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Frauen hatten es bis ins 20 Jahrhundert schwer einen kunstlerischen Beruf zu ergreifen Der Zugang zu den Akademien blieb ihnen meist verwehrt Wahrend in Russland Frauen schon ab 1871 an den Akademien studieren konnten war dies in Deutschland in grosserem Umfang erst im Laufe der Weimarer Republik moglich Abgesehen von Privatateliers einzelner Kunstler standen ihnen lediglich drei grossere Lehranstalten mit eingeschranktem Lehrangebot zur Verfugung die durch Selbsthilfe gegrundeten Damenakademien in Munchen und Berlin und die Malerinnenschule in Karlsruhe welche eine Ausnahme bildete diese war eine Private Kunstschule mit staatlichem Trager Das gesamte reich gegliederte Unterrichts und Schulwesen im Grossherzogtum Baden seit 1818 eine konstitutionelle Monarchie stand im 19 Jahrhundert bis Anfang des 20 Jahrhunderts unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Staates Karlsruhe Residenz der Kunst beherbergte nicht nur die Grossherzogliche Gemaldegalerie und die Grossherzogliche Majolika Manufaktur sondern auch die 1854 gegrundete Grossherzoglichen Badischen Kunstschule welche 1892 zur Akademie aufstieg die Kunstgewerbeschulen ab 1878 bis zur Fusion 1920 mit der Akademie und die 1885 gegrundete Malerinnenschule Karlsruhe welche mit der Zulassung 1919 fur Frauen an der Akademie im Jahre 1923 den Unterricht einstellte Inhaltsverzeichnis 1 Grossherzogliche Malerinnenschule Karlsruhe 2 Lehrer 3 Schulerinnen Auswahl 4 Geschichte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGrossherzogliche Malerinnenschule Karlsruhe BearbeitenKarlsruhe war vor allem seit Grundung der Staatlichen Akademie der Bildenden Kunste Karlsruhe 1854 durch Grossherzog Friedrich I 1826 1907 zu einem Anziehungspunkt fur Kunstler geworden Jedoch war kunstinteressierten Frauen der Zutritt verwehrt und diese wichen in private Malschulen aus wie z B die private Zeichenschule fur Damen von Alwine Schroedter Die Nachfrage an professioneller Ausbildung war enorm und Lehrer der Akademie nahmen keine Privatschulerinnen mehr an sodass 1885 durch die Vereinigung aus privaten Damenklassen eigens fur Frauen eine eingerichtete Kunstschule die Grossherzoglichen Malerinnenschule Karlsruhe gegrundet wurde 1 Am 1 Oktober 1885 wurde die Malerinnenschule unter der Schirmherrschaft von Luise von Preussen eroffnet Die Schule bestand bis 1923 2 1889 wurde ein Ateliergebaude auf dem Anwesen der Kunstschule Karlsruhe Reinhold Frank Strasse 65 Westendstrasse 65 an der Ecke zur Hoffstrasse errichtet 3 In diesem Haus befanden sich insgesamt 29 Ateliers Nach Bestrebungen der Grossherzogin von Preussen konnte hier nun auch der von ihr gegrundeten Malerinnenschule ein Domizil geboten werden 4 5 Diese Malerinnenschule wurde als private Institution gefuhrt und sowohl von der Stadt als auch vom Staat bezuschusst Schulerinnen mussten Schulgeld zahlen und um aufgenommen zu werden verlangte die Schule von den Schulerinnen Probearbeiten und den Nachweis eines abgeschlossenen Zeichenunterrichts Zudem bestand die Moglichkeit die Schule als Hospitantin zu besuchen oder an einem der von der Schule angebotenen Ferienkurse teilzunehmen Unterrichtet wurden die Schulerinnen der Malerinnenschule von Karlsruher Kunstlern die auch an der Kunstakademie oder privat lehrten Der Lehrplan der Schule umfasste verschiedene Facher Unterschieden wurde zunachst zwischen allgemeinem vorbereitenden Unterricht den Malklassen und den Hilfsfachern Erster umfasste Zeichnen nach Gipsmodellen bzw dem lebenden Modell landschaftliches Zeichnen und Zeichnen nach Blumen und Stillleben In den Malklassen wurde Blumen Stillleben landschaftliche Studien und figurliche sowie Portratstudien gelehrt Die Hilfsfacher sahen eine Unterweisung in der Perspektive einen Anatomiekurs und das Fach Kunstgeschichte vor Im Laufe der Jahre wurde der Lehrplan um weitere Facher erganzt u a kamen Abendakt und Kostumstudien wie figurliches Aktzeichnen Radieren Lithographieren und Modellieren hinzu Das Unterrichtsangebot wurde ausserdem derart verandert dass nicht mehr zwischen Zeichen Malen und Hilfsfachern unterschieden wurde sondern alles nach Sachbereichen gegliedert