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Das Neue Konigliche Opernhaus Berlin war ein Projekt der preussischen Regierung und des Kaisers Wilhelm II zum Bau eines neuen Operngebaudes in Berlin dessen Verwirklichung der Erste Weltkrieg und die Finanzknappheit in der Weimarer Republik verhinderten Es handelt sich um eines der langwierigsten und verworrensten Bauvorhaben der Kaiserzeit 1924 bezeichnete der Kritiker und Journalist Paul Westheim es als die groteskeste Architekturkomodie aller Zeiten 1 Endgultiger Entwurf von Ludwig Hoffmann Januar 1914 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entwurfe von Felix Genzmer 3 Erster Architektenwettbewerb 4 Zweiter Architektenwettbewerb 5 Dritter Architektenwettbewerb 6 Entwurfe von Ludwig Hoffmann 7 Architektonische Betrachtung des Hoffmann Entwurfs 8 Volksopernhaus 9 Literatur 10 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Konigliche Oper Berlin 1745Ausloser der Planungen fur ein neues Opernhaus war der Brand im Iroquois Theater in Chicago am 30 Dezember 1903 Nachdem das Konigliche Opernhaus Unter den Linden mit 1 500 Sitzplatzen bis dahin nur als zu klein empfunden worden war wurde nun auch seine Sicherheit angezweifelt Der Kaiser schickte ein Telegramm an seinen Finanzminister Georg von Rheinbaben das einen schleunigen Neubau anregte und mit den Worten endete Ich kann keine Nacht mehr ruhig schlafen Die preussische Regierung begann daraufhin mit der Planung eines Neubaus fur mindestens 2 500 Zuschauer unter Abriss des alten Hauses Entwurfe von Felix Genzmer Bearbeiten nbsp Felix Genzmer nbsp Hessisches Staatstheater in Wiesbaden um 1900 nbsp Kroll Oper Berlin um 1850Die erste Wahl fur das Neubauprojekt war der Architekt Felix Genzmer der nach dem Bau des Foyers des Hoftheaters Wiesbaden als Architekt der koniglichen Theater in Berlin und als Professor an der Technischen Hochschule Charlottenburg tatig war Genzmer wurde vom Generalintendanten der Koniglichen Schauspiele Georg Graf von Hulsen Haeseler vorgeschlagen und war durch seine Arbeit in Wiesbaden auch beim Kaiser bekannt und beliebt Zwischen 1904 und 1905 baute Genzmer die Innenraume des Berliner Schauspielhauses um wobei neben dem Brandschutz eine reprasentativere Ausstattung im Vordergrund stand Parallel dazu begann er mit den Planen zum neuen Opernhaus Die Beauftragung Genzmers stiess vor allem bei den nationalen Architektenverbanden auf Kritik Der Opernbau war zu diesem Zeitpunkt das einzige geplante Grossprojekt und die Architekten forderten einen Wettbewerb wahrend der Kaiser Wettbewerbe grundsatzlich ablehnte Auch die Person Genzmer stiess auf Kritik so etwa beim Publizisten Maximilian Harden der 1906 in der Zukunft schrieb Ausser Messel haben wir Gabriel Seidl in Munchen Fischer in Stuttgart Wallot in Dresden Behrens in Dusseldorf Licht in Leipzig vielleicht noch manchen anderen Warum muss der Untuchtigste zu einer Aufgabe berufen werden die der Lebenstraum jeden Kunstlers ist Weil der Kaiser ihn nicht untuchtig findet und gern mit dem bequemen Mann arbeitet Wirklich nur deshalb Das allein soll entscheiden 2 1906 legte Genzmer seine ersten Plane vor die der Kaiser ablehnte da er nun doch die in der Umgebung des jetzigen Opernhauses dominierende einfache aber vornehme Architektur aus Friedrichs des Grossen Zeit durch einen Kolossalbau nicht geschadigt sehen wollte 3 Genzmer sollte ein neues Projekt fur den Konigsplatz gegenuber dem Reichstagsgebaude erarbeiten wo 1896 die Krolloper zum Neuen Koniglichen Operntheater umgebaut worden und deutlich mehr Platz vorhanden war Die Plane die Felix Genzmer 1909 vorlegte sahen den Bau der Oper sudlich der Ost West