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Die Markgrafler Tracht ist die traditionelle Tracht im Markgraflerland einer Region in Baden Wurttemberg im Sudwesten Deutschlands an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz Das markanteste Kennzeichen der Frauentracht ist die Kopfbedeckung in Form einer Flugelhaube die so genannte Hornerkappe Markgrafler Tracht von Opfingen um 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Gebrauch der Tracht 2 Verbreitungsgebiet 3 Die Entwicklung der Tracht 3 1 Die Horner wachsen 3 2 Vom Zwickelrock zum Kleid mit Armeln 4 Der Einfluss der Politik 4 1 Die Polizeiverordnung von 1764 4 2 Die franzosische Revolution 5 Die Tracht als Wirtschaftsfaktor 6 Die Markgrafler Tracht in der Literatur 6 1 Johann Peter Hebel Dotsch 6 2 Victor Hugo der schwarze Schmetterling 7 Literatur 8 Weblinks 8 1 Trachtenvereine 9 EinzelnachweiseGebrauch der Tracht Bearbeiten nbsp Zwei Frauen in Markgrafler Tracht auf der Burg Baden in Badenweiler Postkarte um 1900Heute wird diese Tradition noch in Trachtenvereinen gepflegt die Tracht wurde jedoch noch bis etwa 1930 allgemein von der Landbevolkerung an Sonn und Feiertagen sowie zu festlichen Anlassen getragen 1 Verbreitungsgebiet BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Tracht liegt zwischen Basel und Freiburg und entspricht grundsatzlich dem ehemaligen Herrschaftsgebiet der Markgrafen von Hachberg Sausenberg dem Markgraflerland Mit kleinen Abanderungen wurde sie jedoch auch im Gebiet der Markgrafschaft Hachberg im Raum Emmendingen und in den evangelischen Orten am Kaiserstuhl getragen Varianten der Tracht wurden spater auch in einigen gemischt konfessionellen Dorfern der ehemaligen Kondominate der Markgrafschaft Baden Baden den Herrschaften Mahlberg und Lahr getragen 2 Die Entwicklung der Tracht BearbeitenDie immer deutlichere Auspragung der Tracht nach 1820 fuhrt zur Schlussfolgerung dass gegenlaufig zu den Bemuhungen des jungen Staates Grossherzogtum Baden eine gemeinsame Identitat fur die vielen in ihm zusammengeschlossenen Teilgebiete mit unterschiedlicher Historie und Tradition zu schaffen regional ein Bedurfnis bestand sich die eigene Identitat zu bewahren und sich von den Nachbargebieten abzuheben Die Horner wachsen Bearbeiten Aus einer Zunftordnung der Hutmacher in den Herrschaften Rotteln und Sausenberg von 1651 ist abzuleiten dass zuvor die Kopfbedeckung der Frauen ein Hut war und um diese Zeit der Ubergang zur Kappe erfolgte Die altesten bekannten Darstellungen der Markgrafler Tracht finden sich unter David Herrlibergers Basslerische Ausruff Bilder von 1749 Der Basler Verleger Christian von Mechel veroffentlichte 1783 in der Trachtenfolge Costumes Suisses den Samuel Granicher zugeschriebenen kolorierten Kupferstich einer Markgraflerin mit Dotsch Kappe und Strohhut Schihuet d h Sonnenhut Der Stich diente als Vorlage zahlreicher Nachstiche bis weit in das 19 Jahrhundert Dem Pariser Zeichner Claude Louis Desrais unterlief 1784 ein Fehler in den Details der Dotsch Kappe der sich auf alle folgenden Abbildungen und die spatere Umsetzung der rekonstruierten Tracht fortsetzte Auch von Markus Dinkel sind mehrere Gouachen und Zeichnungen der Vreneli Tracht erhalten so im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums in Basel Diese so genannte Dotsch Kappe gehorte auch noch um 1800 zur Tracht und findet sich etwas verfeinert auf den Abbildung J P Hebels mit dem Vreneli weshalb die Tracht aus dieser Zeit auch Vreneli Tracht genannt wird Die Dotschkappe entwickelte sich weiter zu einer Flugelkappe wobei die Schleifen Flugel zunachst noch klein waren 3 Die Schleifen wuchsen und erhielten an den Enden kurze Fransen Um etwa 1850 findet man bei den alteren Frauen noch die kleinen Schleifen ohne Fransen wahrend bei den jungeren Frauen schon die etwas grosseren Schleifen mit Fransen zu sehen sind Um etwa 1890 war dann die Markgrafler Hornerkappe mit ganz grossen Schleifen und langen Fransen voll ausgebildet Was wir heute teilweise