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Mineralfarben sind Anstrichmittel mit mineralischem Bindemitteln in erster Linie also Kalk Zement und Wasserglas Kaliumsilikat Traditionell wurden hauptsachlich Kalkfarben eingesetzt im 20 Jahrhundert vermehrt auch Silikatfarben mit Wasserglas als Bindemittel Zement eignet sich nur in Sonderfallen als Bindemittel fur Anstriche Ob die farbgebende Substanz ein mineralisches Pigment oder ein anderes Farbmittel ist spielt fur die Einordnung als Mineralfarbe keine Rolle Haufig wird Begriff Mineralfarbe auch synonym mit Silikatfarbe verwendet d h Kalkfarben sind nicht inbegriffen Die DIN 18363 beschrankt den Zusatz von organischen Bindemitteln in Mineralfarben auf 5 Masse Prozent Im Handel werden jedoch teilweise auch Farben mit hoheren Anteilen von Kunstharzen und Dispersionsfarben mit mineralischen Fullstoffen als Mineralfarbe angeboten Inhaltsverzeichnis 1 Kalk und Silikat 2 Silikatfarbe 2 1 Geschichte 2 2 Eigenschaften 2 3 Typen 2 4 Verarbeitung 2 5 Richtlinien 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseKalk und Silikat BearbeitenSiehe auch Kalkfarbe und Silikatfarbe Als Bindemittel fur mineralische Anstriche im Baubereich wurde traditionell Kalk verwendet Im spaten 19 Jahrhundert wurden als Alternative fur besonders witterungsbestandige Anstriche auf mineralischen Untergrunden Farben mit silikathaltigem Bindemittel entwickelt Kalkbindemittel carbonatisieren unter Einwirkung von Kohlendioxid und Wasser zu Calciumcarbonat Silikatische Bindemittel in der Regel Kaliumsilikat bzw Kaliwasserglas bilden unter Einwirkung von CO2 zusammen mit mineralischen Reaktionspartnern Calciumsilikathydrate 1 In Fresko Technik aufgetragene Kalkanstriche harten mit einem zuvor applizierten Kalkmortel zu einer Art Kalkstein aus Auf bereits abgebundenen Oberflachen muss eine Kalkfarbe jedoch zum Abbinden lange feucht gehalten werden und wird zudem bei haufiger Beanspruchung durch Schlagregen im Laufe der Jahre ausgewaschen Die Bindekraft von Kalk nimmt mit zunehmendem Pigmentanteil ab der deswegen meist auf 10 begrenzt wird Reine Kalkfarben werden vorwiegend an geschutzten Fassadenbereichen in Innenraumen sowie im Bereich der Denkmalpflege und im Lehmbau verwendet Wenn heute von Mineralfarben gesprochen wird sind in der Regel die Silikatfarben gemeint Es handelt sich hier um Anstrichmittel die als Bindemittel Kaliwasserglas verwenden Sie werden auch Wasserglasfarben oder Keimfarben nach dem Erfinder Adolf Wilhelm Keim genannt Silikatanstriche sind sehr langlebig und witterungsbestandig Reine Silikatanstriche konnen eine Lebensdauer von weit uber hundert Jahren erreichen Silikatfarbe BearbeitenGeschichte Bearbeiten Alchimisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen Goldherstellung entdeckten in Feuerstatten glasig schimmernde Perlen Sand gemischt mit Pottasche aus dem verbrannten Holz verschmolz in der Hitze zu Wasserglasperlen Kleine runde Wasserglasscheiben wurden hergestellt und als Fenster verwendet Die erste industrielle Produktion von Wasserglas erfolgte im 19 Jahrhundert durch Van Baerle in Gernsheim und Johann Gottfried Dingler in Augsburg Bereits 1768 machte Johann Wolfgang von Goethe erste Versuche mit dem Liquor Silicium 2 Auch Johann Nepomuk von Fuchs versuchte mit Wasserglas Farben herzustellen Um 1850 ist eine Fassadenbemalung der Munchner Pinakothek durch die Maler Kaulbach und Schlotthauer mit solchen Farben belegt Die eingesetzten nicht verkieselungsfahigen Erdpigmente wurden jedoch wieder aus dem Anstrich ausgewaschen Mineralfarben wurden 1878 vom Handwerker und Forscher Adolf