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Eine naturliche Matrixnorm induzierte Matrixnorm oder Grenzennorm ist in der Mathematik eine von einer Vektornorm als Operatornorm abgeleitete Matrixnorm Eine naturliche Matrixnorm entspricht anschaulich dem grosstmoglichen Streckungsfaktor der durch die Anwendung der Matrix auf einen Vektor entsteht Naturliche Matrixnormen sind immer submultiplikativ und mit der Vektornorm aus der sie abgeleitet wurden vertraglich Sie sind sogar unter allen mit dieser Vektornorm vertraglichen Matrixnormen die kleinsten Wichtige naturliche Matrixnormen sind die Zeilensummennorm die Spektralnorm und die Spaltensummennorm Naturliche Matrixnormen werden insbesondere in der linearen Algebra und der numerischen Mathematik verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiel 3 Eigenschaften 3 1 Normaxiome 3 2 Vertraglichkeit 3 3 Submultiplikativitat 4 Spezialfalle 4 1 Einheitsmatrix 4 2 Inverse 5 Beispiele naturlicher Matrixnormen 6 Verallgemeinerung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine Matrixnorm displaystyle cdot nbsp heisst von einer Vektornorm V displaystyle cdot V nbsp induziert oder naturliche Matrixnorm wenn sie von ihr als Operatornorm abgeleitet ist Die naturliche Matrixnorm einer reellen oder komplexen Matrix A K m n displaystyle A in mathbb K m times n nbsp ist damit definiert als A max x 0 A x V x V displaystyle A max x neq 0 frac Ax V x V nbsp wobei die Norm im Zahler als Argument einen Vektor A x K m displaystyle Ax in mathbb K m nbsp und die Norm im Nenner als Argument einen Vektor x K n displaystyle x in mathbb K n nbsp besitzt Da es zu jedem Vektor x 0 displaystyle x neq 0 nbsp mit x x x V displaystyle bar x x x V nbsp einen auf Eins normierten Vektor gibt hat jede naturliche Matrixnorm auch die Darstellung A max x V 1 A x V displaystyle A max x V 1 Ax V nbsp es reicht also aus das Maximum uber alle Einheitsvektoren zu betrachten Anschaulich entspricht damit die naturliche Matrixnorm dem grosstmoglichen Streckungsfaktor der durch die Anwendung der Matrix auf einen Einheitsvektor entsteht Eine aquivalente Definition der naturlichen Matrixnorm ist A min r 0 A x V r x V x 0 displaystyle A min left r geq 0 mid Ax V leq r x V forall x neq 0 right nbsp oder analog dazu A min r 0 A x V r x K n 1 displaystyle A min left r geq 0 mid Ax V leq r forall x mathbb K n 1 right nbsp also der Radius r displaystyle r nbsp der kleinsten Normkugel die die Menge A x x V 1 displaystyle Ax mid x V 1 nbsp umfasst Beispiel Bearbeiten nbsp Illustration der von der euklidischen Norm induzierten MatrixnormGesucht ist die von der euklidischen Vektornorm 2 displaystyle cdot 2 nbsp induzierte Matrixnorm der 2 2 Matrix A 1 2 3 2 1 2 3 2 displaystyle A left begin matrix frac 1 2 amp frac 3 2 frac 1 2 amp frac 3 2 end matrix right nbsp Diese Matrix beschreibt als lineare Abbildung eine gleichzeitige Streckung in x displaystyle x nbsp Richtung Stauchung in y displaystyle y nbsp Richtung und Drehung um 45 In nebenstehendem Bild entspricht der rote Kreis dem Einheitskreis in der euklidischen Norm also der Menge der Vektoren mit Lange Eins Die grune Ellipse ist dann der Einheitskreis nach Transformation Drehstreckung durch die Matrix A displaystyle A nbsp Die naturliche Matrixnorm von A displaystyle A nbsp entspricht dann der Lange desjenigen Vektors auf der grunen Ellipse dessen Lange maximal ist Im Beispiel sind dies die beiden Vektoren 3 2 3 2 displaystyle left tfrac 3 2 tfrac 3 2 right nbsp und 3 2 3 2 displaystyle left tfrac 3 2 tfrac 3 2 right nbsp Die naturliche Matrixnorm von A displaystyle