Achse auf dem Konigsplatz vor ausserdem sollte ein zweites Gebaude an der Nordseite errichtet werden Dieser Entwurf wurde vom preussischen Ministerium der offentlichen Arbeiten abgelehnt mit der Begrundung Der Gedanke ein Gebaude von der Bedeutung und Grosse des Opernhauses seitlich der Mittellinie des Konigsplatzes zu errichten muss als verfehlt und von allgemein kunstlerischen Gesichtspunkten aus als unannehmbar bezeichnet werden 4 Das Ministerium hatte ausserdem ein Problem mit der Hohe der Kosten des Neubaus vor allem weil die Finanzierung zu diesem Zeitpunkt nicht geklart war Dabei ging es in erster Linie um die Anteile die der preussische Staat und die Krone zu bezahlen hatten Die Krone wollte keinen wesentlichen Beitrag zum Bau leisten obwohl der Kaiser den Neubau als seine Oper betrachtete So wurde sogar der entschadigungslose Beitrag des Grundstucks der Kroll Oper durch die Krone intern in Frage gestellt Der kaiserliche Berater Graf Philipp zu Eulenburg bezeichnete den Bau als eine Kulturaufgabe des Staates auf der anderen Seite konnte das preussische Finanzministerium keinen Grund dafur finden einen Bau mit Raumen fur den Hof ohne einen Beitrag desselben zu errichten Aus Sicht des Finanzministers war es fast unmoglich dem preussischen Abgeordnetenhaus diese Kostenverteilung zu erklaren und sie auch durchzusetzen Nachdem auch die zweite Planung Genzmers abgelehnt worden war setzte sich die Ansicht durch dass er fur den geplanten Bau nicht der richtige Architekt war zumal der aussere Druck durch die Architektenverbande und die Offentlichkeit stieg Graf von Hulsen Haeseler auf dessen Vorschlag bereits Genzmer ausgewahlt wurde wollte offensichtlich erst einen weiteren Architekten auf das Projekt ansetzen und fragte aus diesem Grunde am 11 Januar 1910 unverbindlich den Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann der jedoch ablehnte Erster Architektenwettbewerb BearbeitenAm 28 Marz 1910 unterbreitete Graf von Hulsen Haeseler Wilhelm II vorsichtig den Vorschlag zum Bau des Opernhauses mehrere Architekten in einer geschlossenen Konkurrenz einem beschrankten Wettbewerb gegeneinander antreten zu lassen Er argumentierte mit der Bedeutung des Gebaudes das zu einem gebauten Denkmal der glorreichen Regentschaft Wilhelms II hatte werden sollen Er betonte das Interesse der Architekten an dem Bauwerk und stellte heraus dass es sich bei dem Wettbewerb um eine unverbindliche Ausschreibung Ideenwettbewerb handeln sollte die die besten Ideen zutage fordern solle Die letzte Entscheidungsinstanz sollte weiterhin der Kaiser selbst bleiben Der Kaiser willigte in den Wettbewerb schliesslich ein lehnte jedoch eine Prufkommission Preisgericht ab und stellte klar dass er den Architekten auf gar keinen Fall freie Hand lassen wurde Er kommentierte entsprechend den Vorschlag Bei dem Wettbewerbe ad informationem Regis soll der Standpunkt festgehalten werden dass es keine Concurrenz im gewohnlichen Sinne ist sondern nur Bereitstellung von Ideenmaterial fur MICH den ERBAUER gleichgultig welchem Manne ich MEINEN IDEENNIEDERSCHLAG nachher zur Ausfuhrung ubertrage Der Bau soll den Ruhm aller Betheiligten verkunden 5 Der Vorschlag traf ebenfalls auf Zustimmung des Ministeriums der offentlichen Arbeiten und des Ministeriums der Finanzen die in der Konkurrenz eine Moglichkeit sahen die kritische Frage der Finanzierung zu losen Durch eine Ausschreibung sollte die Budgetkommission des preussischen Abgeordnetenhauses zu einer Zustimmung zur Kostenubernahme gebracht werden Am 28 Juni entwickelten die beteiligten Ministerien die Rahmenbedingungen fur den Wettbewerb Als Ort wurde weiterhin das Grundstuck der Kroll