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Mitrofan Konstantinowitsch Martschenko russisch Mitrofa n Konstanti novich Marchenko 3 November 1866 1 7 August 1932 in Paris war ein zaristisch russischer Offizier der von 1905 bis 1910 Militarattache in Wien und damit quasi Einsatzleiter der russischen Spionage gegen Osterreich Ungarn gewesen war Martschenko zahlt zu den erfolgreichsten aller mit Spionageaufgaben befassten russischen Militarattaches in Wien Er gilt auch als derjenige der Alfred Redl einen hochrangigen Mitarbeiter des Evidenzburos der Zentrale des militarischen Nachrichtendienstes Osterreich Ungarns fur den russischen Geheimdienst anwarb Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Tatigkeit in Osterreich Ungarn 1 3 Letzte Lebensjahrzehnte 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Martschenko absolvierte die Militarschule in Konstantinowsk in der heutigen Oblast Rostow gelegen und schloss diese 1896 mit dem Generalstabsexamen ab Von 1897 bis 1905 war er Hauptadjutant im Stab der 1 Garde Kavalleriedivision danach Hauptadjutant im Stab des Gardekorps Anschliessend avancierte er zum Leiter der Truppentransporte des St Petersburger und Moskauer Militarbezirks In dieser Funktion war er fur die Truppentransporte auf dem Eisenbahn und dem Wasserweg zustandig Tatigkeit in Osterreich Ungarn Bearbeiten Seit dem 24 Juni 1905 war Martschenko mittlerweile im Rang eines Obersten russischer Militarattache in Wien Als solcher fungierte er auch als Leitstelle der gegen sein Gastland gerichteten Agententatigkeit Dabei arbeitete der jeweilige Militarattache im Allgemeinen sehr eng mit der Raswedka zusammen dem russischen militarischen Nachrichtendienst dessen Sektion in Warschau hauptsachlich fur die Spionage gegen das Deutsche Reich und Osterreich Ungarn zustandig war Auf seine neue Aufgabe war der uberaus tuchtige Martschenko gut vorbereitet 2 Er verstand es besonders gut haltlose k u k Offiziere fur Russland zu engagieren und sich deren menschliche Schwachen zu Nutze zu machen 3 Zu seinen Informanten zahlten beispielsweise Oberstleutnant Hekajlo der Justizchef des Korpskommandos Lemberg der Nachrichten aus Galizien lieferte Major Wiekowski der Kommandant der Nachschubstation Stanislau der uber das Versorgungssystem der osterreichisch ungarischen Armee informierte und der Adjutant eines Korpskommandeurs der Offizierspersonalien beschaffte Bereits im Herbst 1906 hatte Martschenko uber die Wunsche eines ausserst hochwertigen Mannes der bereit ware fur Geld militarische Informationen zu liefern nach Russland berichtet 4 Es wird vermutet dass es sich bei diesem Mann um Alfred Redl gehandelt hat Das Angebot wurde zunachst noch abgelehnt woraufhin wie Martschenko berichtete der Betreffende fur die Italiener tatig wurde Im Oktober 1907 sandte Martschenko seinen Vorgesetzten eine Charakteristik Redls den er ja mittlerweile auch personlich kennengelernt hatte Zu dieser Zeit war Redl bereits als russischer Agent tatig 5 Das Ende der Spionagekarriere Martschenkos in der Donaumonarchie kam schliesslich 1910 nachdem sein Treffen mit Adolf Kretschmar von Kienbusch einem Beamten des Wiener Artilleriezeugdepots von der osterreichischen Polizei observiert worden war Dem Evidenzburo war nicht vollig entgangen dass Russlands Generalstab anscheinend recht gut uber die osterreichisch ungarische Armee informiert war eine Tatsache die wiederum auch mit dem Wirken Martschenkos in Zusammenhang gebracht wurde Die im Januar 1910 durchgefuhrte Hausdurchsuchung bei Kretschmar enthullte schliesslich dass dieser als Informant fur gleich drei auslandische Machte tatig war Fur Russland seit 1889 fur Frankreich seit 1902 und fur Italien seit 1906 Hauptmann Maximilian Ronge der im Evidenzburo die Spionageabwehr leitete drangte nun auf eine umgehende Entfernung des in die Spionageaffare involvierten Militarattaches Martschenko Da dieser jedoch diplomatische Immunitat besass war eine Verhaftung ausgeschlossen Der Leiter des Evidenzburos Oberst August Urbanski von Ostrymiecz urgierte nun beim k u k Aussenminister Aloys Lexa von Aehrenthal dass dieser veranlassen moge Martschenko zu bedeuten das Land zu verlassen 6 Wie erwartet zogerte Aehrenthal woraufhin Urbanski ihm einen Brief vorlegte in dem dieser in seiner Zeit als Botschafter in Russland die Abberufung eines