A nbsp bezuglich der euklidischen Norm ist dann die Lange eines dieser Vektoren und somit A max x 2 1 A x 2 3 2 2 3 2 2 3 2 2 2 12 displaystyle A max x 2 1 Ax 2 sqrt left tfrac 3 2 right 2 left tfrac 3 2 right 2 3 tfrac sqrt 2 2 approx 2 12 nbsp Der blaue Kreis ist der Kreis mit dem kleinsten Radius der die grune Menge umfasst sein Radius entspricht gerade der naturlichen Matrixnorm Eigenschaften BearbeitenIm Weiteren wird der Zusatz V displaystyle V nbsp bei der Vektornorm weggelassen da durch das Argument der Norm implizit klar ist ob es sich um eine Matrix oder um eine Vektornorm handelt Normaxiome Bearbeiten Jede naturliche Matrixnorm erfullt die drei Normaxiome Die Definitheit folgt fur A K m n displaystyle A in mathbb K m times n nbsp aus A 0 max x 0 A x x 0 A x 0 x 0 A 0 displaystyle A 0 Leftrightarrow max x neq 0 frac Ax x 0 Rightarrow Ax 0 forall x neq 0 Rightarrow A 0 nbsp Die absolute Homogenitat folgt fur A K m n displaystyle A in mathbb K m times n nbsp und a K displaystyle alpha in mathbb K nbsp aus der Homogenitat der Vektornorm durch a A max x 1 a A x max x 1 a A x a max x 1 A x a A displaystyle alpha cdot A max x 1 alpha cdot Ax max x 1 alpha cdot Ax alpha cdot max x 1 Ax alpha cdot A nbsp Die Subadditivitat folgt A B K m n displaystyle A B in mathbb K m times n nbsp ebenfalls aus der Subadditivitat der Vektornorm durch A B max x 1 A x B x max x 1 A x B x max x 1 A x max x 1 B x A B displaystyle A B max x 1 Ax Bx leq max x 1 Ax Bx leq max x 1 Ax max x 1 Bx A B nbsp wobei hier zudem das Maximum der Summe durch die Summe der Maxima nach oben abgeschatzt wurde Vertraglichkeit Bearbeiten Jede naturliche Matrixnorm ist mit der Vektornorm aus der sie abgeleitet wurde vertraglich das heisst fur A K m n displaystyle A in mathbb K m times n nbsp und x K n displaystyle x in mathbb K n nbsp gilt A x A x displaystyle Ax leq A cdot x nbsp was direkt aus der Definition von A displaystyle A nbsp als minimale Zahl r displaystyle r nbsp mit A x r x displaystyle Ax leq r cdot x nbsp folgt Damit ist die naturliche Matrixnorm sogar die kleinste Matrixnorm die mit der zugrunde liegenden Vektornorm vertraglich ist Sie wird daher Grenzennorm oder auch lub Norm nach engl lowest upper bound genannt 1 Weiterhin folgt aus der Vertraglichkeit dass jede naturliche Matrixnorm einer quadratischen Matrix mindestens so gross wie ihr Spektralradius ist Submultiplikativitat Bearbeiten Jede naturliche Matrixnorm ist zudem submultiplikativ das heisst fur A K m n displaystyle A in mathbb K m times n nbsp und B K n l displaystyle B in mathbb K n times l nbsp gilt A B A B displaystyle A cdot B leq A cdot B nbsp was direkt aus der Vertraglichkeit folgt A B max x 1 A B x max x 1 A B x A max x 1 B x A B displaystyle A cdot B max x 1 A cdot B cdot x leq max x 1 A cdot B cdot x A cdot max x 1 B cdot x A cdot B nbsp Spezialfalle BearbeitenEinheitsmatrix Bearbeiten Fur die Einheitsmatrix I displaystyle I nbsp ergibt jede naturliche Matrixnorm den Wert Eins denn es gilt I max x 1 I x max x 1 x 1 displaystyle I max x 1 Ix max x 1 x 1 nbsp Inverse Bearbeiten Ist eine quadratische Matrix A K n n displaystyle A in mathbb K n times n nbsp regular dann gilt fur die naturliche Matrixnorm ihrer Inversen A 1 max x 1 A 1 x max A y 1 y min A y 1 y 1 1 min x 1 A x 1 displaystyle A 1 max x 1 A 1 x max Ay 1 y left min Ay 1 y 1 right 1 left min x 1 Ax right 1 nbsp wobei sich die letzte Gleichung durch die Substitution y x A x 1 displaystyle y x cdot Ax 1 nbsp ergibt Die naturliche Matrixnorm der Inversen ist damit der Kehrwert des kleinsten Streckungsfaktors der durch