www.wikidata.de-de.nina.az
Max Graf zu Solms so als Autor mit vollem Namen Maximilian Ludwig Graf zu Solms Rodelheim und Assenheim 24 September 1893 auf Schloss Assenheim in der Wetterau Hessen 2 September 1968 in Marburg war ein deutscher Soziologe Er war als Mazen des Forscherheims Assenheim im soziologischen Netzwerk der Weimarer Republik wirksam Nach dem Zweiten Weltkrieg legte er mit der Gesellungslehre eine geschlossene Theorie vor die sich aber nicht durchsetzte und in Vergessenheit geriet Das Grab von Max zu Solms und seiner Ehefrau Freda geborene von Gersdorff auf dem Hauptfriedhof Marburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gesellungslehre 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren wurde er als altestes Kind des Grafen Franz zu Solms Rodelheim und Assenheim 1864 1923 und dessen Frau Anastasia von Pappenheim 1863 1904 1 Das ab 1904 mutterlose und einzelgangerische Kind legte 1913 auf dem Gymnasium in Friedberg die Abiturprufung ab Solms begann 1913 in Heidelberg ein Jurastudium Eintritt in das feudale Corps Saxo Borussia nach einem Semester wieder Austritt und setzte es 1914 in Munchen fort in dieser Zeit mit dem ihn beklemmenden Versuch den Standeserwartungen seiner Familie zu folgen 2 Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig machte als Feldoffizier die blutigen Anfangsschlachten in Flandern mit was ihn lebenslang traumatisieren sollte war dann Stabsoffizier an der West und der Ostfront wurde 1918 demobilisiert und wirkte ein halbes Jahr an der deutschen Gesandtschaft in Den Haag als Militarattache 1920 nahm er das Studium nunmehr der Geschichte und Nationalokonomie in Marburg wieder auf und setzte es 1921 23 in Munchen fort Geschichte Wirtschaftsgeschichte Von Leopold von Wiese wurde er zur sich erstmals an deutschen Universitaten etablierenden Soziologie gelenkt 1922 heiratete er Viktoria Prinzessin zu Leiningen Dieser Ehe entstammte der Sohn Markwart 1925 1976 Nach dem Tod seines Vaters im Februar 1923 hatte Max zu Solms die Familienguter zu ubernehmen Im selben Monat starb auch seine 1866 geborene Stiefmutter Jenny geb Grafin zu Castell Castell Er blieb aber wissenschaftlich orientiert und grundete als anwendender Soziologe zu Gunsten seiner Disziplin 1924 das Forscherheim Assenheim eines der ersten Gelehrtenkollegs in Deutschland das er dann bis 1932 finanziell aufrechtzuerhalten vermochte 1927 wurde er in Kiel bei seinem Mentor Ferdinand Tonnies zum Dr phil promoviert Diss Gestalt und Gerust der Menschenwelt erweiterte Drucklegung 1929 als Bau und Gliederung der Menschengruppen Teil I Er publizierte weiter und habilitierte sich 1932 in Marburg fur Soziologie Habil Fuhrerbestellung Bau und Gliederung der Menschengruppen Teil II Nach der Scheidung von seiner ersten Frau 1937 heiratete er im gleichen Jahr Freda Elisabeth Benedikte von Gersdorff aus dieser Ehe der zweite Sohn Johann Georg Graf zu Solms Rodelheim und Assenheim 1938 und lebte und lehrte in Marburg wo er 1941 sogar laut NS Gaudozentenfuhrer als harmlos ausserplanmassiger Professor wurde Im Juli 1944 publizierte er der ansonsten seit 1933 keine Texte veroffentlicht hatte in der NSDAP Zeitung Hamburger Tageblatt den Aufsatz Formen des zwischenmenschlichen Lebens Soziologie als exakte Fachwissenschaft 3 4 Bereits zwei Monate vorher hatte der aus gesundheitlichen Grunden emeritierte Andreas Walther unter anderem auch Solms als seinen Nachfolger fur den Soziologie Lehrstuhl der Universitat Hamburg vorgeschlagen 5 1946 gehorte er zu den Neubegrundern der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie deren ersten Nachkriegsvorstand er gemeinsam mit dem Prasidenten Leopold von Wiese und Christian Eckert Georg Jahn sowie Hans Lorenz Stoltenberg bildete 6 1947 gab er als erster deutscher Soziologe nach dem Zweiten Weltkrieg Texte von Max Weber heraus 7 8 1949 erhielt er sein erstes besoldetes Staatsamt als