Oper ins Auge gefasst die Architekten durften jedoch auch Alternativen vorschlagen Die Oper selbst sollte uber 2 250 Sitzplatze verfugen wobei neben dem Parkett und vier Rangen ein Amphitheater als abschliessender Rang existieren sollte Vor dem Zuschauerraum sollte ein Eingangstrakt mit einer reprasentativen Eingangshalle Vestibul und Kassenraumen sowie eine Treppenhalle mit Zugangen zum Parkett und zum ersten Rang entstehen Zwei Foyers fur die unterschiedlichen Range und das Parkett sollten ebenfalls eingeplant werden Ein wichtiger Teil der Planung umfasste den Bereich fur den Hof Dieser sollte eine grosse Festloge im ersten Rang fur 80 Platze sowie weitere Platze im Parkett und im ersten Rang des linken Buhnenvorraums Proszenium umfassen Die Logen sollten mit verschiedenen Salons ausgestattet werden ausserdem sollte als Zugang ein getrennter Eingang an der linken Seite eingeplant werden Alle Hofbereiche sollten miteinander verbunden vom restlichen Publikum jedoch getrennt sein Im August 1910 wurden die ausgewahlten Architekten benachrichtigt dabei handelte es sich neben Felix Genzmer um Eduard Furstenau Ludwig Hoffmann Ernst von Ihne Anton Karst Max Littmann Heinrich Seeling und Friedrich von Thiersch Die Auswahl fiel dabei auf Architekten die bereits erfolgreich fur den Kaiser gearbeitet hatten und deren Arbeiten ihn uberzeugten Anton Karst wurde aufgrund seines Neubaus des Koniglichen Hoftheaters in Kassel Vorgangerbau des heutigen Staatstheaters Kassel vom Kaiser selbst hinzugezogen Besonders Max Littmann und Heinrich Seeling waren bekannte Theaterarchitekten Die von den ausgewahlten Architekten eingereichten Entwurfe sollten gegen die Zahlung eines Honorars als Eigentum mit uneingeschranktem Verfugungsrecht an den Staat ubergehen Ludwig Hoffmann nahm an dieser Ausschreibung nicht teil und begrundete dies mit seinen vielfaltigen Aufgaben fur die Stadt Berlin sowie einem Bebauungsplan fur die Stadt Athen an dem er gerade arbeitete nbsp Opera Garnier ParisGegenuber der Offentlichkeit rechtfertigten die Ministerien den beschrankten Wettbewerb mit den besonderen technischen Schwierigkeiten des Baus Dies konnte die Kritik jedoch nicht beruhigen die sowohl von der Presse als auch aus den Architekturverbanden laut wurde Letztere forderten einen offenen Wettbewerb und verwiesen dabei vor allem auf den Bau der Pariser Oper Weitere Kritik rief die fehlende Jury sowie die fehlende Verbindlichkeit einer Auftragserteilung an den Wettbewerbssieger hervor was gegen die von den Verbanden postulierten elementaren Grundregeln des Wettbewerbswesens verstiess Im Berliner Tageblatt vom 2 September 1910 war deshalb zu lesen Wenn man oben keine besseren Manner kannte oder nicht dem Kaiser vorzuschlagen wagte dann musste man eben einen allgemeinen Wettbewerb ausschreiben Fur Verlegenheits und Rucksichtskandidaten ist eine solche Aufgabe nicht da Und mehr als die Achtzigtausend Mark die den Teilnehmern an dieser im hoheren Sinne doch kaum fruchtbaren engen Konkurrenz gezahlt werden hatte auch die allgemeine kaum gekostet Die Entscheidung die sich wie es scheint die Ministerien selbst vorbehalten haben Preisrichter werden nicht genannt wird keineswegs eine endgultige sein Der Landtag hat ja noch ein Wort mitzureden und die Architektenschaft wird es sich sicher nicht nehmen lassen ihn uber die Konkurrenz und ihren Charakter aufzuklaren 6 nbsp Wiener StaatsoperDie Ergebnisse lagen Anfang Dezember 1910 vor Vor allem von Ihne und Littmann integrierten wesentliche Elemente der Pariser Oper von Charles Garnier in ihren Entwurf darunter die zentrale mehrgeschossige Festtreppe innerhalb eines eigenen zentralen Raumes