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Das Mahnmal fur die Sinti im Altwarmbuchener Moor in Hannover erinnert an die Sinti die in der Zeit des Nationalsozialismus in einem Sammellager im Altwarmbuchener Moor interniert wurden und dann in Vernichtungslager wie Auschwitz Birkenau deportiert wurden 1 Standort des Mahnmals ist der Moorwaldweg im Stadtteil Lahe circa 250 Meter nach dem Abzweig von der Kirchhorster Strasse Das Mahnmal am Ort des Sammellagers im Moorwaldweg im Stadtteil Lahe und Blick ins Altwarmbuchener Moor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter bis 1918 1 2 Weimarer Republik 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 2 Mahnmale und Gedenken 3 Literatur 4 Sonstige Medien 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter bis 1918 Bearbeiten Der alteste bekannte Beleg fur das Auftreten von Sinti in Deutschland ist ein Eintrag im Mittelalter zum Jahr 1407 in einem Hildesheimer Ratsweinherren Register 2 Im 15 Jahrhundert setzte die Diskriminierung der Roma ein Sie wurden als Fremde betrachtet und oft mit Abneigung und Hass bedacht vor allem wegen ihrer ungebundenen nicht sesshaften Lebensweise 3 In Hannover wurden 1770 funf Mitglieder einer Zigeuner und Rauberbande aufgrund einiger Diebstahlsdelikte zum Tode verurteilt 2 In der Neuzeit brachten es einige Sinti zu einem bescheidenen Wohlstand etwa als Pferdehandler Schausteller Musiker oder Antiquitatenhandler 3 Im 19 Jahrhundert waren die Behorden bestrebt Roma durch den Entzug von Wandergewerbescheinen sesshaft zu machen 2 Am 19 Oktober 1900 wurden in Hannover bei einer reichsweit durchgefuhrten Zahlung sechs sesshafte Familien mit insgesamt 29 Personen festgestellt Im selben Jahr wurde durch die Stadt erstmals ein Sammelplatz eingerichtet in der Schulenburger Landstrasse vor Hainholz 2 Das deutsche Kaiserreich betrieb eine sogenannte Landfahrerpolitik die die als Zigeuner bezeichneten Menschen diskriminierte 3 Weimarer Republik Bearbeiten In der Zeit der Weimarer Republik gab es in Hannover mehrere Stellplatze fur die Wagen von Sinti und Roma zum Beispiel den in der Schulenburger Landstrasse der aufgrund seiner Grosse umgangssprachlich seinerzeit auch Zigeunerdorf genannt wurde Manche Sinti wohnten in der Stadtmitte etwa in der Altstadt oder der Calenberger Neustadt zum Beispiel in den durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstorten Strassen Bockstrasse Bergstrasse oder Backerstrasse 1 Grosses offentliches Ansehen erwarb sich der hier lebende Boxer Johann Rukeli Trollmann Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Die Verfolgung der Sinti und Roma war im Dritten Reich durch die Nationalsozialisten zunachst eine verscharfte Form der schon im Kaiserreich und in der Weimarer Republik betriebenen Landfahrerpolitik 3 Spater wurden auf der Grundlage des Gesetzes zur Verhutung erbkranken Nachwuchses vom 14 Juli 1933 zwangsweise zahlreiche Sterilisierungsmassnahmen an Sinti und Roma durchgefuhrt 2 1938 kam es im gesamten Reich zu einer grosseren Verhaftungswelle durch die die Landfahrer in verschiedene Konzentrationslager eingeliefert wurden Gleichzeitig wurde mit Hilfe der 1936 eingerichteten Rassenhygienischen Forschungsstelle RHF die vollstandige Erfassung der Sinti und Roma vorgenommen 3 nachdem Heinrich Himmler seinen Erlass zur Bekampfung der Zigeunerplage am 8 Dezember 1938 herausgab 2 Koordiniert wurden die Massnahmen durch die jeweils zustandigen Leitstellen der Kriminalpolizei in Hannover waren zudem beteiligt die Gestapo die Schutzpolizei und Dienststellen der staatlichen Verwaltung 1 1938 wurde im Altwarmbuchener Moor ein Sammellager durch die Stadt eingerichtet in das anfangs nur die Sinti eingewiesen wurden die zuvor auf Stellplatzen gelebt hatten 1 Insgesamt wurden in Hannover Ende Oktober Anfang November 1938 55 Sinti eingewiesen 2 Neben dem kommunalen Sammellager im Altwarmbuchener Moor