Diatendozent Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1958 leitete er kommissarisch das Institut fur Soziologie seiner Universitat er hinterliess dort seine Bibliothek und sein Archiv 9 als er am 2 September 1968 mit 74 Jahren in Marburg starb Gesellungslehre BearbeitenIn den fruhen Jahren der deutschen Nachkriegssoziologie wurden zwei geschlossene Theoriegebaude prasentiert die Beziehungslehre von Leopold von Wiese und die Gesellungslehre von Max Graf zu Solms Beide sind heute kaum noch bekannt 10 Solms hatte seine Theorie wahrend der NS Herrschaft aus Vorstudien erarbeitet aber nicht publiziert 1946 stellte er sie auf dem 8 Deutschen Soziologentag vor 11 zehn Jahre spater erschien dann sein Hauptwerk Analytische Gesellungslehre Darin stellt Solms nach ausfuhrlicher Abhandlung der anthropologischen und psychologischen Vorgegebenheiten seines Entwurfs die Gefugelehre und die Gerustlehre vor 12 Die Gefugelehre beleuchtet den historisch und kulturubergreifenden gleichbleibenden Charakter zwischenmenschlicher Situationen Sie enthalt unter dem Stichwort Fuhrerbestellung Elemente einer Elitesoziologie 13 Die Gerustlehre wird von Solms als Formalsoziologie bezeichnet Gerust bedeutet dabei das gleichformig ablaufende oder sich aus Sachgrunden wandelnde Miteinander von Menschen Johannes Weyer charakterisiert Solms Theorie als formalistisch wobei die formale Ordnung der Tatbestande moglichst vollstandig erfasst wird womit die Soziologie im Gegensatz zur Sozialphilosophie auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden sollte Solche an sich wertfreie Wissenschaft sei bei Solms der menschengerechten Veranderung der Gesellschaft verpflichtet Das fuhre aber automatisch zu Widerspruchen solange Soziologie ihren Gegenstand rein formal oder formalistisch definiere 10 Schriften Auswahl BearbeitenFurwirkende Schichten In Kolner Vierteljahrshefte fur Soziologie 1924 4 Jg S 140 153 Gestalt und Gerust der Menschenwelt Universitat Kiel Dissertationsschrift 1927 Bau und Gliederung der Menschengruppen Teil I Braun Karlsruhe 1929 Fuhrerbestellung Bau und Gliederung der Menschengruppen Teil II Buske Leipzig 1932 Eliten In Kolner Vierteljahrshefte fur Soziologie 1932 33 11 Jg S 182 193 Der Begriff der Revolution In Archiv fur angewandte Soziologie 1932 33 5 Jg S 1 14 1933 34 Die Breiten und Tiefenwirkungen von Revolutionen In Kolner Vierteljahrshefte fur Soziologie 1933 34 12 Jg S 232 237 Kritik der Nationalismen Sozialismus und Freiheit Laupp Tubingen 1947 Die Gesellungslehre und das Problem der menschlichen Personlichkeit In Festgabe fur Leopold von Wiese aus Anlass seines 70 Geburtstages Internationaler Universum Verlag Mainz 1948 Sozialwissenschaften als Lehrgegenstand an deutschen Schulen In Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Jg 2 1950 H 1 S 78 83 Personlichkeitsentfaltung und Erziehung auf solidarischer Grundlage In Beitrage zur Gesellungs und Volkerwissenschaft Festschrift zum 80 Geburtstag von Prof Richard Thurnwald Mann Berlin 1950 S 318 324 Geistesgeschichtliche und soziologische Betrachtungen uber das Stilproblem In studium generale 7 1954 Heft 10 S 590 603 Analytische Gesellungslehre Mohr Siebeck Tubingen 1956 Ein Lebensgang Briefe Selbstzeugnisse Berichte Herausgegeben von Freda Grafin zu Solms unter Mitarbeit von Irmgard Foerster Elwert Marburg 1982 ISBN 3 7708 0731 6 Literatur BearbeitenLars Clausen Ein Lebensgang 1983 in Ders Krasser sozialer Wandel Leske Budrich Opladen 1994 S 183 ff Carsten Klingemann Da bekanntlich die Soziologie unter dem nationalsozialistischen Regime in keiner Weise gefordert wurde Max Graf zu Solms Stellung zur Soziologie im Dritten Reich In ders Soziologie im Dritten Reich Nomos Verlag Baden Baden 1996 ISBN 3 7890 4298 6 S 159 170 Rolf Fechner Herbert Claas Hgg Verschuttete Soziologie Zum Beispiel Max Graf zu Solms Schriftenreihe der Ferdinand Tonnies Gesellschaft Bd 8 Duncker amp Humblot Berlin 