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Max Theodor Eyrich 22 Marz 1897 in Stetten am kalten Markt 5 November 1962 in Stuttgart war ein deutscher Arzt Psychiater Jugendpsychiater und Rassentheoretiker 1 Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war er als Landesjugendarzt beim Landesjugendamt Wurttemberg Hohenzollern an den Euthanasiemorden sowie der Deportation wurttembergischer Sintikinder beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Eyrich als Landesjugendarzt 2 Nachkriegszeit und Grafeneckprozess 3 Siehe auch 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenDer Arztsohn Max Eyrich begann nach seinem Abitur 1915 ein Studium der Medizin an der Universitat Tubingen Das Studium musste er jedoch nach zwei Semestern unterbrechen da er wahrend des Ersten Weltkriegs fur den Kriegsdienst eingezogen wurde Nach Kriegsende setzte er 1919 sein Studium zunachst in Tubingen und dann in Munchen fort wo er 1922 schliesslich das medizinische Staatsexamen bestand Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin im Jahr 1923 absolvierte er das Medizinalpraktikum zum Teil an der Universitatsklinik fur Gemuts und Nervenkrankheiten in Tubingen wo er dann bis 1929 unter Robert Eugen Gaupp als Assistenzarzt arbeitete Er absolvierte eine Facharztausbildung fur Psychiatrie und behandelte wahrend dieser Zeit auch mehrfach Kinder 1924 heiratete er die Arztin Hedwig Eyrich die ihn zur Kinder und Jugendpsychiatrie brachte Als Mitarbeiterin des stadtischen Gesundheitsamtes in Stuttgart war auch sie aktiv an den Euthanasiemorden beteiligt 2 1928 wurde Max Eyrichs Sohn Klaus Eyrich in Tubingen geboren Bis 1933 arbeitete Max Eyrich als Oberarzt in der Bonner Provinzial Kinderanstalt fur seelisch Abnorme seit dem 1 April 1933 dann als Nervenarztlicher Berater fur das Fursorgeerziehungswesen und Landesjugendarzt in Stuttgart Er wurde in dieser Funktion bis zum Oberregierungsmedizinalrat befordert Seine Frau hingegen musste aufgrund der Personalabbauverordnung ihren Beruf zeitweise aufgeben Die Familie Eyrich stand dem Nationalsozialismus nahe 3 Seit Anfang 1940 war Eyrich in die Aktion T4 eingeweiht 4 S 364 396 und hatte zusammen mit Otto Mauthe die Aufgabe die Patienten fur die Aktion T4 zu erfassen und zu selektieren Eyrich gehorte dem Gaugesundheitsrat an Er beantragte am 1 Dezember 1939 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1 Februar 1940 aufgenommen Mitgliedsnummer 7 501 905 5 6 Dem NS Arztebund trat er 1941 bei 7 Eyrich als Landesjugendarzt Bearbeiten Als Landesjugendarzt beim Landeswohlfahrtsverband Landesjugendamt Wurttemberg Hohenzollern orientierte sich Eyrich weitgehend an den Ansichten des Rassenkundlers Robert Ritter und fuhrte die von diesem begonnenen Arbeiten in Suddeutschland weiter Seine Aufgabe als Landesjugendarzt sah Eyrich darin erbbiologisches Sieb dieser Jugend Eyrich 1 zu sein Auf der Wurttembergischen Anstaltstagung am 8 November 1938 hielt Eyrich einen Vortrag mit dem Titel Fursorgezoglinge erbbiologisch gesehen Die Tagung diente der Bekanntgabe des sogenannten Heimerlasses 8 Darin heisst es unter anderem Die Zuweisung jedes Zoglings zu den einzelnen Gruppen erfolgt hier auf Grund eines Gutachtens des Landesjugendarztes der hauptamtlich im Landesjugendamt tatig ist Erlass des Wurttembergischen Innenministers vom 7 November 1938 Aktenzeichen IX 1418 9 Aufgrund des Heimerlasses wurden die wurttembergischen Zigeunerkinder und zigeunerahnlichen Kinder von ihren Eltern getrennt und zunachst im katholischen Kinderheim St Josephspflege in Mulfingen zusammengezogen wo sie 1943 Ritters Mitarbeiterin Eva Justin als Forschungsobjekte fur ihre Doktorarbeit dienten Die Sinti Kinder von Mulfingen wurden dann ins Zigeunerlager Auschwitz deportiert und am 3 August 1944 mit Giftgas getotet Nachkriegszeit und Grafeneckprozess BearbeitenNach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Eyrich zunachst ein Jahr lang von der amerikanischen Besatzungsmacht interniert Im Grafeneck Prozess der im Rahmen der Euthanasie Prozesse am 8 Juni 1949 auf Schloss Hohentubingen begann wurde