zwischen dem Foyer und dem Auditorium Weitere Ideen lieferte die Wiener Staatsoper von Eduard van der Null und August Siccard von Siccardsburg Auf der Basis der Ergebnisse regten die beteiligten Minister die gemeinsame Erstellung eines Grundrisses an Sie schlugen vor dies durch die die Teilnehmer Ernst von Ihne Heinrich Seeling und Friedrich von Thiersch durchfuhren zu lassen Auf Druck des Hofes erklarten sich das Ministerium der offentlichen Arbeiten und das Finanzministerium Ende 1910 bereit den Bau der Oper als preussischen Staatsbau anzusehen und damit die Finanzierung auf Staatskosten mit Zuschuss der Krone vorzunehmen Die weitere Organisation unterlag vollstandig dem Ministerium der offentlichen Arbeiten Als Beitrag der Krone legte der Kaiser eine Gesamtsumme von drei Millionen Mark fest Der Kaiser willigte ausserdem in einen engeren Wettbewerb zwischen Ernst von Ihne Heinrich Seeling und im Gegensatz zum Vorschlag der Ministerien Max Littmann ein Zweiter Architektenwettbewerb BearbeitenIn Vorbereitung auf diesen Nachfolgewettbewerb erstellte der Regierungsbaumeister Hans Grube im Ministerium der offentlichen Arbeiten einen Vorentwurf als Grundlage fur die weiteren Planungen Dazu gehorten Grundrisse sowie eine Fassadenansicht des geplanten Gebaudes Die Entwurfe fanden grossen Zuspruch und Grube wurde als vierter Teilnehmer am Wettbewerb nachtraglich zugelassen seine Plane bildeten die Vorlage fur die offizielle Programmskizze und damit die verbindliche Voraussetzung auf der die Teilnehmer ihre neuen Entwurfe aufbauen mussten Am 3 Oktober wurden die Architekten um ihre neuen Entwurfe gebeten die Ergebnisse lagen im Februar 1912 vor Die Ergebnisse beider Runden des Wettbewerbes wurden im Marz 1912 offentlich im Abgeordnetenhaus ausgestellt wobei die Plane aus dem engeren Wettbewerb die Grundlage fur den endgultigen Bau darstellen sollten Wilhelm II bevorzugte dabei sehr eindeutig die Ergebnisse des Baubeamten Grube Am 6 Marz stellte der Geheime Baurat Richard Saran aus dem Ministerium der offentlichen Arbeiten den aktuellen Stand der Diskussionen in einer Rede vor dem Abgeordnetenhaus vor Wir haben uns in gemeinschaftlicher sorgfaltiger Beratung dem Urteil nicht verschliessen konnen dass die Entwurfe von Seeling und Littmann den berechtigten Anspruchen der Verwaltung nicht entsprechen sodass sie trotz sonstiger Vorzuge Schonheit der Architektur und reizvoller Einzelheiten fur die fernere Bearbeitung ausscheiden mussen Auch fur den Ihneschen Entwurf trifft dies wenn auch nicht so unumwunden zu Als die beste Grundlage fur die Ausarbeitung des eigentlichen Bauentwurfs wurde der Grubesche Vorentwurf von der Theaterverwaltung angesehen und wir konnten dieser Ansicht nicht widersprechen 7 Als Baubeginn sah man den April 1913 vor Die Entscheidung stiess auf starke Kritik in der Presse und der Offentlichkeit Vor allem das Vorgehen der Ministerien in dem beschrankten Wettbewerb und die Tatsache dass am Ende ein unbekannter Baubeamter den Siegerentwurf lieferte wurde sehr negativ kommentiert Die Presse forderte erneut einen offenen Wettbewerb die Vereinigung Berliner Architekten schrieb am 14 Marz 1912 eine Resolution mit derselben Forderung Am 20 April des Jahres beschloss der Bund Deutscher Architekten dass nach einer entsprechenden Neufestlegung des Bauprogramms und der Abstimmung im Abgeordnetenhaus ein offener Ideenwettbewerb zum Bau der Oper gefordert werden sollte Diese Kritik in der sich alle Fraktionen gegen die geplante Fortfuhrung des Projektes aussprachen trug sich entsprechend bis ins Abgeordnetenhaus Am 2 Mai verabschiedete das Abgeordnetenhaus einen Entwurf der einen neuen Entwurf