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Dieser Artikel beschreibt die Wustung Mocholz bei Weisswasser Zum Ort bei Niesky siehe Moholz Mocholz auch Mochholz obersorbisch Mochowc ist eine Wustung in der Oberlausitz Sachsen auf dem Gemeindegebiet Rietschens Ehemalige Muhle 1978 Der Ort im sorbischen Siedlungsgebiet wurde 1993 zugunsten des Tagebaus Reichwalde abgebrochen bevor dieser 1999 vor Erreichen der Ortslage gestundet wurde Nachdem der Tagebau 2010 wieder in Betrieb ging erfolgte in der ersten Halfte des Jahrzehnts die Abbaggerung der ehemaligen Ortslage Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Bevolkerungsentwicklung 2 2 Ortsname 3 Siehe auch 4 Quellen und weiterfuhrende Literatur 4 1 Literatur 4 2 Einzelnachweise 4 3 WeblinksGeographie Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus einer Karte der Herrschaft Muskau 1745 mit der Umgebung von MocholzDer Ort lag rund funf Kilometer westlich von Rietschen acht Kilometer westlich vom Kirchdorf Daubitz und etwa vier Kilometer nordostlich vom Kirchdorf Reichwalde Vor seiner Verlegung floss der Weisse Schops nordlich des Dorfes aus Osten kommend nach Westen dem Schwarzen Schops entgegen Die Tagebaukante lag bei der Stundung des Tagebaus weniger als ein Kilometer ostlich vom ehemaligen Ortskern entfernt Nordlich von Mocholz lag Zweibrucken ostlich Viereichen sudlich Altliebel und vom Nordwesten befanden sich gen Westen hin am Weissen Schops die Dorfer Publick Wunscha und Schadendorf die alle zugunsten des Tagebaus devastiert wurden Im Sudosten liegt Neuliebel im Suden Nappatsch heute Altliebel Nordlich der fruheren Ortslage erstreckt sich im Truppenubungsplatz Oberlausitz ein weitreichendes Waldgebiet das zum Teil ebenfalls vom Tagebau uberbaggert werden wird Die relativ kleine Gemarkung des Gassendorfes umfasste bei der Eingemeindung 1938 etwa 109 Hektar Sie war ursprunglich in Block und Streifenflure aufgeteilt Geschichte Bearbeiten nbsp Weisser Schops nahe Mocholz 1989 Durch archaologische Funde in der Gemarkung ist eine urgeschichtliche Siedlungstatigkeit nachweisbar Als um einen Eisenhammer entstandene Hammersiedlung ist Mocholz eine der jungeren Ortsgrundungen in der Oberlausitz Urkundlich erstmals erwahnt wurde der Ort 1563 in einem Teilungsvertrag derer von Metzradt Archaologische Ausgrabungen in den Jahren 2009 2010 mit anschliessenden dendrochronologischen Untersuchungen datierten das alteste Fundstuck im Bereich des Hammers auf 1552 10 Jahre 1 Weitere Funde die samtlich junger sind lassen darauf schliessen dass der Hammer und somit der Ort Mitte des 16 Jahrhunderts angelegt wurde nbsp Muhlstein 1989 Bald darauf ging Mocholz in den Besitz der Herrschaft Muskau uber Beim Verkauf der Herrschaft im Jahr 1597 ist das Dorf Muchholcz nebst Eisenhammer und Fischteichen im Kaufvertrag aufgefuhrt es ist daher anzunehmen dass Mocholz unter Fabian von Schoenaich Besitzer der Herrschaft Muskau von 1558 bis 1573 und von 1587 bis 1589 oder seinem Neffen Hans Georg 1573 bis 1587 erworben wurde Damit kam erstmals ein Ort sudlich der Schops Linie an die Herrschaft Muskau Vermutlich wurde der Eisenhammer im Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 zerstort Nach dem Krieg liess ihn Curt Reinicke von Callenberg als einen von vieren in der Herrschaft wieder aufbauen die ungunstige Marktlage jedoch zwang Anfang der sechziger Jahre zu seiner Einstellung Das Hammergut wurde in ein herrschaftliches Vorwerk umgewandelt auf dem 1662 eine Muhle errichtet wurde die in jungerer Zeit eine Mahl und Olmuhle war In den Jahren 1769 bis 1771 grundete der Muskauer Standesherr Johann Alexander von Callenberg mehrere Schulen in der Herrschaft