Eyrich wegen Beteiligung an der Ermordung von 10 654 Geisteskranken im Zuge der Aktion T4 angeklagt 10 Mit ihm vor Gericht standen Otto Mauthe Alfons Stegmann Martha Fauser sowie zwei Kriminalbeamte und zwei ehemalige Pfleger Alle anderen Beteiligten waren unauffindbar Am 5 Juli 1949 verurteilte das Schwurgericht Tubingen Mauthe zu einer funfjahrigen Haftstrafe und die beiden Anstaltsarzte Stegmann und Fauser zu 24 beziehungsweise 18 Monaten Die ubrigen Angeklagten unter ihnen auch Eyrich wurden freigesprochen Nach Fursprache unter anderem durch den Psychiater und Tubinger Hochschullehrer Ernst Kretschmer konnte Eyrich 1950 wieder seine Tatigkeit als Landesjugendarzt aufnehmen Er nahm 1950 an der Grundungsversammlung der Deutschen Vereinigung fur Jugendpsychiatrie DVJ teil 4 S 509Siehe auch BearbeitenNationalsozialistische RassenhygieneSchriften BearbeitenSchulversager Vitale Ursachen intellektueller Leistungs u Bildungsschwachen Heilpadagogische Schriftenreihe Neckar Verlag Villingen Schwarzwald 1963 Literatur BearbeitenR Castell J Nedoschill M Rupps D Bussiek Geschichte der Kinder und Jugendpsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1937 bis 1961 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 46174 7 Verena Christ Tater von Grafeneck Vier Arzte als Angeklagte im Tubinger Euthanasie Prozess 1949 Contubernium Bd 88 Franz Steiner Stuttgart 2020 ISBN 978 3 515 12516 1 insb S 103 137 LG Tubingen 5 Juli 1949 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd V Nr 155 bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann C F Ruter University Press Amsterdam 1970 S 87 123 Online Karl Horst Marquart Dr Max Eyrich Die Fursorgeerziehung ist das erbbiologische Sieb dieser Jugend In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 10 NS Belastete aus der Region Stuttgart Gerstetten Kugelberg 2019 ISBN 978 3 945893 11 1 S 125 138 Johannes Meister Die Zigeunerkinder von der St Josefspflege in Mulfingen In 1999 Zeitschrift fur Sozialgeschichte des 20 und 21 Jahrhunderts Nr 2 1987 S 195ff Digitalisat Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive PDF 677 kB Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Eyrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bestand zu Max Eyrich beim Landesarchiv Baden Wurttemberg Cannstatter Sinti Kinder Dokumente zum Grafeneck Prozess auf der Webseite des Landesarchivs Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten a b Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg Baustein Euthanasie Karl Horst Marquart Elke Martin Erich Ruthardt zur Ermordung vom Stuttgarter Gesundheitsamt in die Heilanstalt Eichberg eingewiesen Frank Kohnlein Zwischen therapeutischer Innovation und sozialer Selektion Die Entstehung der Kinderabteilung der Nervenklinik in Tubingen unter Robert Gaupp und ihre Entwicklung bis 1930 als Beitrag zur Fruhgeschichte universitarer Kinder und Jugendpsychiatrie in Deutschland Neuried 2001 a b Rolf Castell et al Geschichte der Kinder und Jugendpsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1937 bis 1961 Vandenhoeck amp Ruprecht 2003 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 8631029 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 143 Hans Christian Harten Uwe Neirich Matthias Schwerendt Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs Bio bibliographisches Handbuch Berlin 2006 S 372 Erlass zur Neuordnung des Fursorgewesens insbesondere der Heimerziehung vom 7 November 1938 Aktenzeichen IX 1418 Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 151 09 Bu 442 Digitalisat zitiert nach Meister Die Zigeunerkinder von der St Josefspflege in Mulfingen S 197 Grafeneckprozess zur Euthanasie digitalisiert beim Staatsarchiv Sigmaringen Normdaten Person GND 137180705 lobid OGND AKS VIAF 81407660 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eyrich MaxALTERNATIVNAMEN Eyrich Max Theodor vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ArztGEBURTSDATUM 22 Marz 1897GEBURTSORT Stetten am kalten MarktSTERBEDATUM 5 November 1962STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Eyrich amp oldid 238493769