unter Einbeziehung weiterer Kreise der deutschen Kunstlerschaft verlangte Nach dem Beschluss wurde ein offener Wettbewerb vorgesehen bei dem die Teilnehmer von der Programmskizze auch abweichen durften und bei dem eine abschliessende Beurteilung durch die Preussische Akademie des Bauwesens stattfinden sollte Damit entschieden sich die Abgeordneten ganz klar gegen die Intentionen des Kaisers Wilhelm II Der SPD Abgeordnete Karl Liebknecht stellte sehr deutlich dar Es besteht die ausserordentlich grosse Gefahr da uber das Bauwerk schliesslich nur ein Bauherr die nutzniessende Instanz wie sie dann und wann bezeichnet worden ist zu befinden hat obwohl wir hier das Geld zu bewilligen haben dass nicht der kunstlerische Ausdruck irgendeiner massgeblichen kunstlerischen Stimmung und Auffassung unserer Zeit oder der besten Krafte unserer Zeit gefunden werden wird sondern dass schliesslich nur die kunstlerische Stimmung und Auffassung einer einzigen Person entscheidet 8 Dritter Architektenwettbewerb BearbeitenDer dritte Wettbewerb um das Opernhaus wurde im Juni 1912 vom Ministerium der offentlichen Arbeiten ausgeschrieben Obwohl dieser Wettbewerb nun tatsachlich offen war wurden die Architekten Hermann Billing in Karlsruhe Wilhelm Brurein in Berlin Martin Dulfer in Dresden Theodor Fischer in Munchen Georg Frentzen in Aachen Otto March in Berlin Bruno Mohring in Berlin Carl Moritz in Koln Bruno Schmitz in Berlin sowie die Architektengemeinschaft Lossow amp Kuhne William Lossow und Max Hans Kuhne in Dresden direkt angeschrieben und zur Teilnahme aufgefordert Wie die erste Auswahl bestand auch diese vor allem aus Architekten die bereits Erfahrungen beim Bau von Theatern oder ahnlichen Gebauden besassen und dem Kaiser positiv aufgefallen waren Von den Eingeladenen sagte nur Theodor Fischer ab alle anderen bestatigten ihre Teilnahme Neben diesem Personenkreis war jedem die Teilnahme erlaubt der Mitglied im Verband Deutscher Architekten und Ingenieur Vereine VDAI oder im Bund Deutscher Architekten BDA war Die Basis fur die Arbeit bildeten drei Grundrisszeichnungen auf denen die Projekte aufbauen sollten Im Oktober 1912 lagen insgesamt 68 Entwurfe vor zu der die Preussische Akademie des Bauwesens Stellung nahm Die Jury urteilte in der Form dass von samtlichen Entwurfen keine den bisherigen Entwurfen so sehr uberlegen war dass sie als Grundlage fur den Bau empfohlen werden konnte Besonders hervorgehoben wurden die Entwurfe von Otto March Richard Seel Martin Dulfer Carl Moritz sowie der Beitrag des Architekturburos von Peter Jurgensen und Jurgen Bachmann Berlin Die Jury empfahl ausserdem eine Vereinfachung des Bauprogramms die jedoch vom Generalintendanten abgelehnt wurde Zu den Gutachtern der Abteilung Hochbau der Akademie gehorte auch Ludwig Hoffmann nbsp Erdgeschoss nbsp Oberparkett nbsp 1 RangDie Ergebnisse des dritten Wettbewerbs wurden im Januar 1913 offentlich ausgestellt Obwohl man sich in der Presse daruber einig war dass die Konkurrenz einen Fortschritt darstellte gab es jedoch kein Ergebnis zu der Frage welcher Entwurf nun der beste war Der Favorit war offensichtlich der Entwurf von Otto March doch auch er konnte nicht endgultig uberzeugen Wieder kam auch Kritik am gesamten Baukonzept auf so wurde vor allem auch die Neuplanung des gesamten Konigsplatzes gefordert Ein Ergebnis war jedoch deutlich Der dritte Wettbewerb brachte keinen Gewinner hervor und damit auch keinen Architekten fur das Opernhaus Am 13 Februar 1913 nahm das preussische Abgeordnetenhaus eine Resolution an nach der die Regierung einen freien Architekten suchen und beauftragen sollte der die besten Anregungen aller bisherigen Konzepte