unter anderem 1770 eine in Mocholz Zur Schulgemeinde gehorten Mocholz Altliebel Nappatsch Publick Viereichen und Zweibrucken Rund 20 Jahre spater wurde ein Schulhaus erbaut in dem zweimal jahrlich der Pfarrer aus Daubitz zur Predigt kam Diese Pflicht wird auf eine Sage zuruckgefuhrt nach der in vorreformatorischer Zeit in Mocholz eine Kapelle bestanden haben soll Aus Geldmangel verkaufte Furst Puckler das Gut Mocholz 1811 kaufte es jedoch 1829 wieder zuruck Zwischenzeitlich kam die Gemeinde infolge der Teilung der Oberlausitz nach dem Wiener Kongress 1815 an Preussen und wurde 1816 dem schlesischen Landkreis Rothenburg Ob Laus eingegliedert Nachdem in Daubitz kein sorbischer Gottesdienst mehr gehalten wurde wurde Mocholz mit einigen benachbarten Orten 1858 nach Reichwalde umgepfarrt In Reichwalde wurde damals der sorbische Gottesdienst wochentlich nach dem deutschen abgehalten 1902 wurde ein neues Schulgebaude errichtet Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1920 ein Schutzenverein gegrundet und 1924 der Ort an das elektrische Netz angeschlossen Ein Weltkriegsdenkmal erinnerte an die Gefallenen aus Mocholz Altliebel Nappatsch und Viereichen 2 Am 1 April 1938 wurde Mocholz nach Viereichen eingemeindet Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zum Land Sachsen gehorig wurde die Gemeinde bei der Verwaltungsreform von 1952 dem Kreis Weisswasser im Bezirk Cottbus zugeordnet Anfang der achtziger Jahre wurde der Ort an das Trinkwassernetz angeschlossen Die Muhle wurde noch bis 1980 betrieben und 1992 letztlich abgerissen Die Gemeinde Viereichen schloss sich 1992 mit Daubitz Rietschen und Teicha zur Gemeinde Rietschen zusammen Ab 1993 wurden Mocholz Altliebel und Viereichen mit Zweibrucken fur den Tagebau Reichwalde devastiert nbsp Der Erlichthof ehemals Mocholz Nr 31Um 1990 entstand eine Initiative um die historischen Schrotholzhauser zu bewahren die in der sorbisch besiedelten nordlichen Oberlausitz typisch sind Das Gehoft Mocholz Nr 31 bestehend aus Wohnhaus 1713 14 Scheune 1763 64 Ausgedinge 1769 70 und Torhaus 1778 79 wurde 1991 bis 1994 abgebaut und am nordlichen Siedlungsrand von Rietschen wieder aufgebaut Nach dem benachbarten Erlichtteich erhielt es den Namen Erlichthof Mit der Umsetzung weiterer Schrotholzhauser entstand so die museale Erlichthofsiedlung 3 Einige noch vorhandene Obstbaume aus dem Tagebauvorfeld wurden spater ins fruhere Boxberger Freibad umgesetzt 4 von anderen wurden Triebe zur Nachzucht genommen um die regionale Vielfalt auf einer Obstbaumwiese in Rietschen zu erhalten 5 Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Jahr Einwohner1782 6 861825 7 8 2631863 1241871 1441885 1291905 1141910 9 1091925 1261937 115Jahr besessene Mann Gartner Hausler1630 1 2 101647 1 2 0 81699 2 121777 2 131782 2 121810 2 12Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 wirtschafteten in Mocholz 1630 ein Lehnbauer im Hammergut zwei Gartner und zehn Hausler Kurz vor Kriegsende wurde 17 Jahre spater die Oberlausitz war zu dieser Zeit nicht mehr umkampft wurden zwei Hauslerstellen als wust erfasst Gegen Ende des Jahrhunderts hatte sich der Ort von den Kriegsschaden weitestgehend erholt es wurden zwei Gartner und zwolf Hausler erfasst Durch die Umwandlung des Hammergutes zu einem Vorwerk war dieses nicht mehr von einem Lehnbauern besetzt Die Zahl der Gartner veranderte sich auch im weiteren Verlauf nicht Bei der Landesexamination im Jahr 1777 wurden 13 Hausler erfasst bereits funf Jahre spater waren es wieder 12 Die Einwohnerzahl wurde 1782 mit 86 beziffert 6 Obwohl in den Quellen zur Einwohnerzahl von 1825 ubereinstimmend 263 angegeben wird ist diese Zahl unglaubwurdig da bereits 