als jahrhundertealte Tradition missverstehen ist die Auspragung der Volkstracht zwischen etwa 1890 und 1930 nbsp David Herrliberger Markgrafler Bauerin auf dem Basler Markt 1749 nbsp David Herrliberger Markgrafler Milchmadchen auf dem Basler Markt 1749 nbsp David Herrliberger Prekar situierte Markgraflerin auf dem Basler Markt 1749 nbsp Vreneli Tracht Kolorierte Umrissradierung von Granicher 1783 nbsp Vreneli Tracht Claude Louis Desrais nach Granicher 1784 nbsp Vreneli Tracht Claude Louis Desrais nach Granicher 1789 nbsp Vreneli Tracht L F Labrousse nach Granicher 1795 nbsp Vreneli Tracht Georges Jacques Gatine um 1810 nach Labrousse nbsp Vreneli Tracht Mary Anne Venning nach Labrousse 1817 nbsp Anna B Krafft von Auggen 1853 nbsp Elisabeth Marget von Hugelheim 1856 nbsp Markgraeflerin von Malsburg 1900Vom Zwickelrock zum Kleid mit Armeln Bearbeiten Wahrend vor 1764 ein Zwickelrock getragen wurde musste danach gemass Polizeiverordnung ein Faltenrock getragen werden Spater erfolgte mehr und mehr eine Anpassung an die burgerliche Mode und es wurden Kleider mit Armel getragen zeitweilig auch mit so genannten Keulenarmeln und einem Reifrock Krinoline 4 Der Einfluss der Politik BearbeitenDie Polizeiverordnung von 1764 Bearbeiten Die Tracht erfuhr im Laufe der Zeit einige Veranderungen Neben modischen Einflussen war auch die Politik ein Einflussfaktor So verbot 1764 der baden durlachische Landvogt von Rotteln Gustav Magnus von Wallbrunn 5 den bis dahin zur Tracht gehorigen Zwickelrock da dieser aus schmalen keilformigen Stoffstreifen zusammengesetzt wurde so dass der Stoff eines ausrangierten Rockes kaum mehr zu verwenden war Aus Sicht Wallbrunns war dies eine Verschwendung Sein Verbot reiht sich ein in andere Massnahmen zur Volkserziehung die unter dem Regiment des Markgrafen Karl Friedrich ergriffen wurden Die franzosische Revolution Bearbeiten Zur Markgrafler Mannertracht gehorten im 18 Jahrhundert auch Kniebundhosen Im vorrevolutionaren Frankreich waren die Sansculottes die Arbeiter und Kleinburger die im Gegensatz zum Adel lange Hosen statt Kniebundhosen trugen Die lange Hose wurde auch zum politischen Signal und verdrangte zunehmend die Kniebundhose aus der volkstumlichen Tracht Die Tracht als Wirtschaftsfaktor BearbeitenNach der Grundung des deutschen Zollvereins 1834 grundeten Basler Industrielle zunehmend Fabriken im benachbarten Baden um sich so den Markt des Zollvereins zu offnen Baden seinerseits war froh so die Industrialisierung vorantreiben zu konnen Die Bandwebereien konnten bereits 1836 den Grossteil ihrer Produktion an das Markgrafler Landvolk verkaufen da es fur die Trachten eine grosse Menge an Seidenband brauchte 6 Die Markgrafler Tracht in der Literatur BearbeitenJohann Peter Hebel Dotsch Bearbeiten nbsp Briefmarke zeigt Johann Peter Hebel zusammen mit Elisabeth Baustlicher aus Langendenzlingen in der Markgrafler Tracht nach dem Aquarell Hebel und Vreneli von Carl Joseph Aloys Agricola 1779 1852 aus dem Jahre 1814 Literarisch hat Johann Peter Hebel die Markgrafler Tracht in seinem Gedicht Die Wiese 7 bekannt gemacht wobei er sie als lutherische Kleidung bezeichnet da die Tracht fast nur in den evangelischen Orten getragen wurde 8 Die Gedichtsammlung wurde 1803 veroffentlicht d h Hebel beschreibt die Tracht in der Form wie sie um 1800 getragen wurde die so genannte Vreneli Tracht Zu dieser Zeit gab es die Hornerkappe noch nicht und Hebel bezeichnete die eng anliegende Kappe als Dotsch Victor Hugo der schwarze Schmetterling Bearbeiten Der franzosische Schriftsteller Victor Hugo unternahm 1839 eine Reise den Rhein hinauf Seine Reisebeschreibung 9 enthalt auch einen Brief vom 4 September aus Freiburg Hier beschreibt Hugo die Hornerkappe der Markgrafler Tracht als Le grand papillon noir 10 Literatur BearbeitenFred Wehrle Johann Peter Hebel und die Markgrafler Tracht In Das Markgraflerland Band 1 2010 S 144 150 Digitalisat der UB Freiburg Fred Wehrle Die Markgrafler Tracht eine beliebte badische Volkstracht In Badische