in einen Entwurf einbringen sollte Fur den Konigsplatz sollte ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden Allerdings war diese Resolution nicht einstimmig Karl Liebknecht etwa kritisierte sie stark Es ist ein Feigenblatt auf die Tatsache dass das Abgeordnetenhaus nachdem es im vergangenen Jahre aufgestachelt von der Kunstlerschaft und ihrer Opposition ein klein wenig zu widersprechen gewagt hat sich jetzt vor der Koniglichen Staatsregierung vor der Bauverwaltung vollkommen gekuscht hat 9 Entwurfe von Ludwig Hoffmann Bearbeiten nbsp 1 Fassadenentwurf mit Zentralgiebel und SeitenrisalitenFur die Auswahl eines bislang weitestgehend unbeteiligten Architekten kamen nur sehr wenige Personen in Frage da sich alle bekannten Architekten und Spezialisten bereits zur Opernhausfrage geaussert hatten Einer der wenigen war der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann der zwar mehrfach angefragt worden war bislang die Aufgabe aber jedes Mal abgelehnt hatte Im April 1913 wurde er erneut gefragt ob er dieses Gebaude entwerfen und bauen mochte Hoffmann zeigte allerdings weiterhin kein Interesse daran vor allem aufgrund seiner eher schlechten Erfahrungen bei der Ausfuhrung des von Alfred Messel entworfenen Pergamon Museums auf der Berliner Museumsinsel Die Zusammenarbeit mit der Generalintendanz der Koniglichen Theater schreckte ihn ab ausserdem lag zu diesem Zeitpunkt das Hauptinteresse Hoffmanns auf dem Bau von Sozial und Wohlfahrtsbauten In seinen Lebenserinnerungen schrieb er dazu Nach meinen Erfahrungen beim Museumsbau erschien mir ein erfolgreiches Arbeiten mit der Generalintendantur der Theater als Bauherrn recht zweifelhaft dabei war ich mit grossen Aufgaben so uberburdet dass ich nach einer neuen mich zur Zeit nicht sehnte Auch lag mir jetzt mehr daran in den grossen stadtischen Wohlfahrtsbauten mit den Jahren vielen Tausenden ihre bedrangte Lebenslage zu erleichtern als einem theaterlastigen Publikum Prunkraume zu errichten 10 Nachdem jedoch auch Kaiser Wilhelm II wunschte dass Ludwig Hoffmann den Bau ubernehme und der Oberburgermeister Adolf Wermuth darauf bestand stimmte Hoffmann letztlich doch zu Am 4 Mai 1913 gab er dem Ministerium seine Zusage an dem Neubau mitzuwirken Er selbst wollte sich dabei auf die kunstlerischen Fragen konzentrieren und das Ministerium sollte die bautechnischen Aufgaben ubernehmen nbsp Perspektive des endgultigen Fassadenentwurfs Januar 1914Bereits am 9 Mai 1913 legte Ludwig Hoffmann ein Exposee vor in dem er seine Gedanken zu dem neuen Opernhaus mitteilte Da er bereits 1912 Teil der Gutachtergruppe der Entwurfe war hatte er sich bereits eingehend mit dem Gebaude befasst Die ersten Entwurfe in Form von Fassadenzeichnungen legte Hoffmann zu Pfingsten des Jahres vor Die drei Bleistiftzeichnungen waren mit dem 11 Mai 1913 datiert und zeigten alternative Fronten des Operngebaudes teilweise flankiert von weiteren bislang nicht vorgesehenen Gebauden um die weitere Bebauung des Platzes darzustellen Die Offentlichkeit erfuhr erst Ende Mai von der Beteiligung Hoffmanns am Bau die Resonanz in der Presse auf diese Auswahl war allerdings sehr positiv und zugleich mit hohen Erwartungen verbunden Der Entwurf sollte zusammen mit einem Kostenvoranschlag im Dezember fertig sein dabei sollte sich auch Hoffmann weitestgehend an die Programmskizze halten Am 5 November liess sich Hoffmann die Genehmigung seiner Entwurfe durch den Kaiser bestatigen im Dezember legte er einen Kostenvoranschlag uber 19 5 Millionen Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 119 6 Millionen Euro vor Nach einem Zusammentreffen mit dem Finanzminister wurden einige Einsparungen