1863 nur noch 124 Einwohner angegeben werden und in den folgenden Erhebungen die Einwohnerzahlen zumeist in einem engen Rahmen zwischen 110 und 130 schwanken Die 1870er und 1880er Jahre bilden hier eine Ausnahme 1871 wurden 144 und um 1880 durch Muka 140 Einwohner gezahlt Noch im 19 Jahrhundert stellten die Sorben die Bevolkerungsmehrheit 1863 waren 110 der 124 Einwohner Sorben 88 7 8 Anfang der achtziger Jahre ermittelte Arnost Muka fur seine Statistik uber die sorbische Bevolkerung in der Oberlausitz 133 Sorben unter den 140 Einwohnern 95 0 10 Nach der Eingemeindung wurden fur Mocholz allein keine amtlichen Einwohnerzahlen mehr ermittelt Die amtliche Umsiedlerzahl wurde 1993 mit 56 beziffert ein grosser Teil der Einwohner siedelte sich ab 1990 im Rietschener Ortsteil Nieder Prauske an Ortsname Bearbeiten Der deutsche Ortsname entwickelte sich von Mucholz 1563 uber Muchholcz 1597 zu Mochholz 1704 Danach variierte die Schreibweise noch etwas beispielsweise sind Mochholtz 1768 und Mochholz 1819 belegt Der Name leitet sich vom altsorbischen moch Moos ab Die sorbische Endung owc wurde dabei zum mittelhochdeutschen holz umgedeutet Die Namensdeutung als Siedlung im Moos oder Siedlung in moosiger Umgebung deckt sich mit der waldreichen Umgebung des Ortes 11 Siehe auch BearbeitenListe der abgebrochenen Orte im Lausitzer Kohlerevier Archiv verschwundener OrteQuellen und weiterfuhrende Literatur BearbeitenLiteratur Bearbeiten Frank Forster Verschwundene Dorfer Die Ortsabbruche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993 Schriftenreihe des Instituts fur sorbische Volksforschung in Bautzen Band 8 Domowina Verlag Bautzen 1995 ISBN 3 7420 1623 7 S 127 133 Hermann Graf von Arnim Willi A Boelcke Muskau Standesherrschaft zwischen Spree und Neisse Verlag Ullstein Frankfurt M Berlin Wien 1978 Von der Muskauer Heide zum Rotstein Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises Lusatia Verlag Bautzen 2006 ISBN 978 3 929091 96 0 S 249 Robert Pohl Heimatbuch des Kreises Rothenburg O L fur Schule und Haus Buchdruckerei Emil Hampel Weisswasser O L 1924 S 210 Einzelnachweise Bearbeiten Jos Janssen Peter Schoneburg Letzte Nachrichten aus Mocholz In Archaologie in Sachsen Landesamt fur Archaologie 15 Februar 2011 abgerufen am 18 Marz 2014 Mocholz zuletzt Kreis Weisswasser Sachsen In Onlineprojekt Gefallenendenkmaler Abgerufen am 18 Marz 2014 Das Gehoft Mochholz Nr 31 Abgerufen am 18 Marz 2014 Regina Weiss Alte Obstbaume ziehen um In Lausitzer Rundschau 12 Marz 2011 abgerufen am 18 Marz 2014 Daniel Preikschat Obstbaum Studium am Tagebaurand Rietschen In Lausitzer Rundschau 27 September 2011 abgerufen am 18 Marz 2014 a b Muskau Standesherrschaft zwischen Spree und Neisse Seite 602 Mochholz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein Seite 249 Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 Abgerufen am 18 Marz 2014 Ernst Tschernik Die Entwicklung der sorbischen Bevolkerung Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Veroffentlichungen des Instituts fur Slawistik Band 4 Akademie Verlag Berlin 1954 S 118 Ernst Eichler Hans Walther Ortsnamenbuch der Oberlausitz Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen Bischofswerda Gorlitz Hoyerswerda Kamenz Lobau Niesky Senftenberg Weisswasser und Zittau I Namenbuch Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 28 Akademie Verlag Berlin 1975 S 188 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mocholz Album mit Bildern Videos und Audiodateien 51 39631 14 7143 Koordinaten 51 24 N 14 43 O Normdaten Geografikum GND 102591600X lobid OGND AKS VIAF 311594373 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mocholz amp oldid 237539267