Wilhelm Keim patentiert und werden bis heute vom Unternehmen Keimfarben als Nachfolgeunternehmen der Industriewerke Lohmann AG in Diedorf bei Augsburg hergestellt Auch Vincenz van Baerle von dem Keim sein Wasserglas bezog versuchte Silikatfarben herzustellen Seine Experimente fuhrten schliesslich zur Grundung des Silinwerks der Chemischen Fabrik van Baerle in Gernsheim am Rhein als weiterem bekannten Hersteller 3 Im Jahr 2014 stellte es den Betrieb ein 4 In der Schweiz werden Silikate zur Herstellung von Silikatarben nach wie vor durch die im schweizerischen Munchenstein ansassige van Baerle Gruppe produziert die sich aus der ehemaligen Basler Filiale der deutschen Firma van Baerle amp Wollner als eigenstandiges Unternehmen entwickelt hat 5 Ausloser fur die intensive Forschungsarbeit Adolf Wilhelm Keims war Konig Ludwig I von Bayern Der kunstsinnige Monarch wollte Malereien in der Art der farbenfrohen Kalkfresken Norditaliens auch im Konigreich Bayern in Auftrag geben Das rauere Wetter nordlich der Alpen begrenzte jedoch die Lebensdauer von Wandmalereien aus Kalkfarben die ungeschutzt der Witterung ausgesetzt waren Der Konig forderte die Entwicklung einer Farbe die sich wie Kalk anwenden liess aber eine grossere Bestandigkeit gegenuber Schlagregen und Durchfeuchtung auch bei haufigem Frost aufwies Heute noch existieren Originalanstriche aus dem 19 Jahrhundert wie etwa an den Fassaden des Gasthauses Weisser Adler in Stein am Rhein der inzwischen sanierten Villa Patumbah oder der Rathauser in Schwyz 1891 in Oslo 1895 und in Traunstein 1891 Eigenschaften Bearbeiten Mineralfarben enthalten neben anorganischen Farbmitteln als Hauptbestandteil ein kaliumhaltiges Alkalisilikat Wasserglas das Kaliwasserglas auch flussiges Kaliumsilikat oder LIQVOR SILICIVM genannt Ein Anstrich mit Mineralfarben kann sich mit geeigneten Untergrunden durch Verkieselung unlosbar verbinden Dies ist insbesondere auf Mortel Kunst und Naturstein der Fall die silikathaltige Sande oder Gesteinsmehle enthalten Wahrend organische Bindemittel wie Acrylat oder Siliconharzdispersionen unter UV Einfluss im Laufe der Jahre versproden und Kreidungserscheinungen oder Risse entwickeln sind anorganische Bindemittel wie Wasserglas und Kalk hochst bestandig Reine Silikatfarben erfordern zum Abbinden einen siliziumhaltigen Untergrund wie mineralische Putze und Beton Die Wasserdampfdurchlassigkeit Diffusionsoffenheit von reinen Silikatfarben entspricht derjenigen des Malgrundes sie behindern die Diffusion der im Baukorper bzw im Putz enthaltenen Feuchtigkeit nach aussen kaum Das halt die Wande trocken und vermeidet Bauschaden Zudem kann Kondensatfeuchte Tauwasser vom Baustoff absorbiert und spater wieder abgegeben werden Dies reduziert das Risiko von Algen und Pilzbefall Die hohe Alkalitat des Bindemittels Wasserglas schafft zusatzliche Sicherheit vor dem Befall mit Mikroorganismen und ermoglicht den vollstandigen Verzicht auf Topf Konservierungsmittel Auf rein organischen Putzen zu denen manche der heutigen Edelputze gehoren sowie auf Holz und Metall sind Mineralfarben nur verwendbar wenn zusatzliche organische Bindemittel beigefugt werden wie es in Dispersionsfarben der Fall ist Im Gegensatz zu Dispersions oder siliconharzgebundenen Anstrichflachen laden sich Mineralfarben nicht statisch auf und erweichen nicht bei Hitzeeinwirkung keine Thermoplastizitat Es haften weniger Schmutzpartikel an und diese werden zudem leichter abgewaschen 6 Reine Silikatfarben sind nicht brennbar und enthalten nach DIN 18363 Maler und Lackierarbeiten Beschichtungen Abschnitt 2 4 1 weder organische Bestandteile noch