Heimat Juni 2 2009 S 269 282 pdf Elke Seibert Mode und Tracht im Markgraflerland In Badische Heimat Dezember 4 2008 S 501 508 pdf Paula Rottele Altmarkgrafler Tracht 1750 1810 in Auggen gefunden In Das Markgraflerland Band 1 2004 S 35 36 Digitalisat der UB Freiburg Hermann Jacob Herausgeber Leute Kleider Trachten Eine Dokumentation zur Geschichte der Markgrafler Tracht Broschure zur Ausstellung des Geschichts und Museumsvereins Vorderes Kandertal 2003 Ursula Huggle Zur Entwicklung der Tracht im Markgraflerland In Das Markgraflerland 2 1994 S 312 334 Digitalisat der UB Freiburg Fred Wehrle Die Markgrafler Tracht In Das Markgraflerland Band 2 1987 S 153 160 Digitalisat der UB Freiburg Ida Preusch Muller Die Markgrafler Tracht im Wandel der Zeiten In Die Markgrafschaft Heft 6 1950 S 7 9 Digitalisat der UB Freiburg Albert Eisele Wie die Markgrafler Tracht entstand In Die Markgrafschaft Heft 11 1953 S 3 4 Digitalisat der UB Freiburg Maria Riffel Die Entwicklung der Trachtenhaube im sudlichen Teil des Oberrheingebietes Heidelberg 1940 Marie Bechtel Wahrer Die Markgrafler Tracht In Markgrafler Jahrbuch 1939 S 98 99 Digitalisat der UB Freiburg August Richard Maier Die Markgrafler Volkstracht In Badische Heimat 10 1923 S 99 106 online bei landeskunde online de O Lauffer Die Frauentracht im Markgraflerlande In Mein Heimatland Band 5 1922 Victor Hugo En voyage Le Rhin Paris um 1880 S 215 Digitalisat bei gallicaWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Markgrafler Tracht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Samuel Granichers Darstellung einer Markgraflerin aus der Auflage von 1791 Entwicklung der Markgrafler Tracht Victor Hugo s sammtliche Werke ubersetzt von Mehreren 18 Band Stuttgart 1860 Der Rhein Briefe an einen Freund 31 Brief S 523 im PDF File ubersetzt von F W Dralle in der Google Buchsuche Ehrenfried Kluckert E Brusttuech sammet un roserot Fred Wehrle entfaltet auf Schloss Burgeln einen Bilderbogen der Markgrafler Tracht und ihrer Verbreitung In Badische Zeitung vom 17 Mai 2008 abgerufen am 31 August 2017Trachtenvereine Bearbeiten In dem vom Bund Heimat und Volksleben e V herausgegebenen Trachtenjahrbuch 2017 11 sind die folgenden 8 Mitgliedsvereine aufgefuhrt die die Markgrafler Tracht pflegen Homepage des Markgrafler Trachtenvereins Kandern e V Homepage der Markgrafler Trachtengruppe e V Weil am Rhein Homepage der Trachten und Volkstanzgruppe Egringen Homepage der Trachtengruppe Eichstetten e V Tina Lindemann Bekenntnis zur Tracht Heimatabend der Trachten und Volkstanzgruppe Schallstadt aus Anlass des 30 Jahrigen Bestehens In Badische Zeitung vom 29 April 2010 abgerufen am 19 September 2017 Der Verein hat keine eigene Homepage Elisabeth Jakob Kolblin Trachtengruppe feiert Geburtstag Der Ihringer Verein besteht seit 40 Jahren In Badische Zeitung vom 3 Marz 2016 abgerufen am 19 September 2017 Der Verein hat keine eigene Homepage Dagmar Barber Bunter Farbfleck im Einheitsbrei Die Niederemmendinger Trachtengruppe wirkt seit 50 Jahren als Botschafter der Stadt hat aber akute Nachwuchssorgen In Badische Zeitung vom 22 Oktober 2012 abgerufen am 19 September 2017 Der Verein hat keine eigene Homepage Beatrice Ehrlich Der Heimat ein Gesicht geben Der Arbeitskreis Heimatpflege Auggen hat seinen 40 Geburtstag gefeiert In Badische Zeitung vom 16 Marz 2016 abgerufen am 19 September 2017 Der Verein hat keine eigene HomepageEinzelnachweise Bearbeiten s Fred Wehrle in der Publikation von Hermann Jacob S 19 s Huggle S 330 s Hugo schwarzer Schmetterling s Jacob S 15 Landvogt des Oberamtes Rotteln 1748 1772 s Huggle S 316 nbsp Wikisource J P Hebels samtliche Werke Band 1 Die Wiese Quellen und Volltexte im Markgraflerland wurde wie in der ganzen Markgrafschaft Baden Durlach 1556 die Reformation eingefuhrt weshalb die zugehorigen Gemeinden evangelisch waren En voyage Le Rhin der grosse schwarze Schmetterling Trachtenjahrbuch 2017 pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markgrafler Tracht amp oldid 234233379