1996 ISBN 3 428 08877 8 Hartmut Ludtke Hartmut Schweitzer Hgg Max Solms Gesellungslehre Wieder Entdeckung und Versuch einer Wurdigung Institut fur Soziologie Marburg 1993 Marburger Beitrage zur Sozialwissenschaftlichen Forschung 1 ISBN 3 8185 0145 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max zu Solms im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Lorenz Jager An die Einsamsten der Einsamen Demokratisierte Eliten Die Analytische Gesellungslehre von Max Graf zu Solms in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4 Februar 1998 abgerufen am 20 Februar 2016 Solms Rodelheim und Assenheim Maximilian Ludwig Graf zu Hessische Biografie Stand 20 November 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Biographische Angaben beruhen wenn nicht anders belegt auf Herbert Claas und Rolf Fechner Der erste seines eigenen Weges In dies Hrsg Verschuttete Soziologie Zum Beispiel Max Graf zu Solms Duncker amp Humblot Berlin 1996 S 11 20 Bis 1918 war er Standesherr und als Erlaucht anzusprechen Carsten Klingemann Da bekanntlich die Soziologie unter dem nationalsozialistischen Regime in keiner Weise gefodert wurde Max Graf zu Solms Stellung zur Soziologie im Dritten Reich In ders Soziologie im Dritten Reich Nomos Verlag Baden Baden 1996 S 159 170 hier S 167 Nachdruck des Aufsatzes Max Graf Solms Formen des zwischenmenschlichen Lebens Soziologie als exakte Fachwissenschaft In Rolf Fechner Herbert Claas Hrsg Verschuttete Soziologie Zum Beispiel Max Graf zu Solms Duncker amp Humblot Berlin 1996 S 247 252 Carsten Klingemann Da bekanntlich die Soziologie unter dem nationalsozialistischen Regime in keiner Weise gefodert wurde Max Graf zu Solms Stellung zur Soziologie im Dritten Reich In ders Soziologie im Dritten Reich Nomos Verlag Baden Baden 1996 S 159 170 hier S 168 M Rainer Lepsius Die Entwicklung der Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 bis 1967 in Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Soziologie in Deutschland seit 1945 Sonderheft 21 1979 S 25 70 hier S 29 Carsten Klingemann Max Weber in der Reichssoziologie 1933 1945 In ders Soziologie im Dritten Reich Nomos Verlag Baden Baden 1996 S 171 216 hier S 214 Anmerkung 98 Max Weber Schriften zur theoretischen Soziologie zur Soziologie der Politik und Verfassung Eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Max Graf zu Solms Schauer Frankfurt am Main 1947 Heute teilweise in der Institutsbibliothek Soziologie zu Marburg aufgestellt a b Johannes Weyer Westdeutsche Soziologie 1945 1960 Deutsche Kontinuitaten und nordamerikanischer Einfluss Duncker und Humblot Berlin 1984 S 155 Max Graf zu Solms Gesellungslehre In Deutsche Gesellschaft fur Soziologie Hrsg Verhandlungen des 8 Deutschen Soziologentages vom 19 21 September 1946 in Frankfurt am Main Vortrage und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Sitzungen der Untergruppen Mohr Siebeck Tubingen 1948 S 57 91 Online PDF 2 9 MB abgerufen am 21 Februar 2016 Ausfuhrlich dargestellt von Hartmut Ludtke Max Solms Gesellungslehre Wieder Entdeckung und Versuch einer Wurdigung In Rolf Fechner Herbert Claas Hgg Verschuttete Soziologie Zum Beispiel Max Graf zu Solms Schriftenreihe der Ferdinand Tonnies Gesellschaft Bd 8 Duncker amp Humblot Berlin 1996 S 21 42 Morten Reitmayer Elite Sozialgeschichte einer politisch gesellschaftlichen Idee in der fruhen Bundesrepublik Oldenbourg Munchen 2009 S 183 ff Normdaten Person GND 118615343 lobid OGND AKS LCCN n83058701 VIAF 5723805 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Solms Max zuALTERNATIVNAMEN Solms Rodelheim und Assenheim Maximilian Ludwig Graf zu vollstandiger Name Solms MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher SoziologeGEBURTSDATUM 24 September 1893GEBURTSORT auf Schloss Assenheim Wetterau HessenSTERBEDATUM 2 September 1968STERBEORT Marburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max zu Solms amp oldid 235822148