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Macer floridus auch De viribus herbarum ist ein von Odo Magdunensis Odo von Meung 1 verfasstes fruher Aemilius Macer namensgebend zugeschriebenes Lehrgedicht uber die gebrauchlichsten Heilkrauter in der Form der lateinischen Hexameter Es entstand um 1065 2 3 in Westfrankreich wurde in viele Sprachen ubersetzt und galt im Mittelalter im mitteleuropaischen Raum als Standardwerk der Krauterheilkunde Macer Floridus De viribus herbarum 14 Jh Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Wirkung 2 1 Mittelalter 2 2 Fruhe Neuzeit 2 3 19 und 20 Jahrhundert 3 Werkausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenOdo Magdunensis aus Meung an der Loire beschrieb um 1070 in einer ersten Fassung 60 Pflanzen und nannte auch deren Primarqualitaten vgl Humoralpathologie Als Quellen dienten ihm die Texte von Plinius dem Alteren Pedanios Dioskurides Galenos aber auch Walahfrid Strabo Etwas spater entstand eine weitere Fassung mit insgesamt 77 Pflanzen wobei die Erganzungen dem einer Drogenkunde Ibn al Dschazzars 4 entstammenden Liber graduum vom Ubersetzer Constantinus Africanicus aus der Schule von Salerno entnommen sind 5 Entgegen dem bekannten Liber de cultura hortorum von Walahfrid welcher in kunstvoller Weise neben der Heilkunde auch den Gartenbau behandelt ist Odos Werk ein reines pharmakographisches Lehrgedicht nach den Vorbildern Vergil Georgica und Lukrez De rerum natura Obwohl Odo den Namen Walahfrids nennt und alle 24 Pflanzen des Hortulus ubernimmt kritisiert er diesen bspw im Kapitel zum Liebstockel deutlich Lediglich das Kapitel zum Fenchel weist Ahnlichkeiten auf Auch Plinius wird in den Kapiteln zur Weissen Nieswurz und zum Eisenkraut kritisiert in letzterem sogar der Zauberei bezichtigt obwohl im Kapitel zum Kreuzkraut eine Art Zauberei bei Zahnschmerzen direkt aus der romischen Quelle ubernommen wird Wirkung BearbeitenMittelalter Bearbeiten nbsp Manuskript aus dem spaten 15 Jahrhundert mit den Vatern der Medizin Neben Hippokrates Avicenna Aristoteles Galenos Albertus Magnus und Dioskurides ist unten rechts auch ein Macer abgebildet Erstmals erwahnt wird der Macer floridus um 1100 in De scriptoribus ecclesiasticis von Sigebertus Gemblacensis Um diese Zeit lag die Endfassung mit 77 Kapiteln bereits vor Strittig ist wann genau die kurzere Urfassung entstanden ist Hier lasst sich ein recht breites Zeitfenster von etwa 840 Entstehung des Hortulus und 1100 Nennung in De scriptoribus ecclesiasticis angeben Fur diese Urfassung liegen Handschriften aus dem 12 Jahrhundert vor Spater durchgesetzt hat sich aber alleine die erweiterte Fassung Hinzu kommt dass das Werk in der Uberlieferung neben zwei Titeln auch zwei Autoren aufweisen kann neben Odo namlich noch Aemilius Macer aus Verona einen Zeitgenossen und Freund von Vergil Ovid und Vitruv der 16 v Chr gestorben ist Im Mittelalter nahm man an dass sich das Gedicht zumindest auf diesen Macer und dessen verschollenes Werk De herbis bezieht Dies ist die Ursache fur den bekannteren auch heute noch gelaufigen Titel Macer floridus Die Autorenschaft Odos ist unbestritten seit William Crossgrove 1994 die Urfassung des Gedichtes erforschte und klar belegen konnte dass es von einem Kleriker in der Tradition der Klostermedizin verfasst wurde Im ausgehenden Mittelalter war der Macer floridus im deutschsprachigen Raum 6 7 8 weit verbreitet wurde im Schulunterricht verwendet und lag in etwa jeder zweiten nennenswerten Bibliothek vor Ubersetzt wurde das Werk in zahlreiche Volkssprachen wie Englisch 9 Spanisch Danisch Franzosisch und Italienisch Anfang des 13 Jahrhunderts entstand im Bereich des thuringischen oder schlesischen Hofes eine erste deutsche Ubersetzung in Prosaform Alterer deutscher Macer 10 Diese Fassung gilt als eine der Quellen fur den von Johann Wonnecke von Kaub verfassten Gart der Gesundheit 11 1485 eines der ersten gedruckten Krauterbucher das nachfolgende Werke stark beeinflusste Eine zweite deutsche Prosabearbeitung der sogenannte Jungere deutsche Macer entstand spatestens im 14 Jahrhundert im mitteldeutschen Raum Ein erster Druck mit 86 Kapiteln des Macers erfolgte 1477 in Neapel 1482 gab es auch eine Ausgabe aus Mailand 12 Fruhe Neuzeit Bearbeiten Uber die fruhen Drucke die dem Gart der Gesundheit