beschlossen vor allem bei der Gestaltung der Innenraume sowie am Depotbau der mit der Oper verbunden sein sollte Im Januar 1914 prasentierte Ludwig Hoffmann ein Modell des Gebaudes dem Kaiserpaar in einem eigens dafur eingerichteten Atelier Der Kaiser zeigte sich zufrieden und willigte in den Bau des Opernhauses ein Auch die endgultigen Grundrisse Ansichten Schnitte und Perspektiven wurden im Zentralblatt der Bauverwaltung mitsamt der personlichen Entwurfserlauterungen Ludwig Hoffmanns veroffentlicht Am 19 Mai 1914 wurde die erste Baurate vom preussischen Arbeitsministerium bewilligt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte allerdings die Bauausfuhrung Architektonische Betrachtung des Hoffmann Entwurfs Bearbeiten nbsp Detailansicht eines SeitenrisalitsLudwig Hoffmann sollte sich als beauftragter Architekt noch enger an die vorgegebenen Grundplane halten als die Teilnehmer des Wettbewerbs Hoffmann versuchte allerdings trotzdem vor allem die Fassade seinen Vorstellungen entsprechend zu verandern Wahrend etwa der ursprungliche Plan auf Wunsch des Kaisers einen grossen Dreiecksgiebel mit acht tragenden Saulen Portikus vorsah plante Hoffmann eine geraumige Vorhalle mit einer Kolonnade aus korinthischen Saulen mit nur dezentem Giebel Ausserdem setzte er die Fensterachsen enger als vorgesehen und plante den Gesamtbau mit 96 Metern Breite um vier Meter breiter als in den Vorgaben gewunscht Hinter der Saulenhalle sollte ein geraumiges Foyer entstehen Die Kassen die nach der Vorgabe seitlich eines zentralen Vestibuls entstehen sollten platzierte Hoffmann an die beiden aussersten Enden und stattete diese Bereiche mit jeweils einem eigenen Gebaudevorsprung Risalit aus der weitere Nebenraume aufnehmen sollte Eines der Hauptprobleme des Grundrisses war der starke Eindruck des viereckigen Kastenbaus der bereits in den Entwurfen der verschiedensten Wettbewerbsteilnehmer durch Vorbauten und Ausgestaltungen des Portikus verdeckt werden sollte Hoffmann versuchte durch das Vorziehen des Buhnenkorpers uber den Zuschauerraum sowie die Anlage der zentralen Treppenhalle einen lang gestreckten Eindruck zu vermitteln die er optisch an das Berliner Schauspielhaus anglich Im Gesamtbild stellte allerdings die Ausdehnung in die Lange das grossere Problem dar zumal der Bau aus Kostengrunden nicht die gesamte Breite des Konigsplatzes ausfullen sollte und so das Missverhaltnis noch deutlicher auffiel Hoffmann plante aus diesem Grund direkt beidseitig anschliessende Funktionsbauten und eine Betonung der Aussenkanten wahrend er auf eine Betonung des Zentralteiles eher verzichten wollte Neben den bereits erwahnten Risaliten sollte die Kolonnade als eine uber zwei Geschosse gebaute offene Saulenvorhalle diesen Effekt verstarken Fur das Hauptgeschoss waren grosse Rundbogenfenstern vorgesehen Durch aufwandigen Figurenschmuck sollte die umlaufende Balustrade des Gebaudes akzentuiert werden nbsp Entwurf des FoyersIm Inneren gliederte Hoffmann den Bau in einen Buhnen und einen Zuschauerteil Dabei bildet der Zuschauerteil das Zentrum des Gebaudes ihm sind ein grosses Treppenhaus und ein Foyer vorgelagert Vier Lichthofe gliedern das Gebaude weiter Der Zentraleingang sollte sich am Konigsplatz befinden durch diesen sollte man in eine quer angelegte Vorhalle gelangen die die gesamte Breite des Gebaudes einnehmen sollte Uber einige Stufen gelangte man in das zentrale Treppenhaus oder in die Seitengange Eine breite Treppe im zentralen Treppenraum sowie weitere Treppen in den seitlichen Gangen fuhren in den ersten Rang zwei Treppen hinter der Haupthalle in das Oberparkett Das Auditorium sollte aus vier Rangen bestehen