spionierenden k u k Militarattaches gefordert hatte Auf diese Weise war Aehrenthal nun genotigt dem russischen Botschafter vorzuschlagen dass Martschenko bald einen Urlaub nehmen und von diesem nicht mehr zuruckkehren moge 7 Es dauerte allerdings noch bis 2 September 1910 ehe Martschenko Osterreich Ungarn endgultig verliess 8 Letzte Lebensjahrzehnte Bearbeiten Wieder nach Russland zuruckgekehrt kommandierte Martschenko bis 1912 das 19 Dragonerregiment Im selben Jahr wurde er auch zum Generalmajor befordert 9 Von 1912 bis 1917 war er Kommandeur der Kavallerieschule in Nikolajewsk heute Pugatschow in der Oblast Saratow Im Marz 1917 erfolgte seine Entlassung aus der russischen Armee Ab 1919 war er einer der zahlreichen Emigranten der Weissen die im Russischen Burgerkrieg den Bolschewiki unterlegen waren Martschenko ging nach Frankreich wo er vor seinem Tod im Jahr 1932 noch bei verschiedenen Publikationen mitgearbeitet hatte Literatur BearbeitenHeinz Hohne Der Krieg im Dunkeln Macht und Einfluss der deutschen und russischen Geheimdienste Ungekurzte Ausgabe Verlag Ullstein GmbH Berlin Frankfurt M 1988 ISBN 3 548 33086 X Gerhard Jagschitz Hannes Leidinger und Verena Moritz Im Zentrum der Macht Die vielen Gesichter des Geheimdienstchefs Maximilian Ronge Residenz Verlag Wien 2007 ISBN 978 3 7017 3038 4 Albert Petho Agenten fur den Doppeladler Osterreich Ungarns Geheimer Dienst im Weltkrieg Leopold Stocker Verlag Graz Stuttgart 1998 ISBN 3 7020 0830 6 Derselbe Oberst Redl In Wolfgang Krieger Hg Geheimdienste in der Weltgeschichte Spionage und verdeckte Aktionen von der Antike bis zur Gegenwart Verlag C H Beck oHG Munchen 2003 S 138 150 ISBN 3 406 50248 2 Helmut Roewer Stefan Schafer und Matthias Uhl Hrsg Lexikon der Geheimdienste im 20 Jahrhundert F A Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH Munchen 2003 ISBN 3 7766 2317 9 S 286f Stichwort Martschenko Mitrofan Anmerkungen Bearbeiten Petho 1998 Anm 929 S 381f nennt als Geburtsjahr 1865 Petho 2003 S 144 Hohne 1988 S 66 Zitiert nach Petho 1998 S 232 Nach Petho 1998 Anm 959 S 387 spricht vor allem die Arbeit des russischen Generalmajors M A Millstein die in den Sechziger Jahren in einem russischen militarhistorischen Journal veroffentlicht wurde dafur dass Martschenko Redl angeheuert hat und nicht Oberst Nikolai Stepanowitsch Batjuschin der Chef des militarischen Nachrichtendienstes Raswedka in Warschau Die von Georg Markus einem osterreichischen Bestsellerautor und langjahrigen Kolumnisten der Kronen Zeitung in seinem 1984 erschienenen Buch Der Fall Redl geschilderte Version der Anwerbung Redls halt Petho fur unglaubwurdig da sich dafur keinerlei Beweise in den russischen Quellen finden lassen Markus habe seine Version wie auch andere vor und nach ihm einer ausserst unglaubwurdigen Quelle entnommen Hohne 1988 Anm 46 S 568 beruft sich ebenfalls auf Millstein und meint dass Redl nicht vor 1906 von den Russen angeworben worden ist Zum Buch von Markus meint er dass es erste solide Ansatze bietet ohne den geheimdienstlichen Hintergrund Redls richtig zu durchschauen Ebda Anm 44 S 568 Wegen Spionage hatte auch Martschenkos Vorganger Oberst de Roop Osterreich Ungarn verlassen mussen auch seinem Nachfolger Oberst Michail Ipolitowitsch Zankiewitsch sollte das gleiche Schicksal beschieden sein Ebenso waren nach 1905 wegen Spionage gleich drei russische Militarattaches hintereinander aus Berlin abberufen worden Petho 1998 S 195 Zitiert nach Jagschitz u a 2007 S 87 Einem im Kriegsarchiv in Wien verwahrten Typoskript August Urbanskis zufolge war das erst geschehen nachdem Martschenko und seine Gemahlin anlasslich eines Hofballs vom Kaiser demonstrativ ubersehen worden waren Daraufhin war Martschenko erkrankt und schliesslich abgereist Petho 1998 Anm 929 S 381f Laut Angabe bei Roewer u a 2003 S 286f Petho 1998 Anm 929 S 381f zufolge war Martschenko zuletzt Generalleutnant Normdaten Person GND 1035552361 lobid OGND AKS VIAF 60145304388378571135 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martschenko Mitrofan KonstantinowitschALTERNATIVNAMEN Marchenko Mitrofan Konstantinovich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer GeheimdienstoffizierGEBURTSDATUM 3 November 1866STERBEDATUM 7 August 1932STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mitrofan Konstantinowitsch Martschenko amp oldid 229715889