folgten etwa von Rosslin 1533 und Lonitzer 1551 aufgelegt bis 1783 sowie Tabernaemontanus 1588 gingen Teile des Macer in das Universal Lexicon von Johann Heinrich Zedler ein erschienen 1732 bis 1754 Somit war der Macer floridus uber mehr als 500 Jahre neben dem Circa instans aus Salerno und der Materia medica von Dioskurides ein bestimmendes Werk der Phytotherapie Noch heute lassen sich in Hagers Handbuch volkstumliche Anwendungen finden die im Falle von Beifuss Eberraute Knoblauch oder Brennnessel nachweislich auf das Lehrgedicht zuruckgehen 1590 im 7 Band der Huser Ausgabe der Werke des Paracelsus wurde ein Kommentar des Paracelsus zum Macer floridus abgedruckt den Johannes Oporinus 1527 1528 1529 Sekretar des Paracelsus aus seinen Erinnerungen zusammengetragen hatte 13 Anm 1 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten 1832 edierte Johann Ludwig Choulant in Dresden eine Fassung anhand einer vor Ort befindlichen Handschrift aus dem spaten 12 Jahrhundert Er datierte sie jedoch falschlicherweise auf das 14 Jahrhundert und gab als alternativen Autor den Abt Otto von Morimond an Im spaten 20 Jahrhundert erforschten insbesondere Bernhard Schnell und William Crossgrove die Geschichte des Werkes Eine erste neuhochdeutsche Fassung des Macer floridus seu redivivus so genannt von Ernst Meyer 14 wurde 2001 von den Medizinhistorikern Johannes Gottfried Mayer und Konrad Goehl in Hohepunkte der Klostermedizin spater Krauterbuch der Klostermedizin vorgelegt Werkausgaben und Ubersetzungen BearbeitenJohann Ludwig Choulant Hrsg Macer Floridus De viribus herbarum una cum Walafridi Strabonis Othonis Cremonensis et Ioannis Folcz carminibus similis argumenti secundum codices manuscriptos et veteres editiones recensuit supplevit et adnotatione critica instruxit Ludovicus Choulant Leopold Voss Leipzig 1832 Ausgabe mit 77 Kapiteln Bernhard Schnell William Crossgrove Der deutsche Macer Vulgatfassung Mit einem Abdruck des lateinischen Macer floridus De viribus herbarum kritisch herausgegeben Niemeyer Tubingen 2003 Texte und Textgeschichte Wurzburger Forschungen Band 50 ISBN 978 3 484 36050 1 mit Nachdruck der Seiten 28 bis 123 von Choulants Ausgabe von 1832 ohne den kritischen Apparat Aemilius Macer sic De herbarum virtutibus cum veris figuris herbarum Hrsg und mit Glossaren versehen von Simon de Lowitz der Arzt und Botaniker Syreniusz Symon Szymon aus Lowicz Krakau Officina Ungleriana Florian Ungler o J 1532 Neudruck Warschau 1979 Johannes Gottfried Mayer Konrad Goehl Hohepunkte der Klostermedizin Der Macer floridus und das Herbarium des Vitus Auslasser Herausgegeben mit einer Einleitung und deutschen Ubersetzung Reprint Verlag Leipzig Holzminden 2001 ISBN 3 8262 1120 0 mit Faksimile der Seiten 28 bis 123 von Choulants Ausgabe von 1832 und funf ausfuhrlichen Registern Johannes Gottfried Mayer Konrad Goehl Krauterbuch der Klostermedizin Der Macer floridus Medizin des Mittelalters Reprint Verlag Leipzig Holzminden 2003 ISBN 978 3 8262 1130 0 Revidierte Fassung der deutschen Ubersetzung Neudruck ebenda 2013 ISBN 978 3 8262 3057 8 Literatur BearbeitenWilliam C Crossgrove Macer In Verfasserlexikon 2 Auflage Band 5 1985 Sp 1109 1116 William C Crossgrove Zur Erforschung des Alteren deutschen Macer In Sudhoffs Archiv Band 63 1979 S 71 86 William Crossgrove Macer Miszellen In gelerter der arzenie ouch apoteker Beitrage zur Wissenschaftsgeschichte Festschrift zum 70 Geburtstag von Willem F Daems Hrsg von Gundolf Keil Horst Wellm Verlag Pattensen Hannover jetzt Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1982 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 24 ISBN 3 921456 35 5 S 403 409 Bernhard D Haage Wolfgang Wegner Macer floridus In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 877 Gundolf Keil Odo von Meung In Lexikon des Mittelalters Metzler Stuttgart 1999 Band VI Spalte 1360 Gundolf Keil Odo von Meung Arzt oder Schulautor In Werner E Gerabek u a Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte 2005 S 1064 Johannes Gottfried Mayer Konrad Goehl Das Standardwerk der Klostermedizin der Macer floridus in Zeitschrift fur Phytotherapie Heft 5 2001 ISSN 0722 348XWeblinks BearbeitenDer Macer floridus oder De viribus herbarum des Odo Magdunensis Forschergruppe Klostermedizin Digitalisat des Erstdrucks Neapel 