uberspannt durch zusatzliche Sitzreihen in der Art eines Amphitheaters architektonisch herausgestellt wurden die Festloge sowie die dreigeteilten Proszeniumslogen Ein grosses Foyer sollte oberhalb der Eingangshalle fur die Pausengestaltung eingerichtet werden weitere Aufenthaltsraume befanden sich im gesamten Gebaude nbsp Entwurf des TreppenhausesSeparat angelegt wurde ein seitlicher Eingang fur die Besucher der kaiserlichen Loge Dieser fuhrte uber ein Treppenhaus in einen grossen Salon vor der Festloge Den Zuschauerweg sollte dieser Zugang nur seitlich des Salons kreuzen sodass die beiden Besuchergruppen gut voneinander getrennt waren Weitere Raume fur die Angehorigen des Hofes gruppierten sich um den hinteren linken Lichthof Uber einen Speisesaal und einen Teesalon wurde ein Durchgang zu den Proszeniumslogen geschaffen Volksopernhaus BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg wurde Ludwig Hoffmann von Adolph Hoffmann dem neuen preussischen Kultusminister aus den Reihen der USPD gebeten das Projekt als Volksopernhaus neu ins Auge zu fassen Dabei sollten die Zuschauerkapazitat auf 3 000 Platze erhoht werden woraufhin Ludwig Hoffmann das Parkett durch eine steilere Hohenkurve erweiterte Der zur Beratung herangezogene Komponist Richard Strauss war von der Idee begeistert da auf diese Weise die Zuschauer uber die Kopfe der vor ihnen Sitzenden hinweg die Sanger in ihrer ganzen Gestalt sehen konnten Diese Plane verliefen allerdings im Sande und statt des Volksopernhauses wurde in den Jahren 1920 bis 1923 die auf dem vorgesehenen Grundstuck stehende alte Krolloper modernisiert Literatur BearbeitenDie Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Beiheft 10 Lebenserinnerungen eines Architekten Ludwig Hoffmann Veroffentlicht u hrsg von Wolfgang Schache Gebr Mann Berlin 1983 ISBN 3 7861 1388 2 Dorte Dohl Ludwig Hoffmann Bauten fur Berlin 1896 1924 Ernst Wasmuth Tubingen 2004 ISBN 3 8030 0629 5 Hans Schliepmann Die neuen Entwurfe zum Berliner Koniglichen Opernhaus Berliner Architekturwelt Sonderheft 12 Berlin Wasmuth 1913 Digitalisiert von der Zentral und Landesbibliothek Berlin 2020 https nbn resolving de urn nbn de kobv 109 1 15382701 Saran Die bisherige Entwicklung der Vorbereitungen zum Neubau eines Koniglichen Opernhauses in Berlin In Zentralblatt der Bauverwaltung Ernst Berlin 1912 S 133 f ISSN 0372 8021 Maximilian Harden Das neue Opernhaus In Maximilian Harden Hrsg Die Zukunft Die Zukunft Berlin 1906 ISBN 3 89131 445 0 Fritz Stahl Das neue Berliner Opernhaus Ein sehr enger Wettbewerb In Berliner Tageblatt 2 September 1910 Mosse Berlin Paul Seidel Der Kaiser und die Kunst Schall Berlin 1907 Paul Westheim in Das Kunstblatt Hrsg Paul Westheim Reckendorf Berlin 8 1924 S 135 Zentralblatt der Bauverwaltung Nr 8 Berlin 28 Januar 1914 S 61 65Einzelnachweise Bearbeiten Das Kunstblatt 8 S 135 Aus Maximilian Harden Das neue Opernhaus In Die Zukunft 55 1906 nach Seidel Der Kaiser und die Kunst 1907 Aus dem Gutachten vom 4 Dezember 1909 nach Dohl 2004 Randbemerkungen an einem Bericht von Graf Hulsen Haeseler an Wilhelm II Grossschreibung nach Quelle Nach Dohl 2004 aus Fritz Stahl Das neue Berliner Opernhaus Ein sehr enger Wettbewerb Berliner Tageblatt vom 2 September 1910 aus Saran 1912 aus der 62 Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 2 Mai 1912 nach Dohl 2004 aus der 131 Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 13 Februar 1913 nach Dohl 2004 Aus Ludwig Hoffmann Lebenserinnerungen eines Architekten nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Mai 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neues Konigliches Opernhaus Berlin amp oldid 231882892