde auch im Gebiet des heutigen Maxhutte Haidhof Ortsteil Ponholz Braunkohle entdeckt Ab 1853 wurde sie zur Stahlgewinnung in der neu errichteten Maxhutte verwendet wegen des hohen Wasser und Tongehalts jedoch bald durch bohmische Steinkohle ersetzt 1907 wurde in Haidhof Ponholz eine Brikettfabrik in Betrieb genommen Wegen der schlechten Qualitat der Kohle war die Brikettherstellung jedoch nicht rentabel Man entschloss sich daher zum Bau eines Kohlekraftwerks unmittelbar bei der Grube konsol Haidhof I in der Steuergemeinde Ibenthann das nicht nur die umliegenden Gemeinden versorgen sondern den Strom bis nach Regensburg liefern sollte Am 12 Juni 1908 wurde dazu die Bayerische Uberlandcentrale AG BUC mit Sitz in Haidhof gegrundet die 1923 zur Oberpfalzwerke AG fur Elektrizitatsversorgung mit Sitz in Regensburg umgewandelt wurde 4 Das Kraftwerk in zeitgenossischen Quellen Kraftwerk Haidhof oder auch Kraftwerk Ibenthann genannt ging im April 1910 in Betrieb zu ihm gehorte eine kleine Arbeiterkolonie und eine unternehmenseigene rund zwei Kilometer lange normalspurige Anschlussbahn zum Bahnhof Ponholz 4 In den 1920er Jahren wurde es jedoch zunehmend unwirtschaftlich Am 31 Marz 1931 ein Jahr nach Inbetriebnahme des Kraftwerks Schwandorf Dachelhofen wurde das Kraftwerk stillgelegt Die Gruben wurden spater auch fur den Abbau von Ton genutzt Regensburg Bearbeiten In Regensburg wurden seit 1903 in der Friedrich Zeche im Stadtteil Dechbetten Braunkohle und Ton abgebaut zunachst unter Tage dann im Tagebau Die nahe gelegene Ziegelei war bis 1997 in Betrieb Die Braunkohle wurde als Zuschlagstoff fur die Ziegelherstellung und als Brennstoff verwendet Die Zeche wurde von der Gerhard Rosl GmbH amp Co KG ubernommen und ist heute noch in Betrieb eine Abbaugenehmigung liegt bis 2029 vor Neben Braunkohle und Ton werden inzwischen auch Gesteine Sande und Erden abgebaut sowie Erdaushub und Bauschutt eingelagert Die Braunkohle wird heute auch als Bodensubstrat als Alternative zu Rindenmulch vermarktet 5 Pettendorf Bearbeiten In Kneiting das damals noch selbststandig war und erst im Zuge der Gemeindegebietsreform 1978 zu Pettendorf kam wurde bereits 1834 Braunkohle abgebaut 6 Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man aufgrund der Brennstoffknappheit verstarkt heimische Energietrager zu nutzen Dabei erschienen auch zwei Standorte nordlich und sudlich von Schwetzendorf als abbauwurdig Wahrend nordlich von Schwetzendorf ein reiner Tagebau entstand war die Grube Reifenthal sudlich von Schwetzendorf in zwei Teile gegliedert im sudlichen Teil entstand ein Tagebau wahrend nordlich davon untertagig abgebaut wurde Die Forderung wurde im Oktober 1948 aufgenommen Da sich die Versorgungslage rasch besserte wurde der Abbau der relativ minderwertigen Braunkohle bei Schwetzendorf jedoch bald unrentabel so dass die Forderung bereits im Februar 1950 wieder eingestellt werden musste Mit 240 Metern Lange und 70 80 Metern Breite erreichte der Tagebau nur etwa ein Viertel der ursprunglich geplanten Grosse Nachnutzung BearbeitenDie meisten der ehemaligen Tagebaue wurden sofern sie nicht mit Abraum verfullt wurden geflutet In der Gegend um Wackersdorf entstanden sechs grossere Tagebauseen mit einer Wasserflache von zusammen ca 650 ha das heutige Oberpfalzer Seenland Das Westfeld nordwestlich des Steinberger Sees das bis 2002 als Deponie fur Asche aus dem Kraftwerk in Dachelhofen und als Kohlelager verwendet wurde ist gerade Bestandteil einer Rekultivierungsmassnahme die bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll Konkrete Plane fur eine Nachnutzung stehen derzeit allerdings noch aus 7 Mehrere Beamtenwohnhauser der BBI in Wackersdorf stehen unter Denkmalschutz 8 Das ehemalige Verwaltungsgebaude der BBI wurde zu einem Burogebaude umgebaut 9 Am 17 Juni 2015 beschloss der Wackersdorfer Gemeinderat gegen die Stimmen des Burgermeisters und zweier weiterer Ratsmitglieder das ehemalige Gemeinschaftshaus der BBI abzureissen und durch eine neue Veranstaltungshalle zu ersetzen 10 Der Tagebau der Grube Reifenthal ist heute als Schwetzendorfer Weiher ein beliebtes Naherholungsgebiet Museale Aufarbeitung BearbeitenDie Geschichte des Braunkohleabbaus im Wackersdorfer Revier wird heute in zwei Museen prasentiert dem Heimat und Industriemuseum in Wackersdorf im ehemaligen Laborgebaude der BBI sowie dem Braunkohle und Heimatmuseum in Steinberg am See Beide Museen sind durch einen 3 5 km langen Museumslehrpfad verbunden 11 und sind Teil der Nordbayerischen Industriestrasse Unweit des Wackersdorfer Museums wurde ein Tertiarwald angelegt mit Geholzen die bereits