1477 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat eines Druckes von 1489 Universitat Bielefeld Digitalisat eines Druckes Genf 1506 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat eines Druckes Basel 1527 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat eines Druckes Freiburg im Breisgau 1530 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat des Paracelsus Oporinus Kommentars 1590 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat der Edition J L Choulant Leipzig 1832 archive org Macer floridus oder De viribus herbarum Digitalisat eines Druckes von 1489 Digitalbibliothek des Universitatsbibliothek in BratislavaAnmerkungen Bearbeiten Von den 85 Pflanzen die im Macer floridus behandelt wurden enthalt der Paracelsus Oporinus Kommentar 35 237 238 de Artemisia 238 240 de Abrotano 240 243 de Absinthio 243 244 de Urtica 244 246 de Allio 247 249 de Plantagine 249 250 de Ruta 251 252 de Apio 252 253 de Althea vel Malva 254 256 de Anetho 256 258 de Betonica 258 259 de Savina 259 260 de Porro 260 262 de Chamomilla 262 de Nepita 263 de Pulegio 263 264 de Foeniculo 265 266 de Acedula 266 de Portulaca 266 267 de Lactuca 267 de Rosa 267 268 de Liliis 268 de Satureia 269 de Salvia 269 270 de Ligustico 270 271 de Ostrutio 271 272 de Cerefolio 272 de Atriplice 272 273 de Coriandro 273 274 de Nasturtio 274 de Eruca 274 275 de Papavere 275 276 de Cepis 276 de Buglossa 276 de Sinapio nicht ausgefuhrt 276 277 de Caule 277 de Pastinaca Ulterius non scripserat Oporinus Einzelnachweise Bearbeiten Cyrill Resak Hrsg Odo Magdunensis der Verfasser des Macer Floridus und der deutsche Leipziger Macer Text Medizinische Dissertation Leipzig 1917 Gundolf Keil Odo von Meung In Enzyklopadie Medizingeschichte 2005 S 1064 Bernhard D Haage Wolfgang Wegner Macer floridus In Enzyklopadie Medizingeschichte 2005 S 877 Gundolf Keil Die deutsche Isaak Judaus Rezeption vom 13 bis zum 15 Jahrhundert Shaker Aachen 2015 Europaische Wissenschaftsbeziehungen Supplement 2 S 23 24 39 40 William C Crossgrove Zur Datierung des Macer Floridus In Licht der Natur Medizin in Fachliteratur und Dichtung Festschrift fur Gundolf Keil zum 60 Geburtstag Hrsg von Josef Domes Werner E Gerabek Bernhard Dietrich Haage Christoph Weisser und Volker Zimmermann Goppingen 1994 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Bd 585 S 55 63 Rudolf Blum Urform und Quelle des deutschen Macer In Mitteilungen zur Geschichte der Medizin der Naturwissenschaften und der Technik Band 34 1935 S 1 14 Wolf Dieter Muller Jahncke Werner Dressendorfer Gundolf Keil Alterer deutscher Macer Ortolf von Baierland Arzneibuch Herbar des Bernhard von Breidenbach Farber und Malerrezepte Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg Farbmikrofiche Edition mit Einfuhrung zu den Texten Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschrift Munchen 1991 Codices illuminati medii aevi Band 13 Vgl auch Walter Lawrence Wardale Hrsg Albrecht van Borgunnien s Treatise on Medicine Hans Sloane Ms 3002 British Museum Edinburgh Glasgow London New York u a 1936 St Andrews University Publication Band 38 Gosta Frisk A Middle English translation of Macer Floridus De viribus herbarum Upsala 1949 C arl Kulz E Kulz Trosse Jos Klapper Hrsg Das Breslauer Arzneibuch R hedigeranus 291 der Stadtbibliothek Teil I Text Dresden 1908 Gundolf Keil Gart der Gesundheit In Burghart Wachinger u a Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearbeitete Auflage Band 2 Comitis Gerhard Gerstenberg Wigand De Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 007264 5 Sp 1072 1092 hier Sp 1077 f Arnold Carl Klebs Incunabula scientifica et medica Osiris Brugge 1938 Vol IV 8 1 359 Nachdruck Olms Hildesheim 2004 S 210 Scholia amp Observationes quaedam perutiles in Macri Poemata de Virtutibus Herbarum amp c quas Ioh Oporinus dum per triennium aut ultra Theophrasti esset Amanuensis ex ore dictantis studiose exceperat Nutzliche Kommentare und Beobachtungen zu den Macer Gedichten uber die Krafte der Heilpflanzen welche Johannes Oporinus drei Jahre oder langer Schreiber des Paracelsus vom Gehorten eifrig ausgewahlt hat Huser Ausgabe der Werke des Paracelsus Basel 1590 Teil 7 S 237 277 Mayer Goehl 2013 S 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Macer floridus amp oldid 229006936