wurden in Norddeutschland auch von anderen Stadten solche Lager organisiert etwa von Braunschweig Oldenburg oder Osnabruck 1 nbsp Plakat zu Tatern und Opfern in Hannover am Hochbahnsteig Hannover Linden Fischerhof1939 wurde in Hannover wie bei allen Kripo Leitstellen in Deutschland eine eigene Dienststelle fur Zigeunerfragen eingerichtet 2 Im selben Jahr verloren alle Sinti die ein Wandergewerbe ausubten durch den Festsetzungserlass ihren Lebensunterhalt 3 Per Schnellbrief hatte das Reichssicherheitshauptamt am 17 Oktober 1939 angeordnet die spater festzunehmenden Zigeuner bis zu ihrem endgultigen Abtransport in besonderen Sammellagern unterzubringen 2 Der fruhere Sportfunktionar und ab Herbst 1939 Leiter der Kriminalpolizeileitstelle Hannover Felix Linnemann war an der Erfassung von Sinti und Roma beteiligt 4 In den Jahren 1941 und 1942 war die Mehrzahl der Sinti und Roma im gesamten Deutschen Reich in Konzentrationslager deportiert worden 3 In Hannover wurden ab 1942 auch die Sinti die bis dahin in Mietwohnungen gelebt hatten zwangsweise in das stadtische Sammellager eingewiesen wo sie in alten Eisenbahnwagen hausen mussten 1 In der Nacht zum 1 April 1943 wurde das Lager im Altwarmbuchener Moor von Polizisten umstellt und geraumt Die Familien wurden mit ihren Kindern auf Lastwagen getrieben und zum Bahnhof Fischerhof gebracht von wo aus sie in das Zigeunerfamilienlager im Vernichtungslager Auschwitz Birkenau transportiert wurden 1 Von den dort auch aus anderen Teilen Deutschlands circa 23 000 angelieferten Haftlingen uberlebten nur wenige 3 Nach neueren Forschungen Stand 2007 wurden im Marz 1943 aus dem Bereich des heutigen Niedersachsen mindestens 750 Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert davon etwa 100 aus Hannover von denen 27 aus dem Lager im Altwarmbuchener Moor kamen Insgesamt wurden aus Hannover von Marz 1943 bis Februar 1944 mindestens 113 Sinti nach Auschwitz deportiert Mehr als die Halfte waren Kinder 1 Mahnmale und Gedenken Bearbeiten nbsp Die linke Tafel mit den Namen von Opfern nbsp Die rechte Tafel mit weiteren Namen nbsp Stolpersteine in der Osterstrasse in Hannover Mitte fur die Familie Seeger die Jungste Hildegard war 4 Jahre alt1982 wurde durch die Bundesregierung die Verfolgung von Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus als Volkermord anerkannt 2 Am 1 Marz 1996 wurde das Mahnmal am Bahnhof Fischerhof eingeweiht 2 gestiftet vom Niedersachsischen Verband Deutscher Sinti e V 5 jedoch anders als beispielsweise das Mahnmal fur die ermordeten Juden Hannovers am Opernplatz 6 ausdrucklich Fur alle Verfolgten des Nationalsozialismus Am 3 Marz 1998 wurde das Mahnmal am Standort des ehemaligen Sammellagers im Altwarmbuchener Moor eingeweiht 2 Das am 55 Jahrestag der Deportationen der hannoverschen Sinti durch den Niedersachsischen Verband Deutscher Sinti gestiftete Mahnmal wurde in der Form eines Tores gefertigt Der Querbalken tragt die Inschrift 1 Das Tor von Auschwitz war der Eingang zur Holle 1 In die beiden holzernen Tafeln sind die Namen und sofern bekannt die Geburtsdaten von etwa 80 deportierten Sinti eingraviert darunter der Name des Boxers Johann Trollmann und funf weitere Trollmanns Auf den Torpfosten findet sich mehrfach als symbolischer Schmuck ein Z das die Sinti und Roma als weithin sichtbares Kennzeichen fur Zigeuner in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern tragen mussten In die Pfosten sind ausserdem zwei Bibelverse aus Psalm 94 eingraviert Vers 5 und 8 1 und der christliche Satz Jesus siegt Am Pfingstwochenende drei Monate nach seiner Einweihung beschadigten Rechtsradikale das Mahnmal durch Stiefeltritte so sehr dass es erneuert werden musste Eine erneute Einweihung fand am 19 September 1998 statt 1 Nach dem Boxer Johann Rukeli Trollmann wurde der Trollmannweg im Kreuzkirchenviertel zwischen der Burgstrasse und der Kreuzkirche benannt und dort 