war Verglichen mit dem Unterrichtsangebot der Kunstakademie Karlsruhe fehlten im Lehrplan der Malerinnenschule allerdings der Unterricht in der Historien und Genremalerei und der dekorativen Architektur Den graphischen Unterricht konnten die Schulerinnen immerhin als Hospitantinnen an der Akademie besuchen Ab 1890 wurde Marine und Tiermalerei angeboten Zu den Initiatoren der Schule gehorten Paul Borgmann 1852 1893 6 Willi Doring 1850 1915 7 Edmund Kanoldt 1845 1904 und Max Petsch 1840 1888 Paul Bormann welcher in Weimar Schuler von Karl Gussow war hatte bereits vor der Schulgrundung die Damenklasse in Karlsruhe geleitet Zu den insgesamt 28 Lehrern die den Schulerinnen zur Auswahl standen gehorten vergleichsweise wenig Lehrerinnen insgesamt vier fanden an der Schule Anstellung Im ersten Schuljahr 1885 1886 studierten 44 Schulerinnen an der Malerinnenschule Die Zahlen stiegen in den kommenden Jahren an zehn Jahre nach der Grundung besuchten 74 Schulerinnen die Schule Im Durchschnitt waren pro Jahr 60 Schulerinnen am Institut eingeschrieben KARLSRUHE Dem soeben erschienenen neunzehnten Jahresbericht der hiesigen Malerinnenschule die von den Herren Professoren Otto Kemmer und Max Roman geleitet wird entnehmen wir dass die Anstalt im verflossenen Schuljahr von zweiundsiebzig darunter zweiunddreissig neueingetretenen Schulerinnen besucht war und dass an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Professor Ritter nunmehr Herr Professor F Fehr eine schon in Munchen hervorragend bewahrte Lehrkraft dessen Klasse ubernommen hat Mit dem 3 Oktober beginnt das zwanzigste Schuljahr wofur Anmeldungen bis zum 15 September einzureichen sind Die Kunst Ausgabe 21 Juli 1904 8 1910 wurde das 25 jahrige Jubilaum der Schule gefeiert Trotz staatlicher Unterstutzung geriet die Malerinnenschule danach aufgrund rucklaufiger Schulerzahlen immer mehr in finanzielle Bedrangnis Der Erste Weltkrieg verschlechterte die Lage weiterhin Mit der Veranderung der Zulassungsbedingungen an den Kunstakademien die sich seit 1919 allmahlich auch fur Frauen offneten in Karlsruhe ab dem Wintersemester 1919 20 gingen die Zahlen eingeschriebenen Schulerinnen der Malerinnenschule weiterhin zuruck bis 1923 schliesslich der Unterricht eingestellt und die Schule geschlossen wurde Hieruber informiert ein Schreiben des Kultusministeriums Erklarung Die Malerinnenschule hat seit dem Jahre 1923 zu bestehen aufgehort Lehrer BearbeitenResi Therese Borgmann 1861 1945 9 die Schwester Paul Borgmanns unterrichtete die Facher Zeichnen und Blumen Stilllebenmalerei Walter Conz 1872 1947 Leiter der Radierklasse Friedrich Fehr 1862 1927 figurliche Malerei Margarethe Hormuth Kallmorgen 1857 1916 Blumen und Stilllebenmalerei Otto Kemmer 1853 1931 Maler Direktor der Malerinnenschule 10 11 Carl Langhein 1872 1941 Lithografie Wilhelm Nagel 1866 1945 Landschaftsmalerei 12 Leopold von Pezold 1832 1907 Literatur und Asthetik Kathe Roman Forsterling 1871 unbekannt Buchschmuckkunstlerin und Keramikerin Max Wilhelm Roman 1849 1910 ab 1886 Lehrer ab 1895 Leiter der Malerinnenschule 13 14 Wilhelm Sauer 1865 1929 Bildhauerei Georg Schreyogg 1870 1934 Bildhauerei Helene Stromeyer 1834 1924 Leiterin der Blumenklasse Heinrich Weltring 1847 1917 Lehrer fur ModellierenSchulerinnen Auswahl BearbeitenClarita Beyer Karoline Borchardt Fridel Dethleffs Edelmann Else Engler Jenny Fikentscher Senta Geissler Clara Grosch Elsbeth Harbers Else Holzschuh Dora Horn Zippelius Elise Hunziker Tyra Kleen Anna Klein Margarethe von Reinken Bertha Schmieth Sophie Stinde Helene WallrathGeschichte BearbeitenWahrend Kunstler seit Jahrhunderten an Kunstakademien Akademien der Bildenden Kunste eine professionelle und umfassende Ausbildung erhalten konnten blieben fur Frauen die Akademien in Deutschland von wenigen Ausnahmen abgesehen bis in das 20 Jahrhundert hinein verschlossen Noch im 19 Jahrhundert bedeutete es fur Frauen eine Herausforderung sich zur professionellen Kunstlerin ausbilden zu lassen Erst mit der gesetzlichen Gleichstellung von Mann und Frau im Jahre 1919 wurden Frauen zu den Akademien der Bildenden Kunste zugelassen Frauen fehlte eine der Akademie vergleichbare Einrichtung Eine