organische Losungsmittel Silikatfarben die ausschliesslich mit mineralischen Pigmenten getont werden bleiben in der Regel uber Jahrzehnte im Farbton konstant Reine Silikatfarben sind in Herstellung und Wirkung sehr umweltfreundlich und ihre lange Lebensdauer spart Ressourcen Typen Bearbeiten Grundsatzlich werden heute drei Typen von Silikatfarben unterschieden Die ersten Silikatfarbe wurden in zwei Komponenten angeliefert einem trockenen oder in Wasser angeteigten Farbpulver sowie dem flussigen Bindemittel Wasserglas Die Verarbeitung erfordert Erfahrung und Know how Sie wurden besonders im Bereich von Altbausanierung und Denkmalpflege eingesetzt Mitte des 20 Jahrhunderts wurden die ersten verarbeitungsfertig angemischten Silikatfarben angeboten Durch Zugabe von bis zu 5 Masse Prozent organischen Additiven z B Acrylatdispersion Hydrophobierungsmittel Verdicker o a konnte die Farbe anwendungsfertig im Eimer angeboten werden Man spricht hier von Dispersions Silikatfarben Die Anwendungsbreite ist gegenuber den reinen Silikatfarben deutlich grosser weil auch Untergrunde mit geringeren Festigkeiten sowie mit organischen Anteilen beschichtbar sind Zudem ist die Verarbeitung einfacher als bei der reinen Silikatfarbe Seit 2002 existiert eine dritte Kategorie von Silikatfarbe die sogenannte Sol Silikatfarbe Sie enthalt als Bindemittel eine Kombination aus Kieselsol und Wasserglas Der organische Anteil ist wie bei der Dispersions Silikatfarbe auf 5 Masse Prozent beschrankt Die Sol Silikatfarbe ermoglicht auch eine Verwendung auf nichtmineralischen Putzen 7 Hier erfolgt die Bindung chemisch und physikalisch Diese Farben sind einfach und sicher auf nahezu allen ublichen Untergrunden zu verarbeiten Verarbeitung Bearbeiten Mit Burste bzw Quast verarbeiten oder mit einem Spritzgerat applizieren und mit der Burste verschlichten Nass in Nass arbeiten da sonst ein wolkiges oder ungleichmassiges Bild mit sichtbaren Ansatzen entsteht Immer auf der Schattenseite applizieren und nie bei zu hohen Temperaturen oder direkter Sonneneinstrahlung Die Temperatur von Untergrund und Luft sollten mindestens 8 Celsius betragen Zweikomponenten Systeme sollen am Vortag angeruhrt und eingesumpft werden Alkalienempfindliche Materialien wie Glas oder Aluminium schutzen da diese von Silikatfarben angegriffen werden Richtlinien Bearbeiten DIN 18363 Maler und Lackierarbeiten Beschichtungen 2 4 1Weblinks BearbeitenKleine Geschichte der Silikatfarbentechnik Memento vom 8 Oktober 2008 im Internet Archive 12 Dezember 2003 Artikel im Malerlexikon uber Silikatfarben Grundprinzip der Silikattechnologie keimfarben de Einzelnachweise Bearbeiten Kurt Schonburg Historische Beschichtungstechniken erhalten und bewahren vb Verlag Bauwesen Berlin 2002 ISBN 3 345 00796 7 S 43f Alle reden von Mineralfarben was ist damit eigentlich gemeint In Sax Farben Blog 24 August 2009 abgerufen am 11 November 2022 deutsch Kurt Wehlte Werkstoffe und Techniken der Malerei Band III Urania Verlag 2001 ISBN 3 332 01665 2 S 452 Mitteilung an unsere Kunden und Lieferanten In silikatfarben com Webseite des Silinwerks am 29 Juli 2014 Abgerufen am 14 Mai 2019 Zeitstrang der Geschichte der van Baerle Group 1838 2019 In vanbaerle com Unternehmens Webseite Abgerufen am 14 Mai 2019 Dr Ingo Rademacher Die Farbigkeit in der Altbaubeschichtung In Restauro Estra Callwey Verlag Marz 2007 S 17f Kurt Schonburg Historische Beschichtungstechniken erhalten und bewahren vb Verlag Bauwesen Berlin 2002 ISBN 3 345 00796 7 S 193f Normdaten Sachbegriff GND 4528244 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mineralfarbe amp oldid 233080104