2008 ein Stolperstein gelegt zur Erinnerung an den Deutschen Meister im Halbschwergewicht von 1933 2 Vor dem Haus in der Osterstrasse 39 erinnern sieben Stolpersteine an die Sinti Familie Seeger die im Marz 1943 verhaftet nach Auschwitz deportiert 2 und dort ermordet wurde Hildegard die Jungste von ihnen war bei ihrer Verhaftung keine funf Jahre alt Literatur BearbeitenReinhold Baaske Aus Niedersachsen nach Auschwitz Die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS Zeit Katalog zur Ausstellung des Niedersachsischen Verbandes Deutscher Sinti e V 107 Seiten mit Illustrationen unter Mitarbeit von Dirk Gotting sowie den Studierenden Dora Alapi u a Bielefeld Verlag fur Regionalgeschichte 2004 ISBN 3 89534 557 1 Wolfgang Gunther Die preussische Zigeunerpolitik seit 1871 im Widerspruch zwischen zentraler Planung und lokaler Durchfuhrung Eine Untersuchung am Beispiel des Landkreises Neustadt am Rubenberge und der Hauptstadt Hannover In Hannoversche Geschichtsblatter Neue Folge 38 1984 S 127 175 Cornelia Maria Hein Heike Krokowski Es war unmenschenmoglich Sinti aus Niedersachsen erzahlen Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus und Diskriminierung bis heute hrsg vom Niedersachsischen Verband Deutscher Sinti e V Hannover Niedersachsischer Verband deutscher Sinti 1995 ISBN 3 00 000005 4 Rudiger Fleiter Stadtverwaltung im Dritten Reich Verfolgungspolitik auf kommunaler Ebenen am Beispiel Hannovers zugleich Dissertation an der Universitat Hannover 2005 unter dem Titel Fleiter Rudiger Die Mitwirkung der hannoverschen Stadtverwaltung an der NS Verfolgungspolitik Band 10 in der Reihe Hannoversche Studien Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover Hannover Hahn 2006 ISBN 3 7752 4960 5 S 277ff Roger Repplinger Leg Dich Zigeuner Die Geschichte von Johann Trollmann und Tull Harder ungekurzte Taschenbuchausgabe Munchen Zurich Piper 2012 ISBN 978 3 492 30054 4 Klaus Mlynek Sinti In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 568 Ulrike Dursthoff Michael Pechel Redaktion Mahnmal fur die Sinti Moorwaldweg im Altwarmbuchener Moor In Orte der Erinnerung Wegweiser zu Statten der Verfolgung und des Widerstands wahrend der NS Herrschaft in der Region Hannover hrsg vom Netzwerk Erinnerung und Zukunft in der Region Hannover Eigenverlag ohne Jahr 2007 S 98f Netzwerk Erinnerung und Zukunft Region Hannover Orte der Erinnerung Mahnmal fur die Sinti onlineSonstige Medien BearbeitenErinnerungen in bewegenden Bildern Werner Fahrenhol Memo Media Produktion 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mahnmal fur die Sinti im Altwarmbuchener Moor Hannover Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Niedersachsische Beratungsstelle fur Sinti und Roma e V Beratungsstelle Hannover Webseite der Beratungsstelle und des Niedersachsischen Verbandes Deutscher Sinti und Roma e V Verfolgung der Sinti in Hannover beim Netzwerk Erinnerung und Zukunft e V Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Ulrike Dursthoff Michael Pechel Redaktion Mahnmal fur die Sinti siehe Literatur a b c d e f g h i j k l m n Klaus Mlynek Sinti siehe Literatur a b c d e f g h Ulrike Dursthoff Michael Pechel Redaktion Mahnmal fur die Sinti S 21f Biographie Linnemanns online auf der Seite des DFB Netzwerk Erinnerung und Zukunft Region Hannover Orte der Erinnerung Gedenkstein am Bahnhof Fischerhof online Netzwerk Erinnerung und Zukunft Region Hannover Orte der Erinnerung Mahnmal fur die ermordeten Juden Hannovers onlineGedenkstatten mit Bezug zum NS Regime in Hannover Mahnmal am Bahnhof Fischerhof Mahnmal fur die ermordeten Juden Hannovers Mahnmal fur die Sinti im Altwarmbuchener Moor Mahnmal Gerichtsgefangnis Mahnmal zur Erinnerung an judisches Leben in der Ohestrasse 52 418864 9 839806 Koordinaten 52 25 7 9 N 9 50 23 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mahnmal fur die Sinti im Altwarmbuchener Moor amp oldid 226731186