kunstlerische Ausbildung konnten angehende Kunstlerinnen nur mehr an teuren Privatschulen erhalten Im Zuge der durch die Frauenbewegung ausgelosten zahlreichen Frauenvereinsgrundungen des 19 Jahrhunderts schlossen sich zahlreiche Kunstlerinnen zusammen um die Ausbildungssituation auch im Bereich der Kunst zu verbessern Von dieser Selbsthilfe der Frauen im Allgemeinen ausgehend entstanden bald entsprechende Vereinigungen auf kunstlerischem Gebiet und weibliche Kunstschaffende grundeten in Eigeninitiative zunachst auf regionaler Ebene Vereine und Gruppierungen wie z B der Verein der Berliner Kunstlerinnen und Kunstfreundinnen 1867 der Munchner Kunstlerinnenverein 1882 die Malerinnenschule Karlsruhe 1885 Es entstanden die sogenannten Damenakademien die den Frauen ein Kunststudium ermoglichten welches dem an der Kunstakademie ahnlich war Ubergreifendes Ziel der Zusammenschlusse war eine Verbesserung des Lehr und Ausbildungsangebotes fur Kunstlerinnen Schon bald gab es uberregionale Vereinigungen 1908 schloss man sich mit neun Vereinen zum Bund deutscher und osterreichischer Kunstlerinnenvereine zusammen 1913 entstand der Frauenkunstverband 15 1926 wurde durch Initiative von Ida Dehmel die GEDOK Gemeinschaft Deutscher und Osterreichischer Kunstlerinnenvereine aller Kunstgattungen gegrundet In Deutschland untersuchte Gerlinde Brandenburger Eisele in ihrer Magisterarbeit die Malerinnenschule Karlsruhes 1980 In Karlsruhe wurden die Unterlagen der Akademieverwaltung durch die Kriegseinwirkungen 1942 und 1944 fast komplett zerstort die restlichen Unterlagen befinden sich im Generallandesarchiv Karlsruhe In Bezug auf die Kunstakademie ist dort v a der Bestand GLAK 235 Landeskunstschule von Interesse daneben gibt es verschiedene Nachlasse die teilweise Aufschluss uber die Kunstakademie gewahren Die Akademie selbst besitzt keine fur den untersuchten Zeitraum relevanten Akten Das Stadtarchiv Karlsruhe verfugt uber einige Materialien zur Malerinnenschule Karlsruhe u a eine Sammlung von Zeitungsartikeln zur Schule und diverse Jahresberichte der Institution Zur Kunstakademie bewahrt das Stadtarchiv keine Archivalien auf Literatur BearbeitenAnne Kathrin Herber Frauen an deutschen Kunstakademien im 20 Jahrhundert Ausbildungsmoglichkeiten fur Kunstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berucksichtigung der suddeutschen Kunstakademien Dissertation Heidelberg 2009 doi 10 11588 heidok 00011048 Malerinnenverein Karlsruhe Hrsg Bericht uber das 15 Vereinsjahr 1907 08 Peter Liptau Die Gebaude der Kunstakademie Karlsruhe Eine Baugeschichte GRIN Verlag 2009 ISBN 978 3 640 77288 9 Einzelnachweise Bearbeiten IX Jahresbericht der Malerinnenschule 1893 94 Luise von Preussen auf ka stadtwiki net Ateliergebaude Malerinnenschule Ansicht der Nord und Ostfront in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 25 Juli 2015 Die Gebaude der Kunstakademie Karlsruhe Atelierhaus I Privatschule Malerinnenschule Westendstr 65 mit 6 Lehrkraften und 60 Schulerinnen auf ka stadtwiki net abgerufen am 25 Juli 2015 Paul Bormann Grunder eines Malerateliers fur Damen in Karlsruhe seit 1888 Vorstand einer Malerinnenschule in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 25 Juli 2015 Hans Wolfgang Singer Allgemeines Kunstler Lexicon Die Kunst Neunter Band Ausgabe 21 Juli 1904 S 508 Aussteller Lehrer der Malerinnenschule Karlsruhe Resi Borgmann in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 25 Juli 2015 Otto Kemmer Vorstand der Malerinnenschule Professor in der Deutschen Digitalen Bibliothek Kemmer war Ehrenmitglied des Corps Hubertia Freiburg Landschaftsbild von Wilhelm Nagel kehrt dessen fruhere Wirkungsstatte zuruck Memento vom 22 Februar 2016 im Internet Archive auf www oestringen de Burgerinfo vom 9 Dezember 2011 abgerufen am 25 Juli 2015 Die Kunst Neunter Band Ausgabe 21 Juli 1904 S 508 Max Roman Vorstand der Malerinnenschule in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 25 Juli 2015 Matha Dehrmann Der Frauenkunstverband 1913 in Muysers 1999 a S 294 296 Normdaten Korperschaft GND 5088834 1 lobid OGND AKS VIAF 128563194 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Malerinnenschule Karlsruhe amp oldid 237186109