die Anwendung der Matrix auf einen Einheitsvektor entsteht Damit lasst sich die Kondition einer regularen Matrix k A A A 1 displaystyle kappa A A cdot A 1 nbsp bezuglich einer naturlichen Matrixnorm als das Verhaltnis aus grosstem und kleinstem Streckungsfaktor den die Matrix generiert ansehen Beispiele naturlicher Matrixnormen BearbeitenDie wichtigsten naturlichen Matrixnormen sind von den p Normen induziert Drei dieser naturlichen Matrixnormen haben eigene Namen und besondere Bedeutung Die Spaltensummennorm ist die durch die Summennorm induzierte Norm A 1 max x 1 1 A x 1 max j 1 n i 1 m a i j displaystyle A 1 max x 1 1 Ax 1 max j 1 ldots n sum i 1 m a ij nbsp Sie entspricht der maximalen Betragssumme aller Spalten der Matrix Die Spektralnorm ist die durch die euklidische Norm induzierte Norm A 2 max x 2 1 A x 2 l max A H A displaystyle A 2 max x 2 1 Ax 2 sqrt lambda max A H A nbsp Sie entspricht der Quadratwurzel des grossten Eigenwerts von A H A displaystyle A H A nbsp wobei A H displaystyle A H nbsp die adjungierte Matrix im reellen Fall transponierte Matrix zu A displaystyle A nbsp ist Die Zeilensummennorm ist die durch die Maximumsnorm induzierte Norm A max x 1 A x max i 1 m j 1 n a i j displaystyle A infty max x infty 1 Ax infty max i 1 ldots m sum j 1 n a ij nbsp Sie entspricht der maximalen Betragssumme aller Zeilen der Matrix Verallgemeinerung Bearbeiten nbsp Illustration der naturlichen Matrixnorm A 2 displaystyle A infty 2 nbsp in zwei DimensionenAllgemeiner kann eine naturliche Matrixnorm K m n R displaystyle cdot colon mathbb K m times n rightarrow mathbb R nbsp auch uber zwei verschiedene Vektornormen abgeleitet werden wobei die eine Norm a K n R displaystyle cdot a colon mathbb K n rightarrow mathbb R nbsp die Grosse eines Vektors im Ausgangsraum misst und die andere Norm b K m R displaystyle cdot b colon mathbb K m rightarrow mathbb R nbsp die Grosse eines Vektors im Zielraum Damit ist die von diesen beiden Normen induzierte Matrixnorm definiert als A b a max x 0 A x b x a min r 0 A x b r x a x 0 displaystyle A b a max x neq 0 frac Ax b x a min left r geq 0 mid Ax b leq r x a forall x neq 0 right nbsp Sie ist aufgrund ihrer Definition als Minimum mit den beiden Vektornormen vertraglich im Sinne von A x b A b a x a displaystyle Ax b leq A b a cdot x a nbsp und fur B K n l displaystyle B in mathbb K n times l nbsp submultiplikativ mit c K l R displaystyle cdot c colon mathbb K l rightarrow mathbb R nbsp als dritter Vektornorm im Sinne von A B b c A b a B a c displaystyle AB b c leq A b a cdot B a c nbsp da aufgrund der Vertraglichkeit analog zu oben A B b c max x c 1 A B x b max x c 1 A b a B x a A b a max x c 1 B x a A b a B a c displaystyle AB b c max x c 1 ABx b leq max x c 1 A b a Bx a A b a max x c 1 Bx a A b a B a c nbsp gilt Meist wird aber in der Praxis statt unterschiedlicher Vektornormen die gleiche Norm im jeweiligen Vektorraum verwendet Literatur BearbeitenAlfio Quarteroni Riccardo Sacco Fausto Saleri Numerische Mathematik 1 Springer 2002 ISBN 3 540 67878 6 Hans Rudolf Schwarz Norbert Kockler Numerische Mathematik 8 Auflage Vieweg amp Teubner 2011 ISBN 978 3 8348 1551 4 Peter Knabner Wolf Barth Lineare Algebra Grundlagen und Anwendungen Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 32185 6 Weblinks BearbeitenEric W Weisstein Natural Norm In MathWorld englisch Cam McLeman Logan Hanks Pedro Sanchez Matrix p norm In PlanetMath englisch Einzelnachweise Bearbeiten Schwarz Kockler Numerische Mathematik S 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naturliche Matrixnorm amp oldid 237267480