zur Zeit der Entstehung der heutigen Braunkohle hier wuchsen Auf dem Gelande sind ausserdem diverse Grossexponate zu besichtigen wie Eisenbahnwagen Baggerschaufeln oder der Laufer einer Dampfturbine aus dem Kraftwerk in Dachelhofen Am Ortseingang von Maxhutte Haidhof erinnert ein aus Holz nachgebauter Forderturm an die Bedeutung des Bergbaus fur die Geschichte der Stadt In Regensburg wurde 2004 am Rand der Friedrich Zeche von der Firma Rosl in Zusammenarbeit mit der Universitat Regensburg ein Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau mit einer gesamten Weglange von 450 Metern angelegt Auch hier wurde ein Tertiarwald gepflanzt 12 Ausserdem befindet sich hier ein Feldbahnmuseum 13 nbsp In Wackersdorf ausgestellte alte Brikettpresse nbsp Verschiedene Exponate im Tertiarwald in Wackersdorf nbsp Schaufelrad eines Braunkohlebaggers nbsp Laufer einer Niederdruck Dampfturbine des Kraftwerks Dachelhofen nbsp Forderwagen der ehemaligen Kettenbahn nbsp Verschiedene Exponate vor dem Museum in Steinberg am See nbsp Forderbandgerust vor dem Museum in Steinberg am SeeBedeutung als Geotope BearbeitenIn der Nahe des Wackersdorfer Museums befindet sich am Rand des Westfeldes eine Aussichtsplattform von der aus Besucher freigelegte Braunkohlefloze besichtigen konnen Dieser Aufschluss wird vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt zu den 100 schonsten Geotopen Bayerns gezahlt 14 Tagebau Friedrich Zeche Bearbeiten Der Tagebau Friedrich Zeche ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als bedeutendes Geotop Geotop Nummer 362G001 ausgewiesen 15 Braunkohletagebau bei Wackersdorf Bearbeiten Der Braunkohletagebau bei Wackersdorf ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als wertvolles Geotop Geotop Nummer 376A031 ausgewiesen 16 Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher Bearbeiten Das ehemalige Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als bedeutendes Geotop Geotop Nummer 376G001 ausgewiesen 17 Siehe auch Bearbeiten Liste der Geotope in Regensburg Liste der Geotope im Landkreis Schwandorf Liste der schonsten Geotope in BayernLiteratur BearbeitenBayerisches Landesamt fur Umwelt Hrsg Hundert Meisterwerke Die schonsten Geotope Bayerns 2012 ISBN 978 3 936385 89 2 W Scharf Die Braunkohle von Schwandorf Oberpfalz und ihr Abbau in Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 106 1954 S 538 567Filme BearbeitenErben des Tertiar Der Aufstieg einer landlichen Region zum modernen Industriestandort 85 min 2013 Weblinks BearbeitenWackersdorfer Braunkohle Schautafel des Bayerischen Landesamtes fur Umwelt pdf Webprasenz des Heimat und Braunkohlemuseum Steinberg am See Heimat und Industriemuseum Wackersdorf auf oberpfaelzer seenland de Heimat und Braunkohlemuseum Steinberg am See auf oberpfaelzer seenland de Heimat und Industriemuseum Wackersdorf auf der Webprasenz der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf Vor 100 Jahren Bayerische Uberlandcentrale Ponholz Unternehmen Vorlaufer der OBAG auf www onetz de Andreas Christopher Braunkohlenbergbau und Werksbahnen im Revier Wackersdorf in Bahn Express 6 84 PDF 9 7 MB Flyer Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich Zeche in Regensburg pdf Feldbahn Museum Friedrich ZecheEinzelnachweise Bearbeiten G Pedall Untersuchung der ehem Bayerischen Braunkohle Industrie AG in Wackersdorf Archiviert vom Original am 5 Marz 2017 abgerufen am 13 November 2022 Geschichte und Entwicklung des Wackersdorfer Braunkohlen Bergbaus vor Grundung der BBI Archiviert vom Original am 2 Januar 2017 abgerufen am 13 November 2022 Ehemalige Braunkohlegruben Oberpflalzer Seenland In industriegeschichte net Archiviert vom Original am 6 August 2017 abgerufen am 13 November 2022 a b Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 30 Ausgabe 1925 Band 1 S 1270 f Engelbert Weiss Braunkohle soll Agrarchemie ersetzen auf www mittelbayerische de 29 September 2015 Chronik auf www kneiting de Westfeld Wackersdorf 12 Millionen fur Rekultivierung Abgerufen am 18 August 2019 Denkmalliste fur Wackersdorf des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege Kathrin Bayer Ein Stuck Geschichte mit neuem Leben erfullt auf www mittelbayerische de 5 Mai 2009 Johann Ippisch Ein Stuck BBI Geschichte muss weichen auf www mittelbayerische de 18 Juni 2015 Museumslehrpfad auf der Webprasenz des Heimatkundlichen Arbeitskreises Steinberg am See Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich Zeche in Regensburg Dechbetten Memento des Originals vom 3 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde 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